Des Proselyten aus dem Judenthum, Johann Ferdinand Eckstein Ueberzeugungsgründe, das Jesus der Christen die erfüllte Hoffnung Israels sey. Am Tage der Taufe desselben herausgegeben […]

Des Proselyten aus dem Judenthum Johann Ferdinand Eckstein Ueberzeugungsgründedaß Jesus der Christen Die erfüllte Hoffnung Israels sey.

Am Tage der Taufe desselben herausgegeben von dessen vertrauten Freunde Johannes Schack Himmark,

Stud. Theolog.

den 9ten November 1774.

Kopenhagen

gedruckt bey Paul Hermann Höecke, wohnhaft in der großen Heiligengeist-Straße No. 141.

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Un den Leser. Die folMden Blatter enthalten die Gründe, wodurch der heute in die Gemeinschaft der christlichen Kirche durch die Taufe aufgenommene Proselyt bewogen worden ist, das Iudenthum zu verlassen. Er hat sie seinem Freunde, einem geschickten und frommen Studioso, mitgetheilt, der durch diese öffentliche Bekanntmachung derselben etwas Gutes zu stiften hofft. Wenigstens wird daraus ersehen werden können, daß dieser Proselyt nicht leicht-

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sinnig, sondern nach eifriger Ueberlegung und ans guten Gründen feinen Entschluß gefaßt hat, sich in der christlichen Religion unterweisen zu lassen und sie anzunehmen. Gott erhalte ihn in der erkannten Wahrheit,

und gebe ihm Gnade ihr durch einen wahrhaftig christlichen Wandel vor seinen vormaligen Glaubensgenossen Ehre zu machen. Kopenhagen dem Aten Nos.

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Die Vernunft nimmt als die größte Wahrscheinlichkeit an, daß uns von dem Urheber unsers Wesens eine Art, wie derselbe voi seinen Geschöpfen wolle verehrt werden, geoffenr baret und vorgeschrieben sey; und daß folglich die Melt eine Religion habe, die von der Gottheit ihren Ursprung hat. Die größte Wahrscheinlichkeit dieses Satzes bewerft sich die Vernunft aus den Eigenschaften des höchsten Wesens, die sie sich aus den Würkungen desselben gelehrt, und aus der Beschaffenheit des Wesens des Menschen, und der Bestimmung desselben. Das ganze Weltgebäude, welches der Mensch mit entzückter Verwunderung betrachtet, und den größten Urheber desselben anbeten muß, predigt uns laut die unermeßliche Größe, die undenkliche Vollkommenheit jenes heiligen Schöpfers, dem dieses Ganze sein Daseyn zu verdanken hat. Die Vernunft thut ohne Anstand den Ausspruch: jener Große, den ich, und alles was ich sehe, zu unserm Urheber haben, besitzt die größte Macht» eine unermeßliche Weisheit, eine unbegreifliche Güte, u. s. w. Zergliedert sich nun die Vernunft dieses Ganze, durchgeht sie alle Theile desselben, so wird auch das mindeste Theil ihre ersten Schlüske bestätigen. Ja diefe Schlüsse folgen so natürlich, daß auch

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bey feiner Nation irgend jemals der Gedanke entstanden ist, daß die Gottheit, zum Beyfpiel, nicht unendlich gütig sey. Die Güte des Schöpfers leuchtet aus der Natur dergestalt hervor, daß das Ganze und alle Theile desselben nur darum ihr Daseyn zu haben scheinen, um den Geschöpfen in allem Röthigen und sogar zum Ueberfiuß zu dienen. Dieß alles lehrt sich die Vernunft durch untrügliche Schlußfolgen von den Eigenschaften der Gottheit.

Betrachtet der Mensch sich selbst, als die so genannte kleine Welt, nimmt er sorgfältig sein eigen Wesen wahr; so fühlt er sich denkend, ec schaht sich edler, erhabner, denn sonst alle Gegenstände, die sich seinen Sinnen darstellen; er fühlt sich der vollkommensten Glückseligkeit fähig; die Aussichten des Dinges, das er in sich denkend fühlt, lassen sich nicht in den engen Schranken des Weltgebäudes einschließen; der denkende Mensch kann sich bey allen Bequemlichkeiten, allen Vergügungen, sogar bey den meist befriedigenden, die ihm die Reichthümer der Natur oft sehr sreygebig darreichen, dennoch bey weitem noch nicht beruhigt finden. Der Mensch findet seinem denkenden Theil, den man die Seele nennt, eine Anmahnung eingeprägt, daß er sich mit ewigen Gegenständen beschäftigen soll. Er spührt in seiner Seele unüberwindliche Triebe auf was unsichtbares, das er sich nicht eimahl zu nennen weiß. In dieser größten Vervollkommung, deren er sich fähig spührt, bemerkt er also die edlen Absichten seines Dasrynö, und seine erhabenste Bestimmung,

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daß er so glückselig würde, wie es nach seinem Wesen möglich ist, und dieses stimmt mit den Eigenschaften, und unter denselben mit der unendlichen Güte seines Urhebers, vortrefflich überein.

