Ein Vermahnungs-Brief von dem Generalsuperintendenten Struensee, an seinen Sohn dem Grafen J.F. Struensee.

Ein Vermahnungs-Brief von dem Generalsuperintendenten Struensee, an seinen Sohn dem Grafen J.J. Struensee.

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Mein unglücklicher Sohn!

glaubst es wol kaum, wie sehr es mich ge« lchmerzet, da ich deinen Fall hörke. Er :oar eine natürliche Folge deiner Gottlosigkeit. Wen» die Religion gegen die Zärtlichkeit, welche ich für dich als Vater habe,mein Her; hart machen fonte; so müßte cs mich vergnüg«», daß du mit deinen» Exempel beweisest, wie der Gottlose mit Schanden bestrhen muß. wenn die Gottesfurcht für den Gerechten in all?» Lebensumständen ein Fels wird. Du weißt gar wohl; dein eigen Gewisse» wird dich daran erinnern, wenn du es solltest vergessen haben, daß ich oft, sowol in deiner zarten Jugend, «iS in deinem zunehmenden Alker, auf meinen Knien dich den GnadenhandenJEsu anbefohlen hade, daß sie deine Seele zu einer beständigen Wohnung für deinen gekreuhigten Erlöser machen, und ich doch auch unter der Zahl der glückseligen Vater styn möchte, welche an jenem Tage mit freudigen Angesichtern zu dem Richter aller Welt sagen können: HErt, hie bin ich, und die Kinder, dir du mir gegeben hast.

Ich habe allezeit für deinen ungöttlichcn Handlungen einen Eckel bewiesen. Ich habe sie bestrafet, nicht mit übereilter Herrschsüchtigkeic, sondern mit vielen Zarklichlcir und Langmüthigkeit, als mein Erlöser mit daznGnade gegeben hak. Ich habe niemals ausEigene sinn oder Unbesonnenheit dir Lebensregeln gegeben, sondern allein dir vorgehalten, daß du solltest wandeln aufdcuWeg, der zu einer beständigen Glück'stligkeis führet. Du hast dich oft geweigert, meine väterlichen Ermahnungen zu hören, und vielwenigrt Haft dmdem * r heilst

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Helligen. Geist ln deinem Herzen Raum aea-ben. Ich hübe dir oft gest.gr, daß kein Vers,.st dem Verlust der Seele zu vergleichen ist: denn was hülst? es uns, wen» »vir die ganze Welt gewinnen kö- reu. und nähmen Schaden an unserer Seelen? Die Glückseligkeit, welche darin ist, in der Gemernsch fr IEju zu stehen, hast du verschmähet, und allein «inc l öchstschädliche Freudein der Welt gesucht. Dein bc ständiger Wider: Wille gegen GOtt und sein Wort, hak meine Hofnung zu deiner Besserung beschämt. Dein Muthwillegegen meine Ermahnungen hat Mir manche Seufzer über dich auegepressct. Deine Gottlosigkeit hot mich vor der Zeit zu einem grauhärigten Manttegemacht. Dein Spotkgcist hat mich oft dahin gebracht, daß ih gewünscht, mich nie erinnern zu k önnen, daß ich einen solchen Sehn hätte, und Lu aus meinem Gcdächlmß gänzlich vertilget schn möchtest. Dar, was in dieser Welt das Ziel aller deiner Handlungen war, das erteichreft du, und da dachtest du, du wärest so hoch auf: geklimmet, daß keine Rache deiner Mitmenschen dich im mindesten erreichen k önte: Denn Ehre und Wole lust war das Kleiriod, wornach du all. zeit getrachtet, daher das Geld, welches das einzige Mittel styn kons te, deine Wünsche zu erfülle», sehr heck, von dir ge acht rer wurde. Aber die Rache verzehrte deine Wümche; deine Hofnung blieb Verzweiflung ¿ deine Ehre Schande; deine Wollust Bitterkeit der Höllen Was bist du nun geworden, weil Lu ohne GOtt in dieser Welt gewandert hast? Und was für Elend muß dich nun in deinem Gefänguiß kränken! Aber du bist vers härtet in deinen Sünden, und der H> n deiner Sünden hat deine Augen eeblendet. deine Ohren verso pfer, und alle deine Sinnen verwirret»

