Vorschlag zu einer koniglichen Reformationscommission, um einen rechtschaffenen und dauerhaften Plan für das Oeconomie- Commerz- und Finanz-Wesen in Dännemark zu legen.

Vorschlag zu einer königlichen

Reformations-Commission, um einen rechtschaffenen und dauerhaften Plan für

das Oeconomie-Commerz- und Finanz-Wesen in Dännemark zu legen.

Von

Christian Martfelt,

Cauzelei-Rath und Secretär der Landhaushaltungs-Geselschaft. Uebersekt.

Kopenhagen und Leipzig 1771, Gedruckt bei August Frederich Stein.

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Regi & Patriæ.

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Borerinnerung.

Wenn es eine wesentlich vollkomnere Regierungs-Form gäbe, als die Monarchische, so würde die Regierung der Almacht über die Welt nicht die allervolkomneste seyn; denn diese Regierung ist eine Monarchie. Nur derjenige kann der Monarchischen Regierungsform ihre wesentlichen Vorzüge vor allen andern Regierungsformen absprechen,

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der die Natur dieser Regierungsform nicht überzeugend einsieht.

Die Möglichkeit alle Rathschläge anzuhören, ohne gezwungen zu seyn einem einzigen zu folgen, und dennoch den besten zu wählen; die Leichtigkeit, Staatsfehler bey Zeiten zu ändern; die Gewisheit Absichten geheim zu halten; die Gelegenheit sie in dem rechten Augenblick auszuführen; die Stärke unglaubliche Hindernisse zu überwinden; die Zuverläßigkeit, wo man will im Staate, Vollkommenheiten zu stiften; die Kunst durch ein Wort zu schaffen, und durch einen Blick sein Geschöpf zu erhalten, sind die Hoheit und Fürtreflichkeit der Monarchischen Regierungsform vor allen andern.

Allein nur in Verhältniß zu der Weisheit, die der Monarch äußert, und zu dem Gebrauch, den er von seiner Gewalt macht, ist diese Regierung vollkommener als die andern, und darnach mehr oder weniger glücklich.

Der Monarch regieret allein. Menn aber ein irdischer Monarch alles allein sehen, allein wählen, allein einrichten, alles in seinen Reichen und Ländern allein

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gebieten, verbieten, und würken sollte; so müßte seine Regierung ganz gewiß die allerunvolkommenste werden, eben weil er ein Monarch wäre, denn ein Gott auf Erden ist doch nur ein Mensch.

Am wenigsten würde seine beste Einsicht im Anfange seiner Regierung hinreichend seyn, zumahlen, wenn der Staat in Verwirrung wäre, und die unzähligen Gebrechen des Staats nebst den Schwachheiten dererjenigen, durch welche er seine Absichten ausführen sollte, überall hervor leuchteten. Seine höchste Macht würde aus Mangel an hinlänglicher Einsicht und aus Ungewißheit in der Wahl bey künftigen Entwürfen, mehr Schwäche als Macht, mehr Gefahr als Sicherheit werden. Wenn er aber den Rath eines jeden zu gebrauchen weiß, so wird er dadurch in der That mächtig.

Die Macht der Regenten ist auf den Grad der steigenden oder fallenden Fruchtbarkeit und Industrie ihrer Staaten, und auf den weisen Gebrauch, der von den hervorgebrachten Früchten und erworbenen Vortheilen der Unterthanen zur Befriedigung der Bedürfnisse anderer Staaten gemacht wird, gegründet, wobey jedoch die

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für einen jeden Staat zu seiner eigenen Erhaltung und Sicherheit erforderliche Bedürfniße vorzüglich in Betrachtung kommen müssen.

Die Kenntniß und die Anwendung der rechten Mittel, seinen Staat auf dieser Grundlage zu bauen, ist die Weisheit eines Regenten, und in einer Monarchie die Weisheit eines Monarchen; und derjenige unter den Monarchen ist der weißeste, der diese Kunst im höchsten Grade verstehet, und sie auf die volkommenste Art auf seine Staaten anwendet.

Unzähliche Einsichten und eine unglaubliche Erfahrung der Welt machen diese Kenntniß aus. Die weißesten, aufrichtigsten und die besten von allen Ständen müssen einem Regenten, der diesen Endzweck hat, Licht und Erfahrung leihen.

Es ist fürtreflich, daß der Monarc, so viel möglich, in den wichtigen und großen Regierungs-Geschäften selbst siehet und handelt; allein sich in Detaillen einzulassen, wird ihm allezeit unmöglich seyn. So wie er nöthig hat, um wohl zu seheu, bey vielen Rath zu holen, so wird er auch nöthig haben, um seine Macht

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wohl anzuwenden, bey vielen Hülfe zu suchen. Indessen hängen die Handlungen eines jeden doch von seinem Willen ab.

Dieses ist die Ursache, warum der Monarch alle frägt und höret, und niemals Mangel an Fragen haben kann, wenn er auch noch so viele Aufklärungen erhalten mag.

In seiner Jugend besucht er fremde Länder. Er lernet seine Staaten kennen. Er siehet die Fehler derselben. Er wächst an Einsicht und Erfahrung. Endlich macht er sich einen guten Plan.

Er sezet denselben durch die würdigsten und besten, die mit ihm eins wollen, in Werke, Er verbessert tausend Mängel in seinem Reiche. Er freuet sich über glücklich gemachte Veränderungen. Er siehet die Felder mit Saat bedeckt, die Hügel bereit künstig Früchte zu tragen, und die Thäler voll von fetten Heerden. Er zählet angelegte Künste, und findet sie unzählich. Er siehet die Küsten seiner Staaten mit Handels-Schiffen bedecket.

Seine Schaßkammer findet er mit Reichthümern, die er wohl anwendet, gefüllet. Er höret daß die Bevölkerung jähr-

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lich zunimmt, und siehet, daß jeder Tag seinen Unterthauen neue Verdienste verkündiget.

Keine unüberwindliche Hinderniße haben seine weiße Thaten aufgehalten. Kein Widerstand ist der Erfüllung seiner edlen Wünsche im Wege gewesen: und wie er bisher gehandelt hat, fährt er noch ferner fort, nemlich den Fleiß zu ermuntern, den Armuth aufzuhelfen, die Tugend zu belohnen, und die wohlverdienten zu erheben.

Er fühlt die Glückseligkeit eines Königs, weil er Gelegenheit und Vermögen hat viele glücklich zu machen, noch mehr aber, weil er sie würcklich glücklich macht.

Er siehet noch die Möglichkeit größerer Verbeßerungen von ferne, die er sich entschließt auszuführen, um den höchsten Flor seiner Staaten zu erreichen. Er macht dazu schon den Anfang. Allein mitten in dem Laufe dieser neuen Bemühungen wird die Sonne des Staats verfinstert

Er stirbt.

Ist seine Weisheit zuverläßig bey seinem Thronfolger? werden seine Räthe und Helfer zuverläßig die Rachgeber und Mit-

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Helfer seines Nachfolgers werden? Wird der Plan des Vorwesets underändert bleiben, sein Oekonomie-Commerz-und Finanz-Plan, worauf der Wohlstand der Reiche gebauet worden, und wornach derselbe auch fortgesetzt werden sollte?

Unzählige Beispiele der ganzen Welt antworten: in einer Monarchie ist dieses moraliter unmöglich; und kein vernünftiger Mensch, der die Welt ein wenig kennet, wird nach der Ursache fragen.

Allein, weil doch dem Thron-Erben die große Regierungskunst des verstorbenen Regenten bekannt ist, so wünschet er, daß seine Reiche, wie zu seines ruhmwürdigen Vorwesers Zeit, noch ferner zunehmen und blühen mögen. Welcher Rath ist hier zu nehmen?

Nichts wäre sicherer gewesen, als wenn ein schriftlicher Plan von der vorigen weisen Regierung gelegt worden und dem Nachfolger befohlen wäre demselben zu folgen. Die itzt gegebenen Rathschläge taugen alle wenig. Einige sind nur halbe Rathschläge. Einige so gar verderblich.

Diese Betrachtung nebst Mitleiden über den gegenwärtigen betrübten oekonomi-

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schen Zustand der Reiche, und Ueberzeugung von zuverläßigen Mitteln gegen die Mängeln derselben, ist die Veranlassung zu den folgenden Vorschlägen gewesen, wovon ich fest glaube, daß ein hochlöbliches Finanz-Collegium, dessen Handlungen allenthalben von der aufrichtigen Beförderung des algemeinen Besten zeugen, selbige gunstig unterstützen werde.

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Vorbereitung.

Wenn man die Religion und die Politik im Zusammenhange mit den Staaten betrachtet, so findet man sie beide so unzertrennlich damit verbunden, daß die Sicherheit eines Staats ohne selbige nicht kann gedacht werden. Noch wichtiger werden sie, wenn sie in ihrer höchsten Vollkommenheit in einem bestimten Staate in Betrachtung gezogen werden.

Die wahre Religion und die gesunde Politik erscheinen alsdenn, wie zwei kost-

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bahre Lichter, die auf einem Leuchter stehen, und für die Kirche und dem Staat zu- , gleich so unentbehrlich sind, daß niemand sagen kann, welches von beiden das unentbehrlichste sei.

Das eine von diesen Lichtern kann von seinem Scheine nichts verlieren, noch verdunkelt werden, ohne daß die Glieder der Kirche, so wohl als des Staats, darunter merklich leiden. Erlöschen können sie noch viel weniger, wo nicht dadurch beides die Kirche und der Staat ihre vorige Natur gänzlich verändern sollen.

Die Vorsehung hat sie beide geformet; und gleich wie sie beide als Mittel braucht, ihre Absichten mit den Staaten der Welt zu erreichen, in so weit diese Mittel nicht verachtet werden; also ist und bleibet sie auch der Schutz und Erhalter so wohl der Religion als der Politik.

Diejenige Religion, welche die hiesigen Länder als die einzigste wahre bekennen, war vorhin in der Welt gleichsam verborgen. Kaum war es möglich das reine Licht

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5 derselben von ferne zu erblicken. Jedoch ward sie durch Mittel, die man kaum dazu tüchtig hielt, und zu einer Zeit, da man vielleicht am wenigsten daran dachte, aus der Finsterniß hervorgezogen, und mitten unter ihren Feinden im Triumphe aufgeführt.

Die Reformation der Kirche gieng von statten und verbreitete sich mit einer wunderbaren Geschwindigkeit. Auch unserem Vaterlande war sie willkommen; und die Art, wie sie hie aufgenommen wurde, ist ohne Beispiel in irgend einem Reiche. Der Salomische Tempel, bei dessen Bau man keinen Schlag des Hammers noch Hieb des Beils hörete, ward nicht in größerer Stille aufgeführt, als die Reformation in Dännemark eingeführet.

Daß alle wichtige Veränderungen wenn sie geschehen müssen, dasselbe Glück genießen, und eben so ruhig zum Besten des Staats abgehen mögten, ist ohne Zweifel der Wunsch eines jeden Unterthan.

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Wenn wir uns gegenwärtig in unserm Staate ein wenig umsehen, und mit unsern Betrachtungen einige wenige Jahre in der Zeit zurück gehen; so finden wir vieles in der politischen Verfassung desselben, das baufällig ist, vieles, das mit derjenigen Zeit in Vergleichung gesetzt werden kann, da die Kirche einer Reformation so sehr benötiget war.

Gewisse politische Einrichtungen und angenommene alte Gebräuche bei uns sind von der Natur, daß ein nur wenig aufgeräumter Kopf Stoff genug findet durch die Einbildungs-Kraft Vergleichungen zu machen, welche die meisten Bürger unter uns leicht zu Democriten oder Heracliten machen könnten.

Die Sclaven der Capitel und unsere Frohnbauren; der Eifer einer Königinn Blanca und die Bemühungen unserer preiswürdigen Könige für die Freiheit derselben, wäre wohl mit von den ersten, das uns in die Augen fallen, und die Bilderkräfte der Seele in volle Bewegung setzen würde.

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7 Die von Päbsten selbst unwürdig geachtete Canonisation, und die Nobilitirungen und Caracterisirungen, worauf mancher unter uns schlechten Auspruch genug hat: das Verbot der Kirche wider das Lesen geoffenbarter Wahrheiten, und die Hindernisse der vorigen Zeiten, vermittelst des fcheuslichen Imprimaturs, die Bekanntmachung offenbarer Wahrheiten zu unterdrücken, würde reichen Stoff beides zum Lachen und zum Weinen hergeben.

Nicht weniger lebhaft würden die Vergleichungen werden, welche angestellet werden könnten zwischen den päbstlichen Anaten, und den itzt für Bediente glücklich abgeschaften Sportteln: zwischen dem Ablaß der Römischen Kirche, und gewisser unnatürlichen Schatzungsfreiheiten in unserm Staate: zwischen seiner Heiligkeit Indulgensen und unserer barmherzigen Consumtions-Rulle, wodurch unsere Kameralisten so manchem groben Sünder geschont haben, der mit dem grösten Rechte für politische Vergehungen an den Staat hatte büssen müssen.

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Allein es wäre nicht billig solche Vergleichungen zu machen, indem die Personen, die dazu Anlaß gegeben, und unsere Staatsmängel zum Theil verursacht haben, insgemein Männer von den besten Absichten gewesen, und ein ignorans feci, wo sie gefehlt haben, ihre wahre, wie auch einzigste und beste Entschuldigung werden kann; zu geschweigen, daß Einrichtungen, die zu andern Zeiten gut waren, in unseren Zeiten schädlich geworden sind.

Jedoch werden diese Entschuldigungen nicht hindern können, daß nicht die Verfassung des Staats dem ohngeachtet einer merklichen Reformation bedürftig sein sollte.