Das Uebel aber in der Welt, von dem er nicht weiß, wo es her fen, ob er gleich einsieht es könne nicht vom besten Schöpfer styn, verursacht ihm manche UnMegenheik und widrige Zufälle, und endlich die Auflösung seines sichtbaren Theiles; es macht, daß der Mensch, jenes herrliche Geschöpf aushort, Mensch zu seyn; dieses ist der Vernunft ein Rakhsel. Schwerlich wird sie sich überreden lassen, daß die Bestimmung des Menschen im Tode erreichet sey; betrübt würde Der Mensch sich zwingen lassen, zu glauben, daß er im Tode auf ewig aufhöre; entrüstet würde er ausbrechen: Bin ich dann aus meinem Nichts hervorgebracht, auf daß ich so unglücklich sey, nur zu fühlen, wie glückselig ich werden könnte? Mein Schöpfer wäre weniger gütig, als ihn die ganze Natur predigt, wenn ich mich auf ewig im Tode verlohre. Bin ich Der größten Vervollkommung, und also der größten Glückseligkeit, fähig, und kann mich bey allen hier möglichen Vergnügungen dennoch nicht zufrieden sehen; finde aber weit höhere und erhabnere Triebe, die ihren befriedigenden Gegenstand auf dieser Erde nicht gefunden haben: und ich sollte aufhören, ewig aufhören, ohne denselben außer den Schranken dieser Welt jemals zu erreichen? Das würde wider die größte Wahrscheinlichkeit allzusehr streiten.

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Menn aber die Vernunft Lie Sache aus einem andern Gesichtspunkte betrachtet, wie entwickelt sich denn jenes so dunkle und unauflöslich scheinende Rärhsel so sehr leicht! Der Mensch sagt sich: erst dann bin ich glückselig, wenn ich das besitze, was ich wehrt schätze; erst dann bin ich vollkommen glückselig, wenn ich das besitze, was ich als das höchste Gut schätze; jenes anhetenswürdige Wesen aber Wesen ist bas höchste Gut, und wenn ich seiner einigermaßen genöße, so wäre ich vollkommen glückselig, Wie gelang ich aber dazu? Wenn ich mich ihm ganz und gar heiligte, wenn ich mich ganz zu seiner Ehre bestimmte, und seinem Willen in allem folgte, dann würde ich mich ihm gewiß beliebt machen. Aber wie mache ichs dann, daß ich seinem Willen folge? Vielleicht, wenn ichs am besten zu thun gedenke, handle ich eben dawider. O wenn er mir seinen Willen bekannt gemacht hätte, durch deren Erfüllung ich mich ihm könnte beliebt machen, so würde sich der beste Schöpfer in Gnaden zu mir herablassen, und mir zeigen, wie ich seiner genießen könnte, und so würde ich zu meiner edelsten Bestimmung gelangen! Vielleicht hat er seinen Geschöpfen würklich seinen Willen bekannt gemacht! Besitzt er eine unendliche Güte, har er die größten Meichkhümer in der Natur gelegt, den Menschen zu befriedigen, und sollte ihm die edelste Zufriedenheit versagt haben, da er ihn eben dazu erschaffen hat? Das läßt sich kaum denken, so würde er wider sich selbst handeln, welches unmöglich ist. Genug ist mirs: mein Urheber hat Mich aus einem Nichts hervorgebracht, mich zu

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feinet Ehre glückselig zu machen; und hat er meine Glückseligkeit gewollt, so hat er mir auch Die Mittel dazu nicht versaget; und Liese Mittel bestehen nur darin, daß er mir seinen Willen geoffenbart, mir Gesetze vorgeschrieben, durch deren Erfüllung ich seine Ehre und meine damit Unzertrennlich verknüpfte Glückseligkeit befördern, und also zu meiner Bestimmung gelangen kann« Auf dieser großen Wahrscheinlichkeit gründet die Vernunft meinen Satz. Der Schöpfer hat scio nett Geschöpfen eine Art, wie er wolle von ihnen verehret werden, gcoffenbalcet, und folglich giebts Unter den Menschen eine göttliche Religion. Noch mehr, die Vernunft sieht ein, daß eine Wekt^ die von lauter Maschinen bewohnt wäre, nicht die höchste Vollkommenheit Gottes, nicht seine Heiligkeit und Gerechtigkeit, sondern nur seine große Kunst zeigen würde. Wenn aber Gort eine Welt schaft, die von Geistern oder moralischen Wesen bewohnt ist, so können Gesetze statt haben; so können gute und böse Werke zugerechnet werden; fo können die Guten Lurch Haltung der Gesetzen Len Schöpfer ehren, sich selbst vervollkommenen, und also zu ihrer Bestimmung gelangen; so können Uebertrcter gestraft werden, weil sie moralisch sind; so kann an ihnen erwiesen werden die Heiligkeit, Gerechtigkeit, und also die höchste Vollkommenheit des Gesetzgebers, und also verfehlet der weise Schöpfer, der nichts umsonst erschaffen Har, seines Endzwecks nicht, obschon die Uebertrerer zu ihrer glückseligen Bestimmung nicht gelangen. Wie höchst wahrscheinlich isis nun nicht, daß Geschöpfe, die moralisch sind, Menschen, auch

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6 würklich Gesetze Gottes, und folglich auch eine von Gott geoffenbarte Religion haben? Alle Nationen, die nur nicht allzu thierisch sind, behaupten diesen Satz, und selbst die, welche eine falsche Religion haben, schreiben den Ursprung ihres Aberglaubens einer vermeynten Gottheit zu. Die Ursache, warum Gottesläugner und Freygeister, die nur allzu häufig hervortreten, diesen Satz zernichten wollen, ist allein darin zu suchen, weil sie sich selbst nicht für moralische Geschöpfe erkennen und daher den göttlichen Gesehen keinen Gehorsam schuldig zu seyn glauben. Viele unter ihnen haben sich auch ihren thierischen Leidenschaften, von welchen sie als vom wilden Strom hingerissen werden, ganz aufgeopfert, und suchen, um desto ungehinderter nach ihren Lüsten handeln zu können, die allerheiligsten Gesetze des Schöpfers ganz aufzuheben, da doch die Vernunft die größte Wahrscheinlichkeit des Gegentheils nur allzu deutlich entstehet.

