Sendschreiben des Teufels an den Grafen von Struensee.

Sendschreiben des Teufels an den Grafen von Struensee.

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ls jungst Se. teuflische Majestät, Beelzebub, das Jubelfest seines Falles begieng, so ver sammlete er alle Große seines Reichs, um diesen Festtag recht glanzend zu machen. Voll stolzem Lächeln saß er auf seinem feurigen Throne, und um sich herum war sein Divan gestellet. Zu seiner Rechten saß an der untersten Stufe sein höllischer Mufti. Seine Augen schossen wie Raqueteu blitzend umher, und er erhob seine donnernde Stimme mit einem rasenden Vergnügen. „Liebe Getreue, heulete er mit einer teuflisch gnädigen Mine, heute ist der Tag, an welchem wir das Andenken der Stiftung unserer größten Monarchie, die jemals gewesen ist, in voller Pracht fepern, und an welchem ich den Thron meines Reichs zum erstenmale bestieg. Ihr alle wißt, wie bemüht wir seit der Zeit gemeinschaftlich gewesen sind, die Granzen unsers höllischen Reichs immer mehr zu erweitern: und wie erwünscht sind uns nicht unsere Bemühungen von statten gegangen! zumal, da wir unsere Erbfeinde, die Menschen, endlich so glücklich gestürzet, und viele derselben so weit )( 2 gebrach

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gebracht haben, daß ste uns unsere teuflischen Versuche merklich erleichtern helfen. Mein teuflischer Hauch blaßt noch immer Boßheit in die verruchten Seelen, und nur erst kürzlich ist cs mir und meinem getreuen Mufti gelungen, einen herrlichen Sieg über ein mit Boßheit und Intriguen angefülltes Herz zu erhalten. Euch allen muß der Graf von Struensee bekannt seyn; denn er hat zuviel Boßheit angerichtet , als -aß es nicht jedem von euch bewußt seyn sollte; und vielleicht hat auch ein jeder von euch etwas dazu beygetragen, um Boßheit in seine Seele zu blasen. Ich glaube uicht, daß einer unter den allerboßhafte, sten Menschen so würdig als er ist, die Stelle meines Mufti zu vertreten. — Ich habe beschlossen, diesen Tag recht festlich zu begehen. Was meyncst du, mein lieber Getreuer, indem er sich zu dem Mufti wendete, wodurch ich diesem Tage einen neuen Glanz geben kann?» Der Mufti stund in Gedanken, murmelte etwas Uligereimtes daher, und schwieg stille. Beelzebub glühete vor Zorn gegen seinen Staatsminister, stampfte mit seinen Pfoten und drohcte ihm mit seinen Krallen. »Du bist ein erzdummer Teufel, sagte er, welcher dem erfinderischen Genie meines lieben Struensee int geringsten nicht gleich kommt. —- Ich habe eine» bessern Einfall, meine Herren, und ich will an diesem Festtage ein besonderes Merkmaal meiner Gnade gegen Ziesen meinen Liebling blicken laßen. Im Namen meiner teuflischen Majestät lund meines ganzen satanischen Reichs soll ihm unser Staats-Secretair eine Danksa-

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gungs - Addresse ausfertigen, die ich selber mit dem fühlbarsten Vergnügen entworfen habe.,, — Diese Schrift wurde hierauf der ganzen Versammlung vorgelesen, und ein jeder brüllcte mit einer tiefen Verbeugung Sr. teuflischen Majestät seinen Bepfall zu. Das Schreiben aber selbst war in folgenden Ausdrücken abgefaßt.

Mein lieber Struensee!

