Zwo Predigten. Dank-Predigt über die dem Könige und seinem Volke erzeigte Hülfe Gottes auf Befehl des Königs am vierten Sonntage nach Neujahr in der deutschen Petrikirsche gehalten und zum Druck gegeben von D. Balthasar Münter. Feyerliche Danksagung [...] zu Odeslohe in der St. Petri Pauli Kirche am 2ten Februar 1772 dargebracht durch Samuel Helmich

Zwo Predigten.

Dank - Predigt

über die

dem Könige und seinem Volke erjeigte

Hülfe Gottes

auf Befehl des Königes am vierten Sonntage nach Neujahr in der deutsche« Petrikirche gehalten, und zum Druck gegeben von

D, Balthasar Münter«

Feyerltche Danksagung

dem

Könige aller Könige und Herrn aller Herrn, für die väterliche

Fürsorge und allmächtige Beschirmung, welche er dieser Zeit an

X hro Kön ig L Majestät,

dem

Allerdurchlauchtigsten und Großmächtigsten Könige und Herrn,

Christian dem vii.

Erb-Könige in Dännemark, Norwegen, u. |. ». an Allerhöchst Dero

Königlichen Erbhause und gesammten Landen verherrlichet;

zu Odeslohe in der St. Petri Pauli Kirche am rten Februar 1772 beym öffentlichen Gottesdienste von der ganzen Gemeine dargebracht durch

Samuel Helmich,

König!. Consistori«! > Rath und Haust > Pastvr.

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Dank Predigt

von

D, Baltchser Münter-Gebeth.

bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt/ ^ wer böse ist, bleibt nicht vor dir. Die Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen, du bist feind allen Uebclthätcrn. Du bringst die Lügner um, du hast Gräuel an den Blutgiriegen und Falschen. Dir giebst sie dahin in ihres Herzens Sinn, sie werden in dem Werk ihrer eigenen Hände verstrickt, plötzlich fallen sie vom ihrem Vornehmen, plötzlich werden sie um ihrer grossen Ucbcrtrctung willen ausqcstoffcn. Wie werden sic dann so schnell zu Nichte, und nehmen ein Ende mit Schrecken! Das thust du, der du im Himmel wohnest, und Recht und Gerechtigkeit auf Erden übest ! Du lässest zwar oft die Frevler hoch daherfahrcn, aber deine Stunde kommt gewiß sie zu dcmüthigcn. Du schweigest zwar lange und sichest ihnen zu, wenn sie sich wider dich austchnen, dein Recht und Gebot mit Füssen treten, und in der Trunkenheit ihres Stolzes ansrufen: Wer will mirs wehren? Wer ist der Hert, des Stimme ich gehorchen sollte? Aber endlich machst du dich auf, Arm »es Herrn, und stürzest sie zu Boden ! Endlich lässest du, Hert, unser Gott, dein Urtheil vom Himmel hören, so erschrecken sic und werden stille! O du, der du Gewalt übest mit deinem Armen, der du zerstreuest , die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn, der du die Vcrräther in die Grube stürzest, die sie andern gemacht habe», und ihr Unglück auf ihren Kopf kommen, und ihren Frevel aus ihre Scheitel fallen Kiffen} Deiner Hülfe freuen sich nun alle, die in der Zeit der Noth auf dich allein ihre Hoffnung gegründet haben!

A * Ewiglich

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4 EN, Jo C Jx*

Ewiglich werden sie cs rühmen, daß du sie beschirmet, daß du um sic her eine feurige Mauer gewesen hist, und dich herrlich bey ihnen erzeiget hast! Frölich werden in dir seyn, die dennoch fest an dir und deinen Geboten hielten, ob du gleich dein Angesicht von ihnen weggcwendct zu haben schienst! Deinen Namen werden sie lieben, und das wird ihre Freude seyn, ihre Zuversicht auf dich zu setzen, und dein grosses Thun zu verkündigen! Denn du, Hert, hast cs doch den Gerechten gegen ihre Feinde gelingen lassen, du hast sic mit Sieg gesegnet, und mit Gnade wie mit einem Schilde gckronet. Die Gewalt ihrer Unterdrücker hat ein Ende, ihr Vorhaben hast du umgekehret, ihr Gedachtniß wird vmkommen mit ihnen!

Text.

Matth. $, v. i-iL.

a) fr aber vom Berge herab ging, folgte ihm viel Volks nach. Und siehe, ein Aussätziger kam, und betete ihn an, und sprach: -Hert, so du wisst, kanst du mich wohl reinigen Und Jesus streckte seine Landaus, rührere ihn an, und sprach: Ich twills thun, sey gereiniget. Und alsbald ward er von seinem Aussatz rein Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, sage es inen,and, sondern gehe hin, und zeige dich dem Priester, und opfere die Gabe, die Moses befohlen hat, zu einrm Zeugniß über sie. Da aber Jesus einging zu Lapernaum, trat ein Haupmann zu ihm , der bath ihn und sprach: Hert, mein Knecht liegt zu Hause, und ist gichtbrüchig- und har grosse Ouaal. Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Der Hauptmann antwortete und sprach: Hert, ich bin nicht werth, daß du unter mein Dach gehest, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn ich bin ein Mensch, dazu der «Obrigkeit un-

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terthan, und habe unter mir Kriegsknechte, noch wenn ich sage zu einem: Gehe hin, so geher er; und zum andern: Romme her, so kommt er; und zu meinem Knechte: Thue das, so chm ers. Da das Jesus hörcre, verwunderte er sich, und sprach zu denen, die ihm nachfolgecen: warlich, ich sage euch, solchen Glauben habe ich in Israel nicht funden Aber ich sage euch, viele werden koinmen von» Morgen, und vom Abend, und mir 'Abraham, und Isaac, und Jacob rm Himmelreich sitzen, aber die Rinder des Reichs werden ausgestosieir, in die äusserste Finsterniß hinaus, da wird seyn Heulen und Zähnklappen. Und Jesus sprach zu dem Hauprmann: Gehe hin, dtp geschehe wie du geglaubet hast. Und sein Knecht ward gesund zu derselbigen Stunde.

Eingang.

Herr, so du willst, sagte der Aussätzige zu Jesu, kaust V du mich wohl reinigen. Und Jesus streckte seine Hand aus, rührete ihn an und sprach: Ich wills thun, sei) gereiniget! Und alsobald ward er von seinem Aussatz rein. Sprich nur ein Wort, sagte der Haupt-, man» zu ihm, so wird mein Knecht gesund. Jesus antwortete ihm: Gehe hin, dir geschehe wie du qeglaubet hast! Und sein Knecht ward gesund zu derselbigen Stunde! Bcyde wußten es, wer der war, an den sie sich mit ihrer Bitte um Hülse wendeten. Sie hatten. seine Bereitwilligkeit zu helfen erfahren, sie hatten es vielleicht selbst mit ihren Augen gesehen, daß er durch ein blosses Wort, durch eine leichte Berührung mit seiner Hand, ja auch ohne cinmahl bey dem Kranken, den er heilen wollte gegenwärtig zu scy»,. Blinde sehend, Lahme gehend und Aussätzige rein, gemacht hatte. Daraus gründete sich ihr Glaube, daß er ihnen ihre Bitte werde ■ gewähren können und wollen, und er, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben war, bewies auch hier, daß jeder Erfolg, den er haben wollte, von

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seinem Befehl abhange. Die ticfeingewnrzclte Krankheit des Aussätzige»/ das unheilbare Eiend des Knechts zu heilen, für den der Hauptmann ihn so angelegentlich bath, das war ihm das Werk eines einzigen Augenblicks. Ohne über Mittel zu ihrer Heilung nachzudenken, ohne solche Mittel in der Ordnung anzuwcnden, in der sie allein ihre Würkung möchten haben > können, sprach er ein Wort, so ward der Aussätzige von seinem Aussatz befreyet, so ward der Gichtbrüchige seiner Schmerzen loß, und fähig, seine gelähmten Glieder zu bewegen und zu brauchen.

Ich rede hier vor einer Versammlung, unter der wohl niemand seyn wird, der nicht wissen sollte, was in diesen Tagen unter uns geschehen ist, und dem cs nicht gleich in die Augen falle, wie viel Aehnlichkeit. hertliche Hülse, welche Gott uns hat widerfahren lasse», mit dieser wnndcrbahrcn Heilung des Aussätzigen und des Gichtbrüchigcn habe. O wie oft haben die Gläubigen unter Ms, die Stillen im Lande, die richtig vor sich gewandelt, und dem Herrn vertraut haben, der ihr Schutz und ihre Hoffnung ist, wie oft haben sie ihn bisher in der Zeit der Roth, in der sie ohne diese Zw siucht zu Gott hätten verzagen müssen, zuversichtlich > angerufen: Hert, so du willst, kannst du uns wohl errettten ! Sprich nur ein Wort, so ist uns geholfen! Hochgelobet sey Gott, wir haben nun alle seine Antwort gehört, wir haben die Hülse bey ihm gefunden, dir von niemand sonst als von ihm erwartet werden konnte! Ich wills thun, sagte unser Gott, seyd errettet! Euch geschehe, wie ihr gcglaubet habt! Und von her Stunde an ward uns geholfen!

