Das Testament des Grafen Struensee, von ihm selbst aufgesetzt, und von Lucifer confirmirt. [Samme som 2.9.13, men anden udgave med træsnit]

Das Testament des Grafen Struensee, von ihm selbst aufgesetzt, und von Lucifer confirmirt.

Nach dem bey dem Buch drucker Höck in Copenhagen

herausgekommenen Dänischen Exemplar ins Deutsche übersetzt.

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Johann Friederich Struensee,

nicht länger Lust habe, auf dieser Welt zu verbleiben, und aus gewißen Ursachen mir eine andere erwählet, so habe nach reifer Ueberlegung, auf Anrathen meines als ten geliebten Patrons Lucifer, nachfolgendes Testament, als meine letzte Willensmeynung, durch einen seiner geschwornen Notarii aufsetzen laßen, welches vest und unverbrüchlich soll gehalten werden.

Es soll allhie in der Stadt, in einer der ansehnlichsten und größten Strassen, in der angenehmsten und reizendsten Gegend, ein Haus, als ein Kloster, angeleget werden, welches die Vergnügungs-Bewohnung genannt werden soll. Es soll also eingerichtet werden, daß in selbiges grosse und kleine, mehr und mindere schöne ausgeputzke Zimmer sich befinden, so wie die Personen, welche selbige bewohnen, nach Alter, Stand und Schönheit beschask fen sind; bey selbiges soll auch ein Weinkeller und Coffeehaus angeleget werden. Und da man denen nach Trost seufzenden Frauenzimmern aus Menschenliebe hülfreiche Hand schuldigst bieten muß, so soll dieses Kloster, je ehender, je lieber, gebauek lg werden,

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werden, und wenn es fertig, soll es mit breyßig der schönsten, flinksten und auserlesensten Töchter des Landes, so nur zu finden, besetzet werden. Diese Mädgen sollen zwar über vierzehn, doch nicht über achtzehn Jahr alt, und dabey pure reine Jungfern seyn , welche alldort dahinein kommen. Doch soll aus Erbarmen zum schönen Geschlecht auch solche Jungfern mit ausgenommen werden, welche ihre Jungferschaft noch nicht über zwey Monate oder einigen Tagen verlohren haben, denn solcher Verlust kommt eben nicht in Betrachtung. Eine jede Jungfer soll ein eigen Zimmer bewohnen, und selbiges soll so eingerichtet seyn, daß sie nicht zu einander kommen können. Ueber dieses Kloster soll ein Prior und Priörinn die Verwaltung haben, und welche fleißig über ihnen die Aufsicht führen; alle die ihnen aus Vergnügen zustossende Krankheiten sollen von dem noch anzuordneten und privilegirten Vergnügungs - Arzt abgeholfen werden, die dazu erforderlichen Medicas mente reichen, und Pflege zu verschaffen; doch alles ohne Entgeld. Solche Kosten sollen aus des Klosters Cassa hergegeben werden.

Ben diesem Kloster sott auch ein Garten angeleget, und darüber ein Gärtner gesetzt werden, in welchem die Junfern mit ihre Schwäger und Vettere Erlaubniß haben sollen, zu spahieren, um sich darinn zu vergnügen. Es soll allen Mannspersonen erlaubt seyn, zu ihnen zu kommen, wenn

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es sie lüstet. Keine Jungfer muß sich unwillig bezeigen, Liebesdienste zu leisten, wo sie um gebeten werden, wogegen die Mannspersonen sich auf ihrer Seite verpflichtet sehen müssen, für die jungstrliche Dienstwilligkeit ein kleines Douceur zu geben; dieselbe muß solches an den Prior abgeben, der es zur Cassa bringt, Buch und Rechnung darüber hält. Sollte es geschehen, daß etliche von diesen Jungfern sich unwillig bezeigten, und denen Mannspersonen entgegen handelten, so sollen sie sogleich aus dem Kloster, und andere wieder dafür eingezeichnet und angenommen werden. Es soll auch eine jede, die Lust hat, in dieses Kloster aufgenommen werden. Doch soll man auf Alter,

■ Stand und Schönheit Unterscheid machen. Die schönsten und flinksten Jungfern sotten die untersten und schönsten Zimmer bewohnen, und wenn sie einige Jahre da gewesen, sollen sie aufwärts avanciren, so, als wie ihre Schönheit abnimmt; diejenigen, so alt, und in den Liebesdiensten unbrauchbar geworden, sollen mit ein wenig Reisegeld, doch nach Proportion, nachdem sie lange oder kurz getreu gedienet, und dem Kloster Nutzen geschaft haben, ausgewiesen werden.

