Vollständige Nachricht von der am 28 April vollzogenen Hinrichtung des Grafen Struensee und Grafen Brandt.

Vollständige Nachricht von der am 28 April vollzogenen des Grafen Struensee und Graften Brandt. Copenhagen 1772.

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ensee und Brand das von der Inquisition ges sprachen« und confirmirte, und nachher auch an ihnen vollzogene Urtheil vorgelesen ward, wel¬

ches von Wort zu Wort also lautet, wie folget:

In Folge des Dänis. Gesetzbuches 6 B- 4 Cap. i Art. hat Graf Johann Friderich Struenlee, sich selbst zur wohlverdienten Strafe und andern Gleichgesinten zum Exempel und Abschen/ verbrochen Ehre, Leib und Gut, und soll derselbe seiner Gräflichen und aller andern ihm verliehenen Würde entsetzet, und sein Gräfliches Wapen von dem Scharfrichter zerbrochen werben. So soll auch Johann Friderich

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Struensees rechte Hand demselben, weil er noch lebet, und hernach das Haupt, abgehauen, sein Körper geviertheilet und aufs Rad gelegt, Haupt und Hand aber auf einen Pfahl gesteckt Werden.

Graf Enevold Brandt, hat zufolge des Gesetzbuches 6 B. 4 C. i Art. Ehre, Leib und Gut verbrochen,, und soll seiner Gräflichen und aller andern ihm verliehenen Würde entsetzet, sein Graf tichcs Wapen von dem Scharfrichter guf dem Richtplatze zerbrochen; worauf Enevold Brandt, da er noch lebet, die rechte Hand, und hernach das. Haupt, abgehauen, dev Körper geviertheilet und aufs Rad gelegt, Haupt und Hand aber auf einen Pfahl gesteckt werdest.

Am 27 April empfingen hierauf beyde Ge- fangene das heil. Abendmahl, und bezeugten, die größte Reue wegen ihrer abscheulich begangenen grossen Sünden. Der Graf Struensee hat nachher eine sehr nachdrückliche Rede an die bey ihm die Wache habende Officiers und Ges meine gehakten, und. dieselben zur Liebe Gottes; und zur Treue ihres Königs nachdrücklich was mahnet, und mit seinem Exempel bewiesen, was es für Folgen hätte, wenn man Gott aus deu " 4' ^ l ' •• Am

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Ungen setzte. Ueberhaupt har er sich als ein aufrichtiger bekehrter Christ und busftrtiger Sünder bezeuget, auch eine grosse Standhaftigkeit von sich blicken lassen.

Gestern wurde das zur heutigen Exeeution gebaute Chavot ausserhalb dem Osterchore auf einer freyen und geräumige«, Ebene unter den gewöhnlichen Ceremonien aufgerichtet, Selbiges ist 9 Esten hoch, daß cs in einer weiten Entfernung gesehen werden kan, mithin die Zuschauer, deren viele Tausende waren, ungehindert alles, was dart aufvorgenommen wurde, bemerken konten. Das Chavot ruhete auf4 Pfeiler, die mit Brettern bekleidet waren; gleich zur linken Hand beym Einz gange gieng eine Treppe von l 5 Tritten, und von dieser eine von 11 Tritten rechter Hand zum Chaz pot hinauf, über welche letztere eine Falllhüre gelegt war, die man beym Heraufsteigcn öffnete.

22 > Warn, von dem im Castcel liegenden Infanterie - Regimente des Kronprinzen, und 234 Mann von dem hie selb si garnisonirenden Regimente Dragoner machten die Bedeckung aus, unter welchen dieDelinquentcn aus dem Castecl nach Len Richtplatze gebracht wurden,und bestund (wie man sagt) die Anzahl derer von der Garnison zur -Fsrmirung des Kreises Commandirken aus 1000 Manu, ohne ein Corps von Dragonern, das mau oufuygefähr rovMemn schätzte, und einig« Com: mäydos. Matrose«, die «benfolle mir den Kreitz forirurreu.-D ic Garnison, welche zu dieser Expedilion gebraut Werden joche, crMeu schon unter

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Anführung ihrer Officiers, früh um 62 Uhr, Key dem Chavotte. Der Commandant der hiesigen Residenz-Stadt, Sr. Excellenz, der Hv. General vonEichstäük.warcn ftlbstcn zugegen,und nahmen die Ober-Aufsicht und das Commando über sich.