Wenn wir nur noch eine Stunde vor unsrer wunderbaren Errettung hätten sagen sollen, von welcher Seite unsre Hülfe kommen werde, so weiß ich gewiß, wir würden alle nichts auf diese Frage haben antworten können. Wir wandelten alle auf einer schlüpfrigen ¿Bahn in der finstern Nacht. Nur daß wußten wir,

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der Abgrund, in den man uns hinabzustürzen dachte, war sehr nahe, war vielleicht nur noch einige Schritte weit entfernt. Aber wer uns ausrecht erhalten, wer unsre Seele vom Tode, und unsre Füsse vom Gleiten erretten sollte, wer zwischen uns und die fruchtbare Tiefe treten würde, vor der wir zitterten, daß wußten wir damahls noch nicht, das konnten wir auch nicht vers muthen. Mit traurigen und bekümmerten Herzen legten wir uns noch an dem Abend, auf welchen die Nacht unsrer Errettung folgte, aus unser Lager nieder, bctheten zu Gott, wie wir schon an so vielen Abenden gebetet hatten, um baldige Hülfe, und unterstunden uns noch nicht zu hoffen, daß seine Stunde schon nahe wäre, daß er uns itzt schon erhören würde. Als wir erwachten, da hörten wirs, daß seine Stunde schon vorüber wäre, daß er uns erhört hatte, da waren wir wie die Träumenden, da trauten wir unfern eignen Augen nicht, wünschten uns untereinander Glück, und befürchteten immer »och durch ein leeres Gerücht betrogen zu seyn. Endlich sahen wir unfern König, sein froher Blick verkündigte uns seine und unsere Errettung. Und nun weinten wir, nicht mehr aus Betrübniß, sondern aus Dankbarkeit und Freude.

Das hat Gott gethan, meine Brüder, das ist ein Wunder vor unfern Auge»! Sein Name sey gepriesen, daß er unsre Hülfe und unser Heil geworden ist! Ihn lobe unsre Seele, und vergesse cs nicht, was er uns Gutes gethan hat! unser ganzes Leben zeuge von der Dankbarkeit, mit der wir jetzt die Wohlthat unsrer Errettung von seiner väterlichen Hand annehmen! Besonders lasset uns an diesem Tage des Danks diejenigen Gesinnungen in uns zu erwecken suchen, zu denen uns der Schutz und die Vorsorge verbindet, die Gott an uns bewiesen hat. Unser König, überzeugt von der Gefahr, die ihm und seinem Volke vor so wenig Tagen noch drohctc, erfüllt mit heiliger Freude und Dankbarkeit über die Sicherheit und Ruhe, in die er sich itzt durch das Aufsehen Gottes, das seinen Odem be-

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wahrte, versetzt sichet, demüthigt sich heute vor dem Könige aller Könige, und preiset feine wundervolle Güte. Mit ihm sollen wir, seine treuen Untcrthanen, vor dem Angesichte Gottes erscheinen, und ihm unfern freudigen Dank opfern , und ihn anrufen, daß er sich ferner an uns als den Gott beweisen wolle, der seinen Frommen Hülse in der Noch schaffet. O laßt j ims bas mit einem Herzen thun, das solcher Emdfindungen voll ist, ohne welche die feyerlichstc Danksagung unserm Vater im Himmel mißfällt! Bloße Worte sind nicht die Opfer, die Gott gefallen: aber fromme Gesinnungen, heilige Entschließungen, christliche Werke, unwandelbahrcs Vertrauen auf seine weise und gnädige Vorsehung, die sind es, die er mit Wohlgefallen an seinen Kindern bemerkt, die sind der Dank, den er für jede seiner Wohlthaten von uns fordert, und den wir ihm auch für dis Wunder seiner Bahmherzigkcik darbringcn müssen.

Meine ganze Absicht ist heute, und darf keine andre seyn , euch zu einer solchen Verfassung des Gcmüths zu ermuntern, Ich will sic euch also beschreiben, ich will euch die. Ursachen vortragen, warum ihr euch bemühen müsset, sie zu erlangen. Herrlich ist die Hülfe, die uns Gott hat wiederfahren lassen. Wie er sie uns bewiesen hat, das ist das erste, worauf wir unsre Aufmerksamkeit zu richten haben. Wie wir ihn, dafür danke» sollen, das ist das andere, worüber wir Nachdenken müssen.

Abhandlung.

SS ich euch nun zuerst an die Drangsale errinnere, denen wir diese letzte Zeit her ausgcsctzt gewesen sind, wenn ich euch die Gefahr beschreibe, von der wir bedroht wurden. So thue ich das keinesweges in der Absicht, euch zum Haß, und zur Feindschaft gegen die unglücklichen Menschen zu ermuntern, die.wir alle für die .Stifter unseres Unglücks erkennen. Solche

Gesin-

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Gesinnugen würden die Religionen entehren, welche ich unter euch predige, sic würden der Absicht, die ich habe, euch zur Dankbarkeit gegen Gott zu bewegen, gerade widersprechen. Aber ich muß euch die Größe der Wöhithat zeigen, die uns Gott erwiesen hat, wen» ich euch zur Darbringung eines würdigen Dankes ermuntern soll, und ich kann cs euch nicht deutlich machen, wie »rosse Dinge Gott an uns octhan hat, ohne euch die Roch zu beschreiben, die schwer auf uns lag, die uns noch ernstlicher drvhcte, und die wir auf einmahl verschwinden sahen. Wir können nun mit Freuden davon reden, wir dürfen es nun laut sagen, daß wir in eine Tiefe des Elends versunken gewesen sind, aus der »ns kein Mcnfchen-Ann, aus der nur brt Hert unser Gott uns hcrvorzichen konnte.

Gottlose Menschen, meine Brüder, herrschte» über uns, und hatten unsre ganze irrdische Glückseligkeit in ihren Händen. Ohne die Sprache des Landes zu verstehen, ohne von unfern Gesetzen unterrichtet zu seyn, ohne die Grundsätze einer weisen Regierung erlernt, und durch die Erfahrung bewährt erfunden zu haben, warfen sie sich zu Richtern über uns auf, und ergriffe» mit ungeübten »nd verwegenen Händen das Ruder des Staats. O, was haben sic nicht bloß aus Unwissenheit für Schade'» gestiftet! Wie viel Gerechte habe» sie aus Trotz und Eigensinn unterdrückt, wie oft die Unschuld unter die Füsse getreten, weil sie cs zur Behauptung ihrer Gewalt für nöthig hielten! Wie mußte jedermann unter ihrer Verwaltung für seinen Wohlstand zittern, und ängstlich umher schauen, ob er ihnen auch auf irgend eine Art im Wege stehe! Thatcn sie ja zuweilen etwas, das gut war, oder vielmehr, das gut zu seyn schien, denn man weiß ja, wie unzuvcrlaßig das äusscrliche Ansehen menschlicher Handlungen ist, zumahl solcher, deren Urheber so sehr verdächtig sind, so fehlte doch immer der Grund, auf welchem jede wahrhaftig gute Einrichtung im. Staate ruhen muß, es war nicht Liebe zu Gott, nicht eine edle Begierde, das allgemeine As Beste

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Beste zu befördern, nicht ein zärtliches Gefühl von der Noch des Volks, oder eine wohlkhätige Entschlicsfung dieser Roch abzuhelfen , was sie zu den gewaltsame» Veränderungen bewog, durch die sie unfern Staat bis in sein Innerstes erschütterten. Sich alles unterwürfig zu machen, sich und die Gesoffen ihrer Anschläge zu bereichern, die Gewalt der Landcsgesctze zu brechen, die Geimither zu theilen, und sich unter der Nation eine Parthey zu machen, das waren ihre Absichten, die dem Blicke kluger Leute nicht entgehen konnten, und die durch den Erfolg sehr bald jedermann offenbar wurden. Dem Gott, der uns nun aus ihrer Hand n> rettet, sic aber zu Schanden gemacht hat, trotzten sie ins Angesicht. Selbst irrdische Klugheit würde sie betrogen haben, gegen die Religion des Landes, das sie, regieren wollten, Achtung zu beweisen. Aber sic, denen nichts im Himmel und auf Erden heilig war, sie die nur gefürchtet und nicht geliebt oder gcchrct scyn wollten verachteten, verspotteten, vcrhönctcn den Glauben, den wir bekennen, und verhccltcn ihre Gesinnungen gegen ihn nicht, sondern legten sic öffentlich und gefiieffentlich an den Tag. Das Wort Gottes, welcher noch allein unser Trost war, ohn welches wir in unfern, Elende vergangen wären, hätten sie uns gern entzogen, gern hätten sie ihren Unglauben allgemein verbreitet, und aus allen, die Christum bekennen, verwegene Spötter seiner Lehr« gemacht! Der Sünde, die Gott so besonders durch das ernstliche Verbot, und durch die empfindlichsten natürlichen Strafen ausgezeichnet hat, der Sünde, die von allen die Schrecklichsten Verwüstungen unter dem menschlichen Geschichte anrichtet, und die deswegen jede vernünftige Regierung, selbst unter den Heyden durch ernstliche Gesetze zu unterdrücke!» sucht, gaben sie offenbahre Berechtigung und Frey: heit. Wer sie nicht aus Furcht vor Gott, oder vor ihren natürlichen Strafen vermeiden wollte, der durfte sie ungescheut begehen, niemand durfte ihm zurcdcn, niemand einen Vorwurf darüber machen. In welcher Gefahr waren nicht unter ihr« Herrschaft die Sitten