So giebt es demnach in der Welt würklich eine göttliche Religion, davon hat sich die Vernunft durch die größte Wahrscheinlichkeit der Sache überzeugen lassen: nun ist nur dieses die Frage: welche ist denn diese von Gott geoffenbarte Religion? Die Vernunft beweiset, daß es nur der Christen ihre ist, und zwar also: Die Vernunft erkennt, was bey der wahren Religion, als einer solchen nothwendig seyn muß, und was hingegen, bey der wahren Religion unmöglich seyn kann. Sie prüft die Religion der Christen und findet jenes in derselben, dieses aber nicht. Dar-

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7 aus folgt denn, daß diese Religion die wahre ist, und daß die übrigen als unächte, falsche hinwegfallen. Nemlich die wahre Religion muß der Gottheit nothwendig solche Eigenschaften zuschreiben, die einem unendlichen Wesen zukommen; sie muß eine solche Verehrungsart Gottes vorschreiben, die mit der Vollkommenheit des höchsten Wesens übereinstimmt, und also der Gottheit anständig ist. Die wahre Religion muß Mittel zeigen, wie dem moralischen Nebel abgeholfen werde, und wie der Mensch zu seiner Bestimmung gelangen, wie er sich zur Ehre seines Schöpfers, so weit möglich, vervollkommnen könne; sie muß überhaupt die heiligsten Pflichten vorschreiben. Bey der wahren Religion kann es hingegen keinen Widerspruch, und kurz, nichts geben, was den gedachten Vollkommenheiten, als Kennzeichen der wahren Religion, entgegen gesetzt ist. Ich brauche nur sehr wenig von den Begriffen der drey übrigen Religionen zu wissen, um zu sehen, wie wenig sie haben von dem, was die göttliche Religion characlerisiret, und wie sie hingegen nur in unzähligen der Gottheit höchstunanständigen Märchen bestehen.

Jener so allgemein gewesene Aberglaube der Götzendiener, der mehrere Gottheiten, und zwar begränzte, nicht nur gute sondern auch böse, wider sich streitende Gottheiten behauptet, sollte die wahre Erkenntniß jenes allerheiligsten Schöpfers seyn? dag wäre allzuschlecht philosophiret! Keine Schwachheiten, keine Laster giebts irgend in der Welt, die die Götzendiener ihren armseligen Gott-

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8 hektesi nicht zuschreiben. Das heißt bey ihnen die Götter recht verehren, wenn sie sich bey ihren Feyerlichkeiren die Laster ihrer Götter erzählen, und sie selbst in den Tempeln verüben. Dieß «rag eine von den bösen Geistern eingesührte, es kann nichts weniger als eine von dem heiligen Urheber der Welt vorgeschriebene Verehrungsart Gottes seyn, Mahomet nimmt in Gott eine unendliche Güte, als seine Hauptvollkommenheit an; der Heiligkeit Gottes, als derjenigen unveränderlichen Rechtschaffenheit in Gott, da er immer an. allem Bösen den höchsten Abscheu hat, und alles Gute immer mit dem ernsthaftesten Willen will, gedenkt er gleichfalls, aber die Belohnungen, die er den Tugendhaften in jener Welt verspricht, geben von der Heiligkeit Gottes keinen anständigen Begrisk. Dieser Belohnungen schämt sich eine bescheidene Seele und ein würklich tugendhaft Gemüth. Auch behauptet er ein unveränderliches Schicksal, von welchem auch Gott abhänge, und übrigens enthält der Alkoran viele unsinnige Fabeln, die allzu thöricht und ungereimt sind, als daß ein Vernünftiger sie hätte schreiben sollen, viel weniger daß sie sollten vom Himmel gekommen Aussprüche der Gottheit seyn.

Das Heutige Judenthum besteht größtentheils aus solchen Mährchen, die nicht nur höchst ungereimt, sondern auch sogar widersprechend sind« Gott mahlet es weinend, studirend im Talmud, drftmtirend im Himmel mit den verstorbenen Rabe hinen, und unterweilen von denselben überwunden So armselig dieser'Gott der heutigen Juden

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ist, so jämmerlich und höchst ungereimt ist auch die Art wie sie ihm dienen. Keine wahre Ehrerbietung im Herzen, keine Liebe zu dem allerhöchsten Schöpfer schreibt ihre Religion vor. Wenn sie nur einige gewöhnliche Gebeter Mt unsäglicher Geschwindigkeit, und zwar in einer fremden Sprache, die sie nicht einmahl mit guten Nachsinnen verstehen, hinplappern, wenn sie nur an ihren Sabbath dreymahl effen und sich an den gewöhnlichen Festtagen mit Enthaltung vom Effen und Trinken plagen (denn sreywillige Liebe zu Gott empfinden sie gar nicht) wenn sie nur überhaupt gewisse Arten von Speisen meiden und ihre Bärte nicht abscheren, so glauben sie den Urheber ihres Wesens nichts mehr schuldig zu seyn, Dieses machet bas wesentliche der heurigen jüdischen Religion aus. Jene innerliche Rührung des Herzens über der unendlichen Güte des Schöpfers, durch die er seine Geschöpfe an sich verbindet, jene zärtliche Ges stnnungen gegen den Mitmenschen, die der wahren Religion so eigen sind, verbannet der Talmud gar, indem er erlaubt ihn allenfalls zu tobten, wenn er nur kein Jude ist, und behauptet, daß das vor Gott keine Sünde sey. Und kurz: das heutige Judenkhum hat so wenig Wehrt, es ist so ungereimt und widersprechend, daß kein Jude weis was er glaubt oder nicht; es ist so unanständig und eckelhast, daß sich ein bescheidener dessen schämet.

