Text zur Predigt auf allerhöchsten Königl. Befehl am 3 Sonntage nach Epiph. 1772. zu Kopenhagen gefeyerten Dank-Feste

Text zur Predigt 37 -

auf allerhöchsten Königs. Befehl am 3 Sonntage nach Epiph. 1772. zu Kopenhagen

gefeyerten Dank- Feste

gehalten

von D. Balthasar Münter.

Du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefält; ''fe* wer böse ist, bleibet nicht vor Dir, die Ruhmredigen bestehen nicht vor Deinen Lugen; Du bist feind allen Ucbclthätern; Du bringest die Lügner um; Du hast Greuel an den Blutgierigen und Falschen; Du girbest sie dahin, in ihres Herzens Sinn; sie werden in dem Werke ihrer eigenen Hände verstrickt; plötzlich fallen sie von ihrem vornehmen! plötzlich werden fie um ihi er grosscnUebertretungen» willen ausgestossen; das thust Du, der Du im Him- mel wohnest, und Recht und Gerechtigkeit auf Era den übest; Du last die Verbrecher hoch daher fahren, bis Deine Grunde kömt, sie zu demüthigen; Du schweigest eineZeitlang,wenn sie sich wider Dich auf- lehnen,und Dein Recht und Gebot mit Füssen treten, und in der Trunkenheit ihres Stolzes ausrufen: Wer wills mir wehrend Endlich aber machest Du Dichaus, Arm des HErrn! und stürzest fie zu Boden; endlich lassest Du, HErr unser Gott, Dein Urrheil vom Himmel hören; so erschrecken sie und werden stille. Du, der Du Gewalt übest mir Deinem: Arm, der Du zerstreuest, die hoffärrig sind, in ihres Herzens Sinn; der Du die Verrärher in die Grube stürzest, die fie andern gemacht haben! Deiner Hülfe freuen sich alle, die in der Zeit der 0loth aus Dich traueten. Ewiglich werden sie es rühmen, daß Du stebeschirmerhast. Frölich werden in Dir seyn, die Deinen namen lieben; denn Du, HErr! segnest die Gerechten, Du krönest sie mit Gnade, wie mir ei- nem Schilde. Die Gewalt ihrer Feinde hat ein Ende, ihr Vorhaben hast Du umgekehrt, ihr Gedächniß Wird umkommen mit ihnen.

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Eingang.

LTrt, so Du willst, sagte der Aussätzige zu Jesu, Da mich mol reinigen ! Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihnan, u. sprach: ich wils chun, sey gereiniget; und alsobald ward er von seinem Aussicherem. Sprich nur ein Wort, sagt der Hauptmann zu Ihm, so wird mein Knecht gesund! Jesus antwortete ihm: Gehe hin, dir geschehe, wie du geglaubet hast; u. sein Knecht ward gesund zur selbigenStunde.

Der, welchem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben war,, brauchte nur zu gebieten, sogeschahe es; lief eingewurzelte und heftige Krankheiten zu heilen, das war ihm nur einWerk eines einzigen Aus genbli>s. Ohne ängstlich nach Mitteln zu forschen , ohne diese Mittel in der Ordnung anzuwenden, in der sie allein heilsam seyn können, sprach er ein Wort; so ward der Aussätzige von seinem Aussatze befreyet, und der Gichrbrüchige seiner Schmerzen los , und fähig, seine gelähmte«, Glieder zu gebrauchen und zubewegen.

Die Gläubigen unter uns, meine Brüder! die Stillen im Lande, die richtig vor sich gewandelt, und dem HErrn vertrauet haben, der ihr Schuß und ihre Hoffnung ist, haben Ihn bisher in der Zeit der Noch täglich angerufen: HErt, so Du wilst, kanst Du uns wohl erretten! sprich nur einWort, so ist uns geholfen! Hochgelobek ftyGott! wir haben seineAnlwort gehört, wir haben die Hülfe erfahren, die wir von Ihm erwarteten. Ich wills thun, sagte unser Gott! send errettet, euch geschehe, wie ihr geglaubt habt! und von der Stunde an war uns geholfen. Traurig und bekümmert legten wir uns noch an dem Abend, aufrveleben der Tag unserer Errettung folgte, Auf unfer Lager nieder, beteten zu Gott, und durften noch nicht hoffen, daß Er uns ihr schon erhören würde; als wir erwachten. da sahen wir, daß wir erhört waren, da waren wir wie die Träumende , da weinten wir nicht mehr Thränen der Brtrübnisi--°fondern dmkköart Freuden -

Thräe

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Thränen; das hatte Gott gethan, das ist ein Wunder vor unfern Augen. Sern Name sey gepriesen, daß Er so grosse Dinge an uns gethan hat.

