Graf Struensees, Brands, Falkenschiolds, Gählers und Justitz-Rath Struensees wahre Unterredung zur Aufmunterung, ihren angelegten Plan auszuführen. […]. [Samme som 2.9.6, men anden udgave]

Graf Struensees, Brands, Falkenschi- olds, Gählers und Jusitz-Raths

Struensees

wahre Unterredung

zur

Aufmunterung,

ihren angelegten Plan

auszuführen.

Aus dem Dänischen des zu Coppenhagen 1772 bey August Friederich Stein gedrucktes Exemplar übersetzt.

Wie auch

den Bericht von Beelzebubs

Anrede

an seiner höllischen

Rathsversammlung,

und

das darauf angefertigte

Sendschreiben

des Teufels

an den Grafen Struensee.

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Graf Struensee und Falkenschiold.

jetzt haben wir uns lange genug aufgehalten, unsere Cassa bereichert, und die Capitalien in Sicherheit gesetzt, und uns so betragen, daß keiner unsere heimliche Absichten entdeckt hat. Was haben wir nun weiter zu befürchten? Nichts! Unsre Hoheit stehet veste, in ganz Europa ist mein Ruhm bekannt, und an Königs Tafeln sprechen sie Mir Lob.

Falkenschiold, (etwas schwermüthig,) zu Graf Struensee.

Vielleicht ost es wahr, was Du sagest, aber ich höre in der Stadt ein Gerücht, welches mir

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gar nicht gefallen will: schaffe Rath, daß, wenn

unser Anschlag entdecktwerdensollte, wir eine gewisse Flucht nehmen können.

Graf Struensee, (trotzig.)

Nein, schweig nur, stecke die Flügel zum Entfliehen ein: schwingt euch aber, gleich wie die Adler, in die Höhe, und brecht allen denen den Hals, die sich erkühnen, uns entgegen zu seyn. Ich wette, die Sache geht gut.

Falkenschiold, (etwas hitzig,) zu Graf Brand.

Ey, der Teufel hole mich! Ihr zaudert gar zu lange, eilet, der—da—der Rumpfder liegt, und schleppet sich auf der Bärenhaut, wie die Sau im Schlamme, und giebt genau Acht, ob ein Gewitter heraufzieht. Den ganzen Tag habe ich geloffen, und unsere zum Dienst Erkaufte zum voraus reichlich beschenket; da ich das Geld, wie Dreck, achte, so habe ihnen gewiß nicht ein Geringes geschenkt, und noch ein Vieles versprochen. Ich glaube auch sicher, sie halsen ihre Zusage.

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Graf Brand zu Falkenschiold.

Recht, Bruder! beym Teufel, spare kein Geld! wer gut schmiert, der gut fährt. Aber der Teufel hole den Pracher ---- den Mönch ---- den Römischen Narren. Er spielt in Wahrheit mit denen andern unter einer Decke. Von Bruder Gähler haben wir nichts zu befürchten, wir halten mit einander, und erwidersetzt sich die Befehle, so gut, er kann.

Graf Brand wendet sich gegen Graf Struensee.

Höre, Graf, wir sind ja ferig. Was brachte dir heutige Post? — Ferner sage ich, R-z-u ist hier nichts nütze; ich fürchte, er steckte sich hinter der Sache, wie auch die K. St. M--a mit ihren tiefsinnigen S--n, wir müssen wahrhaftig nicht säumen, sonstbekomen wir den Teufel zum Lohn. ---- Mes Frères, lesen Sie diese Briefe, in Süden stehen unsere Sachen so gut, als es nur zu wünschen sey. ----Hier ---- ist ein Brief von Nyborgs-Schloß, welcher der brave -- ich sollte es doch wohl denken, daß er es ehrlich meynt? ---- Eine Tonne Goldes will ich ihm schenken, und dazu alle seine Schulden bezahlen.

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Falkenschiold spricht, (indem er die Ohren krauet.)

Wen die abgedankte Garde nur nicht des TLeuffels ist, und uns Allarm macht; ich zweifele fast.