Was die Schriften eines Wiclef, der Geist eines Hufs, und die Erfindung der Buchdruckerkunst, nebst den Regierungen guter Kaiser, zur Entdeckung der verborgenen evangelischen Wahrheiten beitrugen, das haben die Beispiele fremder Länder, der unterm König Friederich den Fünften aufgelebte Patriotisme, die Freiheit der Presse unter seinem klugen Nachfolger auf dem Throne, nebst allerhöchstdesselben Weisheit,

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9 für die reine und wahre Politik vermogt.

Die glücklichen Zufälle, welche für die Kirche eintrafen, sind also auch gewissermaßen für unsern Staat eingetroffen.

Nur eins fehlt uns noch! ——

--- --- --- --- --- --- Ein Luther!

Aber diesen denke ich, könnte uns Christian der Siebende erschaffen. Ein Wink von seinem Thron wird uns einen solchen Held hervorbringen müssen!

Dem Staate fehlet es an einem staatswesentlichen Plan für seine innländische politische Handlungen, gleich wie die Kirche vormals an symbolischen Schriften Mangel hatte.

Eine Commission mit einem Lutherischen Geiste müßte den Plan entwerffen können, und dieser, auf die Beispiele der weisen Welt gegründet, würde eben so wichtig für den Staat werden, als die

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auf die Schrift gegründeten Symbola für die Kirche sind.

Wie solches möglich sei, wie eine solche Commission beschaffen sein müßte um dieses zu bewürben, was sie dem Könige und dessen Staaten für Nutzen bringen könnte, und wie nothwendig sie sei, darüber werde ich in dieser Abhandlung meine geringe Gedanken äussern, und zu dem Ende kürzlich berühren:

1. Die Natur und Verrichtung dieser Commission.

2. Die Fragen, welche derselben zur Beantwortung vorgelegt werden müßten.

3. Die Personen, woraus sie bestehen müßten.

4. Die Zeit, die ihr zur Beantwortung der vorgelegten Fragen gegeben werden müßte. 5. Die Einwürffe, die wieder eine solche Commission gemacht werden könnten, nebst Beantwortung derselben.

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6. Der wichtige Vortheil, der aus dieser Commission für den König und den Staat entstehen würde. Und endlich

Beweis, daß die Holländische Art zu handeln unsern Reichen zuträglicher sei, als die gegenwärtige, falls die hier Vorgeschla, gene Reformation nicht statt finden sollte.

I.

Von welcher Natur die Commission sein müßte, wird man aus dem schon angeführten schließen können. Weil es damit auf einer politische Reformation, wozu die Mängel unseres Staats genügsamen Anlaß geben, abgesehen ist; so wird man leicht einsehen, daß das Wesen der Commission, wenn sie auf königlichen Befehl niedergesetzt wäre, darinn bestehen würde, daß nach Verwersung der falschen Grundsätze, solche wahre Grundsätze festgesetzt würden, worauf Dännemark einmahl anfangen könnte mit Dauerhaftigkeit ein Oeconomie- Commertz- und Finantz-System zu bauen. Denn was man auch

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sagt, und so sehr diese Wahrheit einigen anstößig ist, so kann es doch nicht geläugnet

werden, daß die wahre und gründliche

Finanz-Wissenschaft bisher ziemlich unbekannt in Dännemark gewesen, und also die Verwaltung des Finanz-Wesen mit mäßigen Glück geführt worden.

Zugleich müßten die Materien, über deren Fragen die Commission ihre allerunterthänigste Erklärung abzustatten hätte, von der Beschaffenheit sein, daß wenn solche Fragen nicht gehörig beantwortet, und das für den Staat wesentlich nützliche darinnen nicht befolget, und zur Haupt-Regel in den Oeconomie und Finanz-Geschäften angenommen, noch die gegen diese Regel streitende Handlungen für die Zukunft vorgebeuget werden; alsdenn eine beständige Ungewisheit in allen Entwürfen sowol, als wegen deren glücklichen Ausfals, zum unersetzlichen Schaden für den Staat verbleiben würden. •

Bei dem allen würden die Erklärungen der Commission nur mögliche Regeln für die öffentliche Geschäfte sein, so lange seine Majestät nicht allergnädigst für gut sän-

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den, dieselben, mit oder ohne Veränderung, zur Ausübung zu bringen, und ans die eine oder andere Art die beständige Befolgung derselben in dem respectiven Collegien anbefehlen zu lassen; wodurch sie den ein dauerhafter Plan für die gedachten Geschäfte werden würden.

II.

Die Fragen, welche der Commission zur Beantwortung vorzulegen wären, müsten meiner Meinung nach solche sein, die die gegenwärtigen wesentlichsten Mängel des Staats am meisten beträfen, und zu deren Kenntniß sowohl als zu den Mitteln, wodurch sie am besten verbessert werden könnten, führen wurden. Dahin ich denn die Beantwortung folgender Fragen rechne.

I. Ist es eine unumgängliche Nothwendigkeit für einem Korn-Staat, der, wie es in einem Korn-Staat immer sein müste, zum Grundsatz hat, ein Commerce de luxe oder Handel mit eigenen Waaren zu treiben, und mitten unter anderen Kornbedürftigen Staaten liegt, daß ein beständiger Preis für ein und ausgehenden Ge-

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treide waaren festgesetzt werde; oder ist dieses unnöthig? Würden der Preis und der Absatz anderer Kunst-Waaren des Staats, innerhalb oder ausserhalb Landes, einerlei bleiben, es möchten die Preise der Korn-Waaren bestimt werden oder nicht: und wie wird dieses durch Rechnungen für oder wieder die Bestimmung der Korn-Preiße ausgemacht? Gesetzt aber, daß eine Bestimmung der Korn Preiße den Beifal gewönne, nach welchen Regeln soll dieselbe alsdenn geschehen?

2. Soll Dännemark nach dem Beispiele Engellands eine gewisse Zeit für die Distillirung des Kornbrantweins, und zwar in Rücksicht auf die Preiße des Getraides im Lande, festsetzen, oder handelt Dännemark beßer, wenn es, wie bisher gewöhnlich, den Brandtweinsbrenner nach eigenem Gefallen das Brennen erlaubet, und nur alsdenn erst, wenn der Hunger mir Ernst dazu zwinget, auf ein Verboht gedenket. Sollte Dännemark, welches bisher in diesem Fall ohne Ueberlegung gehandelt hat, eine vernünftigere Maxime hierinnen getroffen haben, als Engelland mit Ueberlegung?

3. Soll das Braudtweinsbrermen auf dem Lande aufgehoben werden oder nicht, oder soll es nur fürs erste eingeschränkt werden, und wie kann und muß das eine oder das andere, itzt oder künftig, auf die dem Staate zuträglichste Art geschehen?

4. Ist es für einen Staat von der gedachten Beschaffenheit nöthig, daß in demselben eine a ge-

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meine Brod-Taxe, wie es in Engelland gebräuchlich ist, in Verhältniß mit den Korn-Preisen, gesetzt wird, oder ist es besser dem Magistrat oder Stadt-Vogt einer jeden Stadt zu überlassen, die Taxe, nach eigenem Gutbefinden, zu bestimmen, oder auch, wie bisher gebräuchlich gewesen, es gäntzlich zu vergessen und zu unterlassen? Ist die Brodt Taxe nicht überhaupt eine Grund-Taxe, so zu sagen, für alle andere unentbehrlige Eß-waaren: und wenn selbige nicht bestimmet wird, wurde es denn nicht eine desto größere Nothwendigkeit werden, bei eintreffendem Brodt-Mangel die Preise für diejenigen Eß-waaren zu bestimmen, die sonst bisher von allen handelnden Staaten unbestimt gelassen worden?

Ist es der Mühe werth, nach dem Beispiele Engellands, eine ernsthafte Strafe für diejenigen zu setzen, die sich unterstehen mögten zum Vortheile ihres eigenen Gewerbes oder aus irgend einer andern Ursache die Preiße auf den Märkten zu steigen (zumahlen, wenn der Korn-Preis erst bestimt wäre): oder ist es dem Staate zuträglicher, sich zu stellen, als wenn man solche Kniffe im Handel nicht verstünde.

6. Wenn ein Staat den Nutzen von der Freiheit des Bauern aus der Erfahrung kennet, und zugleich durch weise Gesetze dazu aufgemuntert und selbige befördert: würde es denn politisch gehandelt, und für die Casse des Regenten nützlich sein, daß derselbe zu gleicher Zeit seine Domainen an die Unterthanen verkaufe, ohne die Bauren vorher frei zugeben, oder sie mit dem Bedinge des Eigenthümerrechts und der Frohn-Freiheit für diejenigen Bauren, die diesen verbesserten Zustand

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ertragen könnten, zu verkauffen: oder ist ein solcher Verkauf wieder die wahre Kammer-Politik, die ohne Zweifel für die Casse des itzigen Regenten dergestalt sorgen soll, daß die Nachfolger in der Regierung die Qvellen ihrer Einnahme verbessert, nicht aber vermindert finden? Muß das neue Finanz-Collegium hierinnen denken wie die alte Kammer, oder muß es sich eine bessere Regel bei der Veräußerung der Domain-Güter machen?

7. Müssen die Privilegien der Stall-Mästung in der Zukunft beibleiben, und sind sie itzt als vernünftige Monopolien für Dännemark anzusehen, falls sie es jemahls zu den Zeiten unserer Väter gewesen sind? Wenn sie aber beibleiben müssen, woher kömmt es, daß Engelland, Schottland und Irland, drei Länder, die an Natur-Produkten und Handels-Arten die meiste Aehnlichkeit mit Dännemark haben, nicht eben so klug sind wie Dännemark? Sollten diese Privilegien uns nicht hinderlich sein, gewisse beträchtliche Handels-Einrichtungen an verschiedenen Oertern zu machen, wo der Handel künftig erweitert werden könnte; ja sollten sie uns nicht an der Ausführe des Fleisches nach unsre eigne Colonien hinderlich sein? Wenn sie also dem Staate nachteilig sind, in welcher Ordnung und zu welcher Zeit sind sie denn zu verändern, oder aufzuheben, ohne dem Einhabern solcher Privilegien größeren Nachtheil in der Zukunft zu verursachen, als das höchste Recht und die Glückseligkeit des Staats unumgänglich erfordern?

8. Sollte es von einiger Erheblichkeit für den Staat sein, daß die Ländereien der Geistlichkeit ge-

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sammelt, und an einem gelegenen Orte bey dem Priesterhösen angewiesen würden? Sollte in diesem Stück eine genauere Einrichtung für die Priester gemacht werden können, als diejenige, die schon in Absicht auf die Aufhebung der Gemeinschaft überhaupt geschehen ist? Und worin müße solche bestehen, um diesen Zweck auf die wirksamste Art zu erreichen: oder ist es von keiner größeren Bedeutung, daß die Landereyen der Priester aus der Gemeinschaft gehoben und gesammelt werden, als wenn dieses für einen jeden andern Landmann oder Bauten geschicht

Kann die Tobäcks-Administration mit der wahren Cultivirung dieser für den Staat wichtigen Pflanze bestehen, oder gereicht sie den Tobacks-Plantagen zum Untergang? Im letzteren Fall, wie läßt es sich bewerkstelligen, daß der Regent, nach Veränderung der Administration, wo nicht gleich, so doch mit der Zeit wenigstens eben so viel, als gegenwärtig vom Tobak einzunehmen habe, daß die Pflanzung frey werde, die damit verbundene Nahrungen nichts verlieren, und die Preise des Tobacks nicht über die Billigkeit steigen?

10. Hat irgend ein Staat in der Welt wohlgebauete Städte gehabt, die von wohlhabenden Bürgern gewimmelt, und deren Reichthümer auf ordentliche Gewerbe und einen wohl angelegten Handel gegründet gewesen, woferne solche Städte nicht ordentliche Monopolien gehabt in Verhältniß zu ihrer eigenen Natur, zu den Nahrungen anderer umliegenden Städte, zu den Bedürfnißen des Staats, imgleichen zu den Bedürfnißen anderer Staaten, mit welchen sie gehandelt, oder haben handeln können? Oder hat

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ein blinder Zufall, weil er dann und wann eine Anlage gemacht hat, allenthalben Städte gebauet? Und haben die Städte in der Welt ihre Verfaßung den weisen Gesetzen großer Regenten zu danken, oder sind sie das, was sie sind, weil zu der Zeit, da sie entstanden, gewiße Regierungs-Räthe und Collegien mehr geschlafen als gewacht haben? Man mag aber annehmen was man wolle, was ist denn die Ursache von dem schlechten Zustande der Dänischen Kaufstädte, und wie sind sie wieder in Aufnahme zu bringen? Müßen gewiße Nahrungs-Wege an gewiße Städte gebunden werden, oder nicht? Muß eine jede wohl situirte Stadt ihre bestimmte Territorial-Gerechtigkeiten, verknüpft mit einem privilegirten Handel und Wandel haben, oder muß aller Handel und Wandel gleichsam ein Raubguht für alle Städte seyn?

Es mögte zuviel seyn, von dieser Commission zu fordern, daß sie auch diese Frage beantwortete: wie müßten denn alle Haupt-Nahrungen für die Dänischen Städte vertheilt werden? Denn die Entscheidung dieser Sache dürfte wohl eine längere Zeit erfordern, als der Commission zur Beantwortung der übrigen Fragen vergönnet werden mögte?