Kaum weiß ich dir meine teuflische Freude v lebhaft genug zu bezeigen, daß du dich bis auf die letzte Stunde deines Falles als ein würdiger Unterthan meiner höllischen Monarchie betragen hast. Die ganze Hölle verdankt es dir, daß deine Bemühungen so eifrig für meinen Ruhm gewesen sind, und wir alle trauren nur darüber, daß deine Absichten nicht gänzlich nach unserm und deinem Wunsche erreichet worden. Ich habe dir meinen Beystand niemals entzogen, und ich freuete michallemal, so oft mein teuflischer Hauch einen wirksamen Eindruck in deine biegsame Seele machte. Alle deine Thaten, alle deine herrlichen Unternehmungen sind mit feurigen Buchstaben in meiner höllischen Residenz öffentlich )( z äuge-

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angeschlagen, und alle deine preißwürdigen Handlungen sollen von meiner teuflischen Majestät feurich belohnet werden. Betrübe dich nicht allzusehr darüber, daß deine Absichten, ein ganzes Reich, welches ohnediß ein abgesagter Feind meiner höllischen Monarchie ist, zu stürzen, mißlungen sind, du hast dem ohngeachtet deinen Namen unsterblich gemacht. Mit was für herrlichen Geburten ist deine erfinderische Seele nicht schwanger gegangen! Mord, Empörungen, Unterdrückung der Unschuld, Verläumdung rechtschaffener Patrioten — und was das preiswürdigste! — die Anstalten zu Vertilgung eines ganzen königlichen Geschlechts, sinh Thaten, die ich, so wahr ich Beelzebub heiße! kaum selbst zu unternehmen, die Verwegenheit gehabt hätte, und welche dich zu einem würdigen Bundesgenossen meiner teuflischen Majestät machen. Es ist daher eine Ehre für dich , daß man dich einen eingefleischten Teufel nennet. Mit Betrübniß muß ich vernehmen, daß man über deine fehlgeschlagene Absichten noch die größten Jubelfeste anstellet. Versichere deinem würdigen Spießgesellen, den Grafen Brand, meiner völligen Gnade; er ist eben sowohl als

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du das lebendige Muster eines Erz-Bosewichts. Halte nur fest an dem Bündnisse , welches du durch deine Thaten stillschweigend mit mir eingegangen bist. Mein ganzes höllisches Heer jauchzet darüber, daß du dich durch deinen unersättlichen Stolz meiner teuflischen Majestät so ähnlich gemacht hast. Wenn es mein Divan zufrieden ist, so werde ich dich zum Großvezier und Feldmarschall meiner höllischen Heerschaaren ernennen, und ich bedaure es sehr, daß ich dich nicht länger auf der Welt zum geschickten Werkzeuge meiner Absichten brauchen kann, da dein erfinderischer Kopf fähig genug ist, die abscheulichsten Intriguen unter einem heuchlerischen Scheine auszubrüren. Wir sehen deiner nahen Ankunft in unserer höllischen Residenz mit Frohlocken entgegen. Ich habe schon den gemessesten Befehl ertheilet, eine der heißesten Stellen in meiner Feuerwohnung doppelt glühend zu machen, weil du jetzt in deinem würdigen Aufenthalte die härteste Kälte und das schwereste Ungemach 'auszustehen genöthiget bist. Dein höllischer Kammerdiener, welchen ich dir zuordnen werde, ist schon beschäfftiget, einen brennenden Pelz bereit zu machen, welcher dich besser erwärmen

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soll, als derjenige, welchen dein nachläßiger Kammerdiener dir ins Gefängniß mitzugeben vergessen hat. Ich versichere dich nochmals meiner Gnade. Gegeben in unserer höllischen Residenz am Tage unserer Jubelfreude re.

Beelzebub.

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Ein Vivat nach dem andern crtönete nochmals nach Verlesung dieses Briefes, welcher durch einen Expressen an den Grafen gesandt wurde, und man stritt sich schon um den Vorzug, welcher aus der Versammlung die Ehre haben sollte, die Seele des Grafens dereinst zu begleiten. Stille, sagte Beelzebub, diese Ehre werde ich mir allein Vorbehalten, und ich warte schon mit Verlangen auf den Aeitpunck, daß ich ihm diesen letzten Dienst erzeigen kann.