Graf Struensee.

Die Hunde—lärmen wohl den ganzen Tag hindurch, aber ich will schon ihrer Bosheit eine Halt machen; wohl ist es, daß sie weggefthafft sind, ---- sie sollen uns in Wahrheit keinen Verdruß mehr machen: aber der Teufel fahre auf die Schwarzen, sie predigen den Pöbel toll und bange.

Falkenschiold.

Ihr Predigen bedeutet nicht viel. --- Ihr seyd ja selbst von dem schwarze Zeug ausgesprossen, die stets Gotteslämmer predigen.

Graf Struensee.

Halt! halt! Falkenschiold, mit eurem Geschwätz, hier ist ganz was anders zu thun-

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als nur zu Plaudern, rufe Gähler herbey, und suche die Ubrigen noch auf unsere Seite zu ziehen. Ich will indessen mein Morgentrank geniessen.

(Indem tritt Gähler für Thüre herein.)

Gähler.

Guten Morgen, mein lieber Herr Graf! was brachte die gestrige Post an Neuigkeite mit? Ich glaube, Sie haben Briefe von S---- bekommen, welche an Friederichs Mutter addreßirt waren. Was sagt der König Gutes? Und wie steht es mit der Wache.

Graf Struensee.

O! mit dem Könige wollen wir wohl rathen, die Krone und die Macht habe ich in meiner Gewalt, und des Königs Gesinnungen kenne ich auf ein Haar.

Graf Brand zu Graf Struensee.

Wie lange schwelgt Ihr beym Schoccolade? macht, daß ihr fertig werdet. — Da wir

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heute Abend Masquerade haben, so wundert es ich, daß Berger noch nicht hier gewesen.— Sage mir, wie nahe eigentlich die Sachen stehe.

Graf Struensee.

Schon alles fertig, ich führe die Sache aus.

Der Justitzrath Struensee.

Mir träumte vorige Nacht so etwas vom Könige, und es kam mir vor, als wenn unser Plan entdeckt wurde, und den Schatz, den Falkenschiold in Händen hat, fand, und selbigen wegnahm.

Graf Brand.

Die Wahrheit zu sagen, mir träumte ebenfalls, ich sähe die Königinn Juliana angekleidet, so weiß, als Schnee, und seufzete nach ihrer alten Gewohnheit, und die Königinn Mathilda, wie sie ihre Hände zusammenschlug, und ein Wehe über das andere ausrief.

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Falkenschiold.

Zum Teufel mit alle eure Träume, wir haben ja Geld und Macht, versäumt nur keine Zeit. eure Sache geschwind und geschickt auszuführe, Diese — quälen — er sängert ----- du ---- stekkest an --- sie ladet ein --- er nimmt in Eid ---- er nimmt den Rest der Befehle, und giebt sie an -- und läßt Gebrauch davon machen; -- und die sich unsdannwidersetzen, schlagen wir zu Boden. ----Ich verspreche, daß Sie niemalen darben sollen; und die---- laßt ergreifen, wovon ich neulich gesagt habe. Gold und Geld muß bey ein solches Unternehmen, wie Dreck, geachtet werden; dann sollt ihr sehen,wie sich Alles vor uns niederbeugt.

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Bericht

von

Beelzebubs Anrede.

Jüngst saß die Teuftlische Majestät, Beelzebub, das Jubelfest seines Falles zu begehen,da versamlete er alle Teufel seines Reichs, um diesen Festtag recht glanzend zu machen. Von stolzem Lächeln saß er auf seinem flammenden Throne, und sein höllischer Divan um ihn. Zu seiner Rechten saß an der untersten Stufe sein scheußlicher Mufti. Seine Augen schossen Blitze,Raqueten gleich. Rasend erhob er seine donemdeStimme: „Liebe,Getreue(heu lete er mit einer teuflisch-gnädigeuMiene,Heute ist der Tag, an welchem wir das Andenken der Stiftung unserer gröste Monarchie,die jemahls gewesen ist, in voller Pracht feyern, und an welchen ichdenThron meinesReichszum erstenmahle bestieg. Ihr alle wißt,wie bemüht wir seit derZeit gemeinschaftlich gewesen sind,dieGranzen unsers höllischenReichs ier mehr zu erweitern: und wie erwünscht sind uns nicht unsere BemühmrgevonStatte gegange! zumal,dawir unsreErl'feinde,dieMensche, endlich so glücklich gestürzet/und vielederselbe ft weitgebracht habe