Text: Matth. 8, v. u i z. Da er aber vom rc.

Hauprfatz: :

Gottes wunderbare Hülfe.

1, Wie bat Er sie bewiesen?

II. Wie sollen wir Ihm dafür danken?

Erster Thcil

Wie hat uns (Bott feine Hülfe bewiesen? n) Grosse der Gefahr» aus der wir errettet sind! Nun, meine Brüder! da sie verschwunden ist, nun können wir mit Freuden davon reden, nun dürfen wir es laut sagen, daß wir in einer Tiefe des Elendes versunken waren, aus der keines Mens schen Arm, aus der nur der HErt, unser Gott, uns hervor ziehen fonte* Gottlose herrschten über uns, muthwillige Verbrecher hatten unsere ganze irdische Glückseligkeit in ihren Händen; ihr Thun war Schaden zu stiften, den Gerechten zu unterdrücken, und die Unschuld unter die Füsse zu treten; dem Gott, der uns geholfen, der sie von ihrer Höhe herabgestürzt und zu Schanden gemacht har, dem Gott trotzten sie ins Angesicht; fein Wort, welches allein noch unser Trost war, ohne welches wir in unser« Elend vergangen waren, sein Wort suchten sie uns zu entziehen; der Sünde gaben sie Berechtigung und Freyheit; unsere Sitten steckten sie mit dem Gifte ihrer gottlosen Beyspiele an; jede gute Empfindung, alle Furcht vor Gott, unsere Liebe zu unserm rechtmäßigen Beherrscher, Ehre, Gewissen, alles, alles, was gut, was Gottgefällig an uns war, wellten sie ausrolten! Die Gesetze hatten ihre Gewalt nicht mehr; Wollust und Frevel hatten sie an sich gezogen; Treue und Glauben waren unter uns selten geworden ; mit ihnen verste! der allgemeine Wohlstand zusehends; unsere Königs - Stadt, von vielen ihrer

edel«

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edelsten und besten Bewohner verlassen, und jeder Rechtschaffene, der gezwungen war, hier unter uns zu wohnen, mußte von einem Tage zum andern mit Furcht und Schrecken kämpfen; Traurigkeit war auf allen Gesichtern verbreitet; auch die Leute dieser Welt, die Gott nicht kennen, die sein Wort vers achteten, zitterten vorden Absichten derer, die bey den schrecklichsten Grundsätzen auch die Macht hatten, zu thun, was sie welten, So näherte sich Dän» nemark mit schnellen Schritten seinem Untergange, und sähe sich schon am Rande des Abgrundes. Und ach! welch ein Schicksal wartete auf uns., wenn unsere Feinde nur noch einige Zeit gewonnen hätten; was mußten sie für einen erschrecklichen Vorsatz gefaßt haben, um ihre gesetzlose ungerechte Gewalt, ihrer Meynung nach, gegen jedem Angrisk;» befestigen? was machten sie schon für fürchterliche Anstalten? Gelobt sey Gott, der uns nicht zum Raub in ihre Zähne gegeben, der ihre blutgierige Absichten zu Schanden gemacht, der fast in dem Augenblick, da Aufruhr und Mord auszubrechen droheten, «ns Sicherheit und Ruhr geschenkt hat!

bd) Wie har uns Gott aus dieser Gefahr errerrer i Er hat uns so errettet, daß wir augenscheinlich sehen, Er habe es gethan, Er habe uns nicht dem Verderben übergeben wollen. Plötzlich wurden «vir von unfernUnterdrückern befreyet,da wirs am wenigsten glaubten, da wir mit ängstlicher Erwartung den schrecklichsten Auftritten entgegen sahen.Und konten wir wol nach menschlichen Ansehn hoffen, daß die Hülfe des HErrn so nahe sey? Daß sie kommen würde, daß wußten wir gewiß; denn derGlaube der göttlichen Vorsehung war noch nicht aus allen Herzen entfallen. Aber die ängstliche Frage: wann wird sie kommen? konnten wir uns nicht beantworten.' Wir sahen in eine dunkele Nach: hinein, wir erblickten niemand, als Gott, dem wir die Macht immun konnten, die