Wenn es nun würkkich eins göttliche Reltz gion in der Welt giebt, so kann es nur Der Christen ihre seyn; denn keine von den drey übrigen

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ist es. Und freylich hat die Lehre der Christen alle Kennzeichen, alle Eigenschaften, die der göttlichen Religion unveränderlich zukommen. Die Christen schreiben dem Schöpfer nicht nur unendliche Vollkommenheiten, die höchste Güte, die allergrößte Heiligkeit u. s. w. zu, sondern die Ausdrücke der Bibel sind auch so genau, so bestimmt, daß sie dieselben der Gottheit allein zuschreibt: Niemand ist gut, denn einer, nemlich Gott. Die Lehre des Christen zeigt das beste Mittel, wie das natürliche Uebel gemildert und dem moralischen abgeholfen werden könne. Jenes der Vernunft so dunkle Rathsel von der Wiederherstellung des im Tode zernichteten Menschen, entwickelt sich als sobald, da uns diese Offenbahrung lehret, daß durch einen mit göttlicher Kraft ausgerüsteten Bruder der Menschen Zurückkunft aus dem Tode für sterbende Söhne Adams eine Zurückkunft aus dem Tode zuwege gebracht fen. Die Bibel lehret, daß sich der Mensch im Tode nicht verliert, sondern durch ihn zu seiner edelsten Bestimmung gelangen soll; sie lehret, daß es nach diesem Leben ein anders, und nach dieser Welt eine andere giebt, und weiset in jenem Leben, in jener Welt hinter den Schranken der Zeitlichkeit die schönsten, die anständigsten Belohnungen für Tugendhafte auf. Die Lehre der Christen schreibt Gesetze und Pflichten vor die allzu heilig sind, als daß eine edle Seele sie verkennen sollte. Keine Sittenlehre, auch nicht die geschickteste von dem besten Philosophen gestellet, hat noch die Verbindlichkeit des. Menschen so genau und in einer so natürlichen Ordnung geliefert, als die Bibel der

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Christen. 2 Petr. 1, 5. 7. Die Religion der Christen bleibt also die einzige göttliche, weil sie allein die Kennzeichen und Eigenschaften der wahren Religion hat. Die Vernunft billigt nicht nur vorkommende Geheimnisse, sondern sie würde sich nicht einmahl mit einer solchen Religion, in der gar keine Geheimnisse vorkämen, befriedigen lassen. Die Vernunft geheiliget durch den Glauben, findet an den Geheimnissen der Religion der Christen Gegenstände der heiligsten Bewunderung und einer anbetenden Entzückung. Je mehr sich die Seele in diese Abgründe der Gottheit vertieft set, desto mehr Zufriedenheit findet sie an derselben, indem sie noch nie erkannte und der Gottheit höchst anständige neue Anssrchten entdeckt. Das Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit, so wie es die Bibel darstellt, ist unbegreiflich, aber nicht widersprechend. Die so geheimnißvolle Vereinigung der göttlichen und menschlichen Naturen in der einzigen Person des göttlichen Mittlers seht nur Allmacht voraus, und diese spricht die Vernunft der Gottheit, dem Urheber aller erschassenen nimmermehr ab. Jemehr einer die heilige Schrift studirt, destomehr trist er in derselben göttliches an. Die Verfasser des neuen Testaments schreiben so einfältig, aufrichtig, übereinstimmend mit dem alten, daß ein wahrheitliebendes Gemüth ihnen seinen Beyfall nicht versagen wird. So redlich sind sie, daß es ihnen nicht einmahl in den Sinn gekommen ist, daß die Welt sie jemals in Verdacht ziehen würde. Man betrachte nur die holde Einfalt eines Johannis, die dringende Sprache eines Paulus! Alles was man aus

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denen Profanscribeuten schönes aufweiset, weicht ihren Wundergaben. Jedoch sie bedürfen meines Anpreiftns nicht. Selig sind die den himmlischen Sinn ihrer Worte fasten, ihr Zeugniß ist wahr« hastig, die Welt weiß es. — Meine Vernunft hat sich also bewiesen, daß es würklich eine göttliche Offenbahrung unter den Menschen giebt, daß es unter den vieren, die vorhanden sind, weder Heidnische, noch die Mahomedanische, noch die Jüdische, und daß es folglich allein der Christen ihre ist. Ja sie isis; unwiderleglich ist sie es. — Nun gehe ich weiter, und beweise aus den Aussprüchen des alten Testaments wider die Juden, daß der Jesus der Christen die erfüllte Hoffnung Israels ist.