11. Hat man Exempel, daß zusammengesetzte Nahrungen, Manufakturen und Fabriken, Handwerke und Gewerbe, irgend in der Welt mit Glück angelegt worden, oder daß sie irgend einein Staate dauerhafte Vortheile von innen oder von außen zuwegegebracht haben, ohne genaue Nahrungs-Gesetze für errichtete Gesellschaften, oder, welches einerley ist, ohne bestimmte Zünf-

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19 te mit vorgeschriebenen Zunft-Artikeln? Ist es Wahrheit, oder nicht, daß Amsterdam über hundert ordentliche Zünfte hat, and daß es die Gesetze derselben und die Nahrung der bestimten Zunft-Meister schützet, oder nach den Umständen der Zeiten vermehret oder vermindert? Ist es an dem, daß London und Paris und viele andere Städte in Holland, Engelland und Frankreich dieselbige Ordnung in den Nahrungs Wegen beobachtet: oder verhält sich dieses anders? Ist es nothwendig, daß die Anzahl derjenigen, die von bürgerlichen Nahrungen leben sollen, nach dem Verhältniß zu dem Zustande der Nahrungen bestimmet wird, und daß die Nahrungen ihnen, wie das Brodt einer gewissen Anzahl von Munden, zugemessen werden: oder ist es dem Staate zuträglicher, daß die Bürger desselben in Hinsicht der Nahrungen auf Kapereien ausgehen, und diejenigen also das Brodt behalten, die es mit den stärksten Armen erringen können? Man mag aber wählen was man will, ist es dem Dänischen Staate nützlich, daß die Zünfte daselbst ferner beibleiben oder nicht? Müssen ihre Gesetze verbessert, oder mit dem Zünften gäntzlich aufgehoben werden, oder giebt es vielleicht eine Mittelstraße, die man in diesem Stücke zum Vortheile des Staats und der Nahrungen wählen könnte?

2. Ist die Aufsicht über Materie und Form der Waaren eine wesentliche Nothwendigkeit den Handels-Credit aufrecht zu halten, und hat irgend ein Gewerb einem Staate einige dauerhafte Vortheile gebracht, wenn solches nicht strengen und genau beobachteten Gesetzen unterworfen gewesen: oder hat man es rathsamer befunden,

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20 es den Arbeitern in jedem Gewerbe völlig zu überlassen die Materie zu wählen, sie zu bilden, und darinnen nach einem Gefallen zu handeln? Ist es gut, daß eine jedwede Nahrung in Dännemark, wo bisher kein Gesetz für das Stempeln der Maaren statt gehabt, dergleichen Gesetzen, in so weit sie sich dazu passen, unterworfen würde: oder ist es besser, es bey dem alten zu lassen? Sollte der Nahrungs-Credit des Staats ungewis werden, wenn alle Waaren desselben ohne vorhergehende

Probe oder Stempel aus dem Lande giengen, oder kan der Credit so schon ohne diese Aufmerksamkeit bestehen?

13. Sollte es eine Sache von Wichtigkeit seyn, gewisse Nahrungen in Dännemark genauer, als bisher gebräuchlich, einzutheilen, und welche sind diejenige Manufakturen, Fabriken, Künste und Handwerke, deren Arbeit auf diese Weise zu einfacheren oder weniger zusammengetzten Nahrungen eingeschränkt werden müßte: oder ist etwa ein solches Unternehmen überflüßig? Sollte die Simplificirung der Nahrungen nicht an gewissen Orten nützlicher seyn, als an andern: und sollte der Nutzen davon an einem Orte groß und deutlich, an einem andern hingegen gering und beynahe unkenntlich, wo nicht ganz unmöglich sein? Fals gewisse Nahrungen auf diese Weise getheilt werden müßten, durch welche Mittel wäre es denn am ersten möglich die Veränderung der itzigen zusammengesetzten alten Nahruugen zu bemerkstelligen und durch welche Mittel würde man die beikommende ermuntern an den neuen eingetheilten Nahrungen Theil zu nehmen.

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14. Ist es am besten, derjenigen Eintheilung und Ordnung in der Handlung zu folgen, welcher man in den letzten neunzig Jahren, zu folge der Verordnung von 16 April 1681, gefolgt ist: oder haben die Veränderungen, die seit der Zeit in der Industrie anderer Staaten vorgegangen sind, es für Dänemark nothwendig gemacht, seine Handels-Zweige zu simplificiren, um zu einem zusammenhangenden in- und ausländischen Handel Zu gelangen? Welche Handels-Zweige wüßten denn genauer simplificirt werden, und in welcher Ordnung und zu welcher Zeit müßte dieses geschehen: oder kann vielleicht eine solche Veränderung immer zeitig genug geschehen?

25. Schickt sich die Commerz-Verordnung. vom 4 August 1742 zu der Natur des itzigen Handels in Dännemark, oder ist sie in verschiedenen Stükken den Vortheilen des Dänischen Handels zuwieder? Sollte sie nicht in den letzten dreißig Jahren in verschiedenen Stücken undienlich gewacht worden sein, und wird sie nicht von Tage zu Tage in einem oder dem andern immer unbrauchbarer werden, falls Nahrung und Gewerbe, Handel und Wandel einen recht staatswesentlichen Zusammenhang mit anderer Staaten Bedürfnissen und den Mängeln derselben in der Handlung erhalten: oder können die folgenden dreißig Jahre mit dieser Verordnung, so wie sie ist, gedient seyn?

16. Ist der Handel der ostindischen Compagnie nicht sehr wieder die Aufnahme und den Flor der Nahrungen im Staate, und wird es nicht von der äußersten Wichtigkeit sein, durch eine genaue-

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re Zoll-Auflage oder Consumtion den Handel derselben dergestalt einzurichten, daß die Compagnie nicht auf Unkosten des Staats gewinne: oder ist der Handel derselben vielleicht zum größten Vortheil des Staats eingerichtet? Darf diese oder irgend eine Compagnie von der Art Handlung treiben, ohne den Kammer- und Oekonomie-Collegien die genaueste Rechenschaft wegen ihrer ganzen Handlung zu geben; und können sie ohne Gefahr dem Staate nachtheilig zu werden Handlung treiben, so bald eine solche jährliche Rechenschaft nicht abgelegt wird?

17. Enthält nicht die Guineische Octroy mit der dazu gehörender Concession und Convention verschiedenes, das mit den Vortheilen dieser Reiche nicht bestehen kann: befördert sie nicht unmittelbar das Beste fremder Staaten, und würde solches nicht verändert werden können, ohne der Compagnie politice zu nahe zu treten? Müßte nicht die Octroy dieser so wohl als anderer Compagnien, gleich anderen Königlichen Einrichtungen, gehörigermassen bekannt gemacht, und für allen und jeden feil gehalten werden, damit der Staat den Handel seiner eigenen Bürger kennen, und jeder Bürger wissen mögte, in wie weit er an einen solchen Handel Theil nehmen könnte oder nicht? oder ist die Guineische Octroy eine politisch weiße Octroy, und müssen die Octroyen, zufällige Weise ausgenommen, nur in den Händen der Compagnien seyn ?

18. Muß die algemeine Handels-Compagnie, nach der Form ihrer Octroy, wenn auch diese Octroy

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23 auf eine unendliche Zeit gesetzt wäre, beybleiben oder nicht? Muß die Octroy einmahl erneuert werden, oder soll die Compagnie untergehen, wenn ihre Octroy zu Ende ist?

19. Dürfen die Privilegien der Privat-Personen oder Monopolien irgend von der Natur seyn, daß sie den wahren Vorurtheilen des Staats zuwider laufen? Hat Dännemark verschiedene Nahrungs-Privilegien gegeben, wodurch andere Nahrungen gedruckt werden, und die den Zuwachs einer politischen Population hindern, oder nicht? Wäre es eine Nothwendigkeit, daß alle Nahrungs-Privilegien durch eine dazu bestimte Commission untersucht und auf die dem Staate zuträglichste Art eingerichtet würden, und kann dieses geschehen, ohne dadurch Privat-Personen politice zu beleidigen? Oder ist es vielleicht besser, daß verschiedene Privat-Personen sich auf Unkosten ihrer Mitbürger ernähren, und dem Staat noch dazu, wegen seines unpolitischen Mitleidens gegen sie, und seiner großen Tyranney gegen sich selbst, belachen?

20. Wenn der Handel auf Island auf irgend eine Weise, so bald möglich, auch währendex Octroy frey gegeben werden muß, zu welcher Zeit soll denn dieses geschehen, und wie kann es auf eine glimpfliche Art für die Compagnie geschehen? Oder soll der Staat wider alle Staats-Klugheit Island und sich selbst beeinträchtigen, um nicht die algemeine Handels-Compagnie in dem ruhigen Besitze des Isländischen Handels, so lange ihre Octroy noch währt, zu stören?

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21. Soll die Schiffart auf Island, als auf eine Colonie von Dännemark,, oder als auf einen mit diesen Reichen, verbundenen Hauptstaat eingerichtet

werden?

22. Sind die Koffardey-Gesetze Dännemarks einer Verbeßerung fähig, oder sind sie so gut und schön, daß wir in diesem. Stücke nichts von den Fremden lernen können: und können wir, unserer Seehandels-Gesetze wegen, ist Frachten gerne Preis mit den Fremden halten? Wäre es der Mühe werth, eine Commission zur Untersuchung dieser Sache niederzusetzen oder nicht?

23. Ist die Zoll-Rulle ein Meisterstück oder nicht? Ist sie verschiedener beträchtlichen Verbeßerungen

fähig oder nicht? Erfordert das Wohl des Staats und der Flor der Handlung, daß eine neue Zoll-Rulle, je eher je lieber, geschrieben wird, oder nicht?

24. Ist die Consumtions-Rulle dergestalt abgefaßt, daß man daraus den kenntlich guten Zustand der Finanz-Wißenschaft und der Verwaltung des Finanz-Wesens in unseren Reichen sehen kann? Wird man aus der Consumtions-Rulle einen gegründeten Schluß machen können, daß man in Dännemark den Zusammenhang der Nahrungen und des Handels mit den Finanzen, und diesen wiederum mit den Nahrungen und dem Handel recht einsehe: daß man die gegenseitigen Vortheile der Compagnien und des Staats, genau kennet: daß man die Verbindung übersehe, worin die Colonien mit dem Hauptstaate, und dieser mit jenen stehen muß: daß man sich der einen so wohl als des andern ju bedienen wiße,

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einen jeden Theil in Aufnahme zu bringen, und zwar nach dem Verhältniß zu der Natur, seiner eigenen Nahrungen und seines eigenen Handels, nach dem Verhältniß zu dem Anwachs der Finanzen und der Königlichen Einkünfte, nach dem Verhältniß zu dem Besten der meisten Bürger, und ohne irgend eine Nahrung, oder Handel, oder Compagnie, oder Colonie, oder die Staats-Casse politisch zu kränken? Oder bedarf die Consumtions-Rulle, der Staats-Casse, der Schulden und der öffentlichen Wohlfart halber, einiger Veränderung und Verbeßerung nach vollkommneren Grundsätzen als diejenigen sind, worauf sie bisher gebauet worden?

25. Wo sind die Männer in Dännenmark, die eine zusammenhangende und auf Erfahrung der Welt gegründete politische Kenntniß in Oekonomie-Commerz- und Finanz-Wißenschaften besitzen, und dafür bekannt sind, deren Hände man das wichtige Werk anvertrauen könnte, den Plan zu entwerfen, und darauf zusammenhängende und weder mit sich selbst noch mit einander streitende Zoll- und Consumtions- Rullen zu bauen? Ist es nothwendig, zu dieser wichtigen Arbeit Männer zu wählen, die den Handel fremder Oerter aus eigener Erfahrung kennen, oder kann eine zu Hause erworbene Erfahrung hiezu hinreichend seyn? Dürfen die Zoll-Rullen von andern als von einsichtsvollen und erfahrnen Staatskündigen geschrieben werden?

26. Giebts irgend ein beßeres Mittel, die wichtige Abgabe, die Korn-Schahung, auf die gleichmäßigste und gelindeste Weise zu bestimmen, als eine wohl eingerichtete und sichere Matrikel; und

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wird man diese anders erhalten können, als durch eine Kenntniß von der Größe und Strecke des Landes und der Landgüter, und durch eine Erfahrung von der Beschaffenheit und dem inneren Werth derselben, den sie so wohl jetzt haben, als bey ihren künftigen Veränderungen haben werden: ist es aber wohl möglich, zu ersterer auf eine andere Weise, als durch eine ein für allemal vorzunehmende ordentliche Landmessung zu gelangen, und kann letztere beßer als durch eine drey- bis viermal in jedem Zahrhundert vorzunehmende ordentliche Besichtigung des Erdreichs erworben werden. Wird es höchst nothwendig für die Königlichen Finanzen seyn, daß Dännemark eine neue Matrikel erhält, oder ist die gegenwärtige bequem genug, darnach die Korn Schatzung fernerhin zu bestimmen? Wenn aber Dännemark eine neue Matrikel haben muß, wird es denn nicht auch von der äußersten Wichtigkeit seyn, die Landmeßung auf die nachdrücklichste Art zu befördern, und solche Kosten darauf zu wenden, daß sie höchstens in 8 bis 10 Jahren zu einem glücklichen Ende gebracht werden könne? Oder hat es keine Eil mit der Landmeßung, und wird eine neue Matrikel zu jeder Zeit früh genug eingeführt?

27. Hat die Melt irgend ein Exempel, daß der Handel in einem unabhängigen Staat bey hohen Zinsen geblühet hat? Sollte die Insel Borneo, wo hohe Zinsen zum Vortheile des Handels gereichen, auch in Beziehung auf die Staaten die Richtigkeit des Satzes beweisen können: je höher die Zinsen sind, desto gewißer und vortheilhafter wird die Nahrung und der Handel? Sollte diese der Holländisch-Ostindischen

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Compagnie zugehörige Insel, darinnen ein Muster zur Nachahmung für andere unabhängige Staaten, oder doch für unser kleines Dännemark werden können? Oder handelt derjenige Staat seinem eigenen Vortheilen zuwider, deßen Zinsen höher, als in den umliegenden freyen Handels-Staaten sind? Und müßen denn nicht die neulich erhöhete Zinsen in Dännemark gleich wieder Heruntergesetzet, und an ihre Erhöhung niemahls weiter gedacht werden? Oder ist es gut, daß die Zinsen immer so hoch bleiben als sie itzt sind; und wenn das ist, warum sollte es denn nicht beßer seyn die Zinsen noch ein oder mehrere pro Cento höher stiegen, weil der Geld-Mangel, der die Ursache an der Erhöhung der Zinsen seyn soll, noch so groß ist, daß man kaum das Ende davon absieht?

