An den König von Herrn Conferentzrath Peter Friedrich Suhm.

An den König von

Herrn Conferenzrath

Peter Friedrich Suhm

Aus dem Dänischen übersetzt

von

einem treugesinnten Patrioten 1772

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Lange genug waren Religion und Tugend unter die Füße getreten; Redlichkeit und Ehrbarkeit schon zu lange aus unsern Gränzen verwiesen! Doch bist Du, o König darin unschuldig Eine schändliche Rotte niedriger Menschen haben sich deiner Person bemeistert; den Zutritt zu Dir allen Rechtschaffenen unmöglich gemacht; Du sahst und hörtest nur mit ihren Augen und Ohren. Indessen dein Land in Thränen schwamm; Furcht,

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Angst und Schrecken allenthalben herrschten? Indessen der Name der Dänen zum Schimpf geworden war, und man sich ausserhalb Landes nicht dazu bekennen durfte; Indessen die Patrioten betäubt standen, die Länder ausgesogen worden, die Sonne des Königl. Hauses sich verfinsterte, und alles Ehrenschändern, Räubern, Spöttern GOttes, Feinden der Tugend und Menschlichkeit, Preiß gegeben wurde. — Indessen alles dies geschah, warst Du vergnügt, weil du glaubtest, daß alle vergnügt wären, und daß die Glückseligkeit der Unterthanen befördert würde. Gesegnet sey Juliane! Erhoben sey Prinz Friderich! dank sey allen Patrioten, allen, die aus lautern Absichten die Binde von deinen Augen rissen, so dir zu sehen verwehrte; die Dich und dein Reich gerächet; die ihr Leben für unsre Erlösung gewagt; die Dir deine rechte und wesentliche Macht wiedergegeben haben. Und gewis er war sehr hohe Zeit; denn ich sah Bürger ihr Schwerdt gegen Bürger wetzen, sonst friedliche Menschen, zum Morde erhizt! Vielleicht wäre deine Residenzstadt in wenig Tagen ein Opfer der Flamme, nur ein bedauernswürdiger Steinhaufe geworden, und Dännemark und Norwegen, wäre unter dem Könige, der ihr Wohl aufs eifrigste wünscht,

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unglücklich gewesen. Siche, König, die Freude in den Augen deiner Unterthanen, beschau mit Nachdenken, ihr Freudenfeuer. Laß daß Blut so vieler Könige so in deinen Adern rinnet, dein Herz erwärmen, selbst für dein Volk zu sorgen. So that Christian der Vierte, so that Friederich der Vierte! Verewigte Namen! Laß dem Schmeichler dir nicht einhilden, daß Du schon bist, wie Sie! Bemühe dich so zu werden! Von Gott und deinem Volke hast du die Macht der unumschränkten Regierung! Du bist auch GOtt Rechenschaft schuldig, wie du sie gebrauchst. Eine schreckliche Macht! die Macht der unumr schränkten Regierung! Je grössere Macht je grössere Pflichten! Setze dieser Macht selbst Schranken; indem du GOtt über dich erkennest, indem du auf das Beste deines Volks siehst; indem du wurdige Mänauswahlst, und Du hast den würdigsten in deinem Bruder; indem Du niemand verurtheilest, niemand absetzest, als nach dem Gesetz; indem Du deine Eigene Unterthanen am verzüchlichsten erhebest! Laß uns in deinen Befehlen wiederum unsere eigene geliebte Muttersprache hören, du bist ja ein Däne, und ich weiß, daß du Dänisch reden kanst; Laß die fremde Sprache ein Kennzeichen des niedrigen Verrä-

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thers seyn, der zu träge war, unsre Sprache zu erlernen, und unserer zu sehr spottete, als sich so weit herunter zu lassen. Bezähme den Eigenmächtigen, und laß keinen, am wenigsten durch öffentliche Gewalt, Unrecht leiden, und wenn es auch die schlechtesten Menschen seyn solten.