Es soll denen Jungfern auch erlaubt seyn, zuweilen Visiten zu geben; doch nicht anders, als in Begleitung der Priörinn, welche eine erfahrne und verständige Frau seyn muß, die auf alle Fälle, und bey aller Gelegenheit, ein wachsames P . ‘ )( » Auge

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Auge hat, um damit keine ausser dem Kloster ihre Keuschheit tzerliehre.

In Essen, Trinken und der Pstege soll ebenfalls ein Unterscheid beobachtet werden, und je nachdem sie alt und unnutzbar werden, sollen auch die Speisen, die sie geniessen, eingerichtet seyn, Dieses wird auch in Ansehung ihrer Kleidung beobachtet.

Nichts Erweckendes soll und muß an ihnen ge sparet werden. Alles geniessen sie frey, und die Kosten werden aus des Klosters Cassa, von dem Gelbe, welches sie mit ihren Diensten erworben, hergegeben.

Die Thüren ihrer Zimmer sollen nummerirt seyn, die Schönste soll in Nr. x, und die darauf folgende in Nr. 2, u. s. w. wohnen. Auch soll einer seden ihr Portrait oben der Thüre stehen, und so, wie sie an Schönheit und Brauchbarkeit abnehmen, werden sie in Zimmern von grössere Nr. gesetzt.

Da die Zeit eine Zerstörerinn der Schönheit ist, so ist beschlossen worden, einen geschickten und erfahrnen Kunstportraitmahler anzunehmen, der aufs fleißigste Acht geben muß, daß, wenn sich die Jungfern im Gesichte verändern, er solches an denen Bildnissen, so über einer seden ihre Stubenthüre steht, auch ändert. Damit die Abbildung jederzeit dem Original vollkommen ähnlich bleiben möge, und allem Betrug vorgebeuget werde.

Der

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Der Mahler stehet unter der Aufsicht des Priors. Diesen. Mahler bestimme gleichfalls, für angewandte Farben und Mühe, ein Capital in der Banque, von denen p. C. er jährlich seinen Lohn erhält.

Denen Schönsten soll auch erlaubt seyn, in die Oper und Comödie zu gehen, aber niemalen, als unter Begleitung der Priörinn. Zur Masquerade dürfen sie aber niemals kommen.

Auch sollen sie mit guten weichen Betten und Leinezeug versehen werden; doch nach Beschaffenheit der Zimmer und Personen. Ueber das Thor des Klosters soll mein Bildniß zu Pferde, Was pen und Namen, zum ewigen Andenken, so wie es auf dem Titulblat und Ende dieses Testaments sich befindet, aufgerichtet werden.

Diese Stiftung bleibt zu dem Ende aufgerichtet,um in Zukunft allen Ungelegcnheiten und Mangel zuvorzukommen, welche so oft gewiße Personen mit dem größten Leidwesen seit den l^ten Januar 1772 haben erfahren müssen.

Allen meinen getreuen Clienten, Sclaven und Sclavinnen, welche für meine Schuld seit dem I7ten Januar, aus lauter Betrübniß, in die äußerste Verlegenheit sind versetzet worden, und welches bekannt genug ist, denen schenke ich ein ansehnliches Capital, welche Summe eigentlich nicht eher, als nach meiner Abreise in die andere Welt, bekannt seyn soll. Diese Summe

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soll den erstkommenden 3 often Februar prompte, und ohne einigen Rabatt, an die hier unten benannten neuen Wirthe, jeder in seiner Straße, ausbezahler werden, wie folget:

Osterstraße.

Der Altermann, Hert Gabel, welcher von mir zum Skadts-Hauptmann war bestimmt worden, und wo die erste und größte Probe gemacht wurde»

Kleine Königstraße.

Ebbesten, oder das Anweisungs-Comtoir. Holm , das Mahler-Comtoir, oder die ge mahlte Fratze.

Madame Maz MNZM, Officier Ring, oder klopp mi de Hand.

Jungfer Hølms, der Puderguaft»

Die gelbbeinigte Henne.

Gottesstraße.

7. LohmaNNs, oder die gekreppte Spinne.

8. Glaser/ mit den Zunamen: die Thralst

lampe.

§. Madame Streifsehen.

Kirchengang.

rc>. Fugt/ das Glaßauge. xx. Curtius, oder der Jagdbarbier auf das Seifen-Comtoir»

Schwab

H.

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Schwalderstraße»

13, Ebbel, Spadenbauer.

I Z. Gniders , Grete Neunfinger.

Peterwitftldtsstraße.