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Mit einem Schwarm eigennüßiqer Heuchler am Hofe, versuchtest du dich cinzuschläf, rn, f d ß du nicht hörtest das 'Ach und Weh-lagen, welches die Kinder des Landes über deine Niederträchtigkeit ausschüt- teten. Nun bist du in deinem Gefängniß, wo du nicht das Geringste von den Verbannungen hörst, womit dich noch das Volk verfolgt,weil du Handel uad Wan, del gehemmet, die Nahrung im Lande abgeknappet, und die Religion, das Heiligste, was die Menschen haben, qelahmet haft, indem du bosheitsvolle Patente zu sündigen ansgegeben, und fertig gewesen, die guten im Lande auszurotten. Ach! erschreckliche Dinge! Mir graute dafür, deine Bosheit zu nennen. Kein Wunder, daß man so auf dich erbittert ist; aber ach! was denkest du in deinem Gefängniß? Ich fürchte, dir zu sagen. was ich von dem schlechten Zustande deiner Seele für Meynung hege.

Wenn du mir einer zerknirschten Wehmüthigkeit dir lelbst deine greulichen Verbrechen unter Augen stellen solltest; wenn du solltest, oder Köntest, Blut weinen über deine Bosheit; wenn du solltest recht von Herzen ernstlichen Abscheu haben an dir selbst, und deisien gottsvergessenen Thaten; wenn du festest in des wüchigem Gebet dich die gnädige Vergebung deiner Versöhners ausbitten; wenn du dich solltest mit Eifer bereiten, ini die Ewigkeiteinzugehen, welche draussen vor der Thür deiner Gefängnisses wartet; wenn du jetzt noch suchen solltest, deine wenige übrige Lebenszeit in der Freundschaft deines Erbarmers zu gemessen; wenn du soltest den heftigen Widerwillen fast sen gegen das Eirele, worin du so lange geschwebet, und nach der rechten Seligkeit des Himmels ein innerlich Verlangen tragen; so (sage ich) glaube ich,daß du * z deine

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Leine vorigen Handlungen nicht mit einer dir gewöhnlichen kalten Gleichgültigkeit ad sehen würdest; ich fürchte aber, daß du alle die Gedanken; welche vermit: keift der Wirkung des Heiligen Geistes dich zu ciner solchen Selbsterkentniß bringen, und eine Begierde nach der Gnade GOttco in dir wirken körnen, aus deiner Seele verbannest.

Es verdriesset dich wol vielmehr, daß du deine Roft Te nicht besser gespickt Haft, und daß du also in deine eigene Stricke fallen mußtest. Darin besteht wol deis ne Selbsterkentniß, daß du einsichest, aber zu spat, daß mir einem Reiche nicht gut Ball zu spielen fem Aber daß die Verachtung GOttcs einem Menschen «Heu (omdr die zeitliche als ewige Verhöhnung über Leu Hals ziehe, dazu giebst du dir wol niemals Zeit, daran zu denken.

Vielleicht glaubst Lu sogar noch, du seyst unschuldig. Gefährlicher Gedanke! Vielleicht glaubst du, daß du bey deinen hohen Vorzügen und Austritts Mißgunst erwecket hast, dich zu stürzen; doch ich kan es nicht glauben, daß du fo verblendet bist. Vielleicht Denkst du vielmehr, dak doin Dännemark eine uuentr lbehrliche Person gewesen, und daß man daher schuldig sey, des Nutzens wegen, welchen du, nach deiner Eigenliebe dir embildrft gestiftet zu haben, deine kleinen Fehler zu übersehen: Denn der größte Sünder schmücket seine unmenschliche Thaten so sehr, böse Geist ihn gerne unschuldig erkennet, und dieses Urtheil nimr der Sünder mit Freuden an. Hast du die mindeste Erleichterung indem erschrecklichsten Zustande, in welchem du dich befindest; so besteht sie wol darin, daß du dich überdie Macht und List, womit du

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deine Brüder in der Welt gekränket, und deinen und Meinen Gott erzürnet, erfreuest

Es ist dir wol eine Freude, daß dein Name in Däne «mark unsterblich wird; aber ach! wie dann? Zn deiner Schande währet er von Geschlecht zu Geschlecht. Lieber wollte ich ein Hirte am Zaune gewesen seyn, unbekant meine ganze Lebenszeit da gelegen, mich mit heiligen Gedanken beschäftigt, und mich begnüget haben, einigen wenigen andern Hirten bekant zu seyn, die eben so aufrichtig, als ich, vor GOtt wandeln. Kein Menschenfreund wird einmal anders, als mit dem größten Abscheu, deinen Namen der Nachwelt nennen können, und noch weniger wird ein Gottesfürchtiger gestatten, daß man deinem Gedächtniß Aufmerksamkeit gönne.