Die Gläubigen des alten Bundes haben nur in dunkeln Bildern und weit austehenden Schattenrißen dasjenige gesehen, was den Gläubigen des neuen Bundes mit vollkommener Klarheit zu sehen ausbehalten war. Jerem. 31, 31 - 34. Dem Vater der Menschen und seinem Weibe ist ein Held aus ihren Söhnen, der dem der Menschen seine Macht benehmen würde, 1 B. Mos. 3, 15. und die genauere Beschrei-Kung des Helden haben die später« Geschlechter erhalten. Jenem heiligen Greiße, der sich unter den glänhigen Alten so sehr ausgemerket hat, dem Vater der Gläubigen, dem Abraham, ist mit mehrerer Deutlichkeit diefelbige Verheißung wiederhohlt worden, 1B. Mas. 15. und noch mehr bestimmt erst seinen Söhnen, doch erhielten die Alten der unendlichen Weisheit Gottes, und der

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weniger freyen Glaubensart im alten Bunde gemäß, nur in so weit dieß Versprechen, daß das hellere Licht zur Zeit Davids des Vaters des MeßiaS erst aufgehen sollte. Zn seinen wunderschönen Gesängen, die er nach und nach von dem heiligen Geist 2 Sam. 23, 1. 2. bekommen hat, und in den letztem Propheten ist alles, die Person, das Amt und die Zeit des Meßiaö, mit der allergrößten Bestimmtheit den Gläubigen vorausgesagt worden, alles sag ich, was nur nicht dem verheißenen Gesandten selbst ausbehalten war, daß er es erst in die Welt hinaussagen sollte. 5 B. Mos. 18, 18. Wiewohl um, die Verheißungen von dem Saamen des Weibes (wie die naive Ebraische Sprache den künftigen Herrn aus den Menschen nannt) obgedachtermaßen nur stuffenweise gegeben sind, so daß dieselbe immer für ein späteres Menschen Alter erst in ein helleres Licht gesetzt wurden; so sind sie doch nunmehr so bee stimmt und deutlich, daß wer nur die Aussprüche des alten Testaments ohne Vorurtheile gelesen, und sich die alda gegebene genaue Abschilderung des Meßias eingeprägt har, an dem Jesu der Christen den verheißenen Gesandten nimmermehr verkennen wird. Doch ists ein Fehler, aus einem einzelnen Texte alles erzwingen zu wollen; denn schwerlich wird ein einzelner Spruch in den heiligen Blättern des alten Bundes so dringend seyn, daß nicht der Ungläubige, um der Wahrheit nicht Beyfall zu geben, sich diese oder jene, wiewohl die armseligsten Ausflüchte ersinnen sollte« Wenn der ganze Begrisk des verheißenen Meßias, fo wie ihn Moses, die Davidischen Gesänge und alle

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Propheten acstellet haben, vorgetragen wird, so bleibt dem Verlaugner gar keine Art, aus die er der Wahrheit ausweichen könne, mehr übrig. Die geheiligten Alterthümer der göttlichen Ausfprudjc, den Meßias betreffend, schildern nun den verheißenen Gesandten ganz anders ab, als sich die Juden ihren erwarteten Meßias ersinnen. Bey diesen Blinden, wiewohl sie Söhne der Propheten sind, und daß Buch des Herrn mit sich herumtragen, hat sich der ganze Begrisk des verheißenen Meßias schon längsten gänzlich verlohren, also daß alles, was nun noch bey ihnen übrig ist, in der einzigen Lehre von dem Königreich Gottes unter dem Meßias besteht, von welchem sie sich doch die allerunanständrasten Begriske machen. Diese aber will ich mir Stillschweigen übergehen, und hingegen den biblischen Begrisk des Herrn Meßias kürzlich geben, so wie ihn die heiligen Schriftsteller gegeben haben, und man wird sehen, daß der Jesus der Christen würklich die erfüllte Hoffnung Israels ist.

Was nun erstlich die geheiligte Person des Meßias betrifft, so irren sich hier die Juden gewaltig, indem sie in dem verheißenen großen Gesandten nur einen bloßen Menschen suchen. Den ersten Sündern, nachdem sie von dem Feinde des menschlichen Geschlechts in den Tod gestürzt waren, ist alsobald eine künftige Wiederherstellung verheißen worden, durch einen Herrn, der ihrem Feinde seine Macht benehmen würde: der Saame des Weibes wird der Schlange ihren Kopf zertreten, 1 B. Mos. 3, 15. Die Stelle handelt von dem

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15 Meßias, wo nicht die ganze Verhältniß des alttestamentischen Glaubens überm Haufen geworfen werden soll. In dieser Verheißung nun, die auf den MeßiaS gehet, wird auf einen künftigen Wiederhersteller der Menschen gewiesen, dem der Name VN in; beygelegt wird. Was nun im Deutschen Mensch heißt, das heißt nach dem nachdrücklichen Ebräischen EIN p oder wN Sn? So wird demnach allhier den Aeltern des menschlichen Geschlechts ein Wiederhersteller verheißen, der seiner Person nach Mensch seyn sollte, jedoch ein vortrefflicher Hert aus dem menschlichen Seschlechte, ein solcher, der mächtig wäre, dem so mächtigen als listigen Feinde der Menschen seine Macht zu benehmen. Mehr erhellet aus unserer Stelle nicht, als nur noch vielleicht dieses, wie ich meyne, daß in dem bestimmtern Ausdrucke: des Weibes Saame, in der Zeit schon eine dunkle und und verblümte Anspielung auf dasjenige gegeben worden, was Gott in seinen Aussprüchen dem Iesaia aufbehalren hatte, von der wunderbaren zu allen Menschen Alkern nie erhörten Schwangerschaft der Jungfrauen, die ohne Mann den Gesandten gebühren sollte. Jes. 7, 14. Doch zwingen uns die Worte der mit ihrem Kajin glücklich entbundenen Mutter der Menschen, die alsobald schmeichelte einem UN, der mm wäre, gebohren zu haben: mm ns UN AWP, zu glauben, daß die Verheißung von dem Wiederhersteller der Menschen, die ihnen zum crsteumah.l in Gegenwart des Feindes gegeben ward (weil die Verheißung von ihm den größten Theil der