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des Volks, besonders in der Hauptstadt, von dem Gifte ihrer bösen Beyspiele angestcckt zu werden. Und gewiß, daß Verderben würde in allen Standen allgemein und unheilbar geworden scyn, wenn nicht das Gefühl des Guten und Bösen, welches jeder Mensch hat, der noch kein rntschloßencr Bösewicht ist, jedermann die Abscheulichkeit ihrer Grundsätze und Beyspiele sichtbar gemacht hätte. Hätte nicht dieser natürliche, bey vielen durch das Christenthum gestärkte Abscheu gegen das ausgelassene, unverschämte Laster, cs verhindert, so wäre jede gute Empfindung, alle Furcht vor Gott, unsre Liebe und Ehrfurcht gegen unfern rechtmäßigen Behertscher , Ehre, Gewissen, alles, alles, was gut und Gott wohlgefällig an uns war, ausgcrottct worden Unter einer solchen Negierung mußte nothwendig das Anseben und die Gewalt der Gesetze von Tage zu Tage geschwächt, und Frevel nnd Wollust desto mächtiger werden. Treu und Glauben mußten selten werden, der allgemeine Wohlstand zusehends mit ihnen verfallen. Niemand konnte sich mehr aus den andern verlassen, auch der Rechtschaffenste konnte nicht sicher seyn, baß er nicht gezwungen seyn würde, seinen Mitbürger um das Scinige zu bringen. Treue gegen den König, Geschicklichkeit in den Geschäften, Gewissenhaftigkeit in Erfüllung der Amtspflichten, vieljährige und erkannte Verdienste, das alles gab keinem die Gewißheit, daß er morgen noch das Amt bekleiden würde, welches er heute bekleidete. Von wie vielen ihrer edelsten und besten Bewohner ward nicht unsere Hauptstadt verlassen! Zu der Zeit, da sich andere Regierungen bcmnheten gute, brauchbare und begüterte Unterthancn hcrbeyzuziehen, wurden von hier solche Bewohner, die gerne Gut und Leben zum Heile Dänncmarks hergegeben hätten, aus: gestossen. Die Rechtschaffenen, die noch durch die Umstände ihres Lebens gezwungen waren, bey uns zu blei den, sahen jene Vertriebene mit Thränen abreisen , und beneideten sie um ihr Glück, daß sie nun nicht mehr von einem Tage zum andern mit Furcht und Schrecken kämpfen . dürften. Aengsiliche Traurigkeit war

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auf allen Angesichtern verbreitet. Allen war der Much entfallen; die Liebe zum Vatsriandc war wie ein Funken, der im Begrisk ist, unter der Asche zu ersterben, keine Gcschäfftigkeit war mehr unter unfern Bürgern, die Triebräder des Gewerbes und ^Nahrung stunden stille. Sogar Leute dieser Welt, denen an Religion und Tugend wenig gelegen ist, weil sic Gott und die wahre Glückseligkeit nicht kennen, fingen an vor der Zukunft zu zittern, da sie den Thron von solchen Menschen bei. grrt sahen, die mit den schrecklichsten Grundsa^-cn die fürchterliche Macht verbanden, zu thug was sie wollten.

So, meine Brüder, näherte sich Dännemark mit schnellen Schritten seinem Untergänge, und sähe sich schon am Rande des Abgrundes. Wie viel fehlte uns nun noch, um einem jeden unserer Nachbaren, der nur seine Hände nach uns ausstreckcn wollte in die Hände fallen zu müssen, und vor allen Völkern der.Erde, die uns vorher ihre Ächtung nicht hakten versagen können, zu Schanden zu werden? Wie viel fehlte nun noch daran, daß bürgerlichen Unruhen, durch die Verzweiflung erweckt und unterhalten, daß Aufruhr, und Raub, und Mord, den kleinsten Ueberrcst unsers Wohlstandes völlig zerstörten? Noch ist cs nicht offenbar, was unsre Unterdrücker selbst für Absichten hegten, die vielleicht die schrecklichsten Auftritte verursacht haben würden. Wir wissen wohl, was man ihnen zutrauen konnte, und wozu sie fähig waren. Aber was sie eigentlich vorhatten, das ist uns verborgen, das weiß Gott und. ihr Gewissen. Empfinden mußten sic cs endlich, daß ihre gesetzlose, ungerechte Macht wankte. Ohne Zweifel gingen sie mit einem gcwaltchatigen Vorhaben um, sich ans immer in Sicherheit zu setzen, und ihre Herrschaft ihrer Meinung nach, gegen jeden Anfall zu 'befestigen. Wir haben schon fürchterliche Anstalten, die uns nichts anders, als offcnbahre Gewalt ankündlgten. Warum sollten unsre Bürger entwasknet werden? Waren sie doch treue und gehorsame

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Unkcrthtmen unsers geliebten Königs! Wo;« solche Zmsifllmgcn, als nur rin naher Krieg, oder ein besorge licher Ucbcrfall eines anrückenden Feindes iiöthiq macht? War doch rings um uns her Friede! Genug, meine Bruder, alles was schrecklich ist, drohctc uns von der Seite unserer Feinde, dir wir in unscrm Busen ernährten. Gelobt sey Gott, der uns nicht zum Raube in ihre Zähne gegeben hat, der ihre treulosen und blutgierigen Absichten, denn andere können es nicht gewesen yn, zu Schanden gemacht, der fast in dem Augenblicke, da Aufruhr und Mord ausbrechen wollten, uns Sicherheit und Ruhe geschenkt hat!

War nicht unser Elend groß, meine Brüder, würde es «echt noch grösser geworden seyn, wenn Gott nicht dir Tage unsrer Angst verkürzt hätte? Werden cs wohl unsre Nachkommen, werden es wohl di« übrigen Völker glauben wollen, wenn ihnen das alles ¡erzählt wird, was wir erlebt, was wir mit unfern Augen gesehen haben? und wenn sie cs glauben, werden sic nicht ausrufcn: Hatte denn Gott sein Angesicht ganz von Dannemark abgewandt? Wollte er denn diesem Lande gar nicht mehr gnädig seyn? Wie oft sind wir nicht selbst in der Versuchung gewesen so zu zweifeln! Wie »st haben wirs nicht nothig gehabt durch die heiligste» Verheissungcn Gottes in unserm Glauben an seine Vorsehung gestarkrt zu werden! Nun erfahren wirs, an wen wir geglaubt haben: Gott hat uns errettet! Er hat uns so errettet, -aß wir augenscheinlich sehen, er habe es gethan! Wir hören es gleichsam, wie er vom Himmel herab unsrer Noch gebietet! Bis hiehcrsollst du kommen, und nicht weiter! Plötzlich wurden wir von denen befreyt, die uns drängten und ängstigten, da. wirs am wenigsten glaubten, da wir mit trauriger Erwartung, da wir in finsterer Unentschlossenheit, was wir thun Men, den schrecklichsten Austritten entgegen sahen!

Nach menschlichem Ansehen dursten wir noch nicht hoffen, daß die Hülfe des Herrn so nahe sey. Daß

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sie kommen würde, daß sie nicht ausbleibcu könnte, das wußten wir gewiß! Noch glaubten wir, daß Gott die Welt regire, und daß ohne seinen Willen kein Haare von unserm Haupte umkommen könne.' Diesen Glauben, diesen Trost unsres Lebens, diese Hoffnung einern besser Zukunft, hatten uns die Räuber, die uns unsre zeitliche Glückseligkeit entwandt hatten, nicht rauben können! Daß Gott kein ganzes Volk, unter welchem so viele frommen, gerechte, wohlthätige Menschen leben, der Wollust, dem Eigennütze, dem Ehrgeiz einiger niedrigen Knechte des Lasters aufvpfcrn würde, das fiel uns oft ein, das beruhigte uns von einem Tage zum andern! Daß die Verrathcr durch ein gerechtes Vcrhanqniß Gottes in dem Netze ihrer' Sünden würden gefangen werden, daß der Tag kommen müßte, an welchem sie seyn würden wie Spreu, die der Wind zerstreuet, das sahen wir lange schon voraus denn wir wußten aus der Erfahrung und ans dem Worte Gottes, daß dieß das Ende der Gottlosen scy, wir bemerkten es schon, wie sie mit Blindheit geschlagen wurden, wie ihr Weg von^ Tage zu Tage dunkler vor ihnen ward! Aber diese ängstlichen Fragen konnten wir uns nicht beantworten: Wann wird Gottes Hülfe kommen? Wie lange sollen wir noch das Joch kragen, daß uns die Bosheit gufgegct hat? Wer wird uns erretten? Wessen Arm wird Gott dazu bewaffnen?