Mas gewännest du dann bey deiner Gottesvergesi senheit; bey deiner Gottesverachtung, bey deinerVert messenheit und Dumdreistigkeit? Nichts als den Hohn der Welt, GOttes Zorn, der Welt Strafe, GÄtkes Rache, der Welt Abscheu, und eine ewige Versioffung von dem Angesichte GOttes, wann du Nicht noch in Zeiten dich besinnest.

Der Mensch, wie elend er auch ist, in wie viel Sorgen er schwebt, wie viele nagende und stechende Vorwürfe er auch fühlt; so ist ihm doch das Leben lieb. Wenn auch der Tod ihm vor Augen schwebt, und feine Ankunft in den Gliedern des Menschen verkündiget; soglaubk er doch nicht, daß es der Tod sey. Also geht es auch wol dir.

Du siehst dich nun selbst in einem Gefängniß, wo die Einsamkeit dir Gelegenheit genug giedt, zurück zu denken an deine grossen und unzähligen Sünden Dein Gewissen ruft beständig in dir, daß du den ewigen Tod

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verdienet kast. Die Gesetze aussen um dich, verkündigen dir, daß der Zorn des Staates durch den Tod muß befriedig t werden.

Laß nun die Ketten, die du äußerlich an dir trägst, dir ein Abbild styn von den Ketten der Sünde und des Satans, die dein böses Herz bishex gefesselt, und dich ais einen Gefangenen mit sich herum geführek haben. Ich glaube gewiß, daß du cif ig wünschest, aus keinen» Gefäugniß und von deinen Banden erlöset zu werden; aber dieses G fängniß und diese Bande (ind von ges ringer Bedeutung gegen die Selaverey der Sünden, worin dg beständig gcpiagr worden. Wünsche lieber aus den schneidenden Kerten des Satans befreyer zu feyn; dieses solltest du für einen vres gchssern Gewinn ansehen. grösser, als wenn dein Ueberwilch und deine Wcrgreifunq nie wären geschwächt, grösser, als wenn deine gottlosen Begierden nach der allerhöchsten Würde erfüllet wären.

Höre denn nuwdiese letzte Bitte von deinem betrübten Vater! Höre sie, nicht mit einen frechen und widerwärtigen Herzen; nicht Mir einer See!«, welche Ausflüchte sucht, und sich durch eigne Feigenblätter rxrstcckl; nicht mit einem Verstände, welcher die gefährlichsten Gründe auödenkt, die den Schein der Wahrheit haben, deine ungöttliche Handlungen zu rechtfertigen, noch mit einer hochmüchigen Einbildung von deiner eigenen unfehlbaren G.müthefassilng; sondern höre meine Permahnung als ein Schn, welcher, nach so vielen ihm erwiesenen Liebeöprvbm, seinen Pater liebt; als ein Sohn, welcher seinem Vater alle vorigen Bekümmernisse und Sorgen, dw er seines Ungehorsams wegen fühlen müssen, will vergessen als ein Sohn, welcher seinem Pater alle»

Kummer

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Kommer mit dem letzten, dem einzige« Gehorsam, des zahlen will. Meine Bitte an dich ist. daß du die Welt, und alle das glänzende Wesen, daß sie dir gab, aus dei: ne» Gedanken fahren lassest, und selbige allein auf dein eigen Herz hinw^ndest.und in demselben so tiefgrabest, his du mit Schmerzen gewahr wirsi und erkennest daß du dich von deinem rechten Hirten Jesu verirret hast; daß du bist, wie das verlorne Schaaf vom Hapse Israel; ja, daß du dem verlornen Sohn gleichest, west ger, Trotz allen hi»u!«schen und väterlichen Enn»erungen, das zu seiner wahren Glückseligkeit bestirnte Erbe in der Fremde durchg. bracht har, und zwar auf die schlechteste Meise, in den häßlichst »Gesellschafr tm, u»d in den eckelhafresten Wollüsten.

