Kierkegaard, Søren Uddrag fra Notesbog 3

Addenda til min foregaaende Excerpt af 👤Falk. p. 79 og ff: »Wie 👤Goethe nach Obigem, alles An und Eingelerhnte nicht liebte, so behauptete er auch, alle Philosophie müsse geliebt und gelebt werden, wenn sie für das Leben Bedeutsamkeit gewinnen wolle. Lebt man denn aber überhaupt noch in diesem Zeitalter? fügt er hinzu. Der Stoiker, der Platoniker, der Epikuräer, jeder muß auf seine Weise mit der Welt fertig werden; das ist ja eben die Aufgabe des Lebens, die Keinem, zu welcher Schule er sich auch zähle, erlassen wird. Die Philosophen können uns ihrerseits nichts als Lebensformen darbieten. Wie diese nun für uns passen, ob wir, unserer Natur oder unseren Anlagen nach, ihnen den erfoderlichen Gehalt zu geben im Stande sind, das ist unsere Sache. Wir müssen uns prüfen und Alles, was wir von Außen in uns hereinnehmen, wie Narungsmittel auf das sorgsamste untersuchen; sonst gehen entweder wir an der Philosophie, oder die Philosophie geht an uns zu Grunde. Die stränge Mäßigkeit, z.B: 👤Kant's, foderte eine Philosophie, die diesen seinen angeborenen Neigungen gemäß [war]. Leset sein Leben, und ihr werdet bald finden, wie artig er seinem Stoicismus, der eigl. mit den gesellschaftlichen Verhältnissen einen schneidenden Gegensatz bildete, die Schärfe nahm, ihn zurechtlegte und mit der Welt ins Gleichgewicht setzte. Jedes Individuum hat vermittelst seiner Neigungen ein Recht zu Grundsätzen, die es als Individuum nicht aufheben. Hier oder nirgend wird wol der Ursprung aller Philosophie zu suchen sein. 👤Zeno und die Stoiker waren längst in 📌Rom vorhanden, eh' ihre Schriften dahin kamen. Dieselbe rauhe Denkart der Römer, die ihnen zu großen Helden- und Waffenthaten den Weg bahnte und sie allen Schmerz, jede Aufopferung verachten lehrte, mußte auch Grundsätzen, die gleich verwandte Foderungen an die Natur des Menschen aufstellten, bei ihnen ein geneigtes und williges Gehör verschaffen. Es gelingt jedem Systeme, sogar dem Cynismus, sobald nur der rechte Held darin auftritt, mit der Welt fertig zu werden. Nur das Angelernte der menschlichen Natur scheitert meist am Widerspruche; das ihr Angeborene weiß sich überall Eingang zu verschaffen, und besiegt sogar nicht selten mit dem glücklichsten Erfolge seinen Gegensatz. Es ist sonach kein Wunder, daß die zarte Natur von 👤Wieland sich der aristippischen Philosophie zuneigt, sowie auf der andern Seite seine so entschiedene Abneigung gegen 👤Diogenes und alle Cynismus aus der nämlichen Ursache sich sehr befriedigend erklären läßt. Ein Sinn, mit dem die Zierlichkeit aller Formen wie bei 👤Wieland, geboren ist, kann unmöglich an einer beständigen Verletzung derselben als System Wohlgefallen finden. Erst müssen wir im Einklange mit uns selbst sein, ehe wir Disharmonien, die von Außen auf uns zudringen, wo nicht zu heben, doch wenigstens einigermaßen au[s]zugleichen im Stande sind.«