Gottes Wege sind oft den Menschen verborgen, aber fie führen doch immer gewiß zu dem Ziele, welches er ich vorgesetzt hat. Die Mittel, die er wählt, sind nur elten diejenigen, die der Mensch für gut hält, denn so viel der Himmel höher ist, als die Erde, so viel sind auch seine Gedanken höher, als der Menschen Gedanken ; aber diese Mittel der göttlichen Weisheit sind auch immer die besten! Mit welcher Freude, meine Brüder, haben wir das an dem Tage, da uns geholfen ward, wahr befunden! Wir hatten für keinen Rechtschaffenen einen Zugang zum- Throne -offen gesehen;

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Aber Gott sah ihn für mehrere offen! Wir blickten in eine dunkle Nacht hinein, wir jähen zwar manchen Redlichen, dem es nicht an Trieb und Entschloßenheit fehlte, sein Vaterland zu erlösen; doch niemand als Gott war uns bekannt, dem wir die Macht zutrauen konnten, die derjenige haben mußte, der unser Erretter feint sollte; Gott aber kannte die alle, die er als Werkzeuge seiner Hand brauchen wollte, unserm Elend cm Ende zumachen, Er, er gab Muth den Unterdrückten, er gab Sterke den Schwachen; Die Diener seiner Gnaden stunden bereit, ob wirs gleich nicht wußten, und warteten aus seinen Befehle. Er sprach zu dem einen : gehe hin! Da giciiq er! Er sagte zu dem andern: komme her! Da kam er! Er befahl den übrigen : thut das! Da thatcn sies

Ucbcrall, meine Brüder, in dem ganzen Geschaffte unsrer Errettung, sehen wir nichts, welches uns ungewiß machen könnte, ob unsre Hülse von Gott gekommen sey. Die ehrwürdigsten Persohnen im Reiche, unsre tugendhafte Königin» Juliane, unser hoffnungsvoller Prinz Friederich, begleitet von einigen treuen Dienern das Königes,, ernteten ihn aus der Hand seiner und unserer Feinde. Und edel und ihrer würdig war jedes Mittel, das sie anwcndeteu. Kein Meuchelmord, keis Eingrisk in die Rechte des Herrn über Les den und Tod, kein Betrug und Frevel, itichts Niedriges, nichts Unanständiges ist bei) ihrer Unternehmung begangen worden. Religion, Vaterlandesltcbe», edler Math, Klugheit und Zuversicht bey der beßten Absicht, das Gesetz, das Heil und der Befehl des Königs, das waren die Triebfedern der Entschließung und Ausführung, die Gott veranstaltete, die Gott so augenscheinlich segnete, daß der Erfolg eine der gröffesten Wohlthaten ward, die er je dem Könige und seinem Volke erwiesen hat.

Kein Blut unschuldiger Bürger und treuer Unterthanen ist vergossen worden. Wäre rin solch Unglück wohl zu

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vermeiden gewesen, wen» auf irgend eine oder die anmuthliche Art die Frevler von ihrer Höhe nnd Gewalt waren herab gestossen worden? Keiner dieser Verbrecher ist entronnen, keine Abrede, um den Nachforschungen der Gerechtigkeit auszuweichcn, hat unter ihnen genommen werden können/, keiner ist nun noch fähig, Schaden zu stiften. Auch diejenigen, die bloß verdächtig sind , haben nicht entfliehen mögen, alles, was nöthig ist, jeden Schuldigen zu überzeugen, und die Unschuld

derer zu beweisen, die vielleicht an ihren bösen Achten nicht Theil genommen haben, oder Unglück! ch genug gewesen sind, durch ihre Verbindung mit ihnen Verdacht auf sich zu ziehen, ist in den Händen weiser und gewissenhafter Richter Konnte wohl unsre Errettung weiser veranstaltet werden, als Gott sie veranstaltet hat?

Nun sage noch jemand, daß sich unser Schöpfer um Uns nicht bekümmere, daß ihm unser Schicksal, unser Glück oder Unglück, gleichgültig scy, daß er nicht darauf achte, nicht darnach sehe, was unter der Sonne vorqcht.' Nun wage cs noch der Gottlose, sich über Recht und Gerechtigkeit hinaus zu setzen, und es seiner Wachsamkeit und Klugheit zuzukrauen, daß sie alle Gefahr entdecken und abwenden werden! Der seine

tromme behütet, schläftt nicht! Der Regierer der Zelt schläftt noch schlummert nicht ! Wenn die Gerechten liegen und ganz mit Frieden ruhen, hilft ihnen her Hert, daß sie sicher wohnen. Aber auf den, welcher sich vorgenommen hafte, ihre Ruhe zu stöhrcn, und He in die Grube zu stürzen, laßt der Hert einen tiefen Schlaf falle», daß er das Geräusch der Bewaffneten nicht höret, die ihn ergreifen wollen, daß er nicht eher erwacht, bis cs zu spät ist zu entfliehen ! Nun verzage noch jemand, selbst in dem gröffesten Elende, ander Hülse des Herrn! Wer nur reines Herzens ist, wer nur das Zeugnis seines Gewissens hach daß er nicht in den Rath der Gottlosen gekommen sey, nicht den Weg der Sünder betreten habe, der darf gewiß seye, Gott

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werde ihn in der Kürze erretten. Er wirds erfahren, daß der Hert Richter über die Menschen ist, er wirds mit seinen Augen sehen, wie er die Sachen der Gerechten fordert, und wie er der Bosheit seiner Feinde ein Ende macht! Welch eine Wollust ist cs nun für diejenigen unter uns, meine Brüder, die das alles geglaubt, die diesen Ausgang der Wege erwartet haben, welche Gott uns geführt hat! Wie muß nicht ihr Glaube an die Vorsehung Gottes gestärkt werden, da sie cs nun erfahren- wie herrlich GOtt ihre Wünsche und Erwartung befriedigt, und seine Ehre, die Religion, den König und das Vaterland errettet hat!

Wie wollen wir nun diese Mohlthat Gottes von ihm annehmen? Mit einem gerührten dankbaren Herzen, oder mit der gleichgültigen kalten Gesinnung, mit der wir schon so viel Gutes von ihm empfangen haben, ohne nach der milden Hand empor zu blicken, die ihren Segen über uns ausschüttete? Wisset, meine Brüder, Gott erwartet unfern Dank, er fordert ihn von uns, nicht um dadurch grosser oder seliger zu werden, als er ist und ewig seyn wird, sondern zu unserm eigenen Heil, damit er fortfahren könne, uns vor allem wahren Uebe! zu bewahren, damit wir fähig scyn mögen, unter seinem Schutz ein geruhiges und stilles Leben zu führen. Aber dieser Dank den wir Gott für unsere Errettung schuldig sind, bestehet mehr in Thaten als in Worten. Diese sind ihm nur dann angenehm, wenn sie mit jenen verbunden sind. Laßt uns also solche Gesinnungen anzunehmen suchen, und uns untereinander zu einem solchen Verhalten ermuntern, wodurch unsre Dankbarkeit wahr und Gott wohlgefällig werden kan. Gott hat uns zur Freude die wichtigsten Ursachen gegeben; unsre Freude muß aber christlich, und dessen würdig seyn, der sie uns erweckt hat. Gott hat seine Strafgerichte über uns aufgehoben; Laßt «ns also die Sünde meiden, durch die wir sie uns zugezogcn hatten. Gott hat uns unfern König erhalten und ihn seinem Volke aufs neue geschcnckt; wie sehr itz »er»

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verbindet uns das, Liebe und Gehorsam gegen unser» Beherrscher zu verdoppeln! Gott hm uns bis hieher geholfen: laßt uns daraus die zuvcrläßigste Hoffnung schöpfen, er werde bis ans Ende alles mit uns wohl machen!