28. Hat die Kopenhagener Banco-Octroy gewiße von der Regierungsform unabhängliche wesentliche Mängel, die sie für den Staat weniger nützlich machen, als sie an sich ist und seyn könnte; und worinnen bestehen dieselben? Ist es möglich sie zu heben, und wann und wie müßen sie gehoben werden: oder ist diese Octroy so wohl eingerichtet, daß sie, die Umstände der Zeiten ungeachtet, keiner wesentlichen Veränderung bedarf?

29. Wäre es ein Glück für unseren Staat, wenn unsere Frauenzimmer so fruchtbar würden, daß sie in jedem Kindbett in gewöhnlicher Ordnung 6, 8 bis 10 Kinder zur Welt brächten, und würde denn dadurch unser Wohlstand und unsere Glückseligkeit 6, 8 bis 10 mahl größer werden, als unserer Nachbarn, bey ihrer gewöhnlichen

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Fruchtbarkeit? Oder würde diese Fruchtbarkeit nicht natürlicher Weise vom Ehestande abschrecken, und einem jeden den Muth zu diesem Stande benehmen, es sey denn, daß diejenigen, die itzt ihr nothdürstiges Auskommen haben, 6, 8 bis 10 mahl mehr, als jetzund zum Lebens Unterhalt erhielten? Ist es möglich, daß ein Stand im Staate, und ein Staat unter den Staaten mit seiner Population eben so verlegen und übel gedient seyn kann, als ein Haus mit einer außerordentlichen Fruchtbarkeit, wenn die Nahrungswege des Standes und des Staates, so wie des Hauses ihre Gräntzen haben: und muß ein Staat, außer den Anstalten, die derselbe durch genaue und gute Policey-Gesetze zur Beförderung ordentlich bestimmter Nahrungen und der bürgerlichen Tugend macht, noch auf eine dem Staat zum Aufwand gereichende Art die Ehen und die Bevölkerung durch andere Mittel ermuntern, als durch die Beförderung der Nahrungen? Ist es von Wichtigkeit, die vers hältnißmäßige Population eines jeden Standes im Staate zu kennen, um zu erfahren, in wie weit dieselbe dem Staate nützlich und vollkommen sey oder nicht: und muß Dännemark auf die best möglichste Art die Population eines jeden Standes gegen jedweden andern Stand abzumeßen suchen, um einen ordentlicheren Anwachs von Bürgern zu befördern, als bisher geschehen ist? Könnten die Nahrungen überhaupt, und die Kopenhagener insonderheit, stark befördert werden, falls die Proportion und das Verhältniß derselben richtig berechnet würden, und dem Ueberschuß in einigen die Arbeit in andern volkarmen Nahrungen angewiesen würde: oder würde ein solches Unternehmen unnütze seyn? Ist eine wohl eingerichtete jährliche Mannzahls-

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Liste aus allen Gemeinden eine höchst nothwendige Sache in einem weisen Staate, oder nicht?

30. Ist es einerley, zu welchem Endzweck das Geld im Staate circulirt, wo und in welchem Stande die Circulation größer oder geringer im Verhältniß sowohl zu den andern Standen als zu den Bedürfnißen eines jeden Standes ins besondere: ist es einerley, wie es circulirt, ob die Circulation ordentlich oder unordentlich sey, wenn das Geld nur circulirt: oder ist es ein wichtiger und nothwendiger Umstand bey der Circulation, daß sie wohl bestimmt, allgemein sey, und in gehöriger Ordnung geschehe? Sollte die Bestimmung der Korn-Preise, der Preise des Brodts, der Zeit des Brandtweins-Brennens, nebst der politischen Freyheit und Ordnung in Nahrungen, dergleichen gute Policey-Gesetze, eine weise Consumtions-Rulle, und die Aufmerksamkeit des Hofes auf die Mode, sollten diese nicht die Haupt-Gründe von einer wohlbestimmten, allgemeinen und ordentlichen Circulation im ganzen Staate seyn? Oder wenn diese es nicht sind, welche sind es denn? Muß Dännemark sie genau kennen lernen, um darauf seine Berechnungen in Absicht auf den Zustand der Circulakion zu gründen: und muß die Circulation in einer anderen Ordnung befördert werden, als bisher geschehen ist, oder ist an der bisherigen Ordnung derselben etwas auszusetzen?

31. Kann der Regent Geld ausgeben, wodurch er seine Casse vermehret? Kann er seine Ausgaben bis auf den Grad einschränken, daß er dadurch Vielen Nahrungen im Staate schadet, die

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Bevölkerung wider seine eigene Absichten vermindert, und ansehnliche Einnahmen, die sonst in seine Casse fließen müßten, verlieret? Ist es allemahl eine gewiße Regel für seine Finanzen, daß Einnahme Einnahme, und Ausgabe Ausgabe sey? Sollte es nicht oft möglich seyn können, daß Einnahme zur Ausgabe und Ruin, und Ausgabe hingegen zur Einnahme, und zu großen Vortheilen würde? In welchen Haupt-Fällen ist Einnahme würkliche Einnahme, und Ausgabe würkliche Ausgabe ohne Hofnung einer künftigen Einnahme: und in welchen Haupt-Umständen kann der Regent verschwenden, indem er spahret, und gewinnen, indem er ausgiebt?

32. Wenn der Staat eine Oekonomie-Commerz- und Finanz-Reformation nöthig hat, und der Regent dieselbe unternehmen will, ist es denn zu vermuthen, daß die abgezielte Reformation ordentlich und glücklich von statten gehen wird, wenn nicht deswegen vorher ein ordentlicher allgemeiner schriftlicher Plan entworfen, und die Befolgung deßelben anbefohlen wird, ungeachtet aller eintreffenden Veränderungen mit Personen bey denjenigen Collegien oder Dicasterien, die zur Vollführung der Reformation angeordnet werden? Oder wenn dieses nicht die Regel seyn soll, wie wird denn eine solche Reformation glücklicher, als durch einen solchen Plan für die allgemeinsten Grundsätze ausgeführt werden können? Sollte eine wichtige Festung, deren Bau vieler Jahre Arbeit erforderte, wohl angelegt und jemals wohl zu Stande gebracht werden können, wenn jedem neuen Director bey der Arbeit erlaubt wäre, den Plan zu verändern?

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Müßen nicht die Oekonomie-Commerz- und Finanz-Einrichtungen eines Staats, die wichtigsten Festungswerke deßelben wider fremde Feinde werden, eine Landscrone des Staats, womit man ohne einen fürtreflich entworfenen Plan nicht anfangen darf?

33. Welche sind die wichtigsten Haupt-Maximen, die Dannemark zu befolgen hat, um den Ackerbau, die Viehzucht, das Jagt- und Forst Wesen zu befördern?

34. Welche sind die wichtigsten in Ansehung der Fischereyen?

35. Welche in Ansehung der Künste, Manufacturen, Fabriken und Handwerker?

36. Welche in Ansehung unsers Handels innerhalb und außerhalb Landes, zwischen den Reichen und auf die Colonien?

37. Welche in Ansehung der Kauffardey-Schiffart?

38. Welche sind die Haupt-Fälle, worin Norwegen insonderheit aufgeholfen werden muß? Was hat man in diesem Reiche in der Natur oder Kunst, das vorzüglich verdient befördert zu werden? Sollten nicht die Fischereyen, das Ausraden, das Forstwesen, die Pferde- Schaaf- und Ziegen-Zucht, die Bergwerke, die groben wollenen Manufacturen, die Eisen- Stahl- Farben-Victriol- und Salpeter-Fabriken eine besondere Aufmunterung verdienen? Oder soll Dännemark

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das meiste von diesem allen nur bey sich selbst befördern?

39. Kann Dännemark die Vortheile Norwegens vergeßen, ohne sich selbst zu vergeßen: und wird das gemeinschaftliche Beste des Regenten und der Reiche vollkommener befördert, als wenn die gegenseitigen Bedürfniße der Reiche und einer jeden Provinz in den Reichen vermehrt werden, und zugleich die Befriedigung dieser Bedürfniße durch die Zunahme des Fleißes und der Industrie an einem jeden Orte, nach der eigentlichen Natur des Ortes befördert wird: und in welchen Fällen muß Dännemark verbunden seyn mit Norwegen eher zu handeln, als mit Fremden; Norwegen hinwiederum mit Dännemark eher, als mit andern?

40. Muß der Südenfeldsche Theil von Norwegen nicht eben so wohl als Dännemark einen gewissen festgesetzten Preis für die Ein- und Ausfuhr der Getreide-Waaren haben, falls keine öffentliche Magazine in Norwegen errichtet werden?

41. Müßen wir in Altona oder auf Kongsberg münzen?

42. Müßen alle Auflagen und Schatzungen eine sichere Quelle haben: oder kann es einerley seyn, ob der Kammeralist gewiß weiß, daß die Schatzung, die er auflegt, bezahlt werden kann oder nicht? Müßen die Schatzungen und Abgaben auf Realiteten und Dinge, die da sind, auf hervorgebrachte sichtbare Früchte gelegt werden, oder kann es dem Regenten genug seyn, daß die

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33 Abgaben auf ideelle Dinge gelegt werden, auf Nahmen, auf einen Laut, auf unsichtbare Wesen, die für die Sinnen weder sichtbar sind, noch sichtbar dargestellt werden können? Ist es reimlich, das sichtbare solide Silber und Gold von unsichtbaren Dingen, von der Ehre, von der Einsicht, von der Tugend, von dem Hunger und der Noth zu hohlen? Sollte es nicht sicherer seyn, von dem Getraide und den Früchten der Erde, von den Kreaturen und ihrer Zucht, von gewonnenen Waaren, von gefundenen Schätzen, von erworbenen Reichthümern, von des Verschwenders thörichten Ausgaben, von den Wirkungen des Fleißes und der Industrie verhaltnißmäßige Abgaben zu fordern, als von der Armuth und Dürftigkeit? Welche sind die bequemsten ordentlichen und außerordentlichen Abgaben und Schatzungen, die in Dännemark und Norwegen, ohne politische Kränkung der Nahrungen, des Vermögens und des Unvermögens statt haben können?

43. Welche Summe kann der König in den ersten zwanzig Jahren auf die Beforderung des Ackerbaues, der Fischereyen, der Künste nnd des Handels, im Verhältniß mit den jährlichen Einnahmen und Ausgaben seiner Casse, in seinen Europäischen Staaten verwenden?

Diese find die Haupt-Fragen, die der Commission, nach meinen Gedanken vorzüglich vorzulegen wären. Von Staatskündigen,

und solchen, die den Zustand unsers

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Staats aus Erfahrung kennen, werden sie hoffentlich für die Haupt-Materien gehalten werden, auf deren gründliche Beantwortung es hauptsächlich ankommen wird, ob Dännemark jemahls mit Sicherheit in Oekonomieund Kammer-Geschäften zu agiren wird anfangen können. So wie die Ungewißheit in diesem Stücke, und die Fehler in der Wahl der wichtigen Maximen unseren Staat in die größte Gefahr stürzen, und demselben noch ferner eine traurige Figur unter den andern Staaten geben würden, worunter derselbe doch eine verhältnißmäßige Sicherheit, Ansehen und Ehre sich zu Wege bringen, besitzen und behaupten müßte.

III. Die Personen, die nach meinen Gedanken diese Commission ausmachen müßten, und deren Anzahl nicht unter Drey, und nicht über Sieben seyn sollte, würden theils leicht, theils schwer zu wählen seyn.

Leicht würden sie zu wählen seyn, weil es Seiner Majestet nicht an vielen geschickten

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Männern fehlen kann, welche fähig sind, die vorgelegten Fragen mit gehöriger Genauigkeit zu beantworten. Schwer würde es in so weit werden, wenn nicht solche, die man genau kennet, gewählt würden, indem viele bereit sind, Verrichtungen über sich zu nehmen, wozu sie am wenigsten geschickt sind, und andere zwar etwas aus einem und etwas aus einem andern Fache wißen können, aber dabey unfähig sind das wenige, was sie wißen, im Zusammenhange mit dem Ganzen zu übersehen, welches doch auch in Absicht auf das wenige, was einer etwa wißen mag, eine unumgängliche Nothwendigkeit ist. Wer ein geschickter Augen-Arzt seyn will, muß den ganzen Körper genau kennen.

Oft kann auch mit der besten Einsicht und Erfahrung der Eigennutz verbunden seyn, welcher alsdenn hindern könnte, daß der Regent seine Absichten mit der Commission nicht erreichen würde.

Der Proprietair würde schwerlich einer Bestimmung des Korn-Preises, der Aufhebung des Brandtweins-Brennens auf dem Lande, und dergleichen beypflichten, es sey

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36 denn, daß seine Patriotisme aus vielen unzweifelhaften Thaten, nicht aus bloßen Worten allein bekannt wäre.

Kaufleute, die sich um das gemeine Beste nicht bekümmern, würden ihre Rechnung bey einerley Preisen und verschiedenen anderen Dingen nicht finden: und sie würden hier ohnedem wegen ihrer gar zu eingeschränkten Einsicht und Erfahrung, mehr Verwirrung als Nutzen stiften.

Gewiße Kammeralisien würden vermuthlich so wohl die Zoll- als die Consumtions-Rulle in Schutz nehmen, wenn auch die eine so wohl, als die andere von jedermann und von der ganzen vernünftigen Welt verdammet würden.

Viele Bank-Interessenten, würden ohne Zweifel dafür halten, daß es am besten wäre, die alte Bank-Octroy unverändert zu laßen, wie groß auch die Mängel derselben seyn mögen.

Die Rentenirer würden unmöglich die Heruntersetzung der Zinsen wünschen.

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Den Direktoren und ältesten Interessenten der Compagnien, würde der glückliche Fortgang der Commission, gewißer Ursachen wegen, wohl am wenigsten am Herzen liegen.