14» Granaten^ st, oder die gebrannte Taube, i j. MadameDiehl,oder dieLäuse-Beschützerinn.

16. Fields, Madame Schwamm.

Christians«Bernikostraße.

17. Bruhn, der drey Marsmann.

19, Madame SÜltkrukt.

19. Wmöter, oder Madame Schuhbürste.

Schmiedegang.

22. Matvøsløck, Trinne'Ellebusch.

21. Xcetböid), oder die Speckwanne.

Die Fuhrmannsstraße»

22. Madame Lacritius.

23, Der Wolfs-Klauen.

24. Ingev, Sturmglocke.

Weinhausstraße»

25- Franken, Senfmühle.

26. Madame Haltfeste.

27. Kabutze Catharina.

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Holms Canal.

29 BkUhN,inNr.9.Blumen-ComtoirsClamutjt.

Große Regengaße.

Z2. Lohmann Bestrcknadel, oder Cöcilia.

Große Königsstraße.

Z i. . Jungfer Lykke, oder Jungfer Rothbart.

Die große grüne Gaske.

Z2. Mutter auf die Treppe, oder Madame Sauerkäß.

Die Adelgaske.

33. Peter Besser, Jungfern-Strick.

Die Fortunstraße.

34. Der Garde -Maller, oder Fuchsscheere.

Die Seifengasse.

3$. Jenssen, das Spitzen-Comtoir.

Die große heil. Geiststraße.

36, Schuster - Comtoir, einhabende Jungfer

Plügels und Jungfer Schmiedeklang.

Marktstraße.

37. Wiltz, die Clistir-Pfeife, oder Trompeten-Comtoir.

z8. Steinhauern, Madame Stehnsche.

39- Hohrns, Madame Murske.

40. Girgel,

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40. Oirgel, Madame Schwa per.

41. Germann, fünsche Jochin, oder Madame 8tine-kie^s.

42. Franzos, Madame Schleimsche.

4Z. Förster , Tobacksrolle, oder Grete flink und fertig.

44. Fransten, das Dinkcnhorn.

45- Bruhn, Madame Splittern.

46. Madame Gtkkens, oder die Gräfin» Herzemich.

47. Schlachter, oder Madame Schiefd«rm.

48- Kutscher, Juckschens.

49. Schuhwachsen.

Lachsenstraße.

go. Tischler Wittwe, Madame Armblocksche.

5 1, Das Anker, oder Sperlings Bierwagen.

52. Schloot, Madame Schaafsfell.

5 z. Pomade-Comtoir.

54- Vogel, Treffbauer.

5 5. Schneider - Comtoir, oder Madame Gold» nehmersche.

56. Mannfeld, der Mörser.

Ulkestraße.

57. Jungfer Oerren, die gelbe Fonkange.

58. Husar, oder Prinz Fahraus.

59. Weber, oder Madame Stehbey.

6 s. Lorenz

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<§o. Lorenz Außiehr.

61. Die junge Katze, oder Herzen zwey.

Die Nelkenstaße.

62. List, oder die schwedische Augurk. 6z. Hutes, oder die Weinkanne.

64. Madame Großmaul»

6 z. Der Geldmangel.

Da ich doch eine bekannte Person in dieser Welt gewesen bin, und nach meinem Tode noch Vieles bekannt werden wird, indem ich viele merkwürdige Dinge ausgeübt, desgleichen in Jahrhunderte nicht gehöret worden, Dinge, welche viele Aufmerksamkeit für dem, der sie höret, erre gen, Dinge, die werth sind, und welche verdienen, von Allen gesehen und gelesen zu werden: Schenke ich demjenigen eine ansehnliche Summa, der sich beschäftiget, meine Siebes- und Bebens-Geschichte, NB. auf die gute Seite, auf das zierlichste u. ausführlichste verfassen will,und den Druck übergeben. Ich zweifele nicht, daß es eine grosseSchrift werden wird, weil Materie dazu genug vorhanden, ich bin gewiß, ein jeder wird sie mit Begierde lesen, und sein innerliches Vergnügen daran finden, da besonders alle und jede Liebhaber der litteratur neugierig sind, etwas Gutes, Neues und lehreiches zu lesen, so versichere dem Verleger, wenn das Werk erst bekannt ist, guten Absatz. Die Wichtigkeit

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tigkeit der Materie erfodert es, daß es gut bearbeitet werde, es wird ein Band in Folio sechs Zoll dick ausmachen, selbiges muß dem Kloster dediciret werden, und sobald, als es die Presse verläßt, sollen 31 Exemplaria auf das sauberste eingebunden, mit mein Portrait, Wapen und Namen, wie bereits gemeldet, und hier im Testaments zu sehen, in das Kloster geliefert werden, wovon die Priörinn und jede Jungfer eins bekommt, welche sie anstatt andere Bücher lesen sollen.