Bekenne aste deine Sünden vor deinem himlischen Vater; und ob du gleich einige Zeit für deine grobe Sünden eine unleidliche Pein fühlen must; so ist diese doch Nicht mit der ewigen Quaal zu vergleichen. Dein Erlöser» weicher sich auch über die gröbsten undgöktlor festen Sünder erbarmet, wem sie sich in wahrer Nene zu ihm wenden, will dich zu einem solchen angenehmen Menschen, sowol in seinen, als der Engel Augen, wiedergebären, als du zuvor in aller deiner Pracht und Herrlichkeit nicht gewesen bist; er will dein verhärtetcs und fühlloses Herz wegtikhmen, und einen neuen sind gewissen Geist in dir schaffen. Er will das wankest müthige und beklemte Herz, welche« du nun hast, von dir nehmen, und an dessen Statt dir einen ruhigen Sinn geben,voll von Gnade,voll von Freude,voll von øllen denen Eigenschaften, wodurch ein Mensch den Engeln gleich, und in den Augen eine« heiligen Gottes gefällig wird.

JEsn hlnfchuidwill und muß dcn» «»«löschen alle *\ deine

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deine Sünbenschuld: Und must du gleich, wegen deiner schrecklichen Vergehungen, ein Abscheu vor der W lr werden; so wird doch Jesu Gerechtigkeit, wenn du dieselbe im Glauben annimst, dich rein und unsträflich machen vordem Angesichte Gottes.

Du wagest vielleicht noch, dich mit der Gnade des Königs zu schmeicheln, welche du doch so schändlich gemißbrauchet, und unter die Füsse getreten hast. Wahr ist es, dein König har sich gegen dich allzugnädig erwiesen. Hätte Er nicht schon längst mit befreitem Gewissen dich fällen können, da du im Begrifstundest, deine schändliche Gottlosigkeiten auszuüben? Hätte Er nicht schon längst mir Recht dich aus der Zahl der Lebendigen vertilgen können,wenn dein teuflischer Sinn sich gegen Seine uneingeschränkt« Hoheit vergrisk? Aber nein! Gnade genug, und noch zu viel Gnade gegen dir, daß Er nicht darauf denken konte, dich zu strafen, sondern dich nur den Gesehen überließ.

Nun gabEr dir nochZeit und Raum zur ernstliche» Bekehrung; hierin hast du vornämlich Ursache, Seine Gnade zu preisen, im Fall du nicht so verhärtet bist, daß du bis zu deiner lehren Todesstunde die Seligkeit geringe achtest, welcher du durch das vollgütige Verdienst deines Erlösers noch khcilhaftig werden kanst. Denkest du nun wo! mit Eckel an die Eitelkeiten, in welchen du dich vergnüget, oder vertreibst du die unangenehmen Grillen, wie man sie nennet, welche dein gegenwärtiger Zustand in dir hervorbringet, durch das Andenken deiner vorigen Lustbarkeiten, und der schändlichen Wollüste, worin du gclebet hast? Da wünschest vielleicht noch einmal in den Stand zu kommen, dich au denen zu rachen, die du als deine Feinde

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»Wehest, und welche die Werkzeuge in GOrtes Hand gewesen sind , deine Gottlosigkeit zu hemmen.

Du glaubst wol noch, daß du Freunde hinrerlassen, die du in deinem Glücke dir gemacht hast, durch deren Hülfe du aus deinen Banden wieder in Freyhelt kommen lönnest ; aber denke doch niemals darstufich rarhe «Sdir als ein Vater, der; voller Bekümmerniß, an dem Unglück, welches deine böse Tbaken über deinen Kopf gebracht haben, den größten AncheU nimk. Wer wird den erretten können, über weichen ein ganzes Volk Rache schreysr? Und wenn es glaublich wäre, daß ein Einziger von deinen vorigen Schmeichlern Wirklich wünschte, dich zu retten, wenn «Sin seinem Vermögen stünde; so kaust du leicht denken, daß ein solcher dergleichen Gesinnung sich nicht einmal dürste merken lassen, wenn er niche als Mitschuldiger deiner fchändlichenHandkungen angesehen werden alike, obgleich er sonst ganz unschuldig wäre. Du wirst also wol nicht so thörichl seyn, dich jo'lange mit der Hofrung für dein Leben zu trösten, bis der Bütte! dich zu spät von der Wahrheit überzeuget, daß du ein Mann dcö Todes sey, Dü sollst sterben; du must sterben. Das ganze Volk rnftr: Weg mit dem gottes vergesse: nen Weg mit dem Gotteslästerer! Weg mit dem vermessenen Ungeheuer! Die Erde fordert dein Blut Der Himmel will, du sollst sterben, um deren ein Exempel zu werden, welche in künftigen Zeiten durch die Herrschaft der Sünde tnöqrcn verleitet werden,in deine Fußtapfen zu treten. Ja, grausamer Gedanke für mich, du sollst sterben! du, der du Blut von meinem Blitte, und Fleisch von meinem Fleische bist; Du sollst sterben von der grausamen Hand eines Scharftichrcre! Aber ach! was Wunder ? ein Kind,