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Strafe und das Urtheil des Feindes ausmachts, der aber dach, um des Feindes willen, nur als ein ansehnlicher Hert aus dem menschlichen Geschlecht selbst sollte beschrieben werden) den ersten Menschen hernach von Gott aus einander gesetzt worden, und zwar mit dem wichtigen Zusatz, daß der er nicht Mensch nur, sondern auch Gott )llte. Es läuft ganz wider die Natur der Sprache, und ist sehr erzwungen gegeben, wenn die Juden übersehen:" Ich habe gewonnen einen Mann von Gott." Hingegen nökhiget uns die Natur der Sprache, die Verhältniß des altttstamentischen Glaubens, und alle Umstände, die Worte der Eva so zu nehmen, als hätte sie gesagt: ich habe einen Mann, uemlich Jehovah bekommen, 1 B. Mos. 4, 1. Hieraus erhellet nun deutlich, daß der vcrheiffene Wiederherstellcr des menschlichen Geschlechts nicht Mensch nur, sondern auch wahrhaftiger Gott seyn müsse, weil der sogenannte UVa EAU, welchen die Bibel ESKI, den großen, den vortrefflichen Nahmen nennt, Z B. Mos. 24, 11. allen Creaturen abgesprochen, und Gott allein als ein ihm eigener Nähme zugeschrieben wird: ich bin Jehovah, das ist mein Nähme. Esaia 42, 8. Aus dieser Stelle, welches ich beyläufig melden muß, fließet sonst eine sehr schöne Anmerkung, nemlich aus den ofterwehnten Worten der Eva sieht man, daß die Alten von einer mündlichen Offenbahrung Gottes her vieles gewußt haben, welches die heiligen Schriftsteller auch eben darum nicht ausdrücklich haben melden müssen, sondern als schon bekannte Wahrheiten vorausgesetzt haben. So haben sie ohne Zweifel

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17 gewußt, daß in dem einigen göttlichen Wesen mehrere Personen wären.

Was nun den Aeltern der Menschen von der Person des Erlösers geoffenbahret war, das ist in den spätem Zeiten den Gläubigen immer deutlicher vorgetragen worden. Dem großen Abraham ist in Begleitung zweener Engel in dem Hayne Mamre der Gesandte als Gottmensch erschienen. Nichts ist mit dieser herrlichen Erscheinung des Erlösers vor Abraham seinem Freunde zu vergleichen, 1 B. Mos. 18. Im ersten Vers heißt es: Jehovah erschien dem Abraham; Hernach, als der alte Greiß seine Augen aufhub, sah er drey Männer v. 2., nemlich den Gesandten und zween Engel, denen er menschliche Gestalt gegeben hatte, wie aus v. 22. klar ist. Die zween Männer kehrten zurück von dannen gegen Sodom, und Abraham blieb noch stehen vor dem Angesichte des Jehovah. Nemlich als die Zeit nun da war, daß die dem Abraham geschehene Verheißungen wegen des Isaaks würklich in Erfüllung gehen sollten, und Abraham nunmehr neun und zwanzig Jahre als Fremdling sich in dem verheißenen Lande aufgehalten, und in der Zeit viele tapfere Proben seines Glaubens abgelegt Hane, so erschien ihm nun der Gesandte selbst, auf welchen die Verheißungen zieleten, so wie er, der Jehovah ist, v. 1. nach Verfluß gewisser Menschen Alter von den Nachkommen des verheißenen Sohnes als Menschen VIN v. 3. sollte gebohren werden; und folglich erschien er ihm als Gottmensch, und das zur liebreichen Belohnung für die schon er.

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18 viesene, und zur Stärkung nach künftiger größerer Glanbenöproben. Weiter ist der verheißene Hert dem heiligen Erzvater Jacob bey dem Fluß Jabbock als Goltmenfch erschienen. Nachdem er nemltch seine Weiber, seine Kinder, und die ganze Haabe über den Fluß sehen lassen, und solcher Gestalt allein zurückgeblieben war (vermuthlich das Gebet abzuwarten, und sich an heiligen Betrachtungen zu weiden, insonderheit wegen des Ausfalles dieser so gefährlich scheinenden Reise, da ihn doch Gort selbst ins Land der Verheißung zurückgerufen hatte. um dieselbige an ihm zu erfüllen; da er folglich auch sein geängstigteö Gemüth auf den verheißenen Gesandten vertröstet hat) so kämpste ein Mann mit dem Patriarchen, bis die Morgenröthe anbrach. Wer dieser Mann gewesen, und daß er keineöweges, wie die Juden vorgeben, der unsaubere Schußengel des rohen Efavs gewesen ist, erhellet deutlich daraus: erstlich, daß sich der Erzvater den Segen von ihm ausbittet, und heftig ausbittet: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn! zweytens, aus dem neuen Namen des Erzvaters; drittens, aus der neuen Benennung des Orts, die ihm Israel beylegte. Nemlich wiewohl Jacob, da er den unbekannten Mann bat: sag her, Lieber, deinen Namen! keinen andern Unterricht als diesen bekommen halte: warum fragst du nach meinem Namen? sondern hingegen des verlangten Segens theilhaflig worden war: nannte er doch den Ort Eine gleiche Stelle kommt vor B. der Richter 13, wo der Gesandte des Herrn dem Manoach die Geburt Simsons verkündigt, und da ihm der

