Antwortschreiben des Grafen von Struensee an Beelzebub. 1772. Mit einem saubern Kupfer. [Samme som 2.9.17, men anden udgave og andet træsnit: Sct. Georg og Dragen]

Antwortschreiben des Grafen von Struensee an Beelzebub. 1772. Mit einem saubern Kupfer.

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Monsieur Beelzebub!

1 ^„erwarteter fonte mir nichts kommen-als HF ein Schreiben von einem Wesen, das ich immer für ein Unding gehalten habe, welches wie ein Gespenst aus leeren Köpfen ausgeganr gen seh, Blödsinnige zu schrecken und am Genüsse der Wollust dieses kurzen Lebens zu hindern. Wenn Sie aber doch wirklich And, Mon: seur Beelzebub, und inderUnterwelt bey den sogenanten Teufeln einen Monarchen vvrstellen: so kan ich zuvörderst mich nicht entbrechen, ihnen meine Befremdung zu crkenen zu geben, daß Sie mich, dessen hoher irdischer Stand, und dessen beynahe königliche Würde und unumschränkte Gewalt, die ich schon seit einigen Monaten auf der Welt bekleidet und auögeür bet habe,Ihnen nicht unbekant geblieben sind, daß Sie mich, sage ich, sd enCanäil lc tracriren, mich schlechtweg "mein lieber Struensee" zu heissen; da ich mich doch nicht der geringsten Bekanntschaft, geschweige einer Familiarität oder Verbrüderung mit Ihnen, bey meiner Ehre,bewußt bin.Sogar sagenSie,Monsteur Beelzebub, »nie von JhrerGnade vor; da Sie doch hätten bedenken sollen,daß ich auf einer so hohen Stufe gestanden bin, wo ich keiner königlichen Gnade mehr zu bedörfen glaubte. Und ob ich mich gleich jekt gestürzt sehn muß,

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so steht es doch Ihnen am wenigsten an, und reimet sich durchaus nicht mit der Hochachr tung, die Sie übrigens gegen meine Verdienste bezeugen, daß Sie mich meine Erniedrigung wollten fühlen lassen.

Noch mehr Geringschätzung meines hohen Und immer durch sich selbst wirksamen Verstandes zeigen Sie, Monsieur-Beelzebub, in IhremVorgeben,daß meine großenUnterneh» rmrngen auf Der Erde, Fingebungen von hul, und wo! gar von noch kleinern Unterteufel», sollen gewesen seyn. Bey meiner Ehre, Sie sind ausserordentlich anmaaßend, Monsieur Beelzebub ! Ich trotze, das sage ich Ihnen, ans mein Bewußtseyn, daß jeder meiner Gedanken, der nicht etwa von andern Menschen bey mir ist veranlasset worden, unmittelbar aus meinem Gehirne entsprungen ist. Auch seh ich keine Möglichkeit, wie ein Geist, dergleichen Sie, Monsieur Beelzebub, doch wol seyn müssen, *n meinen Nerven Gedanken Hervorbringen könne; denn meine Maschine bewegt sich immer von selbst. Solte indessen das

Gehirn schlechterer Menschen anders als das meinige gebaut seyn, düßSie,MonsicurBeelzebub, in dasselbe wirken könnten: so müßten den solche mit Ihnen einerleyJntereffr haben; welches ich eben jetzt zu untersuchen nicht Lust habe, sondern es anden großen Ort will hinge-

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stellet seyn lassen, wohin man so viel Unausger machtes stellet. Von mir aber will ich Ihnen sogleich das Gegentheil zeigen.

Sie, Monsieur Beelzebub,haben das Interesse oder den Zweck aller Könige, die wir auf der Erde groß nennen, IhrerHerrfchaft viele Menschen zu unterwerfen: weil Sie das nun nicht eher, als nach dem Tode der Maschine, thun können, wird es mir hieraus fast wahrscheinlich, daß solche geistige Wesen alsdann übrig bleiben müssen, als wovon unsre Geistlichen vieles erzählen; obgleich ich davon mich Loch nicht recht überzeugen kann. Allemal aber bleibt es mir unbegreiflich, wie ich hätte Len Zweck haben können, Ihnen mehrere Un: terlhanen zu unterwerfen; da ich, wie gesagt, mich tsichl der geringsten Bekanntschaft mit Ihnen bewust bin. Und hätte ich auch ehedem als Arzt zufälligerweise einige Maschinen tödten können, so glaubte ich doch, in solchen Ihnen höchst unbrauchbare Unterthanen zugesandt zu haben.