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welches Eltern Kat, die da redlich vor dem Angefichtr GO tes wandeln, welche mit Worten und Exempeltt es den Wea der Seligkeit weisen; wenn dieses Kind barn von dem Pfade der wahren Gottesfurcht ab« weicher, und mit den Spöttern wandelt; wenn es gleichsam alle Erinnerungen z?m Guten von sich schüt« telt; wenn es sich den Führungen der Sünde und der Sarans übergicbt, so daß die Eltern jeden Tag mehr und mhr sieh grämen müssen; muß denn bet Auch Gottes auf ein solches Kind ruhen? Selcher Eitern rechtschaffene Ermahnungen gründen sich allein auf Gottes Bef hl; ein Kiud also, welches selchen Ermahnungen widerstrebet, empörer sich ja auch zugleich gegen den göttlichen Willen, und der, welcher sich gegen Gott aussehe, kan der wo! erwarten, daß es ihm wohl gehen werde? Hier trist der Fluch des vierten Gebots. Nun magst du selbst Richter in deiner eignen Sache seyn. Es iss unnörhig und vielleicht schädlich, alle deine Sünden, welche mir bcwnstsind, aufzuzeichnen; ich will aber hiedurch bey dir aichalten, dass du den heiligen Geistum Gnade bittest,einen ernstlichen und klarfthenden Blick in dein Herz zu toun. Da wirst du alle deine Gottlosigkeiten besser gewahr werden, als ich im Stande bin, sie dir zu sagen, da wirst du merken, daß du durch die Sünde abscheulicher zugerichtet bist, als je ein'Musch im Sunde ist, dich abzumahlen.

, Wie must du nicht vonAngst gcguälet werden,wenn du alles das Böse erwegest,welches du begangen hast! Wie man mir erzählt, so sollst du Ursach daran styn, Laß varer - und mutterlose Kinder so gut als hauesiüchr tig gemacht worden, iydm sie durch dich des Unterh^irs beraubt sind, den ein goltesfürchtiger König ih« mit

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tien angedeihen lassen, daß er mit dem Reiche Dänttemark gleichwähreud seyn sollte. Diese Seufzer der Unmündige» sind vor die Ohren des HErrn Z-baorh gekommen, Rache zu federn über dich, sie ihren Vers sióhrer. Was ihr gethan habt einem unter diesen geringsten Kleinen, das habt ihr mir gethan; so sagt der Mund der ewigen Wahrheit. Und an einem andern Otte: Weichet von mir, ihr Verfluchten! denn ich bin nackend gewesen, und ihr habt mich nicht gekleidet; ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeisek. Eiche, ein solch verzehrendes Feuer wartet auf die, welche sich an die Unmündigen vergriffen haben, durch welche der Erlöier feine Kirche fortpflanzen will; durch welche er sich eine» Lobgesang auf Erden bereitet; durch welche er uns lässet sehen seine Engel in Menschengestalt ; eine selche Strafe fordert der Hime juel über dich, weil du auf alle mögliche Weise dahin getrachtet, den guten Samen sowol in dir, als in andern zu ersticken.

Wie viele Menschen hast du nicht verführt, um deis Ui gottlosen Begierden zu sättigen! Diese rufen Ach Und Weh über dich. Sie sehen dich an als einen Verführer, welcher ihnen ihre Ehre, das Kleinod, welches sie in der Welt glücklich und beliebt macht, beraubet har; sie sehen dich an, als den, det die Ruhe aus ihrer Seelen gerissen, die st. fühlten, che sie ihre Keuschheit befleckte»; sie sehen dich an. als den, der da Ursacheist, daß sie alle des wahren Guten, welches der Heiland ihnen in die er und in j ner Weitaus Gnaden ictmilen tvill, verlustig worden, im Fall sie ihre Mi. thacen dicht ernstlich bereuen, tu.d sich bekehren, Gnade zu suchen in Jesu und seinem Verdienst, Siche! selche Sagende Vorwürfe stürmen «in aus doms Seele;

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kanst du dennoch dich so kehr verhärten. daß du nichts von allen diese»! fühlest ? Mich deucht, es tan nicht möglich sen, daß ein Mensch so vieler abscheulichen Handlungen sich erinnern könne, ohne die einsih'ichste Marker in ferner Seele zu fühlen, ohne dadurch von seiner UnempstnMichkkit rrweckr zu werden, und ohne für sich selbst zu erschrecken, und getrieben zu werden, in dem Verdienste unsers rheuersten Erlösers die Ruhe zu suchen, -reiche alle heissende Unruhe vertreibt, womit der Machschmack der Sünden uns quälet.

