Seltnes Denkmahl patriotischer Freymüthigkeit, und großmüthiger Königlicher Wahrheitsliebe.

Seltnes Denkmahl patriotischer Freymüthigkeit, und großmüthiger Königlicher Wahrheitsliebe.

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Vorbericht.

Glüklich, dreymal glüklich das Volk, welches unter viner Regierung lebt, die es dem edlen Patrioten verstärket, freymüthig aufzutreten, und laut die Wahrheiten vorzutrageu, die Len Fürsten groß, und die Unterthanen glüklich machen! Ihr auf eure Freyheit stolzen Völker verehret mit mir ein Denkmahl der wahren monarchischen, d. h. väterlichen Regierung. Es sie diese Schrift ein Fragment aus den entfernten Jahrhunderten, da die Menschen noch immer die natürliche Gleichheit erkannten, und den Würdigsten unterallen zu ihrem Beschützer und Wohlthater wählten; oder sie sey eine Vertheidigung unsrer spätem, so oft getadelten Zeiten: Das Land, wo der Freund der Wahrheit, der Tugend und Religion herrscht, der diese Schrift mit Königlichem Wohlgefallen aufnam, sey mein Vaterland, dem Fürsten sey mein ganzes Leben geweiht, für ihn fliesst mein Blut! Nur in dieses Königs eigenem Herzen kann der Verfasser die grossen Gedanken zur Beglückung der Völker geschöpft haben; nur aus Furcht, der Schmeichelet) verdacht zu werden, mag er das Lob in Lehren verwandelt haben.

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zu lange waren Religion und Tugend den uns unrer die Fusse getreten ; zu lange waren Rechtschaffenheit und Ehrbarkeit von unfern Grenzen verscheucht. Du aber, o König, warst hieran unschuldig. Eine schändliche Rotte niedriggesinnter Leute hatte sich Deiner geheiligten Person bemächtigt, und den Rechtfchafnen den Zugang zu Dir unmöglich gemacht; Du sahst und hörtest nur durch sie. Dein Volk fchwam in Thränen; Furcht, Schrecken und Angst herrschte überall; der Name der Nation war eine Schande worden, so daß niemand sich in fremden Ländern zu selbigem bekennen durfte; die Patrioten stunden betroffen, die Reiche wurden ausgesogen, der Glanz des Königlichen Hanfes verdunkelt; alles war Ehrenschandern, Räubern, Gottes: lástrern, Feinden der Tugend und Menschlichheil Preist: Bey dem allem warft Du zufrieden, weil Du glaubtest, daß alle zufrieden wären, und daß die Wohlfarth der Umerthanen befördert würde.

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Gesegnet fty Juliana! Verherrlicht sey Friedrich! *) Gepriesen seyn alle Patrioten, die aus reinen Absichten die Binde von Deinen Augen gerissen haben, die Dich und das Reich gerächet, ihr Leben für unsre Rettung gewagt, und Dir Deine rechtmässige, angeerbte Macht wieder gegeben haben! Und wahrlich es war einmal Zeit; denn ich sah den Bürger wider den Bürger das Schwerd wätzen, und die sollst friedlichen Völker zum Morden gereizt werden. Binnen wenig Tagen wäre vielleicht Deine Königs-Stadt ein Opfer der Flammen, und in einen elenden Steinhaufen verwandelt worden; vielleicht wäre D . . . und N . . . unter eben dem Könige unglücklich worden, der ihre Glückseligkeit am eifrigsten wünscht.

Sieh, König, die Freude die aus Deiner Unterthanen Augen stießt; steh auf ihre Freuden - Feuer, auf ihre freywiüigen Freuden-Feuer! und denke nach! Laß das Blut so vieler Könige, das in Deinen Adern rinnt, Dein Herz beleben auf Dein Volk herab zu schauen! Gleiche Christian dem Vierten; gleiche Friedrich dem Vierten; verewigte Namen! Traue nicht Schmeichlern, daß Du jenen schon gleich feyst; sondern eyfre ihnen nach. — Von Gott und von Deinem Volk hast Du die unumschränkte Gewalt ; aber auch Gott und Deinem Volk bist Du von dem Gebrauch derselben Rechenschaft schuldig. — Eine fchrekliche Gewalt, die unumschränkte Gewalt! — Je grösser die Macht, desto grösser sind die Pflichten.— Sehe Du selber dieser Macht Schranken!

KFZ darum

*) GeschichkSkundige Theologen mögen entscheiden, ob diese Namen verklärte oder noch ans Erden wandelnde Schutzheilige bezeichnen.