Leute, die von Vorurtheilen wider die Zünfte eingenommen sind, würden gefährliche Commissarien in Absicht auf die Zünfte seyn, und andere in anderen Fällen.

Männer von dieser Denkungsart würden also nicht diejenigen seyn, woraus die Commission bestehen sollte.

Und wer sollte es denn seyn? Ich antworte: es ist ja Zeit, daß man einmahl geschickte, redliche und eifervolle Männer, zu allen wichtigen Verrichtungen wählet. Solche Männer müßten es seyn. Das Land hat wohl keinen Mangel an solchen. Man schlage sie nur dem Könige vor, wenn er sie nicht selber kennet, (und wie schwer kennt sie der König) so wird man sie nicht verfehlen, und Seine Majestät werden eine Antwort erhalten, womit Ihnen und Ihren Staaten gedient seyn kann. Staatskündige, die

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wegen ihrer Fähigkeit und Rechtschaffenheit öffentlich bekannt sind, müßten, wie ich meyne, die Commissarien in dieser Commission seyn.

IV.

Die Zeit, welche der Commission zur Beantwortung der Fragen vergönnet werden müßte, brauchte nicht lang zu seyn, zumahlen wenn die Wahl der Persohnen glücklich genug getroffen wäre. Wenige Monathe würden mehr als hinlänglich seyn, und eine Commission, die längere Zeit zu solcher Arbeit gebrauchte, wäre nicht fähig, die Antworten zu geben. Diese müßten auch kurz, jedoch zugleich vollständig seyn: zwey Eigenschaften, die gerne zusammen seyn können. So wie ein Post nach dem anderen beantwortet würde, müßte derselbe auch zu allergnädigster Ueberlegung und Vollführung eingesandt werben. Auch würden die Umstände des Staats und der gegenwärtigen Zeit nicht erlauben, daß die Commission mit ihren Erklärungen lange verweilte, die, wenn sie einmahl gut sind, nicht zu früh kommen können, wenn auch ei-

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39 nige davon zu voreilig ins Werk gesetzet werden möchten. V. Wider die Anordnung einer solchen Commission werden verschiedene Einwendungen gemacht werden. Einige werden sagen:

Die Fragen, welche Hier für die Commission Vorgeschlagen werden, sind alle von der Art, daß die Beantwortung derselben wahrscheinlicher Weise bey dem Königlichen Finanz-Collegium gesucht werden müßte; mithin würde dieses die Commission seyn, welche am fähigsten wäre, die Antworten zu geben.

Allein hierauf wird geantwortet: Die laufenden Verrichtungen dieses Collegiums werden es unmöglich machen, diese Fragen in ihrer Ordnung und Verbindung so geschwinde, als nöthig, zu beantworten. Wenn man auch zu dem Finanz-Collegium die sämtlichen itzigen Rentekammem rechnen wollte, so würde man den alten erfahrnen Herren bey denen Kammern, obgleich ihre durch eine vieljährige Rutnie in den Geschäften sich erworbene Kennt-

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niße allemahl von der größten Wichtigkeit sind, dennoch nicht eine solche auf Erfahrung gegründete Einsicht in den Zusammenhang der Staaten, und in die neuere Oekonomie- und Commerz-Politik, welche sich seit zwanzig bis dreyzig Jahren sehr verändert hat, zutrauen: daß sie die Fragen so vollkommen beantworten könnten, als es der Regent wünschen möchte. Denn sonst würde ihr Rath es längstens überflüßig gernacht haben, gegenwärtig die Antwort auf solche Fragen, als die angeführten sind, zu wünschen.

Was aber die neulich angeordneten Herren betrift, denen die Verwaltung der Finanzen eigentlich anvertrauet ist, ich meyne die itzigen Herren Deputirten im Finanz-Collegium; so Haben diese in anderen dem stricken Finanz-Wesen nicht beykommenden Geschäften oder Wißenschaften so große Stärke gezeigt, daß es natürlich ist, daß eins oder das andere im Finanz-Wesen ihnen bey ihren redlichsten und besten Absichten, dennoch mehr fremd als bekannt seyn müße: der Plan aber, den ich wünschte, sollte allgemein seyn. Da auch diese Wißenschaft überdem von größerem Umfange ist, und eine ganz andere Erfahrung

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41 der Welt, als irgend eine andere erfordert. So ist aus dergleichen zusammenstoßenden Ursachen nicht zu vermuthen, daß der Regent von seinem itzigen Finanz-Collegium die vollkommenste Beantwortung erhalten werde.

Dazu kömmt noch, daß, weil das Finanz-Collegium die Erklärungen, welche auf die Fragen gegeben werden, selbst zur Ausführung bringen, und die Art der Ausführung vorher festsetzen und bestimmen sollte, demselben um so viel weniger die Fragen zur Beantwortung gegeben werden müßten, als die Erklärungen der Commission dem Collegio dazu dienen würden, deßen eigene preißwürdige Wünsche und Absichten mit zu befördern.

Andere werden vielleicht sagen, die Commission sey überslüßig, weil gedachtes Finanz-Collegium schon bey vorkommender Gelegenheit wißen wird, neue Veränderungen in dem Oekonomie- und Finanz-Wesen, ohne eine solche Commission, zu machen. Allein, auch dieses wird leichtlich beantwortet werden können. Jetzt wird die Gelegenheit gegeben, dem Staate durch eine solche Commission zu nützen, daher ist es sehr nothwen-

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dig, daß sie gesetzt werde, indem dieses Collegium unmöglich diese bequeme Gelegenheit selbst ganz nutzen kann, andere Zeiten aber andere Hinderniße mit sich bringen können.

Aus den geschehenen Veränderungen ist genugsam zu ersehen, daß Seine Majestät auf eine wichtige Veränderung in der ganzen Staats-Oekonomie, und in der Verwaltung des sehr wichtigen Kammer-Wesens abzielen. Allein von dem Centro deßelben, (wenn mir dieses Gleichniß erlaubt ist) wenn es außer der Basis einer wohl angelegten Haushaltung gehet, können Thronen gestürzet werden. Wird nun das Fundament nicht gleich gelegt, fängt man nicht an bey dem Anfangs, und gehet ordentlich fort zu den ersten, und nächst darauf folgenden Zwischen-Mitteln, so kann es um ganze Nahrungen und Stände, um die Casse, ja um die Wohlfart und Sicherheit des Staats gethan seyn.

Wenn aber die Mannigfaltigkeit der Geschäfte das Finanz-Collegium, wie gesagt, hindert die erste Zeit, die ersten Augenblicke zu nutzen, um die durch die Commission abgezielte Reformation ordentlich zu vollführen:

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so wird die Commission sehr nothwendig, falls die Reformation glücklich von statten gehen soll.

Ich übergehe andere Einwürse, die nicht so wichtig sind.

VI.

Der Nutzen von der Commission würde, denke ich, so groß werden, daß er sich kaum beschreiben läßt, wenn man allen Nutzen davon ziehen würde, der davon zu erhalten stehet.

Gesetzt, die Commission hätte diejenige Erklärung gegeben, welche ich nach meinen geringen Gedanken für die richtigste halte, und daraus zu ersehen wäre, daß einige wichtige Veränderungen sogleich ins Werk gesetzet werden müßten, einige über kurz oder lang, einige bey Gelegenheit der vorfallenden Geschäfte; daß andere aber von der Wichtigkeit wären, daß sie eine Folge von Jahren und eine ihrentwegen niederzusetzende Commission

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erforderten; was würde denn wahrscheinlicher seyn, als daß man die Herrlichsten Früchte von den Unternehmungen dieser Commission zu erwarten hätte, wenn selbige zum Plane der Reformation genommen würden? Man darf nur die möglichen Beantwortungen der angeführten Fragen mit einem flüchtigen Blick übersehen, um dieses ins Licht zu setzen.

Wir wollen uns vorstellen, daß die Erklärungen der Commission in den nur gedachten vier Fällen, dem Regenten stückweise folgendermaaßen vorgelegt wären.

I. Veränderungen, die sogleich geschehen müßten.

a. Bestimmung des Korn-Preises.

b. Bestimmung der Zeit des Brandteweins-Brennens.

c. Brodt- und Bier-Taxe.

d. Verboth wider die eigennützige Steigerung

der Preise.

e. Bekanntmachung wegen Aufhebung der

Stall-Mästungs-Privilegien, in einer Zeit von ohngefähr zehn Jahren.

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f. Anordnung wegen Aufhebung der Gemeinschaften,

in Absicht ans die Ländereyen der Geistlichkeit.

g. Veränderung mit der itzt zu Ende laufenden

Oktroy der Ostindischen Compagnie.

h. Verfaßuug einer neuen Zoll-Rulle.

i. Veränderung der CousumtionL-Rulle, wenn der Korn-Preis bestimmt wäre.

k. Beßere Fortsetzung des Landmeßens.

l. Bekanntmachung der Verfertigung einer künftigen

neuen Matrikel.

m. Heruntersetzung der verderblichen Zinsen.

Ohne Zweifel würde die vernünftige Welt, dieses schon als einen schönen Anfang der Reformation ansehen.

2. Veränderungen, die über eine kurze Zeit, oder über wenige oder mehrere Jahre vorgenommen werden müßten.

a. Aufhebung des Brandtewein-Brennens auf dem Lande.

b. Veränderung der Tobaks-Administration.

c. Würkliche Aufhebung der Stallmästnungs-Privilegien.

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d. Genauere Bestimmung der Oktroy für die

Guineische Compagnie, wo nicht eher, so doch wenigstens beym Ende der Oktroy.

e. Die Freyheit des Isländischen Handels

binnen drey Jahren.

f. Abfaßung eines allgemeinen einförmigen

Manmzahls-Registers für beyde Reiche.

Dieser Fortgang würde vielleicht jedermann überzeugen, daß man nach einem vernünftigen Plan handelte.

3. Veränderungen, die am besten bey vorfallender Gelegenheit und bey günstigen Umständen, die nicht wohl vorhergesehen werden können, geschehen möchten.

a. Freyheit der Bauren auf den zu verkaufenden königlichen Gütern.

b. Einrichtungen in Absicht auf die allgemeine Handels-Compagnie. c. Einrichtungen in Absicht auf die Verbeßerung der Banko-Oktroy, auf die Colonien, auf vernünftige Auflagen, mit mehrerem, was unter den vorigen Artikuln nicht angeführt worden.

Eine solche Fortsetzung des entworfenen Planes würde dem ganzen Lande die

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47 Freyheit und den Credit, als die wahren Früchte des Fleißes versichern.

4. Veränderungen, die durch eine oder mehrere dazu verordnete Commissionen bewerkstelliget werden möchten.

a. Bequeme Monopolien für die Kaufstädte.

d. Verbeßerung der Zunft-Artikuln für alle

Zünfte, und die Stemplungs-Art der Waaren in die Artikel eingeführt.

c. Verordnung wegen Eintheilung der Nahrungen in mehrere Classen, wo selbige, möglich.

d. Verordnung wegen genauerer Eintheilung des Handels nach seiner Natur.

e. Verbeßerung der Commerz-Verordnung.

f. Beßere Einrichtung der Kauffardey-Gesetze.

g. Untersuchung der Nahrungs-Privilegien der Privat-Personen, und ihre wahre staatsmäßige Bestimmung.

h. Einrichtung einer neuen Matrikel, nach Vollführung der Landmeßung.

Diese Anstalten würden vermutlich die Welt überführen, daß man die Män-

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gel des Staats kennete, und die Reformations-Kunst von Grund aus verstünde.

Die Folgen hievon würden ohne den geringsten Zweifel, noch ferner diese werden:

1. Das vernünftige und unpartheyische Publikum, würde sich gleich über die Bestimmung des Korn-Preises freuen, und jedermann die unschätzbare Klugheit und Gnade des Königes Christian des Siebenden erhöhen.

2. Der Landmann würde anfangen, seine Verbindung mit dem Staate und alle andere ihre Verbindung mit ihm, weit besser als vorhero einzusehen, und seine kurze Erniedrigung würde für ihn und den Staat eine Erhöhung für künftige ewige Zeiten werden.

3. Das Brandtwein-Sauffen würde allmahlig auf dem Lande abnehmen, und mit der Zeit ganz aufhören, welches die Geburthen mancher neuen Bürger befördern würde, die weit wichtiger seyn wür-

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den, als viele tausend Kinder-Taufen in einem Reiche des Hungers und der Armuth.

4. Theure Zeiten würden aufhören, und alle Stände und Nahrungen anfangen, Theil an den fruchtbaren Jahren zu nehmen; die unfruchtbaren aber selbst für die Armurh erträglich werden.

5. Die den Bauren von dem Regenten selbst geschenkte Freyheit, würde viele ermuntern, ihrem großen Könige, in einer so edlen und schönen Handlung zu gleichen.

6. Die Geistlichkeit würde in dem Acker-Bau, der Grundstütze aller Nahrungen, ein Muster für die Unwißenheit des Bauren, und eine kräftige Ermunterung für seinen Fleiß werden.

7. Allenthalben gezogene Ochsen würden die Dünge aus allen Aeckern vermehren, die Erndte reicher machen, und den unökonomischen Gebrauch der Pferde verringern.

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8. Eine größere Menge Tabacks, wofür so viel Geld aus dem Lande gehet, würde angebauet, und eine weit geringere Menge davon eingeführt werden.

9. Die Städte würden sich aus dem Staube erheben, und Denkmähler von der Weisheit des Königs Christian des Siebenden werden.

10. Nahrungen, durch wohl eingerichtete Zünfte bestimmt, würden eine ordentlichere Verarbeitung der Waaren verursachen; der Absatz derselben würde sicherer seyn, und die Arbeiter dadurch desto fleißiger und ruhiger werden; und ihre Contributionen desto sicherer bezahlen.