Hören Sie aber nun, Monsieur Beelzebub, wie weit wichtiger mein Zweck war, und

wie weise ich ihn zu erreichen suchte! Ich

habe allezeit geglaubt, daß meine und andre Maschinen sich am besten befänden, wenn sie durch alle Arten der Wollüste in beständiger Lebhaftigkeit erhalten würden: dieser Glück-

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seligkeit wollte ich deswegen alle theilhaftig machen. Nun fand ich aber in Dännemark,wo ein Zufall mich zum Nächsten nach dem Könige machte, solche Maschine» vor, die sich rhör rieht genug einbildeten, für ich weiß nicht welche höhere Bestimmung zu leben, als wozu ich bey mir einen Wunsch hegte. Diese widerstrebten also nicht nur meinen Menschenfreundtichsten Absichten, sie höchst glückselig zu machen, indem ich sie von den Fesseln ihres Wahnes befreyete: sondern ihre stolze Dummheit ging auch soweit, daß sie meine Weisheit und Mich selbst verachteten. Die Elenden glaubten, wie überall der christliche such die Vornehmsten müßten ihnen gleich denken und handeln; und es'war umsonst, sie durch die witzigsten Spöttereyen des größer sten Weifen, der je gelebt hat, des erhabnen Voltaire, eines Bessern zu belehren. Ich beschloß demnach, weil ich kein leichteres Mittel zu erfinden wußte, ich beschloß, ein so unvernünftiges und wiLerspänstiges Menschengeschlechts so geschwind als möglich, auszurokr ten, oder wenigstens äuscrst zu unterdrücken; Und wäre mein Unternehmen in Kopenhagen glücklich von Statten gegangen, so hatte ich die Freude gehabt, an dem von mir bestimmten großen Tage, zum Opfer für die Vernunft, das nichtsrvükdige Blut der eifrigsten Christen

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sten durch die Gassett ins Meer stießen zu sehn. (Diest entzückende Aussicht, ach! die ist wie ein Traum verschwunden») Doch hören Sie nur weiter, Monsieur Beelzebub r damit bald ein neuesGeschkecht wieder auswachsen mögte, das für die Wollust empfindlicher und für meine Weisheit gelehriger wäre; zu diesem grossen Zwecke befahl ich, alle Unterthgucn, denen die alten Gesetze verboten/ ausser der Ehe dem Zeugungsgeschäfte obzuliegen, sollten dieses ohne die geringste Strafe oder den geringsten Vorwurf lhNN; und ich zerbrach aüeRiegel, die bisher die Keuschheit öder den beschützten« • Weil ich endlich

fürchtetr, jene Trübsinnigen würden noch meinen König selbst mißtrauisch gegen meine Weisheit machen i so wollte ich auch ihn lieber sterben, als Mir zuwider handeln sehn, und bediente mich der geringen Kenntniß, die ich ehedem von Arzneyen erlangt hatte, ihm einen schleichenden Gift zuzubereiten, der ihn immer mehr schwächen und langsam tödten sollte; damit ich desto eher hoffen dürfte, das Zepter in dex Hand eines Prinzen zu sehn, den ich selbst nach meiner Weisheit gebildet hätte»

Das wären meine Zwecke, Mouf. Beelzer bub; und habe ich durch mein Bestreben nach denselben Ihre Herrschaft zufälligerweise erweitern

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weitern können, so ist es mir angenehm, einem Unbekannten kleine Gefälligkeiten erwiesen zu haben; wofür ich aber nie weitern Dank von Ihnen erwarte. Indessen danke ich Ihnen, Monsieur Beelzebub, für die Veranlassung unserer Bekanntschaft; und bitte Sie, von mir zu glauben, daß ich sey,

Monsieur Beelzebub,

Ihr

guter Freund,

I. F. Graf von Struensee.

R. S. Solte mich einmal ein Zufall in Ihr Reich führen, Monsieur Beelzebub, so nehme ich Ihre gütige Zusage an, daß Stein eigner Person mir standesmäßig die Honems mai «hen werden.

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