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Vater nach gegebenem Unterricht in Ansehung der Erziehung des Knabens um seinen Namen fraget, dieselbige Antwort giebt: warum fragst du nach meinem Namen, denn er ist wunderbar? NAD v. 18. welches Wort unter dem Namen des Meßias vorkommt; Jef. 9, 6. gleichwie auch der Manoach in solcher Absicht sich gegen sein Weib also verlauten lasser: unvermeidlich sind wir des Todes, denn Gott haben wir gesehen, v. 22. So verstand auch der Erzvater theils aus feinem neuen Namen, wie zuvor erwehnt, theils aus dem Inhalt des erlangten Segens, daß der besiegte Kämpfer niemand als der starke Gott wäre, aus welcher Ursache er auch den merkwürdigen Kampfplatz heißet; denn ich habe, sagt er, Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist errettet. 1 B. Mos. 32. So ist er denn klar, daß oftbenannter Mann kein erschaffener Geist, viel weniger der Schuhengel des bösen Esavs, sondern der starke Gott gewesen ist, wie auch der Prophet Hosea so deutlich erklärt: Im Mutterleib hielt er (Jakob) seines Bruders Fersen, und in seiner Starke führte er sich fürstlich gegen Gott auf; nemlich er führte sich fürstlich auf gegen einen Engel (den Gesandten) und siegele; er weinete und bat ihn um Gnade; in Bethel fand er ihn, und da redete er mit uns; aber Jehovah, Gott der Heerfchaaren, Jehovah ist fein Gedächtnißname. Hof. 12, 4-6. Ja, ans den Worten des Mannes selbst: nicht Jakob soll dein Name in Zukunft genennt werden, sondern Israel, denn du hast dich fürstlich gehalten

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20 mit Gott und mit Menschen, its unwiderleglich, daß der Kämpfer, welcher der Sw der

verheißene Gesandte war, 1 B, Mos. 48, 16. Gott Und Mensch, SNfaoy, Gott mit uns, Gott in unsrer Natur ist, und daß der biblische Meßias folglich Gottmensch ist. Was nun in Ansehung der beyden Naturen der einzigen göttlichen Person des Gesandten aus diesen angeführten Erscheinungen des Meßias vor den Heiligen, da er sich ihnen als einen Gottmenschen gezeiget hat, unwiderleglich ist, das stehet auch noch in den übrigen Heiligen Schriften des alten Testaments wider die Feinde des wahren Meßias unbeweglich dar. In Ansehung der menschlichen Natur Christi wirds wohl keines weitläustigen Beweisens brauchen, indem die Gegner solche auch nie gelaugnet haben. Die Gottheit aber des Gesandten nehmen sie nicht an, wiewohl die Beweise, auf denen wir stehen, so häufig als unwiderleglich sind. Einen völligen Beweis giebt unter andern auch jene Herrliche und sonderbare Erscheinung des Gesandten des Herrn, vor dem Moses im brennenden Busche ab. 2 B. Mos. 3. Nemlich es waren uunmehro die vier Jahrhunderte, in deren letztem Hälfte das heilige Volk aus den Lenden Abrahams Durch den Sohn der Verheißung von einem Volk einer fremden Sprache geplagt und übel gehalten werden sollte, versiossen; das vierte Jahrhundert 1 B. Mos. 15, 16. gieng schon zur Neige, und Gott gedachte seines Bundes mit den heiligen Erzvätern, 2 B. Mos. 2, 24. Moses war erwählet einen Mittler abzugeben zwischen Gott, und den

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21 Söhnen Abrahams, die Gott nunmehr durch den feycrliehen Bund mit ihnen vom Gipfel eines arabischen Gebirges zu seinem Volke aussonderte, und heiligte. Der Gesandte des Herrn (wie er hier im ausnehmenden Verstände gcnennet wird MT TjsHc) welches nicht so sehr durch einen Engel, als vielmehr durch einen außerordentlichen Gesandten des Herrn zu übersehen ist) wird zu Moses in dem erwähnten sonderbaren Geschaffte abgesandt, und dieser Abgesandte des Herrn nennet sich hier gegen dem Moses bald mit dem großen Namen Jehovah, 2 B. Mos. 3, 4. bald mit dem Namen Gott, und wiederum: Ich bin der Gott deines Vaters Abrahams, Isaaks und Jakobs; wobey es zugleich heißet: Moses verbarg sein Angesicht, denn er fürchtete sich gegen der Gottheit aufzusehen, v. 6. Wenn nun niemand lauguen kann, wie er in der Thal nicht kann, daß gedachter Gesandte des Herrn der MeßiaS ist, (absonderlich da ihm dieser Name so oft und zwar in Absicht ans seine allerwichtigste Gesandtschaft in die Welt, wegen der Wiederherstellung des Menschen beygelegr wird, 1 B. Mos. 48, 16. Malach. 3, 1. wozu ich noch zur Stärkung des Beweijes anführen könnte, was die alten besser gesinnten Juden von den Erscheinungen der Heiligen wie sie den Meßias niht ohne Grund nennen (*) vor den ersten Eltern in Eden, vor

(*) Im neuen Testament wird auch der heilige Leib

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dem Abraham, dem Jakob, der Rebecka, dem Moses und allen heiligen Allen so häufig erzählen) so wird niemand so blind seyn, daß er nicht an dieser Stelle die Gottheit des Meßias sehen sollte, wenn er mir nicht so viel Unbescheidenheit hat, die klärste Wahrheit nicht sehen zu wollen. Noch mehr, weil die Feinde nimmermehr läugnen können, daß die Alten in ihren Schriften die Wolkensäule TDU nennen; und wiederum das Geheimniß der Heiligen auf den Meßias deuten,