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daß sie uns unsere teufelische Versuche merklich erleichtern helfe. Mein teufelisch-giftiger Hauch flößt die stärkste Bosheit in die verruchten Seelen, und.nur erst kürzlich ist es mir und meinem getreuen Mufti gelungen, einen für uns herrlichen Sieg über ein mit Bosheit und Intriguen angefülltes Herz zu erhalten. Euch allen muß der Graf Struensee bekannt seyn, denn er hat zuvielBosheit angerichtet,alsdaß es nicht jeden von euch bewußt seyn solte; u.vielleicht hat auch ein jeder von euch etwas dazu beygetragen, um Bosheit in seine schwarze Seele zu blasen. Ich glaubte nicht,daß einer unter den allerboßhafst? Menschen unserer so würdig ist, als eben er, die Stelle meines Mufti zu vertreten.— Ich habe beschlossen, diesen Tag recht festlich zu begehen. Was meynest Du, mein lieber Getreuer, indem er sich zu demMufti wendete,wodurch ich diesen Tage einen neuen Glanz geben kan?” Der Mufti stand inGedanken, murmelte etwas Ungereimtes daher,und schwieg stille. Beelzebub glühete vor Zorn gegen seinen Statsminister, stampfte mit seinenPfoten,und drohete ihm mit seinen Krallen. "Du bist ja ein erzdummerTeufel, sagteer, welcher dem erfinderischen Genie meines lieben Struensee im geringsten nicht gleich kommt.—Und hiemit entsetze ich Dich allerDeinerWürden und Macht,und sollst hin-

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führemeinesgeliebtöStrumfees ewiglicherBe dienter seyn, welchë ich diesenPoste anvertrauen will.—Diesen Einfall, meine Herren, habe ich gehabt, um den heutigen Festtag, durch ein besonderesMerkmalmeinerGnade,gegendiesen meineuLiebling blicke zu lassen,selbigen glänzender und verewigter zu machen. Also befehle, im Namen meiner Teufelischen Majestät,und meines ganzen jatanischenReichs, ihm,den Grafen Struensee,dafür zu erkennen undgehorsamen, und unser Staatssecretairsoll dieDanksagungs und Gratulations-Addresse ausfertigen, die ich selber mit dem größten höllischen Vergnügen entworfen habe." DieseSchrift wurde hierauf der ganzenVersammlung vorgelesen, und ein jeder brüllete mit einer tiefen Vorbeugung dieser TeufelischenMajestätBeyfall zu. Das Schreiben aber selbst war in folgendenAusdrücken ab« gefaßt:

Mein lieber Struensee!

6)aum weiß ich nicht Dir meine ausgelassene «3v Teufelische Freude lebhaft genug zu bezeigen, daß du Dich, bis auf die letzte Stunde DeinesFalles,als ein würdigerUnterthan meiner höllischen Monarchie betragen hast. Die ganzeHölle verdankt es Dir, daß Deine Bemü.