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darun erkenne Gott über Dir; arbeite an dem Wohl Deiner Völker; wähle würdige Rathgeber, und Du hast an Deinem Bruder den würdigsten; verurtheile Du niemanden, und sehe niemanden ab als nach dem Gesees erhebe vorzüglich Deine gebohrne Unterthanen! laß uns wieder in Deinen Befehlen unsre eigne geliebte Sprache hören; denn Du bist ja D .., und ich weis daß Du D ... kannst. Die ansläntische Sprache sey ein Denkmal des niedrigen Verrätherö, der zu träge war unsre Sprache zu lernen, und zu Hönisch sich bis zu ihr nieder zu lassen. Bezähme die Eigenwilligen, und laß niemand Unrecht leiden, am wenigsten durch offenbare Gewalt, sollte sie auch nur die allerschlechtesten Menschen tressen. Russe die unrechtmässig Abgesetzten und Verwiesenen zurück; laß nützliche Männer unter ihnen wieder Aemter bekleiden; mache nicht zu viel und zu schnelle Veränderungen, daß die kommende Zeit nicht der nun vergangnen gleich werde; laß nicht veraltete Dinge hcrvorgesucht und geprüft werden, untersuche nur die leztern genau; züchtige diejenigen gelinde, die noch mit Gnade behandelt werden können; die aber, welche Dich und uns geschändet haben, strafe ohne Nachsicht. Gieb nicht zu, daß Deines Vaters Monumente verfallen; schränke die kostbaren Lustbarkeiten ein; erforsche die Staatsschulden genau, und bezahle die rechtmässigen. Laß N . . ., das treue und tapfre N . . ., seine Münze wieder bekommen; laß seine Helden nie wieder von Deinem Throne verjagt werden, die Helden die Deines Thrones sicherste Stütze sind. Vergiß nicht den Zustand der Bank und des Handels, und laß leztern nicht blos einen Gewinn für wenige Eigen-

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nüßige feyn. Ist eS möglich, so hebe Die schweren Schatzungen aus, die Deine Unterthanen drücken, und wenigstens vcrkheile sie mit Mehrer Gleichheit; freudig will ich nach meinem Vermögen einen Theil übernehmen, der auf Dürftige lag. Dann soll das Land der unumschränkten Gewalt, das Land der Freyheit, der Zufriedenheit, des Ueberstusses, der Sicherheit seyn, mehr als das freyeEngland selber, wo eigennützige und niederträchtige Minister zwar nicht das Gesichrey des Volks vom Könige abhalten können, wo sie aber doch die Wirkung desselben verhindern, und die Vertreter des Volks, die für die geheiligte Sache reden, in Fesseln schlagen dürfen.

Deine Reiche und Provinzen reden, o König, durch meinen Mund zu Dir. Weder Verstellung noch Schmeicheley, weder Hofnung noch Furcht führen meine Feder. Den vorigen Ministern habe ich nicht kriechend noch fleissig aufgewartet; und niemals habe ich den leztern Bösewicht besucht, gegrüßt, oder mich vor ihm gebeugt, selbst deinem Thron habe ich mich nie als ein Bettler genaht; ich danke es der Vorsehung und meiner Ehe, die mich ausser der Nothwendigkeit gesezt haben, um etwas zu bitten. Darum höre die Wahrheit aus meinem Munde, die Wahrheit die nicht verdächtig styn kann, die Wahrheit, die fast immer von dem Sitze der Könige entfernt ist: Fürchte Gott, liebe Dein Volk, regiere selbst, traue Deinem Bruder! Dann wollen wir und die Nachwelt Dich den GrdMtt, den Wkl' fett, den Guten nennen. Unser Vermögen, unsre Jugend, unser eigen Blut soll zu Deinem Dienste bereit seyn; für Dich/ für Juliane, für Friedrich, fürs Vaterland fließe

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es; und so wird Dein Königs-Haus, Dein Reich stehen, bis die Welt cinsinkt.

Wer nicht also denkt, ist des Namens seiner Vater unwerth; doch wer denkt anders, als nur die, welche den Lastern verkauft sind ? Wer verehret und erhebt nicht die gefährliche aber ruhmvolle Nacht, die unsre Bande zerriß, und uns wieder zu einem Volk machte? Herrliche Nacht! Homere und Virgile werden dich besingen. So lange Helden sind, soll AîîilMMs, Friedrichs Ruhm dauern, aber nicht vermehrt werden; denn das ist unmöglich; und also wird die Welt eher als ihr Ruhm vergehen.

Ewiger Gott! Du Beherrscher der Könige, der Menschengeschlechter und Welten, der Du mit deinem Hauch die Gottlosen zerstreuet, und ihre Anschläge vernichtet hast, gieb uns Verstand und Herzen Deinen weisen Führungen nachzuforschen, Deine Allmacht zu erkennen, und Deinen heiligen Gesehen zu gehorchen! Gieb unserm Könige Kraft fest an Dich zu hangen; laß Ihn erkennen, daß Du sein König bist, und Er unser Vater. Das geschehe! das geschehe!