Laß die mit Unrecht Abgesetzte und Verwiesene zurück kommen. Brauchbare Leute unter ihnen laß wieder Aemter bekleiden; Mache nicht zu viele, noch zu schleunige Veranderungen, damit nicht die künftige Zeit werde, wie hie Vorige: Laß nicht uralte Sachen untersuchen und aufheben; aber die neuen Sachen laß genau untersuchen. Züchrige diejenigen, die es möglichst, gnädigzn behandeln, sanftmüthig; aber die, so Dich und uns entbehrt haben, strafe gerecht und ohne Verschonen.

Laß die Denkmäler deines Vaters nicht verfallen; Schränke die kostbahren Lustbarkeiten ein; Untersuche genau die Schulden des Landes, und bezahle die rechtmässigen; Laß Norwegen, das treue, tapfere Norwegen, seine Münze Wieder sehen; Laß niemals mehr seine Helden von deinem Throne verjagt werden, Helden, welche

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die sicherste Stütze des Throns sind! Vergiß nicht den Zustand der Banque, des Handels, und laß den letztern nicht mehr ein Ziel einiger wenigen Eigennützigen seyn. Ist es möglich, so schaffe die harten Schatzungen ab, welche deine Unterthanen drücken, wenigstens vortheile sie mit mehrerer Gleichheit; Mit Freuden will ich nach Vermögen den Theil tragen, der den Armen aufgetragen war. Denn wird das Land der unumschränkten Regirung, das Land der Freyheit, der Freude, des Ueberflusses und der Sichereit seyn, mehr noch, als das freue England selbst, wo eigennützige und niederträchtige Minister zwar nicht verhindern können, daß der Rath des Volks vor dem König komt, aber wo sie doch dessen Wirkungen hindern; wo sie sich unterstehen dürfen, die Fürsprecher des Volks, die für eine so heilige Sache reden, gefangen zu nehmen, Dännemark, Norwegen und die Fürstenthümer, reden durch meinen Mund mit Dir, o König! weder Heucheley noch Schmeicheley, weder Hofnung noch Furcht, führen mir die Feder! ich habe nicht niederträchtig, noch ofte, den vorigen Ministern meine Aufwartung gemacht; Niemals habe ich den letzten Abschaum nur besucht, ihn gegrüsset oder

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mich für ihn gebeuget: Niemals habe ich, wie ein Bettler, mich deinem Throne genähert. Der Vorsehung und meiner Frau danke ich dafür, daß sie mich in einen Stand gesetzt, worin ich um nichts zu bitten nöthig habe. Höre also Wahrheit aus meinem Munde, eine Wahrheit, von der man nichts böses denken kan; eine Wahrheit, die fast immer von den Königs Thronen ausgeschlossen wird: Fürchte GGtt, liebe dein Volk, regiere selbst, vertraue deinen Bruder. So wollen wir dich auch nach diesen, König Christian den Großen - den Weisen, den Guten nennen!

Unser Vermögen, unsre Kinder, unser Blut soll Dir zu Diensten stehen. Für Dich, für Juliane, für Friederich, für das Vaterland soll es fliessen. Dein Königliches Hauß, das Königreich Dännemark und das Königreich Norwegen wird dann stehen, bis di Welt zerfällt. Wer so nicht denkt, ist kein Däne, ist kein Norweger; über wer denkt nnders, als die zum Laster Verkaufte? Wer ehrt und erhebt nicht die gefährliche, über Ehrenvolle Nacht, die unsere Ketten zerbrach, die uns wieder zu einen Volk machte! Herrliche Nacht! künftige Homere und Virgile werden dich besingen. So lange Dänische und Nordische Helden sind, wird Ju-

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lianens, wird Friedrichs Ruhm Wären, über nicht vergrossert werden, denn das ist unmöglich. So wird denn die Welt ehender vernichtet werden, als Jhre Ehre vergehen wird. Ewiger GOtt! der du herrschest über Könige, über Menschen und Welten. Der du mit dem Hauch deines Windes die Gottlosen zerstreust und ihre Anschläge zernichtet hast, gib uns Verstand und Herzen, deine weisen Regirungen einzusehen, deine Allmacht zu erkennen, und deinen heiligen Gesetzen zu folgen! Gib unserm Könige Kraft, fest an dir zu hangen, laß es Ihn einsehen; daß du sein König bist und Er unser Vater! Es geschehe! Es geschehe!