Hungen

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hungen so eifrig fur meinenRuhm gewesen sind: und wir alle trauren nur darüber, daß Deine Absichten nicht gänzlich nach unsern u.Deinem Wunsche erreichet worden. Ich habe Dir meinen Beystand niemals entzogen, und ich freuete mich allemahl, so oft mein teufelischer Hauch einen wircksamenEindruck indeine biegsameSeele machte. Alle deineThaten undUnternehmungen sind zu deinerErinnerung mit feurigeBuchstaben in meiner höllisch? Residenz öffentlich angeschlagen, und alle Deine schwarzen Handlungen sollen von meiner teufelischenMajestat mit brennendenPech undSchwefel belohnt werden. Betrübe Dich nicht zu sehr darüber, daß Deine Absichten, ein gantzes Reich, welches ohnedies ein abgesagter Feind meiner höllischenMonarchie ist, zu stürzen, mißlungen sey, Du hast demohngeachtet deinenNameN unsterblich gemacht. Mit was für schädliche Geburten ist deine ersinderischeSeele nicht schwanger gegangen Mord Empörungen, Unterdrükung derUnschuld,Verlaumdung rechtschaffenerPatrioten—und was das entsetzlichste—die Anstalten zurVertilgung eines ganze KöniglichenGeschlechts sindTaten, die ich, so wahr ich Beelzebub heisse, kaum selbst zu unternehmen die Verwegenheit gehabt hatte, und welche Dich zu einem würdigen

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mi

Bundesgenossen meiner teufelischen Majestät machen. Es ist dahero eine Ehre für Dich, daß man Dich den obersten und grausamsten Teufel nennt. Mit Betrübniß muß ich vernehmen, daß man über Deine fehlgeschlagene Absichten noch die gröstenIubelfeste anstellet. Versichere Deinem würdigen Spießgesellen, dem Grafen Brand, meiner völligen Gnade; er ist eben sowohl, als Du, das lebendige Muster eines Erzbösewichts. Halte nur vest an dem Bündnisse, welches du durch deine Thaten stillschwei« gend mit mir eingegangen bist. Mein ganzes höllisches Reich jauchzet darüber, daß DuDich durch Deinen unersättlichen Stolz meiner tei felischenMajestät so ähnlich gemacht hast. Mein Divan ist es zufrieden,daß ich Dich zum Groß Vester, Mufti, Feldmarschall meiner höllischen Heerschaaren ernannt, und die obersten Bedienungen der Hölle für Dich aufbewahret habe. Aber ich bedaure es sehr, daß ich Dich nicht langer auf Der Telt zum geschiktenWerkzeuge meiner Absichten brauchen kann, da Dein erfinderischer Kopf fähig genung ist, die abscheuligsten Zntriguen unter einem heulerischen Scheine auszubrüten. Wir sehenDeiner nahenAnkunft in unserer Residenz mit einem heulenden Frohlocken entgegen, selbst das ganze Heer der Eumeniden

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meniden sollen auf dem Wege Deiner erwarten/ und Dich mit ihr giftiges und erschreckliches Hauchen anhero begleiten. Auch habe schon den gemessenen Befehl ertheilet, eine der Heissesten Stelle in meiner Feuerwonung doppelt glüend zu machen, weil Du jetzt in Deinem wohlver: dienten Aufenthalte die härteste Kälte und das schwersteUngemach auszustehen genötipjtt bist, Dein höllischerKammerdiener, welchen ich Dir zuordnen werde, ist schon beschäftiget, einen Brennenden Pelz bereit zu halten, welcher Dich Besser erwärmen soll, als derjenige, welchen Dein nachläßiger Kammerdiener Dir ins E efängniß mitzugeben vergessen hat, und ein flammenderSopha stehet fürDich schon bereit. Ich versichre Dich nochmals meiner Gnade. Gegeben in unserer höllischen Residenz am Tage unserer grossen Jubelfreude & c.

Beelzebub.

Nach Verlesung dieses Briefes ertönete die ganze Hölle von ein grausendes Huza-Geschrey me dem andern, und welcher sogleich durch eilen Expressen an den Graf Struensee gesandt burde. Schon stritte man um den Vorzug

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welcher aus der Versammlung die Ehre haben sollte, die Seele des Grafens dereinst abzuholen. Stille, sagte Beelzebub, in einem scharfen Tohn, diese Ehre werde ich mir allein Vorbehalten, und warte schon mit Verlangen aufden Zeitpunkt, daß ich ihm diesen letzten Dienst erzeigen kann.