Freude über die empfangene Wohlthaten ist Dank, ist dem Wohlthater ein angenehmer Beweis, daß seine guten Absichten von denen, die seine Güte erfahren haben, erkannt wird, und daß sie das Gute, welches er ihnen erwiesen hat, zu schätzen wissen. Wir dürfen uns also freue», ja wir sollen es, weil wir unserm Gott für unsere Errettung Dank schuldig sind. Was sollte uns wohl abhalten können , der lebhaftesten Freude voll zu seyn, da Gott die Person unsers geliebten Königs, da er das Haus unsers Beherrschers, da er die ganze Nation, und einen jeden unter uns, vor einer so grossen und augenscheinlichen Gefahr befreyct hat? Aber diese Freude muß sich nicht in Gesinnungen und Thaten äussern, welche den Gesetzen des Christenthums widersprechen, der öffentlichen Ruhe und Sicherheit nachtheilig sind, und also nothwendig Gott mißfallen müssen. Können wir also wohl die Gcwalkthätigkcitcn, in welche die Freude des grossen Haufens ausartcte, rechtfertigten? Können sich diejenigen entschuldigen, die an dem Tage, da uns Gott seine Gnade bewieß, wider ihre Mitbürger gcwüthct, und dadurch diesen so merkwürdigen Tag besteckt haben, welcher, diese Ausschweifungen ausgenommen, durch nichts als durch die schönsten Austritte bezeichnet war? Durften denn Untcrthanen sich zu Richtern über ihre Brüder auswcrfen, ihr ungesetzmäßiges Urtheil selbst vollziehen, und aus friedlichen Einwohnern Räuber und Plünderer werden? O wie betrübt ist es, daß ein solcher Tag so verunreiniget worden ist, und daß wir noch lange den Anblick dieser Verwüstungen werden ertragen müssen. > Auch das, meine Brüder, dürfen wir, wenn wir Chri sien seyn wollen, nicht als eine Ursache zur Freude ansehen, daß unsere Unterdrücker nun die Elendesten unter j

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den Menschen worden sind, und daß solche Strafen ihren Verbrechen, vor denen die Menschlichkeit erschrickt auf sie warten. Welch eine Härte wäre es, wie litt* verträglich wäre sie mit dem Geiste des wahren Christenthums, wenn der Anblick ihrer finstern Gefängnisse, ihrer schmähligcn Bande, ihrer Verwirrung, ihrer Gewissens-Angst, uns ein erfreuliches Schauspiel wäre! Ach, laßt uns MitlcideN mit ihnen haben, daß sie durch Unglauben und Laster in ein solch Elend gestürzct sind. Laßt uns von ganzem Herzen wünschen, daß sie doch nicht alle schuldig mögen befunden werden, als sie vielleicht verdächtig sind! Laßt uns Gott anflehen, daß er wenigstens ihre Seelen rette, und ihnen diese ihre einsamen Tage heilsam für die Ewigkeit mache! Wäre jemand so unmenschlich, sein Herz vor allen Empfindungen des Mitlcidens mit diesen Unglückliche» zu verschliessen , so bitte ich ihn, doch wenigstens einen Blick auf einen ehrwürdigen Vater, auf zwo fromme und rechtschaffene Mütter zu werfen, die ihre Söhne als Feinde Gottes und des Vaterlandes angeklagt sehen, und mit jammernder Stimme ausrufen: Mein Sohn, mein Sohn! Wollte Gott, ich müßte für dich sterben! Dieser Anblick, diese klagende Stimme, müßte doch das härteste Herz erweichen!-—-Doch ich will euch heute nicht traurig machen, meine Brüder, ich will euch zur Freude ermuntern. Freuet euch als Christen darüber, daß Gottes Vorsehung für uns gesorgt, daß er die Absichten derer, die uns übel wollten, nicht hat gelingen lassen, daß wir nun hoffen dürfen, Religion und Frömmigkeit, und also auch die einzige wahre Glückseligkeit werde wieder unter uns aufblühen. Denket nur selbst über die Gefahr nach, der wir entronnen sind, über die Vorthcile, die unsere Errettung uns verspricht, so werdet ihr Ursachen genug -zu einer christlichen und anständigen Freude entdecken.

Unsere Freude würde bald wieder in Traurigkeit, unser Dank in Klage verwandelt werden, wenn wir nicht zugleich an die unter uns herrschenden Sünden, B 2 gedenk

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gedenken, wenn wir nicht vor unserm Gott das ftyerlichste Gelübde ihrer Vermeidung darbringen wollten. Unter allen Ausdrücken unserer Dankbarkeit gegen ihn kan ihm keiner so angenehm seyn als dieser: Wir danken dir, daß du uns gezüchtiget hast! Wir versprechen dirs mit einem heiligen Eide, daß wir uns von mm an vor allen den Sünden hüten wollen, die uns deine Gerichte;ugezogen haben! Denn warum, meine Brüder, hätte uns Gott den Gottlosen in ihre Hände gegeben? Ganz gewiß, um uns die Folgen eines leichtsinnigen sündlichen Wandels fühlbahr zu machen; um uns durch leibliche Trübsale zur Aufmerksamkeit aus die Gefahr zu erwecken, in der wir waren und vielleicht noch sind, unser ewiges Heil zu verliehren; um uns empfinden zu lassen, daß der Unglaube, daß dir Sünde der Leute Verderben ist. Ich beruft mich hier auf das, Was ich so oft von dieser heiligen Stätc über diese Sache zu euch geredet habe, und bitte euch, erinnert euch daran, und vergesset die Absichten nicht, warum uns Gott gezüchtiget hat. Das Wort Gottes schätzten wir nicht mehr so hoch, als wir es wegen seines unendlichwichtigen Inhalts und um Gottes willen, dessen Befehl an uns es enthält, schätzen sollten. Wir versäumkm die Gelegenheiten, uns durch dasselbe unterweisenzu lassen; wir bewiesen auf manche andre Art, wie wenig wir uns daraus machten Dieser Leichtsinn hatte den sichtbaren Einfluß ans unsere Gesinnungen und unfern Wandel, daß sehr viele unter uns ganz gleichgültig gegen Religion und Tugend wurden. Nun ließ es uns Gott empfinden, was aus solchen Gesinnungen folgt, nun mußten wir es fühlen, was Menschen ohne Chris sienthum und Frömmigkeit für Unglück in einem Lande stiften können, das unter ihre Gewalt gerathen ist. Gott übergab uns ihnen ans eine Zeitlang, damit wir die Abscheuligkcit des Unglaubens und der Lasterhaftigkeit an ihren Bcyspielen und noch mehr an ihren Verwüstungen, die fir unter uns anrichteten, möchten erkennen lernen. Viel zu sehr liebten wir die Freuden der Welk, so sehr, daß wir fast gar keinen Geschmack an der

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geistlichen, an der häußlichen Freude, an dem Vergnügen sanden, welches die nächste Folge edler und christlicher Werke ist. Gott ließ cs zu, daß wir in einem Meere von Belustigungen umhergetrieben wurden, und doch keine Ruhe, keine wahre Freude empfunden. Unzählige Gelegenheiten zu Ergötzungen wurden uns Hargeboren, unsre Stadt war nicht mehr eine Wohnung des Flcisses und der Geschäftigkeit: überall und zu allen Zeiten wurden die Vorübergehenden durch alles, was die Wcltlust reihendes hat, zum Müßiggänge, zu Zerstreuung, zur Wollust eingeladen. Und bey allem dem war jeder mißvergnügt, suchte seine Betrübniß durch Ergötzungen zu stillen, und fand alle diese Freunden langweilig und eckelhaft. Laß uns doch nun weiser werden, meine geliebten Freunde! Ernstlich genug hat uns Gott gewarnt. Auch der wildeste und unbändigste Sünder muß seine Stimme vernommen und verstanden haben. Kommt, laßt uns mederfallc» und anbeten vor Gott, der uns gczüchtigct hat, aber nun sein Angesicht mit Gnaden wieder zu uns wendet. Jeder unter uns, der durch sein Gewissen überzeugt wirb, daß er durch seine Abweichungen von Gott an den Züchtigungen , die wir bisher erfahren haben, mit Ursache gewesen ist, wende sich nun wieder von ganzem Herzen zu ihm, und beweise ihm dadurch seine Dankbarkeit für unsere Errettung!

Unser König, meine Brüder, zu dem uns der Zugang gantzlich verschlossen war, um dessen geheiligte Person wir oft so bekümmert waren, weil wir wußten in welchen Händen er sich befand, unser König ist nun wieder der Unsrigc, wir sind wieder sein Volk. O wie wollen wir Gott dafür danken, daß er ihn für uns erhalten, daß er uns unfern Vater wieder gegeben hat! Wie zärtlich wollen wir nun unfern Gesalbten lieben, wie willig seinen Befehlen gehorchen! Ich danke Gott, daß ich euch über eure Gesinnungen gegen ihn nichts vorzuwerfen habe. Ihr habt keinen Augenblick aufge: hört, die ehrerbietigste treueste Liebe gegen ihn zu hegen Y 3 und