Um 8 r Uhr kamen die beyden Geistlichen, der Hr. D. Münter und der Hr. Probst Hee,ein jeder in seinem Wagen besonders zufahren, und stiegen bey dem Chavotte ab. Um 9 Uhr sähe man Z War gens ankommen. Indem r. faß der General-Fiscal Vivet und des Königs Voigt, der EtatS-Rach Ortved, welcher mit einem, bey solcher Begeben» heit gewönlich, grossen Degen von Meßing uti? gürtet war; rücklings faß desselben Gevollmachr tigter, welcher die Schilder bey sich hatte, worauf der beyden Grafen Wappen gemahlet waren, die zerbrochen werden sollten. In dem 2. Wagen saß der Graf Brandt, welcher in einem Buche laß, neben ihm ein Osficier, und rücklings zwey Unter-Officiers. In dem zZ. Wagen saß der Graf Struensee, uud ebenfals bey ihm ein Officier, rücklings aber 2 Unter - Officier; die Scitenfcnstern der Wagen waren niedergelassen, so daß die Delinquenten von einem jeden konten gesehen werden.

Wie die Wagen bey dem Chavotte ankamen , so stiegen der General - Fiscal und des Königs Voigt, nebst dem Gevollmächtigten, heraus, und begaben sich in den Eingang über die Treppe auf das Chavott, der Probst Hee empfing dem Grafen Brandt am Wagen, und gieng mit ihm hinaus. Etwa eine viertel Stunde unterrede-

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te sich der Probst mit demselben, da hierauf des Königs Voigt nochmals das Urtheil ablas; worauf der Scharfrichter das Gräflich-Brandtfche Wapen nahm, es zerbrach und auf die Erde warf. Nun kam die Zeit der Epecution des vorgelesenen Urtheils, und man erstaunet«, wie freymüthig sich der Deliquent bezeigte. Er ließ den Mantel, den er über seine Kleidung an hatte, zurückfallen, gab seinen mit einer goldenen Tresse versehenen Hut von sich, zog sich selber sein grünes Kleid ab, welches auch mit einer goldenen Tresse besehet war, nahm seine Halsbinde ab, zog sich selber das Hemd aus, und legte die rechte Hand auf den einen und den Kopf auf dem andern Block, und ließ sich beyde mit zweyen verschiedenen Beilen ganz gelassen abhauen. Hierauf gieng der Probst Hee, und vie Hun, Vivet und Orved das Chavokt hinunter. Die Henkersknechte aber zogen dem Leichnam die Kleider ab, nahmen die Gedårme und alles Inwendige aus dem Kors per und zerhaueten denselben in 4 Theile; die sie nachher, jedes Stück allein, an einem Seile auf einen besonders dazu gemachten Wagen niederliessen, um den zerstümmelten Körper nach dem Galgenberge zu führen; das Eingeweide wurde in ein Gefäß gelegt und auch auf dem Wagen vom Chavokt niedergelassen.

Der Wagen des Grafen Struensee war bey dem Chavvtke so g tion mit ansehen konte.

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war , so stregen der Officier und die Unterofficirs heraus, der Hr. D. Münter sete sich neben ihm. Wie die Reihe an Struensee kam, so stieg er mit D. Münter ans das Chavore, und wurden eben dieselben Ceremonien, mir Vorlesung desUrtels, Zerbrechung des gräfl. Wapens, vorgenommen. Er hatte auch einen Mantel um, und ein blaues Kleid mit weiffen Knöpfen an. So bald er auf das Chavot kam, nahm er den Hut ab. Er wolte dem Scharfrichter einen weisseu Schnupftuch ge- ben, um ihn die Augen zu verbinden, derselbe aber sagte, solches wäre nicht nöthig, und er war zufrieden. Er legte hierauf den Mantel von sich, zog sein Kleid und 2 Hemden aus, legte sich sodann gelassen hin, Und wurde gerichtet. Mit seinem Körper und Eingeweide wurde eben so wie mit Brand verfahren; beyde zerstümmelte Körper wurden hierauf mit dem Wagen nach dem Galt genberg gebracht; die 4 Theile eines jeden Kort pers auf 4 Räder gelegt, die beyde Köpfe auf 2 Stangen, und an demselben die beyden Hände ge- nagelt; die Gefässe mit den Eingeweiden aber in die Erde gegraben. Das Chavott soll noch 4 Wochen stehen bleiben.

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