11. Viele eritwichene (*) Nahrungen

(*) Wir zeichnen itzund verschiedenes auf, das wichtig und gut ist, auch etwas wenig bedeutentendes. Wenn ein wöchentliches oder monathliches Verzeichnis; von den zur Hauptstadt ankommenden und mit Präsident-Paß weggehenden Reisenden von allerley Nahrungen und Gewerben öffentlich bekannt gemacht würde, so würde solches, falls gute Berechnungen darauf gebauet würden, weit nützlicher für den Staat seyn, als noch so genaue Listen von den durch die Thore der Haupstadt geschehenden Hin- und Her-Promenaden.

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51 würden zurückkommen. Diejenigen, die im Begriffe sind, uns zu verlaßen, würden sich entschließen zu bleiben, und Fremde, zu viel in andern Landen, würden sich bey Uns niederlaßen, so lange noch Platz da wäre, aber uns auch wiederum zu seiner Zeit, ohne unsern Nachtheil verlaßen. Denn wohl bevölkerte Staaten schicken ihre Schwärme aus, wie die Bienenkörbe die ihrigen, aus einerley Ursachen, die auf die ewigen Gesetze der Altgüte und der Allweisheit gegründet sind.

12. Andere Nationen würden bey eingeführten Stempeln, unsere Waaren mit Sicherheit annehmen, und ihre Rechnung bey dem Handel mit uns finden, und Dänische niedrige Handels-Kniffe würden dem Lande nicht länger zum Vorwurf, zur Schande, und zum Nachtheil gereichen.

13. Unsere Künste würden verfeinert und deswegen auch von den entfernesten Ländern gesucht werden.

14. Der innländische Handel würde recht ordentlich, und der Grund von dem ausländischen werden.

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52 15. Unser Handels-Weg würde so vernünftig, als den den vernünftigsten Staaten, und unsere Ladungen weit mehr, als bisher werth werden.

16. Die Ostindische Compagnie würde so wichtig für den Staat werden, als sie es bisher nicht gewesen, und es dennoch hätte seyn können und müßen.

17. Die Guineische ebenfalls.

18. Die allgemeine Handels-Compagnie würde, wie unnütze Compagnien an andern Orten verschwinden, und nur ihren Nahmen als ein Denkmahl von ihrem vorigen seltsamen Wesen hinterlaßen.

19. Die Privilegien und Monopolien der Privat-Personen würden dem Staate nicht zum Nachtheile gereichen, sondern dieser allemahl seine Rechnung bey dergleichen vernünftig zugetheilten Freyheiten finden.

20. Island würde unter den Colonien nicht seines Gleichen in der großen Welt haben, und die Wichtigkeit seines Handels sich zwar

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zu allen Nationen verbreiten, doch die Dänische nur allein den wahren Vortheil davon genießen.

21. Der leichte Preiß unserer Frachten würde andern die Frachten abgewinnen, und Dännemark nach dem Verhältnis zu seinem kleinen Zirkel, so groß im Handel werden, wie es irgend ein handelndes Reich im Großen, nach dem Verhältniß zu sich selbst ist.

22. Der Handel würde durch den Zoll befördert, und die Zoll-Rulle der sicherste Wegweiser desselben werden.

23. Die Consumtions-Auflage würde die Mehresten und wichtigsten Ausgaben des Staats einbringen, die Staatsschulden berichtigen, den Luxus einschränken, und eine vernünftige Cirkulation des Geldes und des Fleißes in allen Ständen befördern.

24. Die Korn-Schatzung würde eine eben so natürliche Auflage werden, als sie itzt wegen der ungereimten Matrikel unnatürlich ist, und der Staat würde an dieser

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Abgabe ein nie abnehmendes, sondern stets anwachsendes Grund-Capital erhalten.

25. Die Zinsen würden nicht mehr Dürftigkeit und Fleiß in Contribution sehen, sondern an deßen statt die Armuth aufhelfen., und die Industrie befördern.

26. Man würde erfahren, daß der öffentliche Credit in einer Monarchie nicht nur möglich sey, sondern auch würklich werden könnte, wenn die Banko-Oktroy durch einen mehr als gemeinen Kaufmanns-Geist umgeschmolzen würde.

27. Die Population würde alsdenn erst in allen Ständen wichtig werden. Inzwischen würde man auch einsehen, daß Hochzeiten und Kinder-Taufen einem hungrigen Staate weniger nützen als Beerdigungen, und daß der Hunger erst aufhören, und die Nahrungen recht zunehmen und blühen müßen, wenn jedes Braut-Paar dem Staate nützliche Kinder verkündigen soll,

28. Die Cirkulation im Staats-Körper würde das Merkmahl einer rnuntern Gesund-

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heit, und nicht die traurige Anzeige einer sicheren Krankheit und eines sterbenden Körpers werden.

29. Schatzungen und Auflagen würden natürlich, die gegenwärtigen Ausgaben des Regenten größten Theils der Saame von seinen künftigen Einnahmen, seine künftigen Einnahmen die Stärke und Fülle des Staats, und die guten Umstände seiner Casse die Wohlfarth eines jeden werden.

30. Viele wichtige Wahrheiten und vorgeschlagene gute Einrichtungen, die uns schon von Philocosmus und andern aufgezeichnet sind, und itzt moraliter unmöglich zu vollführen scheinen, würden alsdenn möglich werden.

31. Die abgezielte Reformation würde ordentlich, ruhig und glücklich von statten gehen, und wenige von den ersten Regierungs-Jahren unsers Christians würden das ausrichten, was nicht, diesen Plan hindangesetzt, in halben und ganzen Jahrhunderten, lange nach seineu Zeiten, ja nicht, so lange die Welt stehet, thunlich seyn würde.

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56 32. Beyde Reiche würden alsdenn ein Körper werden, und die Vernünftigsten in selbige den Zusammenhang der Anlagen und die Größe der Absichten einsehen, und den großen Haufen die Klugheit des Regenten und die künftige Glückseligkeit, woran jedermann Theil nehmen würde, kennen lehren.

33. Ganz Europa würde die Klugheit einer so großen Reformation einsehen, ihre Nothwendigkeit gestehen, und wegen der glücklichen Folgen, welche dieselbe natürlicher Weise haben würde, König Christian den Siebenden, als den Weisesten unter den Königen erheben.

34. Die ganze Welt würde sich mit uns im Handel einlaßen, weil wir es alsdenn erst werth geworden, und alsdenn erst fähig wären, mit einer Welt zu handeln, die uns dann nicht die Balance in der Handlung absprechen würde.

So groß würde der Nutzen von der Ausführung eines solchen Vorschlags werden können. Die Beyspiele der großen Welt lehren es uns, wenn wir nur auf

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die Klugheit derselben aufmerksam seyn, und nicht länger unserer großen Unwißenheit, unseren mannigfaltigen Vorurtheilen, unseren vielen eigennützigen Absichten, und unseren Eigendünkel nachhangen wollen, der uns in unzähligen Fällen Augen und Ohren verkleistert.

Sollte aber der erwehnte Vorschlag nicht gewählt werden, noch die dadurch abzielte Reformation von statten gehen; so würden sich, meinen Gedanken nach, unsere Reiche zu allen Zeiten (den Verlust ungerechnet, welchen alle beträchtliche Veränderungen im Anfange allenthalben erfahren müßen) weit beßer bey einer) Handlung nach dem Holländischen Plan befinden.

Dieses, welches vielen seltsam Vorkommen möchte, werde ich hier aus guten Gründen zu beweisen suchen.

VII.

Um darzuthun, daß der Holländische Handels-Plan weit wichtiger und nützlicher

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für die Dänische Staaten ist, als derjenige, den wir gewählt haben, wenn nemlich jener so sicher ausgeführt wird, als dieser bisher vernachläßiget oder unzusammenhangend befolgt und ausgeführet worden, muß man erst beyde Plans gegen einander halten.

Worinn ist der Holländische Handels-Plan von dem Dänischen, und dieser von jenen verschieden?

Der Holländische Haupt-Handel ist der Umsatz-Handel, mehr mit fremden, als mit eigenen Waaren; weil Holland mehrere See-Küsten als Aecker hat, und weil er ihm eine Unmöglichkeit geworden wäre, die Ernährung seiner Einwohner auf einen unzulänglichen Ackerbau in einem Lande, das beynahe ohne Land ist, zu gründen.

Der Dänische Haupt-Handel sollte ein Handel mit eigenen Waaren, mehr als mit fremden seyn; weil Dännemark herrliche Wiesen und Felder hat, und sie weit herrlicher haben könnte; und weil es im Stande ist, die Ernährung und Vermehrung seiner Einwohner auf seinen Fleiß im Ackerbau

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59 und den Künsten zu gründen, von welchen beyden Haupt-Nahrungen es noch etnen ansehnlichen Überschuß zur Ausfuhr an Fremde, und zu einer jährlichen Quelle seiner Bereicherung haben könnte.

Diese beyden Haupt-Plans, und der nach denselben eingerichtete Handel, find also darin verschieden, daß die Mittel, welche Holland nach seinem Plan zur Ernährung seiner Einwohner haben soll, bey Fremden gesucht werden müßen, welches, bey entstehenden zufälligen physischen Umständen, Holland in Nothfällen sehr unsicher macht. Dännemark hingegen kann nach seinem Plan, wenn er wohl ausgeführet wird, seine Sicherheit bey sich selbst finden.

Allein worinnnen, möchte man weiter fragen, bestehet der Handel, welchen Holland mit eigenen Waaren führt, in Vergleichung mit dem Dänischen: und worinn besteht der Handel, den Dännemark mit fremden Waaren führt, in Vergleichung mit dem Holländischen nämlichen Handel?

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Der Holländische Handel mit eigenen Waaren, besteht, wie der Dänische, in Natur- und Kunst-Waaren, die im Lande selbst hervorgebracht oder verarbeitet worden. In ersterem ist Holland so groß, als es die Natur erlaubet, und diese Größe-ist sehr unbeträchtlich: in letzterem ist es nicht größer, als es die Klugheit oder Thörigkeit anderer Nationen erlaubet.

Der kleine Umfang seines Landes macht, daß es, außer Krapp und Tabak, und wenigen grauen Erbsen, eigentlich nur Käse und Butter ausführet; denn was es an Getraide hervorbringt, wird im Lande selbst verbraucht. Es liebet die Wiesen mehr als Kornfelder, damit es das Vieh, (welches ohnedem beschwerlicher über die See geführet wird, als das Getraide) mit deßen Früchten bey sich selbst haben kann.

Sein großer Fleiß hat ihm außerdem die schönsten Seiden- und Wollen- Baumwollen-und Leinen-Manufakturen, nebst Fabriken im Leder und Papir, im Kupfer und Eisen, im Silber und Golde, im Stein und Holz gegeben. Dabey hat es so wichtige und

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61 prächtige Einrichtungen zur Umbildung der Erdprodukte, die meistens von Fremden gehohlt werden, daß, wenn man auch seine unvergleichlichen Schifs-Wersten übergehet, die größten Städte in Holland viele ihrer schönen Gebäude und den ansehnlichsten Theil ihrer Einwohner, es diesen Künsten zu danken haben.

Zu den eigenen Waaren will ich die Fischereyen nicht rechnen, wiewohl sie dahin gerechnet werden könnten, und aus einem andern Gesichtspunkt auch dahin gehören. Ich nehme hier das Wort: Hollands eigene Waaren, für die Waaren des Landes, und verstehe mithin dadurch bloß die Land- und Kunst-Waaren der Holländischen Provinzen.

Aus dem angeführten erhellet also, daß es Holland so wenig, als Dännemark am Ackerbau mangelt. Ja, was noch mehr ist, Holland siehet den Ackerbau in Absicht auf den Ruhen, welcher daraus für die respectiven Provinzen insonderheit fließt, als die Grundstütze gewißer Provinzen an. Tull und du Monceau, die längstens in ihre Sprache übersetzt worden, sind daher in gros-

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62 sem Ansehen bey dem Holländischen Landmann. Auch hat Holland originale Schriften über den Ackerbau, die die Dänischen übertressen.

Der Holländische Handel mit eigenen Produkten und Natur-Waaren ist also dem unsrigen sehr ähnlich. Krapp führen wir zwar nicht aus, indeßen könnten wir ihn ausführen. Die Ungleichheit liegt eigentlich nur in der Menge der Waaren, die ausgeführt werden. Holland führet weit mehr Käse aus, als Dännemark; eben das gilt vom Tabak; hingegen wird aus Dännemark mehr Getraide ausgeführt. Ja, wir sind in diesem Stücke so freygebig gegen die Welt, daß wir so viel ausgehen laßen, daß wir selbst darüber darben, und daher sehr thöricht gegen uns selbst handeln. Von wenigen andern Produkten, von einigen fetten Waaren, von Pferden, von Pflaum- und Feder-Kiehlen kann man auch sagen, daß Dännemark mehr davon ausführet als Holland.

Dagegen aber führet Dännemark weit weniger Kunst-Waaren aus, als Holland, welches (wenn man den Unterschied in der Population

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63 ausnimmt) eine offenbare Folge von lauter Staats-Mängeln ist, die alle gehoben werden könnten.

Wollte man an der Wahrheit dieser geringen Ausfuhr zweifeln, so braucht man sich nur selbst zu fragen: wo sind die Städte in Dännemark, die durch unsere Künste empor gekommen? Welche Arten von Waaren werden von fremden Handelnden bey uns vorzüglich gesucht? Selbst Tondern wird kaum unter jene Städte genannt werden können, und unsere Randerschen Handschuhe sonst ohne Zweifel das schönste, was wir von einheimischer Industrie aufzuweisen haben, bedeuten an sich sehr wenig. Wenn wir auch einige Schifs-Anker, etwas Tauwerk, einige wenige wollene Waaren nennen könnten, so möchte es doch alles zu unbedeutend werden, um auf einer merklichen Handels-Liste in Betrachtung zu kommen. Von den Contanten wollen wir gar nichts erwehnen.

Laßt uns dieses nicht vergeßen, daß Holland im Handel mit eigenen Kunst-Waaren viel größer ist, als Dännemark.