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und zu beweisen. Die dänische Nation hat mitten in diesen kummervollen und unruhigen Jahren ihren alten Ruhm behauptet, daß sic sich durch kein Volk ans Erden an Liebe und Gehorsam gegen ihre Beherrscher übertreffen lassen. Das würde sich, vor den Äugen aller Welt gezeigct haben, wenn die treulosen Anschläge seiner Feinde zum Ausbruch gekommen wären. So wahr der Hert lebt, sie würden ihnen daun so wenig gelungen seyn, als sic ihnen jetzt gelungen sind, da Gott sic in der Geburt erstickt hat! Kvppenhagcns Einwohner würden cs erwiesen haben, daß sie Arme hätten, für ihren König zu streiten, und Blut, für ihn es zu vergiessen! Unsre Besatzung zur See und zu Lande würde gewis ihre Waffen gegen die Verrathcr gekehrt haben! Und unser Gehorsam gegen unfern Christian, wie unwandelbar, wie willig ist er immer gewesen! Das müssen selbst die Treulosen, die seinen Namen gcmißbraucht haben sein Volk zu unterdrücken, das muß der erste und Verwegenste unter ihnen, der sich fast ans den Stuhl des Königs gedrängt hatte, und noch nicht Macht ge uung zu haben glaubte, selbst gestehen, daß nichts untre Folgsamkeit übertressen kann. Gehorcht, meine Brüder, haben wir, lohne oft zu wissen, wem wir gehorchten: denn wir verehrten den Namen des Königs! Die beschwerlichsten Laster haben wir getragen, und kaum geseufzt, dir unschädlichsten und gegründetesten Rechte haben wir uns nehren lassen, und stille geschwiegen. Nur offenbar lasterhaft und ruchlos ließ sich selbst der Pöbel durch die Beyspiele, Gelegenheiten und Frcyheiten, die unser Unterdrücker uns gab, nicht machen. Haben wir unser» König so feurig geliebt, haben wir seinem Namen so feurig gehorcht, da wir ihn selbst in verpäthcrischen Händen sahen, was werden wir ihm nun nicht für eine unverletzliche Liebe, für einen treuen Gehorsam beweisen, da er wieder unter uns ist, wie ein Vater unter seinen Kindern? Er hat keinen Augenblick aufgehört, der beste Freund eines jeden seiner Unterthanen zu seyn. Da unsre Augen immer voll Thränen waren, glaubte er, daß wir alle gutes Mukhs

wären,

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wären, denn mau ließ es ihn nicht sehen, daß wir weinten. Er war aber damahls der liebe würdig , die wir gegen ihn hegten. Wir vielmehr sind wir sie ihm nun schuldig , da wir ihn plötzlich, um unser» Drangsaalcn ein Ende zu machen, sich aus den Banden losreiffcn sehen, die ihn umgeben hatten,. da er sich in die offnen Arme seiner Untcrthanen wirst, und sie segnet, und von ihnen gesegnet seyn will! Heiliger, Gott-wohlgefalligcr Dank für unsere Errettung wird diese unsre Liebe, wird dieser unsrer Gehorsam seyn. Gott hat uns ihn wieder gegeben, den wir verlohren ¿n haben befürchteten, und er giebt uns darinn den crnstlichstcn Befehl, daß wir ihn mit der zärtlichsten Liebe lieben und ehre» sollen. Doch ich ermahne euch fast zu nachdrücklich zu einer Pflicht, die ihr nicht in Gefahr scyd. zu übertreten. Wenn keine andere Tugend mehr unter uns wäre, so würde doch diese nicht aufhören, die Zierde dieses Volks und seiner Nachkommen zu scon!

Unsere Dankbarkeit gegen Gott erfordert endlich, daß wir uns nun auch für die Zukunft ohne Älcinmuthigkeit und Zweifel seiner weisen und väterlichen Vor» schung übergeben. Haben wir denn jemahls gesehen, daß Gott ein gutes Werk ansängt, und nun davon geht, und es unvollendet liegen läffct? Das mögen schwache und wankelmüthige Menschen thun: der allmächtige und unveränderliche Gott thut cs gewiß nicht, und kann nicht so handeln. Er hat sein Werk, uns wieder zu einem Volke, zu einem glücklichen und geachteten Volke zu machen, herrlich angefangen. Sollte ers nicht vollenden wollen, oder solte ers nicht können? Genug zu unsrer Beruhigung, daß wir wissen, er scy der Hert, er könne, was ihm wohlgcfält! Das vertreibe jeden ängstlichen Zweifel aus unserer Seele. Es ist der Hert, der Allmächtige, der uns bis hicher geholfen hat: er wird uns auch ferner bis >ans Ende Helsen. Hat er uns itzt, da er »ns verlassen zu haben schien, gleichwohl nicht verlassen, so wird er auch gewiß nun nicht von B 4 uns

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uns weichen, wenn wir nur unser Vertrauen aus ihn nicht sinken lassen, wenn wir nur in seinen Geboten wandeln. Er wird jeden Böscwicht, der sich wieder mit vcrräthcrischen Anschlägen dritt Throne möchte nähern wollen, mit dem Arm seiner Starke zurücktreiben. Er wird den König Weisheit geben, die Geister zu prüfen, und Entschlossenheit, die Bösen zurück scheuchen. Hat es nicht unser Christian seit sechzehn Monaten so sehr, als irgend ein König in der Welt, erfahren, was für ein Unterscheid zwischen und Frommen und Gottlosen, zwischen treuen und weisen Dienern, und arglistigen Verräthcrn ist? Hat ers nicht gesehen, daß Unglaube, Lasterhaftigkeit, Betrug und Verwegenheit, unfehlbare Kennzeichen der Verführer sind, die sich zu den Thronen der Könige drängen? Wird er nicht jeden verabscheuen, der, mit diesen Mrrkmahlen der Verwerfung gcbrandmahlt, sich möchte unterstehen wollen, ihm sein Vertrauen abzulockcn? Wird er nicht von dem scharfsichtigen Auge seiner weisen Mutter bewacht, und von dem treuen Nathe seines edelmüthigeu Bruders unterstützt? Ist er nicht von Männern umgeben, die ihn und sein Volk lieben, die ihren Eifer, ihn »ns zu retten, die ihre Klugheit, dies Vorhaben auszuführen, mit dem glücklichsten Erfolge bewiesen haben? Nein, wir haben nicht Ursache, zu zweifeln, daß wir von nun an ein geruhiges und glückliches Leben führen werden. Unser König wird Gott fürchten, und der wird mit ihm seyn, wie er mit seinen Vätern gewesen ist. Wir werden nicht wieder unter seiner Regierung und au seinem Hose die abscheulichen Benspiele sehen, vor denen sich bisher unsre ganze Seele entsetzt hat. Jeder wird ruhig und sicher in seinem Hause wohnen, und den Lohn seiner Arbeit und Treue bis an seinen Tod geniesten. Es wird wieder möglich werden, und von nun an nichts seltnes seyn, daß unsre Kinder mit unvcrderbtcn Sitten und unzerstörtcr Gesundheit Jünglinge werden, und ihr Gewissen unbefleckt, und ihre wahre Glückseligkeit dauerhaft erhal tg. Religion und Frömmigkeit werden sich wieder

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ausbreiten, und mit ihnen Wohlstand und Zufriedenheit. Sind noch Böse unter uns, deren Beyspicle gefährlich werden können, so werden sie sich nach und nach verlieren, und hier den Beyfall und die Vortheile nicht finden, die sic suchen. Laßt uns nur Gott fürchten, und ihm vertrauen, so wird gewiß unser Land wieder eine Statte werden, wo Gottes Ehre wohnet. Friede und Heil wird wieder, wie vormahls, über Dännemark begleitet werden; Friede und Heil über uns und unsre Nachkommen!

Schluß - Gebet.

Oft, du bist unsre Zuversicht gewesen in der Noch, die uns getroffen hatte, du Gott Christians, unser aller Gott und Vater! Und wir sehens nun mit unser« Augen, daß wir mit Recht uns auf dich allein verlassen haben! Darum wollen wir auch ferner allein auf dich trauen, und zu dir rufen, und gewiß seyn, du werdest uns erhören! Wache nun über unfern König, deinen Knecht, der sich vor dir dcmüthiget, der dir seinen scyerlichen Dank opfert, und heilige Gelübde vor deinem Angesichte darbringct! Mache alle seine Feinde zuschanden, wie du diese zuschanden gemacht hast, die, uncingcdcnk aller seiner Wolthaten, ihm, und sein Haus, und sein ganzes Volk bis in den Tod betrübt und gebeugt haben! Tief ist sein Herz, tief sind unsrer aller Herzen durch die traurige Nothwcndigkcit verwundet, die ihr» zu einer Entschliessung zwang, welche die schwerste war, die je ein König hat fassen können. Heile diese Wunde an ihm und an uns allen, und lehre ihn und uns die Wege deiner gerechten Vorsicht bewundern und anbeten. Erhalte ihn nun standhaft und unsträflich ans dem Wege der Warheit und Frömmigkeit; laß jeden weisen Rath Eingang bey ihm finden, und behüte ihn vor Schmeichlern und Betrügern, die ihn aufs Schlüpfrige führen, und ihn vor dir verwerflich machen würde«. Gieb ihm langes Leben, und laß seine Regierung von nun an gesegnet seyn, und uns alle unter ihm glücklich und ih>n dankbar Ds werden.

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werden. Unsre fromme und weise Königin» Juliane, unfern hochgelicbte« Priczcn Friederich, auf die lange unsre Augen mit freudiger Erwartung gerichtet waren,

Y weil wir hofften, daß von dieser Seite unsre Hülfe kommen werde, belohne mit deinen besten Seegen , daß sie , die Erretter des Königs und seiner Völker gewesen sind.