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die derjenige haben mußte, der unser Erretter styn sollte. Aber konnte es wohl der Hand unsers Gottes an Werkzeugen fehlen? Er gab Muth dem Unterdrückten ; Er gab Stärke dem Schwachen; Er sagte zu einem dererjenigen, die Er sich auserwählt hatte, fein Vorhaben auszuführen: Gehe hin! Da ging er; Gott sagte zu dem andern: Komm her! Da kam er; Er sprach zu seinen Dienern; Thur das! Da thaten sie es. Kein Meuchel-Mord, kein Eingrisk in die Rechte des Herrn über Leben und Tod, kein Betrug und Frevel; nichts niedriges und unanständiges war das Mittel, wodurch wir hefreyet wurden. Vaterlands-Liebe, Religion, edler Much, Standhaftigkeit und Klugheit in guten Absichten, das Gesetz, der Befehl des Königs, dies waren die Triebfedern der grossen Unternehmung, die Gott veranstaltete, die Gott so augenscheinlich segnete, um unserm Elende ein schnelles ; Ende zu machen , und uns vor noch grösserm Elende zu bewahren. Kein Blut der Bürger und Unkerthanen ward vergossen; keiner der Verbrecher ist entronnen, ist noch fähig neues Unglück anzurichten! Alles, was zur Entdeckung ihrer gottlosen Anschläge nöthig ist, ist in den Händen weiser und unpartheyischer Richter! So herrlich hat uns Gott geholfen; so hat Er seine Ehre, die Religion, den König und das Vaterland errettet. O! wer darf nun noch zweifeln, daß Er eö ist, der die Welt regiert? Wer darf, wer kann nun noch auch in dem größten Elende an seiner Hülfe verzagen?

Zweiter Theil.

Wie sollen wir Gott für diese Hülfe danken : a) Mir christlicher Freude. Was stlte uns abhalten, einer lebendigen Freude voll zu seyn, da Gott die Person unsers geliebten Königs, da Er das Haus unsers Beherrschers, da Er die ganze Nation und einen jeden unter uns uns einer so gros

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fen und augenscheinlichen Gefahr errettet hat? Aber darf wo! diese Freude in Gewaltthärigkeit, ausarten? Können sich diejenigen rechtfertigen, die an dem grossen Tage , da uns Gott feine Gnade bewies, wider ihre Mitbürger gewütet, und dadurch diesen Tag befleckt haben? Dürfen wir wohl als Christen uns darüber erfreuen, daß unsere Unterdrücker nun die Elendesten unter den Menschen geworden sind? und daß solche Strafen ihrer Verbrechen, von denen die Menschlichkeit erschrickt , auf sie warten? Nein, darüber laßt uns frölich seyn, das Gottes Vorsehung für uns gesorgt , daß sie unfern Feinden ihre Absichten nicht hat gelingen lassen; daß wir nun hoffen dürfen, Religion und Frömmigkeit, und also auch die wahre Glückseligkeit werde wieder unter uns aufblühen. Eine solche Freude wird unserm Gott, der uns dazu so grosse Ursachen gegeben hat, Wohlgefallen , und Ihm ein angenehmer Dank seyn,

b) Mir dem Vesten Vorsatz, die Sünden zu Vermeiden, die uns die bisherigen Straf: Gerichte Gottes zugezogen haben. Warum hatte uns Gort den Gottlosen in ihre Hände gegeben? Allein'um unserer Sünde willen. Wir schaßten sein Wort nicht mehr hoch ; wir waren gleichgültig gegen Religion und Tugend geworden. Er ließ es uns also empfinden, was auf solchen Gesinnungen folgt, was Menschen ohne Chrisienchum und Frömmigkeit für Unglück in einem Lande stiften kömren, welches unter ihre Gewalt gerathen ist. Wir haken die Freuden dieser Welt zu sehr geliebt. Gott ließ es zu, daß wir in einem Meere von Belustigungen umher getrieben wurden, und doch keine Ruhe keine wahre Freude empfinden. Laßt uns von nun an. weiser werden! Ernstlich genug hat uns Gott gewarnct; auch der wildeste, und unbändigste Sünder muß feine Stimme vernommen und verstanden haben. Es wende sich also nun zu dem Herrn unserm

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Gott, wer durch sein Gewissen überzeugt wird, daß er durch seine Abweichung von ihm an den Züchtigungen, die wir erfahren haben, milUrsache gewesen ist.

c) Mir Licbc.und Gehorsam gegen unfern Röm'g. Ich danke Gest, meine Brüder, daß ich euch dadurch keine Vorwürfe zu machen habet Ihr habt nie aufgehört, ihn zu lieben ; Dännemark hat linkten in dies» kummervollen Jahren seisicnRnbm behauptet, daß kein Land auf Erden es an Liebe und Gehorsam gegen seine» Beherrscher übertreske. Das müssen selbst die Verräther. die seinen Namen qemisbrauchk baden, sein Volk zu unterdrücken, das muß der erste unter ihnen, der sich fast auf denSkubl des K&nigs gedrängt hat, gestehen. Gehorcht, meine Brüder, haben wir. ohne gewis zu seyn, wem wir gehorchten; denn wir verehrten den Namen des Königs. Um so viel stärker sey von nun an unsere Liebe, um so viel williger unser Se? bvrsam gegen unfern rechtmäßigen Beherrscher, den uns Gott gleichsam geschenkt bat, der uns glücklich zu mache« glaubte der nie aufgehört hat, ein Freund und Baker seines Volks zuffeyn! Gott der uns ibn zum Könige gegeben bat, wird auch diese Liebe, diesen Gehorsam gegen unser« Christian als einen ibm wohlgefälligen Dank annehmen.