DuKaft das Band gebrochen, welches von OM selbst qeheiliget, und von ihm selbst, zur Beförderung der Glückseligkeit vieler Tausenden grknüpfet war. Sobald du dieses Band der Vereinigung aufgelöftt harrest, so fanden sich Millionen Unglücke ein, als: Mißvergnügen, Verhöhnung,dieWvliustSichlanze, Eigendünkel, Eigennutz, Mißtrauen, Schalkheit, Falschheit, und manche andere Unthiere, welche alle anzuführen zu weikläufrig ist Wenn du dick einmal Zelt nähmest, alle die Schaden zu erwägen und nachzudenken, welche diese Unkhirre verursacht haben; so müssest du wol zugleich alle Ströme von Quaal und Marter auf dich eindringen sehen, weil du von allen diesem Unglück der Urheber bist.

Niemals kan ein gottloser Raubvogel die Absichten Gottes mit den Menschen zu ihrer Glückseligkeit, mehr verhindern und rückgängig machen, als weint er das Liebesband, welches die meiste Ruhe und die größte Freude, die die Welt zu geben vermag, gewähret angreift und zerreißt, und also zwey ‘vereinigte Gemükhern allerley Unfälle und Widerwärkigkeiten zuziehet. Diese Unverschäinthert muß denn wol das Kennzeichen einer »ledrigen Seele sey : Denn p

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grösser Unglück eine Handlung verursacht, desto grössere Gottlosigkeit muß eine Seele beherrschen, welche im Stande ist, solche schändliche Thar ins Werk zu setzen.

Du hast denn, so zu sagen, in der Gottheit eigen Werk einen Riß gemacht. Ach! erschreckliches Ürtheil! Du hast deine Hand gegen Gort selbst ansgestreckt den aber glaube, es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu lecken; wider den Stachel, welchen deine böse Thaten dir Ewigkeiten der Ewigs deine Seele zu martern in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Beuge dich derowegen unter. die gewaltige Hand küsse den Sohn, dak er nicht allezeit so Scepter; küsse den Sohn, Laß er nicht allezeit so zornig bleibe über dir, als er gegenwärtig ist. BitteJE« hier daß er dich doch in deiner kurzen Lebenszeit hier strafen, und dort schonen wolle; oder willst du bleiben, was du allezeit gewesen bist: ein frecher Sünder, ein verwegener Goklesverläugner bis an deine lehre Todesstunde?

Ueberweiftt dich nicht dein elendes Gefängniß, baß doch ein GOTT sey, der das Böse, was du begangen, strafen will? Hat nicht drin Gewissen in deinem Leben dich vielleicht mehr, als dir lieb gewesen, an deinen Oberrichter erinnert, so viele Künste du auch gebraucht hast, dasselbe cinzuschlaffern? Man sagt mir, daß du zweifelmüthig seyst; aber überführt dich nicht selbst diese Verzweiftlung, baß ei» GOtt sey ? Wenn du aber den Greuel deiner Sünden erkennest, so nim deine Zuflucht zu dem Gnadenstuhl, welcher dir durch den Glauben an das Verdienst JEsu ist vorqefttllet. Ach! könte ich noch für alle Betrübniß, welche du mir verursachet

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«rsachet hast, die Freude geniessen, daß ich diese selige Sinnesänderung an dir spüren mögre! Dies würde mich vietmehr erfreun, als dein unglückliches Schicksal mich betrübet har; so wollte ich meinem GOTT und nnserm Herrn IEsu danken und ihn preisen , daß seine Wege mit dir Und mir eitel Güte und Gnade wären; jo wollte ich seine heiligen Namen loben- welcher alle Dinge mit uns zu einem herrlichen Ende geführct; so wollte ich mit I innerlicher Freude darnach vrtlgngen, meinen. vere lohrnen Sohn in der Ewigkeit zu umfangen, wd. wir sollen schauen unfern gekreuhigren Erlöser, ent- j weder als einen strengen Richter, oder als sine milden Versöhner- GOTT gebe da» Letzte

Ich bin ic-