Ihr Rahme sey herrlich vor dir, ihre grosse That sey unvergeßlich unter uns, so lange wir leben. Erfreue sie mit den herrlichsten Polgcn des merkwürdigsten Tages, an welchem sie sich dem Verderben standhaft wider« setzten, und cs überwanden. Erziehe du nun, du bester Vater über alles, was Kind heisset, erziehe du . nun den Sohn des Königs, mache aus ihm die Hosknung unsrer Nachkommen, und laß uns an ihm unsre Freude sehen, wie er zunimmt an Alter und Weisheit und Gnade bey dir und den Menschen. Deine Frcun« dinn, die gottselige Prinzcßinn Charlotte Amalia, deren Gebet vor dein Angesicht gekommen ist, erhalte uns noch lange als eine veste Stütze des Throns, und laß ferner ihren sanften stillen Geist köstlich vor dir seyn. Die gesegnete Schwestern des des Königs erfülle mit deinem Frieden, und sättige sie mit Freuden über den König und über das Heil seiner Untcrthanen! Be- ! lohne die Treue aller, deren Klugheit und Muth dein Werk ausführen halfen! Leite die Räche des Königes mit deiner Weisheit; sey und bleibe Dänncmarks Gott und Erretter! Gelobet sey dein Rahme in Ewigkeit!

Feyerliche

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Feyerliche Danksagung

von

Samuel Helmich.

Als nach Vorschrift des' allgemeinen Kirchengebets die gewöhnliche Fürbitte für des Königs Majestät verrichtet worden, so geschähe diese Danksagung solgendcrmaassen:

---und wie können wir heute, o Gott! solchergestalt Bitte, Gebet und Fürbitte für Deinen Gesalbten, unser» Allcrthencrsten Erb-König, thun, ohne zugleich mit gerührtem Herzen, mit vereinigter Seelen, und verbundenen Kräften, unter Empfindung einer zitternden Freude, Dir, der du bist des Höchste in allen Landen, erhöbet über alle Götter, unser schuldigstes Lob - und Dank - Opfer darzubringen, für die ausgebreitete Gnadenflügel, unter welchen deine Treue, zu dieser bösen Zeit, unfern allcrmildesien Landes - Vater, deinen gekrönten Knecht, bedecket, beschirmet, und das im fürchterlichen Anzuge vorhanden gewesene Verderben von seiner geheiligten Person, von Seinem Königlichen Geschlechte, von uns und allen Dero allergetreursten Unterthanen, so unerwartet, so wunderbar, so schnell, so leicht, und so herrlich abgewendet.

Selbst der, aus der Hand Seiner, von Uebermuth, Bosheit und Lisi ertrunkenen Feinde glücklich errettete König, Dessen Her; voll Freude, Dessen Mund voll Lachens, und Dessen Zunge voll Rühmens ist, fordert durch einen christlöblichcn Landes - väterlichen Befehl uns zu diesem heiligen, dir wohlgefälligen Geschaffte auf; indem derselbe will: daß dir, dem allmächtigen Gott, für die besondere gnädige Fürsorge, die du gegen Dieselben, Dero Königliches Haus, und gegen Dero ganzes Land bewiesen, und für die väterliche Beschirmung,

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worein dir Dieselben genommen hast, in Dero stmmtkichen Neichen und Landen, von allen Kanzeln der ge bührende Dank öffentlich dargebracht werden soll.

Wir erscheinen daher vor dem Thron« deiner göttliche» Majestät, mit Rührung und Danken, mit Loben und Preisen. Deinen grossen Ramm geben wir allein die Ehre, der du, alleine, durch dieselbe deinen Gesalbten erhaltest, Ihn als deinen Augapfel bewahrest, und durch die Offenbahrung deiner göttlichen Macht und Herrlichkeit beweisest, daß du noch Hert aus Erden, cm unsterblicher und unwandelbarer Oberhert im Himmel und auf Erden bleibest, wie du von Alters her «ad von Ewigkeit gewesen bist.

Hast du ehedem den bösen Rath Ahitophels zur Narrheit gemacht, als er wider David mit seine»: abtrünnigen und rebellischen Sohne Absolom im Bunde war; hast du der Zeit das Herz eines redlich treuen Husai zu David gelenkt, daß er durch seine Klugheit den gefährlichen Rath Ahitophels zunichte machte: (rSam. ir.) so hast du glcichcrmaaffcn zu diesen unfern bedenklichen Zeitläuften eine aufrühnsche Rotte, mit ihren gefährlichen Rathschlägcn, als sie sich bereits mit losen Stricken Unrecht zu thun, und mit Wagenfeilen zu sündigen, zusammen gekoppelt hatten, in ihrer Thorheit entdeckt, und zu Boden geschlagen. Sic beschlossen einen Rath, und cs wurde nichts daraus; sie beredeten sich, und cs .bestand nicht: denn hier war Immanuel. (Ics. 8.)

Deine Zürsichtigkeit, v Vater! welche alles regieret, hat noch solche anserwählte Werkzeuge zu erwekken gewußt, welche den Schaden Josephs zu Herzen beherzt vor den Riß traten, und dem Gesalbten, nach Eid und Pflicht, in Roth durch heilsame Rathschlägc ihre Dienste leisteten. Deine Weisheit

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Mishcik lenkte des Monarchen Herz, welches in deiser Hand war, also, daß Er die in geheiligter Ehrfurcht und gewissenhafter Treue gegründete, auf das Wohl des Königs, Dero König!. Erbhauses und Volkes zielende gute Anschläge für besser erkannte und annahm, als die durch Stolz und Gvttcrvcrgcsscnhrit vergifteten Vorschläge Scener erboßten Feinde, die das Fleisch beflecken, die Herrschaften aber verachteten, und die Majestäten lästerten. (Jud. v. z.

Und gleichwie du dich, o barmherziger Gott! schon von Alters her: durch die herrlichste Proben deiner wunderbahrcn Güte, welche der Nachwelt je und je zu einem Zeichen und Wunder heilig und unvergeßlich bleiben werden, als einen allmächtigen Schutzgott und verschonenden Fridens - König an deinem Dännemark bewiest«; und insonderheit vor nunmehro 112 Jahrei» die unumschränkte ee König!. Regierung ohne Schwerdt und Waffen, ohne Krieg und depen dem Glorwürdigen Königlichen Oldenburgischen Stamme anvettranet; und der Zeit das von Gnade und Huld auf Seine allerqetreueste Unterthancn überfließende Herz Königs Lriederichs des M. Glorwürdigstcn Gedächtnisses, mit dein Herzen Dero patriotischen Dolks dergestalt vereiniget hast, daß der i8te Oktober des i66c>stcn Jahrs, als der souveraine Erb-Hüldigungs - Tag, ein Tag der Freude beyder Herzen war: so hast du auch von Zeit zu Zeit, bis zu den gegenwärtigen Tagen, den väterlichen souvcraincn Erb-Thron unsers jetzigen auscrwählten Monarchen bey dem König!. Stamme, welche deine Rechte gepflanzet, zur gewünschten Freude aller Dänischen Staaten erhalten, und bis auf den heutigen Tag bcvestiget.

Da aber dieser Zeit, leider! einige schwache Menschen, einige verkehrte Menschen, welche der zur Begnadigung höchstgeneigte König, unverdienter Weise, aus dem Staube ihrer Niedrigkeit erhob; also solche Menschen, welche da mehr Ursache, als dorten ein aus

dem

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dem König!. Hause Sauls absiammender Mephiboset hatte, zu sagen: wer bin ich dein Knecht, daß der König sich wendet zu einem tobten Hunde, wie ich bin? (rSam.y.) des Königs herablassende Huld so gering schätzten, daß sie sogar, o der Schande! da der Monarch Sich ihnen vertrauetc, und sic Sein Brodt aßen, die ihnen anqcdiehcnde Königliche Gnade unter die Füße traten. (Psalm 41.) Denn ihre Eitelkeit des Sinnes verleitete sic, sich über den König zu erheben, Dero sonvcraincn Erb > Thron wankend, und Dero holden Gnaden - Scepter sinkend zu machen. Du aber, 0 du Gott Dannemarks! hast die Widersacher deines mit grosser Herrlichkeit gekrönten Knechts in ihren verkehrten Wegen und gewissenlosen Unternehmungen, zur höchsten Zeit nicht alleine offenbar werden lassen, und ihre Thronstürzende Anschläge zu Schanden gemacht; sondern deine überschwengliche Barmherzigkeit hat auch dabey alles so wohl gemacht, daß der angefangene innerliche Krieg in der Äsche glücklich gcdämpfct worden, ehe dessen spcyende Flammen ausbrechcn, und ein verzehrendes Zorn - Feuer anzünden, verheeren und verwüsten könnnen. Don dir. 0 du Gott des Friedens! kam ein soltcher herrlicher Siea, welcher die Verstöhrer vcrstöhrtc, nach der heimlichen Unruhe eine allgemeine Ruhe, und nach der bangen Furcht eine ausbrechendc Freude wiedcrhcrstellete; ohne daß bcy dem Allen der holde Königs. Gnaden - Zepter deines Gesalbten von Menschen - Blut besprühet wurde. Das hast du, miser treuer Bundes - Gott gethan. Gebt unserm Gott die Ehre! Alleluja!

So sehen wir denn, Gott sy ewig Lob! mit heilig ger Verwunderung, mit der innigsten und größten Freude unfern herrlich erretteten Erb-Köniq und Herrn, König Christian den VH. als ein neues göttliches und unschätzbares Gnaden - Geschenk an, und huldigen Ihm aufs neue in unser aller Ihme geheiligten Herzen.