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Allein, was bedeuten wir in Absicht auf den Handel mit fremden Waaren gegen Holland? So wenig, daß ich es nicht nennen darf. Wir können es am besten dadurch entschuldigen, daß es nicht unser Haupt-Handel ist. So kommen wir am besten aus einer Sache, darinnen wir uns nicht zu unserem Vortheil einlaßen können. Denn wenn wir auch unseren Umsatz mit dem Ostseeischen Zimmer- und Mast-Holz, Planken und Faßstäben, dem Theer und die Segeltücher, mit Französichen Weinen und Brandtweinen, mit Spanischem und Portugisischem Salze, mit Holländischem und Virginischem Tabak, mit Flämischen und andern Heeringen (welches die ganze Herrlichkeit ist) noch so genau herzehlen wollten; so würde dennoch die Rechnung desjenigen, was Fremde davon behalten, sehr geringe werden. Am besten ist es deswegen, daß wir solches übergehen.

Hier wird es nur erwähnet, um uns zu einem Begrif von der Natur des Handels beyder Länder zu führen, damit wir entscheiden können, ob die gegenwärtige Art in Holland zu handeln für Dännemark vortheilhafter

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seyn würde, als diejenige Handels-Weise, der wir in den letzteren Jahren gefolget sind.

Allein wir haben schon deutlich gesehen, daß der Ackerbau auf seine Art in Holland blühe, und die Künste daselbst noch vollkommener sind als bey uns; wir können daher den Schluß machen, daß wir weder des Ackerbaues, noch der Künste, Untergang besorgen dürfen; falls wir auf Holländische Art handelten. Dieser Schluß verdienet erinnert zu werden.

Wenn wir aber noch genauer die schönen Folgen dev Holländischen Handels kennen wollen; so brauchen wir nur an uns selbst zu denken, wenn diese Frage beantwortet wird: Was für Folgen hat der Holländische Handels-Plan für Holland?

Darauf muß ich das antworten, was die ganze Welt weiß, nemlich: Holland ernähret und kleidet seine Einwohner, und vermehret deren Anzahl weislich in allen Ständen: es gewinnet die Balance, und vergröße dadurch das Capital des Landes: es nimmt zu an Stärke, und vergrößert nach dem: Ver-

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hältniß des angeführten, die Sicherheit für die Anfälle der Nachbarn.

Daß Dännemark seine Einwohner nicht mit Speisen und Kleidern versorget, zeugen Mangel und tbeure Zeiten. Daß es die Anzahl derselben unzeitig vermehret, beweiset die Ungleichheit der Stände in allen Provinzen des Reichs. Daß es die Balance verliert, und das Capital des Landes nicht vergrößert, sagt der Vexel-Cours und der Geld-Mangel in allen Häusern, ja selbst in des Königes Casse. Daß es natürlicher Weise an Stärke abnehmen muß, daran darf man nicht zweifeln, wenn man die müßigen Hände, die unbeweglichen Glieder, die verreiseten Nahrungen zehlet, deren letztere insonderheit in diesen Zeiten eine beträchtliche Anzahl seyn müßen, wovon uns das oben erwehnte Mittel näher würde unterrichten können. Mehreres zu übergehen.

Es würde also ein großes Glück für Dännemark seyn, wenn es die Vortheile Hollands in der Handlung genießen könnte! Daß solches bey dem Holländischen Handels-Plan eher, als bey demjenigen, dem

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wir bisher gefolgt sind, möglich sey, will ich noch näher zu erläutern suchen, indem ich die mögliche Hülfe vorstellen werde, die wir bey der Holländischen Handelsart wider unsere angeführten Mängel finden können, woraus zugleich die Haupt-Wahrheit erhellen wird, daß es weit beßer für einer Staat ist, einen minder vollkommenen Plan in der Handlung auszuführen, als den vollkommensten Plan ohne Ausführung zu laßen.

Der Holländische Plan würde, wie ich denke, mit der Zeit folgende Wirkung für Dännemark haben:

1. Die freye Einfuhre des Korns würde die Preise der unentbehrlichsten Waaren heruntersetzen, solches aber der Industrie zur Aufmunterung gereichen. Der Proprietair, falls er noch ferner den Kornbau zu seiner Hauptsache machen wollte, müßte alsdenn desto größeren Fleiß auf den Ackerbau anwenden, um durch die Menge seiner Waaren dasjenige zu verdienen, was ihm die theure Zeiten sonst einbrachten.

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Folglich würde ein Hauptmangel, und ich darf sagen, der größte von allen Mängeln des Stats gehoben werden, indem die hohen Preisen des Getreides in wohlfeile Zeiten verwandelt würden.

2. Das Brandteweinbrennen würde zum Vortheil gereichen; denn die Ausfuhr des Brandteweins würde desto größer werden, weil der Handel frey wäre, und die Preise des Korns würden dadurch nicht steigen, weil es frey eingeführt würde. Magazine würden alsdenn ein sicherer Vortheil in der Handlung werden, und der fleißige Ackersmann seine Rechnung bey der Erweiterung des Brandtweinsbrennens finden, wenn er auch selbst keinen brannte.

Mithin brauchten wir nicht, wie itzt, der oben erwähnten Weisheit der Engelländer, in Bestimmung der Zeit des Brandtweinsbrennens nachzuahmen, und würden dennoch den Mißbrauch desselben eben so glücklich verbeugen können, als Engelland.

3. Eine wohlfeyle Brodt-Taxe würde die Folge von der freyen Einfuhr des Getreides seyn.

Mithin könnten wir in Ansehung unserer verarbeiteten Waaren mit andern Preise halten, welches itzt an gewißen Orten unmöglich ist.

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4. Die Preise der Korn-Waaren aus eigennützigen Absichten zu erhöhen, würde alsdenn nicht leicht möglich seyn, viel weniger lange Zeit schaden können.

Folglich brauchten wir nicht das weise Gesetz der Engeländer wider die eigennützige Steigerung der Waarenpreise; welcher Eigennutz dem Lande bisher so verderblich gewesen.

5. Die Privilegien der Stall-Mästung würden weniger nachtheilig werden, indem die Holländereyen überall mehr in Gebrauch kämen, weil die Nothwendigkeit des Fleisches allgemeiner würde, und das Land so wohl, als der Handel, wegen der freyen Einfuhr des Korns, seine Rechnung bey Butter und Käse finden, mithin die Wiesen ihre Düngung von den Kühen an statt der Ochsen haben würden.

Folglich würde das Land überall ein Canaan werden, welches es weder itzund ist, noch jemals bey der gegenwärtigen Handlung, so lange die Privilegien der Stall-Mästung fortwähren, werden kann.

6. Die Tobaks-Administration würde bey dieser neuen Handlungs-Art wegfallen, und der Anbau des Tobacks dadurch verlaßet

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werden: man würde diese Pflanze in Menge ziehen, weil deßen Ausfuhr durch den freyen Handel besordert, und der Gebrauch deßelben für dir Seefahrende durch den Zuwachs der Schiffarth vergrößert werden würde.

Mithin würde diese unpolitische Administration nicht länger den Vortheilen des Staates zuwieder seyn.

7. Städte würden empor kommen, weil ein freier Handel ihnen leicht den wahren Geschmack an einer bestimten Industrie geben wurde, dem itzt die Staatsklugheit ihnen einflößen sollte: und so viele bequeme Häfen als Dännemark hat, so viele Handelsstädte würden sich gleich unter unseren verfallenen Kaufstädten erheben. Helsingör,Kalundburg,Nestved, Prästöe wurden in Seeland nicht die letzten werden.

Mithin brauchte man weniger den Städten ihre Nahrungen anzuweisen, obgleich dieses in keiner Art vom Handel gäntzlich vernachläßiget werden darf.

8. Die Nahrungen wurden durch gute Zünfte gewis, einfacher, sicherer und ordentlicher werden, denn gute Zünfte machen ein

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wichtiges Stück in dem Holländischen Handelsplan aus.

Mithin würden unsere Waaren vollkommener werden, und die Fremden mehr Credit für sie und für unsere Handlende haben, als sie bisher gehabt haben.

9. Unser Höker-Handel würde sich nothwendiger weise von selbsten theilen. Aus jedem andern Flachs- und Eisen-Krämer würden verschiedene innländische kleine Großirer, und die Großirer auf fremde Länder noch die Krämer zu Hauße, dadurch nicht vermindert worden.

Mithin würden wir einmal unter die Nationen gerechnet werden, die einen ordentlichen einländischen Handel führen.

10. Die Ausnahmen unserer Commerz-Verordnung würden überflüßig werden, weil die Natur des Handels das Gegentheil zur Hauptregel machte, nemlich die Waaren allenthalben aus der ersten Hand zu holen, an statt daß wir itzt gewisse aus der andern und dritten Hand nehmen müssen; und die Anzahl unserer Großirer würde merklich zunehmen.

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Mithin würde unser Handel und unsere Schiffart aus fremde Länder anfangen vernünftig zu werden.

11. Der Gebrauch der ostindischen Compagnie-Waaren würde weniger nachtheilig werden, indem der freie Handel, und der durch denselben eingeführte politische Geschmach, die Industrie bey vielen Gelegenheiten rege machte. Wir würden uns auch aldenn unserer Westindischen Baumwolle beßer bedienen können als gegenwärtig.

Mithin würde der Ostindische Handel nicht eine Art erlaubte Contrebande-Handels seyn, wie er bisher in gewissen Stücken gewesen, sondern dem Staate allein zum Vortheil gereichen.

12. Die guineische Octroy würde mit der Natur einer freien Handlung übereinstimmen, als mit der gegenwärtigen, und folglich nicht in verschiedenen Stücken den Vortheilen des Staats schlechterdings zuwider seyn.

Folglich würde dieser Handel staatsmassiger werden.

13. Die algemeine Handels- Compagnie würde von selbsten aufhören.

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73 Mithin würde sie nicht andern Handelnden, ohne sich selbst oder jemanden zu Nutzen, im Wege seyn.

14. Die Privilegien und Monopolien der Privatpersonen würden dem Staate nützlicher werden, indem die Natur des Handels einige davon zu Grunde richten, und zu einer beßeren Form für die andern Anlaß geben würde.

Mithin wurden gewisse Bürger nicht die Zerrüter des Staats seyn, wie sie es gegenwärtig sind.

15. Der isländische Handel würde alsdenn so gewiß frey werden, als der Holländisch-Westindische: und man würde so gewiß auf Island, als eine Colonie fahren, als man auf St. Eustatius oder auf Curasou fährt.

Mithin wurde Island nicht länger so wie gegenwärtig, ein Ort der Knechtschaft für unsere Reiche seyn, sondern ein Aufenhalt der Freiheit zum Vortheil der dänischen Staaten.

16 Gesetze für die dänische Schiffart würden den Handel gemäß, und die Frachten dadurch herunter gesetz werden.

Folglich würden wir Fracht-Preise mit Fremden halten können, welches itzt unmöglich ist.

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74 17. Nach einem veränderten Plan zu einer Zoll-Rulle würde kein einziger Post weniger als itzt abgeben, und dennoch die Casse des Regenten in vielen andern Fällen weit mehr einzunehmen haben.

Mithin würde die Zoll-Rulle nicht dem Staate und dem eingeführten Handel zuwieder seyn.

18. Die Consumtion würde vernünftig aufgelegt werden, und zur Bestreitung der Staats-Ausgaben gute Würkungen haben.

Mithin würde man zum Glück für unsere Reiche genöthigt seyn denjenigen Rathe zu folgen, den man itzt entweder nicht verstehen kann, oder nicht brauchen will.

19. Die Matrikel würde weniger nothwendig werden, weil das Kornland merklich abnehmen, diesen Mangel aber eine Höhere Consumtion ersetzen würde.

Mithin würde unser verkehrte Matrikel dem Regent und die Unterthanen weit weniger beeinträchtigen, als sie itzt jeden Tag, da sie gebraucht wird, bcyde beeinträchtiget.

20. Die hohen Zinsen würden bey diesem Handel bald Hernutergesetzt werden müssen, und so lange der Handel blühen sollte, niemals erhöhet werden.

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Mithin würde der Ueberfluß des Reichen 'nicht, wie itzt, der dürftigen Industrie zur Plage und zur ungläublichen Last werden.

21. Die Octroy der Banke würde, so bald möglich, verändert werden; wie bald aber diese Veränderung geschehen müßte, würde die Abtragung der Königlichen Schulden allein lehren.

Mithin würde unsere Banco-Octroy einmahl die Wirkung für den öffentlichen Credit haben, die sie itzt nicht haben kann.

22. Die Bevölkerung würde vermuthlich der größten Veränderung unterworfen seyn, und der Baurenstand nach dem Verhältniß zu Dännemarks Umfang und Stärke, weniger als gegenwärtig werden, indem die Viehzucht nicht in demjenigen Grade als der Ackerbau bevölkert. Dagegen würde in dem Städten durch künstige Zunahme der Künste und Manufacturen und durch Erweiterung des Handels und der Schiffart, die Bevölkerung zunehmen; und diese Ordnung in der Population, welche der holländische Nahrungs-Plan erfordert, und durch denselben selbst hervorgebracht wird, wurde dennoch wichtiger werden, als

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76 diejenige, welche itzt eintrift, da man den verhältnißmäßigen Zusammenhang des Ackerbaues und der Nahrungen aus den Augen läßt.

Mithin würde unsere Bevölkerung zwar nicht die möglichst volkommenste im Ganzen, dahingegen aber weit vollkommener in allen Theilen derselben nach dem Verhältniß zu der Natur des Plans werden.

23. Ein freier Handel im ganzen Reiche würde die Circulation im Staatskörper natürlich und folglich algemein machen, und dieses würde der wahre Beweis von dem Leben des Handels werden.

Mithin würde der itzige unglaubliche Geld-Mangel aufhören, und unser Staat, der in vielen Stücken dem Reiche der Todten gleichet, so zu sagen, zu einem Lande der Lebendigen verwandelt werden.