st) Mit einem vesterMerrrauen,Gort werde ferner alles mir uns wohkmachcn,der feinwcrk mir uns so herlich angefangen. Sollte der es nicht vollenden wollen? Soike er es nicht können ? Es verschwindet aller klei«müthiger Zweifel aus unserer Seele. Es ist der HErt, der Allmächtige, der uns bis hiehcrgeholfen hat, und der uns auch ferner bis ans Ende helfen wird. Cr wird jeden Bösewicht, der sich wieder mit verderblichen Rat bschlägehn der« Lhrone möchte nähern, mit dem Arm seiner Stärke zurück treiben. Er wird dem Könige, der es so sehr erfahren bat, was für ein Unterschied zwischen frommen und gottlose«, zwischen treuen und weisen Dienern und arglistigen Verrätbccn ist, Weisheit geben, die Geister zu prüfen, und Much, die Bösen von sich zurück zu scheuchen. Gort wird mir ihm seyn, wie er mit seinen Vätern gewesen ist; unser Land wird wieder eine Stätte werden,wo GotkesEhre wohnet; Friede und Heil wird wieder über Dännemark verbreitet werde«, Triebe und Ruhe über uns und über unsere Nachkommen.

Anwendung.

Ja, Du bist unsere Zuversicht gewesen in der Noch, die «ns getroffen hat, Dy Gott Christians ; unser avec

Gott

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Hott und Vater! und wir sehen es nun mit unfern Auge« daß wir mit Recht uns auf Dich allein verlassen baden. Darum wollen wir auch ferner allein auf Dich trauen, und zu Dir rufen, und gewiß seyn , Du werdest uns erbören. Wache nun über unfern König, Deine» Knecht, der sich vor Dir dcmüthiget, der Dir feinen feycrltchen Dank opfert, und heilige Gelübde vor Deinem Angesicht darbringcl! Mache alle feine Feinde zu schänden, wie Du die zu schänden gemacht bast, die, uncingedenk aller seiner Wodltbaken, ibn und sein Haus und sein ganzes Dolk bis in den Tod betrübt und gebeugt haben! Tief ist sein Herz, tief sind unser aller Herzen durch die betrübte Nothwendigkeit verwundet, dir ihn zu einer Lnkschlieffung zwang, welche die schwerste war die je ein König bat fassen könne»! Heile diest Wunde an ihn und an uns allen, und lehre ihn und uns die Wege Deiner gerechten Vorsicht bewundern und andelen Unsere fromme und weise Königin Juliana, unser» Hochgelicbte» Prinzen Friderrch, auf die lange unsere Augen mir Freudenvoller Erwartung gerichtet waren, belohne mit Deinem besten Gegen, daß sie die Erretter des Königs und seiner Völker gewesen sind. Ihr Name sey herrlich vor Dir; Ihre größte Chat fen unter uns unvergeßlich, so lange wia leben! Erfreue sie mit den herrlichsten Folgen des grossen Tage» an welchen sie sich dem Verderben standhaft widerstgten, und es standhaft überwanden! Erziehe Du nun den Sohn des Königs, mache aus ibn die Hofnung unserer Nachkoms men, und laß uns an ihm unsere Freude sehen, wie er zuninit an Alter und Weisheit und Gnade bey Dir und den Menschen . Deine Freundin, die Gvtt-liebcnde Prinzeßin Lhar» iorra Amalia, deren Gebet vor Dein Angesicht kommen ist, erhalte uns lange als eine veste Stütze des Throns, und laß ferner ihren sanften stille» Geist köstlich vor Dir seyn! Die gesegneten Schwestern des Königs erfülle mit Deinem

Brieden, und sättige sie mit Freuden über den König und ber das Heil feiner Unkertbanen! Belohne die Treue aller derer, die durch Klugheit und Much Dein Werk ausführen halfen! Erfülle die Räche des Königs mit dem Geiste Del«er Weisheit! Sey und bleibe Dannemarks Gott und Erretter! Gelobet sey Dein Name in Ewigkeit.

Die Portugisische jüd. Gemeine bat an diesem Tage in ihrer Schule Pf. 18- 21.30. 54.57.61.72. gesungen.

an Mmnoi bey dem Buchdrucker C. S. Schröder auf Hohleywege für 1 Schilling.