Christian der VH. aufs neue von Gottes Gnaden

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am ;ten Tage des /ten Jahrs Seiner glückseligen König!. Regierung, und zugleich am irten Tage vor Antritt des 2 4stcn Jahrs Seines allcrrheurcsten Lebens, zur Freude seines Herzens, zum Frohlocken Seines Königlichen Erb - Hauses, und zum Jauchzen Seiner Völker neubelebter und verherrlichter Erb - König zu Dännemark, Norwegen, u. sw. Der i/te Jenner dieses i7/2sten Gnaden - Jahrs, misers Herrn und Heilandes Jesu Christi, des Erretters, ist der merkwürdige Tag, der Tag, welchen uns der Hert gemacht: lasset uns freuen und frölich über demselben seyn. O Hert, hilf, v Hert, laß wohl gelingen! (Pf. uz.)

Dein aber sind wir, Christian Der VII. und mit Dir halten wirs, du Sohn des Höchstscligen Friederich des V. Glorreichsten Gedächtnisses. Friede Friede scy mit Dir, Friede scy mit Deinen Helfern, denn Dein Gott hilft Dir. (-Chrou. i;.)

Wie dorten ein hocherfreuter Samuel, als Israel die Philister geschlagen hatte, einen Stein nahm, ihn zwischen Mizpa und Senn setzte, und ihn Eben - Ezcr hieß, und sprach: Bis hichcr hat uns der Hert geholfen! (iSam. 7.) so wollen auch wir, Hert, Hert, zum Preise deiner herrlichen Hülfe in unfern lobenden Herzen rin unvergängliches Denkmahl, einen lebendigen Ezer-Stein aufrichten.

In dem dir ergebenen geheiligten Herzen deines und unsers Gesalbten Christians müsse dieses Glaubens-Bckenntniß zu deinem Preise unauslöschlich erfunden werden, und aus demselben gegen jedermann hervor, schallen: Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Nahmen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat. Der dir alle deine Sünde vergiebt, und heilet alle deine Gebrechen. Der dein Leben vom Verderben erlöset, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit. (Pf. ivz.)

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Und mir, die wir den Gnadcn'Serpter unsers erretteten allcrmildesten Landes-Vaters dieser Zeit unter dm kindlichsten Freuden-Thränen billig küssen, lassen unser treuergebenes He« mit Recht ein Lobethal seyn; da wir heute ln diesem Gottes-Hause als in einem Lobethal zusammen gekommen, den Herrn zu loben, weil er uns eine Freude gegeben an unfern Feinden. OChron. 20.)

Wir lassen mit Recht, aus der Tiefe unsers Herzens, den Davidischcn Wiedcrschall erklingen: Der Hert erhöre Dich in der, Noch, der Name des Gottes Jacob schütze Dich. Er sende dir Hülfe vom Hciligthum, und stärke Dich aus Zion. Er gebe Dir, was Dein Herz begehret, und erfülle alle Deine Anschläge. Wir rühmen, daß du uns hissest, und im Namen unser« Gottes werfen wir Panier auf. Der Hert gewähre Dich aller deiner Bitte. Nun merke ich, daß der Hert seinem Gesalbten hilft, und erhöret ihn in seinem heiligen Himmel: seine rechte Hand hiifft gewaltiglich. Jene verlassen sich auf Wagen und Rosse: Wir aber denken an den Namen unsers Gottes. Sie sind mies dergestürzt, und gefallen: wir aber stehen ausgerichtet. Hilf Hert; der König erhöre uns, wenn wir rufen.

(Pf. 20.)

Thne nun aber auch noch, 0 grundgütigstcr Gott! deiner so herrlich geoffenbahrtcn beschirmenden Gnade die große Barmherzigkeit hinzu, und verkhcrrliche dich durch deinen Geist zum überschwenglichen und ewig bleibenden Sergen an dem Geiste unsers Allcrthcurcstcn Königs.

Begnadige diesen deinen Auscrwählten und Anse« kohrncn Knecht mit Abrahams Glauben, Jsaacs Segen, und Jacobs betender Seele. Verleihe Denenscldc« Simsoms Starke, Davids Glück, Salomons Weisheit, Josaphats Gottesfurcht, und Josias Eifer für die wahre Religion. Vornehmlich aber salbe Diesel: den mit der seligmachenden Erkrnntniß, und mit den Sinn

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Jesu, unsers ewigen Gnaden-Königes, und laß Dessen Her; und des Königes HM, Ein Herz seyn, und unabänderlich verbleiben.

Und dader Hof und die Residenz des Königs einer solchen Stande gleicht, die auf einem Berge liegt, und nicht verborgen seyn mag; (Matth. 5.) so müße das christlöbliche, kngcndliche, und nachahmenswürdige Bcyspiel des Königs, und Seines Hofes, das ganze Land, wie ein helleuchtendes Licht durchleuchten, und die Finsterniß der Sünden vertreiben.

Der vertraute Umgang mit dir, dem segligsten Wesen, und das Gespräch Seines Herzens mit dir, dem erhabensten und gnädigsten Gebets-Erhörer, seyn das angcnemste König!. Geschäfftc unsers Monarchen, deines Anbeters und Verehrers. Die schönste Zierde Seines geheimen Cabinets, worinnen Er als dein geistlicher König und Priester im Verborgenen betend ersundcn wird, müsse der Helle, klare, prächtige und untrügliche Regenten-Spiegel Davicds seyn, und so oft er solchen zum Augenmerk annimmt, müsse Er, wie dieser Mann- nach dem Herzen Gottes, in der beßten und erhabensten Denkungsart ihmc gleichen, und in der Wahrheit sagen können: Von Gnade und Recht will ich singen, und dir, Hert, Lob sagen. Ich handle vorsichtig und redlich bey denen, die mir zugehören; und wandle treulich in meinem Hause. Ich nehme mir keine böse Sache vor: und hasse den Ucbertreter, und lasse ihn nicht bey mir bleiben. Ein verkehrtes Hertz muß von mir weichen, den Bösen leide ich nicht. Der seinen Nächsten heimlich verläuindct, vertilge ich. Ich mag deß nicht der stolze Geberden und hohen Muth hat. Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande, daß sie bey' mir wohnen: und habe gerne fromme Diener. Falsche Leute halte ich nicht in meinem Hause, die Lügner gedeyhrn nicht bey mir. Frühe vertilge ich alle Gottlosen im Lande: daß ich alle Uebelthäter ausrotte, ans der Stadt des Herrn. (Ps ioi)

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Laß, do Hert! Hert! de» Ausspruch Sakomvnis a» unserm Allerqeliebtesten Könige immer mehr und glänzender in die Erfüllung gehen r wenn er behauptet, daßfromm und wahrhaftig seyn den König behüten; und sein Thron durch Frömmigkeit bestehe. (Prov.ro.) Fördere du selbst die Ausbreitung deines Gnadenreichs, und die ersprießliche Wohlfahrt der Dänischen glücklichen Lande durch die väterliche Sorgfalt unsers zum Wohlthan regierenden Königes. Laß durch Dero heilsame Verordnungen und aller weiseste Bemühungen der Sünden und Seufzer weniger, deinen Segen und Gedeyen aber über uns vermehret und vervielfältiget werden. Beschirme, erhalte und bevcstige den väterlichen Thron unsers Monarchen bis an der Welt Ende. Laß aus Allerhöchst Dero Königs. Stamme nie einen würdigen Thronfolger schien, welcher aus Dero Stuhl in der Zeitsolge sitze. Endlich gönne Ihnen die unaussprechliche Freude, daß Dieselben, nachdem du Sie mit langem Leben qesätkiget, und Ihnen dein Hell gezeigt, Sie zu Ihrer Feit deinem Willen gedienet, und Sie nun zu ihren Vätern gcthan werden, Sie Ihre Hertlich? if in jene grosse Stadt, ins himmlische Jerusalem bringen, und nach abgelegter Würde und Bürde dit unverwelklichc Krone des ewigen Lebens aus deiner Hand empsaben mögen. Hert, höre, und erhöre unser Flehen: ja, thne überschwenglich mehr über alles, was wir bitten oder verstehen , um Jesu, unsers Heilandes und alleinigen Gnaden-Königs willen. Amé-Allelujah, Amen!

, Zum Beschluß wurde dieses lobende Gebeth von brt volkreichen versammleten gantzen Gemeine durch Anstiinmung des roten Verses aus dem Liede: Zeuch ein zu deinen Tl-sren! - - - unter Beystimmung der Pauken und Trompeten bekräftigt, und gesungen:

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Beschirm die Policeyen,

Bau unstrs Bönigs Thron? Daß Er und wir gedeyen. Schmück, als mir einet Kron Die Alten mit Verstand,

Mir Frömmigkeit die Jugend, Mit Gottesfurcht und Lugend Das Volk im ganzen Land.

Rach Endigung dieses Verses wurde bas übrige Hee Fürbitten nach dem allgemeine» Kirchengebete fortgesetzt, und nach der ganzen Predigt stimmte die Gemeine das Loblied: HLrt Gott, dich loben wie! - -« an, wo: den sich abermahls zur Freudenbezrogung der Schall der Pauken und Trompeten höre« ließ.

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