24. Die Casse des Regenten würde sich weit besser als gegenwärtig befinden. Alle Munde würden ernähret und die Handels-Balance gewonnen werden; die Bevölkerung würde zwar, die Anzahl der Menschen, nach der Strecke des Landes berechnet, geringer werden, allein diese würden alle wohlhabender und

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dadurch nützlicher und wichtiger werden; denn Reichthum ist zugleich Macht.

Mithin würde der Regent, welcher itzt, zu geringer Ehre für seine Kameralisten, arm ist, reich werden, und seine Unterthanen, so wie er, an Macht und Ansehen zunehmen. Den aller Geld- und Nahrungs-Mangel im fruchtbaren Staaten und im gewöhnlichen Friedenszeiten (wenn man auf Kosten der Thronen und Staaten nicht heuchlen und Komplimente machen will?) ist, so wie der Verfall der Staaten, den Oekonomie- und Finanz-Collegien zur Last zu legen.

Diese Vortheile sind alle größer als diejenigen, welche Dännemark gegenwärtig bey seinem Handelsplan genießet, und wert mehrere sind möglich.

Was diejenigen Mängel betrist, die bey der Veränderung start haben mögten, so würden es etwa folgende seyn:

1. Man würde, wie schon erwehnt, das Wiesen-Land mehr als den Acker bauen, weil die Viehzucht eine geringere Anzahl Arbeiter gebraucht, weniger mühsam ist, und geringeren Aufwand erfordert, mithin bey diesem Handel einträglicher für den Proprietair seyn würde

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Allein die gewonnene Handels-Balance würde den Ankauf des Korns erträglich machen.

2. Das Reich würde bey dieser Oeconomie in Ansehung des Korn-Handels von andern Staaten abhängend werden.

Mein errichtete Magazine müßten die Sache gut machen, und gute Politzen-Gesetze so viel möglich dem Mangel abhelfen. Ueberal würde es Dännemark hierinnen nicht ärger gehen, als Holland.

3. Die Bevölkerung würde aus dem Lande und mit ihr vielleicht die Land-Militz in Abnahme kommen.

Allein desto größer würde die Bevölkerung in den Städten seyn; daß zunehmende See-Volk würde auch diesen Abgang ersetzen, und die größere Anzahl der Schisse würde uns so viele neue Festungen verschaffen.

4. Die Kornschatzung würde weit geringer werden, als sie bisher gewesen?

Allein die Consumtion nur von Butter und Käße, von Salz und anderen Bedürfnissen des Landmanns würde was ansehnliches einbringen.

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79 5. Die Veränderung, welche in den Nahrungen durch den Untergang der schlechten Fabriken im Anfange, und so lange der neue HandelS-Plan noch nicht im Gange wäre, Vorgehen würde, dürfte auf eine kurze Zeit mit Unbeqvemlichkeiten verknüpft seyn.

Allein diese Unbeqvemlichkeiten würden wieder verschwinden, und der Verlust durch andere Vortheile ersetzt werden, indem beßere Künste mit der Aufnahme des Handels wieder aufkommen würden. Denn wir wissen, daß der Holländische Handels-Plan dem Flor der Künste alganz nicht zuwider ist.

6. Einige Bankerotten würden sich zu solcher Zeit einfinden.

Allein gewisse Bürger, denen es itzt an Nahrung fehlet, würden Nahrung finden, und der neue Handelsplan neue Verdienste geben; ja die Bankerottirer selbst würden sich wieder erhohlen.

Wenn man also diese Mängel mit den eben angeführten Vortheilen vergleichet; so wird man leicht sehen, daß die Vortheile die Mängel weit übersteigen.

Vergleichet man denn wiederum in Gedanken die erwähnten Vortheile eines hollän-

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dischen Handelsplans mit den unvollkomnen Plan in der Handlung, dem wir in den letzten 20 bis 30 Jahren gefolgt sind; so fehlet es nicht, daß der, welcher die politischen Folgen des Handels für die Staaten ein wenig zu beurtheilen weiß, wird einsehen können, daß die holländische Handels-Art weit beßer für Dännemark seyn würde, als der Mangel eines guten Planes, oder als ein verkehrter Handel nach einem Plane, der kaum den Nahmen davon verdienet.

Denn diesen Einwurf darf ich doch wohl nicht von jemanden befürchten, daß ein freier Handel nur einer Republick angemessen sey. Die Anlagen der Handelsplane, wenn sie vernünstig sind, müssen sich nach der Natur des Landes und der Lage der Oerter, nicht aber nach den Regicrungsformen richten.

Daß es für Dännemark, obgleich Holland ihm in vielen Stücken zuvorgekommen, dennoch möglich ist, einen solchem Handel mit ziemlichem Glück anzufangen, daran darf man wegen seiner Lage gar nicht zweifeln, noch weniger aber wegen der Aussichten, welche es durch einen näheren mit dem Handel selbst fol-

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genden Unterricht von den Ostseeischen Mängeln und Bedürfnissen, in Vergleich mit den Volkommenheiten und Ueberfluß eigener und anderer Länder erhalten könnte: nicht zu gedenken der nahe bevorstehenden Veränderungen, welche Ruslands glückliche Waffen nach sich ziehen werden.

Allein in wie weit würde dieser holländische Plan ein guter Plan für Dännemark werden? Nur in so weit selbiges nicht besser handelte als in den vorhin erwehnten Jahren. Anders muß dieses nicht verstanden werden. Der Ackerbau und der Handel mit eigenen verarbeiteten Waaren sind in allen Korn-Landen, so lange die Welt stehet, die Grundlage zu der wahren Bevölkerung, Reichthum, Sicherheit und Ansehen.

Ich will also mit dem, was hier angeführt ist, nicht sagen, daß Dännemark die holländische Handels-Art an statt des Handels mit eigenen Waaren wählen müße, weil der holländische Plan beßer ist, als der Plan, den Dännemark hat ausführen wollen; sondern nur, daß es ein kleineres Uebel sey, weniger vortheilhast auf holländisch, als wie bisher geschehen

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ist, nach Dänischer Art unzusammenhangend und ganz verkehrt zu handelen; und daß der holländische Handel, in Ermangelung der vorgeschlagenen Reformation, das zuträglichste für die hiesigen Reiche sey.

Wenn aber die Reformation von statten gehen, und der zu hoffende Plan für das Oekonomie- Commerz- und Finanz-Wesen in Dännemark mittelst der für die Commission in Vorschlag gebrachten Fragen gelegt werden dürfte, so wird dieser Plan stets der vollkommenste für unsere Reiche seyn.

Ich urtheile davon nach dem was ich auf vieljährigen Reisen erfahren, die ich in der Absicht unternommen habe, um die zusammenhängende Oeconomie und Handel der Welt zu kennen, und zwar nicht allein wie sie zwischen wenigen engen Küsten gefunden werden, sondern wie sie in den vollen Cirklen der wichtigsten Staaten, zwischen den arbeitenden Händen der europäischen Freiheit und der amerikanischen Knechtschaft in ihrem Anfange und Ende verbunden sind.

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Was ich daselbst genau zu erfahren, Gelegenheit gehabt habe, suche ich dem Vaterlande in Erinnerung zu bringen, um, wo möglich, es näher auf die Spur zuverläßigerer Oekonomie- Commerz- und Finanz-Principien zu führen, als es vielleicht jemals noch gewesen ist.

Ich glaube daher, mit einigem Grunde und ohne Eitelkeit wünschen zu können, daß man in diesen Zeiten bey dieser wichtigen Sache sich wohl vorsehen, und keine Reformation in dem Oekonomie- Commerz- und Finanz-Wesen vornehmen möge, ohne vorher einen guten Plan bekannt gemacht zu haben.

Nichs ist hier vorgeschlagen, was nicht mit den fremden Handels-Systemen, die ich gesucht habe kennen zu lernen, und die viele mit mir kennen werden, harmonirt; viel weniger etwas, das nicht mit den höchsten Vortheilen Dännemarks und Norwegens übereinstimmend seyn sollte.

Es kan hart zu seyn scheinen von zweien Reichen sagen zu wollen, daß ein nicht so intereßirende Handels-Art, wie die Holländische, ihnen zuträglicher, als die bisher gebrauchte, werden könnte.

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Härter ist es doch, daß wir nach so vieler Jahre Verlauf mitten unter weißen handelden Nationen, die so gar ihre Commerz-Politik und sehr weise Handels-Regeln im Druck bekannt machen, dennoch genöthigt seyn müssen angeführte Wahrheiten zu hören: und daß kaum ein einziger Staats-Oekonom oder Kameralist weder von denen, die itzund in den Regierungs-Collegien sind, noch von denen, die vormals darinnen gewesen, Muth haben wird das ganze oder die Hälfte oder nur einen merklichen Theil von dem, was ich hier zu beweisen gewagt habe, zu widerlegen.

Aber das härteste würde es denn seyn, und zugleich das wunderbareste, wenn man nicht auf die eine oder andere Art suchen sollte den Vorschlag ins Werk zu setzen. Denn gleich wie die Natur der Sache einen jeden offenbar überzeuget, daß eine weise Reformation in unserem Oeconomie- Commerz- und Finanz-Wesen endlich einmahl höchst nothwendig sey; so erhellet es auch, daß eine solche Reformation nicht klüglich unternommen werden kann, wenn nicht erst auf königlichen Befehl ein rechtschaffener dauerhafter Oeconomie- Commerz- und Finanz-Plan, wen igstens im algemeinen, gelegt

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wird; und daß die Reformation nicht blos bey Gelegenheit der vorfallenden Geschäfte in den Collegien angefangen und fortgesetzet, sondern durch ein von diesen Collegien verschiedenes, jedoch mit denselben in der genauesten Verbindung stehendes anderes Collegium befordet werden müste, indem die Verwirrung des Staats so groß ist, daß die ordentlichen Personen in den Collegien nicht hinlänglich seyn würden die Reformation so zeitig und in allem so zusammenhangend auszuführen, als es nöthig wäre.

Wenn aber diese Wahrheit als eine für die gegenwärtige Zeit wichtige Wahrheit eingesehen wird, welches ich bis weiter so annehme; so darf ich für den gethanen Vorschlag Glück hoffen.

Ich darf da hoffen, daß derselbe in einigen, wo nicht in allen Stücken, dem Regenten und seinen Ländern, deren Glückseligkeit ich zum Ziel gehabt habe, nützlich seyn werde; und zwar um so viel mehr, weil der ganze Vorschlag in der genauesten Verbindung mit derjenigen Politick der Welt stehet, womit die Reiche verbunden sind, und niemals aufhören werden verbun-

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den zu seyn, wir mögen noch so unzusammenhängend handeln.

Mir deucht daher zu erfahren, daß der Vorschlag von denjenigen würdigen Patrioten, die die Finanz- und Kammer-Collegien des Regenten ausmachen, in Betrachtung genommen wird. Ich sehe, wie sie denselben vexbeßern und ihren weiten Absichten gemäß genauer bestimmen. Ich sehe eine Commißion von verständigen und eifervollen Männern niedergeseht. Ich sehe sie ganz beschäftigt den Plan zu entwerfen. Ich sehe sie im Begriffe, gleichsam ihr politisches Glaubens-Bekänntniß, ich meine den volkommensten Oeconomie- Commerz- und Finanz-Plan dem Regenten zu überliefern, der ihn mit Freuden annimmt, und selbst die Reformation darnach ins Werk setzet. Ich sehe den guten Anfang der Reformation, und ihre Fortsezung durch die besten politischen Mittel.

Es kömmt mir vor, daß ich die weisen and klugen, ja selbst die blödsinningen und schwachen, durch jene von den Absichten und der Ordnung der Entwürfe unterrichtet, die glückliche Volsührung der Reformation wünschen höre.

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Ich sehe diese politische Reformation eben so ruhig als die Reformation der Kirche zu Ende gebracht, und alle wünschen demjenigen Plan, dem man auf die vorgegangenen Veränderungen folgen wird, eine gute Beständigkeit für die Zukunft.

Wie ich dieses alles in Gedanken voraus sehe; so wünsche ich auch würklich die Erfüllung davon, um der Beständigkeit desjenigen Thrones willen, denn wir alle verbunden sind zu erhalten.

Sic vos non vobis.

<r

P. S. In den Berlingischen Kopenhagener Zeitungen No. 62. von 5 August, die Heute, da dieser Bogen in die Presse gehet ausgekommen sind, lieset man eine Bekanntmachung vom Präses und den Directeuren der Königlich Occroyirten Dänischen Asiatischen Kompagnie, daß es Seiner Königl. Majestät allergnädigst gefallen bey den itzt bevorstehenden sowohl Chinesischen als Ostindischen Auctionen, sowol als für die Zukunft, die auf den Thee gelegte Consumption aufzuheben, und daß von allen den Waaren, die mit den Schiffen der Compagnie zu Hause gebracht und daselbst verkauft werden, sie mögen im Lande verbleiben

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88 oder an auswärtige Oerter versand werden, 2 pro Cento Courant, welche den Käufern zu berechnen sind; bezahlet werden sollen.

Diese Veränderung macht die obangeführte 16 Frage Pag. 21. nicht überflüßig. Vielmehr ist dieselbe noch nothwendiger geworden, als sie jemals gewesen, und man frägt billig noch ferner: welche von den Waaren der Astatischen Compagnie würden vor andern durch die Auflage einer billigen Consumtion, helfen können einen Theil der Ausgaben des Staats abzutragen, und dadurch die schweren Auflagen für die einheimische Armuth zu erleichtern? Indessen wird es zu allem Glück ein großer Trost für den König und das Land seyn, daß die oben angeführten Worte für die Zukunft in einer Monarchie in dergleichen Fällen weiter nichts bedeuten, als: Bis wir anders gesinnet werden.

Kopenhagen den 6ten August 1771.

Accidit in puncto