Damit aber fremde Nationen ebenfalls ihre Neubegierde stillen können, und selbige mitVergnügen lesend so setze abermals eine ansehnliche Summa aus, für denjenigen, der solche in teutscher (aber ja nicht in hochteutscherSprache, französischer und englischer Sprache auf das zierlichste übersetzt.

Sieben Stück von meinen besten Juwelen schenke ich denen, so, die schönsten und flinksten Jungfern in meinem gestifteten Kloster sind, und wenn sie solche nicht länger werth sind zu tragen, und nicht mehr jemanden damit reizen können, so soll die Priörinn ihnen solche abnehmen, und geben sie diejenigen, die sie würdig erkennet, zu tragen.

Einen gewissen Rest, welches das einzigste ist, und ich nicht weggeben kann, nehme ich mit mir in das Reich, da ich trachte hin zu ziehen.

Denen Bewohnern der grossen und kleinen Häuser, welche ohne Trauren bey der letzten Tumultuirung Schaden gelitten, und doch vieles da-

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bey eingcbüffet haben, schenke ich ebenfalls ein grosses und ansehnliches Capital zu deren Schadlosha-tung, damit solche in vorigen Stand kommen, um ihre Meublen, welche ruiniret worden, wieder ersetzen zu können.

Denen siinkstenFrauenzimmer, welche ein Pferd am besten reiten, wenden und tummeln können, und sich von meines gleichen am liebsten einholen und aufhalten liessen, schenke ich das ansehnliche Capital, welches in eine auswärtige Banque ge set werden soll, woraus solche jährlich den z osten Februar ihre wohlverdienten Renten ziehen sollen.

Wenn ich den Abschied von der dänischen und nordischen Welt nehme, soll derjenige, der am rührendsten meine Abschieds-Predigt erbaulich abhandelt und erkläret, und sie so beweglich vorträgt, daß solche einen Eindruck auf aller Herzen der 'Zuhörer macht, und den alle obgemeldete Thranen erregt, dem Redner ein Douceur für seine Wohlredenheit von r o Rthlr. in klingender Münze gereichet werden.

Meine Garderobe schenke ich meinen Doer stiquen die mir am meisten gehorsam gewesen sind.

Meine Meublen , Gold, Silber, Wollen und Leinenzeug rc. soll in öffentlicher Auction verkauft, und das daraus gelösete Geld, nach Abzug der Auctions-Gebühren, aus dem dänischen Reiche we geführet werden.

Meinen

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Meinen Trost, den ick jetzt nicht mehr so viel achte, Gebrauch davon zu machen, schenke ich allen und jeden , die einen solchen Anschlag, wie ich gehabt, auszuführen gedenken, und wünsche, daß sie damit mögen vergnügt styn.

Mein nagendes Gewissen soll, muß, und will ichmeinen sämmtlichen Mitbrüdern mit:heilen, und wenn sie so lange, als sie gewollt, Gebrauch davon gemacht haben, sie einen jeden überlasten, dem sie es gönnen sind, und dem es benöthiget ist.

Einen Glauben habe niemals gehabt, sonst würde ich denselben auch jemanden vermachen.

Meine Masqueraden-Hosen, welche ich noch an habe, will ich bis aufs letzte behalten, selbige soll mein Notarius mit mein Taschengeld, für seine gehabte Bemühung in Verfertigung diese Testaments, haben.

Dieses Testament hat zu mehrerer Bekräftigung mein grosser Patron und wohlmeynender höllische Beherrscher und klauenfeste Lucifer con firmiret und bestätiget.

Struenste.

Ich, Lucifer, oberster König der höllischen Geister, allgewaltiger Beherrscherder ganzenHölle, und aller kleinen Teufel, auch die, welche auf Erden schweben, ihr Beschützer, macht hiedurch bekannt, daß, da mein geliebter Freund, IøhlMN

Friederich Srrumfee, um gewisse Ursachen

seinen

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seinen hohen Stand, Eher und Ansehen, den Erdball verläßt, und seines Gebens überdrüßig ist, und gedenket, in unser geliebtes Reich herüber zu ziehen. Weil nun eine solche Veränderung nicht ehender statt findet, bis er mit allen denen, so er gekannt, verwandt, und Dienste geleistet, Richtigkeit getroffen hat: so haben wir nicht umhin können, sein ausgefertigkes Testament zu unterschreiben, unterzeichnen und bekräftigen auch solches mit Spornen und Stiefeln-