welchen sie sogar Kn 72 UPN nennen; so erhellet hieraus aufs allerdeurlichste die Gottheit des Meßias. Nemlich der Heerführer Israels, der in der Säule wohnte, wird nun der Gesandte Gottes, nun Jehovah selbst, in der feurigen Säule genennt. 2 B. Mos. 14, 19. 24. Aufs allergenaueste ist dieser außerordentliche Gesandte des Herrn von dem ordentlichen Engel zu unterscheiden, welchen Gott um seines Bundes willen, den er dem Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hatte, dem halsstarrigen Volke, nachdem sie in dem gräulichen Handel mit dem goldenen Kalbe den Eifer des Herrn so sehr aufgebracht hatten, zuordr uete, daß er sie anstatt des großen Gesandten ins heilige Land bringen sollte; worüber auch das Volk, als sie dieses horeten, sehr trauerten. 2B. Mos. 32, 34. Cap. 33, 4. Nemlich dieser letztere Engel war nur ein ordentlicher, ein erschaffener Engel; hingegen der erstere war ein außerordentlicher Gesandte des Herrn, ja der Hert selbst, wie folgendes sattsam beweisen wird: Siehe ich sende meinen Gesandten vor deinem Angesicht her, dich

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zu behüten am Wege, und dich hinzubringen an den Ort, den ich bereitet habe. Hüte dich vor seinem Angesicht; denn er wird nicht vertragen eure Missethaten, weil mein Name in ihm ist. 2 B. Mos. 23, 20. 21. Und auch dieses: mein Angesicht wird vorhergehen, und ich werde dich zur Ruhe bringen. 2 B. Mos. 33, 15. Was man uemlich in unfern Sprachen mit dem naturalisirten Worte: Person giebt, das geben die Ebräer mit dem Worte: Namen, Angesicht, u. a. m. Mein Name ist in ihm, heißt also: ich bin in eigner Person in ihm dar. So ist denn der Gesandte des Herrn, dessen Name (wie die alten Inden selbst geschrieben haben) ist wie der Name seines Herrn, nicht der Gesandte des Herrn nur, sondern der Hert selbst, Jehovah in eigener Person. Ferner: mein Angesicht wird vorhergehen, erklärt Moses selbst also: Wo dein Angesicht nicht vorherg.het, so führe uns nicht auf von hinnen; und woran solls erkannt werden, daß ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, ich und dein Volk, ob nicht darin, daß du (selbst in eigner Person) vorhergeheft? 2 B. Mos. 33, 15. 16. Demnach so heißet: mm Ob NUN IND

und mm so viel: Jehovah selbst, Jehovah in einer göttlichen Person, wie auch anderswo gesagt wird: Der Hert euer Gott gehet vor eurem Angesichte her; du hast gesehen, wie dich der Hert dein Gott getragen hat, wie ein Mann seinen Sohn trägt; ihr habt nicht geglaubt an den Herrn euren Gott, der vor eurem Angesicht hergieng, euch den Ort zu suchen, woselbst ihr euer

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Lager abstecken sollt, im Feuer des Nachts, und in einer Wolke des Tages. 5 B. Mos. 1, 30-32. Und anderswo: Der Hert allein har sie (sein Volk) begleitet. 5 B. Mos. 32, 12. Doch ists auf keiner andern Art zu verstehen, als daß der Jehovah einer ist, und der Gesandte des Jehovah ein anderer ist, und doch auch Jehovah ist, und daß er es ist, der den Heerführer des heiligen Volks abgab, wie aus einer unmittelbar hieher gehörenden Stelle erhellet: In aller ihrer Angst wars ihnen doch nicht ängstlich, sondern (oder nach dem Pp ließ er, Jehovah, sehr ängstlich werden, er sorgte für sie) und der Gesandte seines Angesichts errettete sie; dieweil er sie liebte und ihrer schönere, so hat er sie erlöset, nemlich er legte sie auf sich und trug sie alle Tage von uhralter Zeit her. Esaia 63, 9. So ist denn unser allerheiligster Meßias wahrhaftiger Gott; und freylich haben die alten Juden recht, wenn sie geschrieben haden: sein Nähme ist wie der Nähme seines Herrn. Recht so stimmt der Begrisk des Meßias mit den Urkunden des göttlichen Archivs völlig überein, z. Ex. der Hert ließ regnen von dem Herrn IM FR AND I B. Mos. 19, 24. Dein Gott hat dich, o Gott (Meßias) gesalbet; (Wn, hat dich zum Meßias, zu dem in ausnehmenden Verstände sogenannten Gesalbten gemacht) mit Freudenöl vor deinen Gesellen. Psalm

45, 8. Wiewohl nun dieses schon genug seyn könnte, die Gegner von der Gottheit des Meßias zu überzeugen, so will ich doch nur einige sehr bringende einzelne Sprüche anführen, um zu zei-

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gen, wie die Unwissenheit und der Unglaube der Gegner immer nicht an einigen Mangel der Beweise, sondern vielmehr einzig und allein an einem strafwürdigen Eigensinn, an Vorurtheilen, und an einer daher entstehenden Nachlassung in Untersuchung der allerklarsten und deutlichsten Beweise liege. Die Propheten predigen denn laut von der göttlichen Person des Meßias. Sesams, der vortreffliche Herold des Königreichs Gottes unter dem Meßias, sagt: Siehe! die Jungfrau ist schwanger, und gebiert einen Sohn, und du sollt seinen Nahmen heißen hKlJöJJ a: mit uns Gott, der starke Gott; die Meynung ist: mit uns, iu unserer Natur ist der starke Gort; oder: der Sohn der Jungfrauen ist Gültmensch. Jes. 7, 14. Denn was die Inden immer feindseliges hervorbringen mögen von andern Bedeutungen des Worts ist ohne Grund, daß es nemlich eine junge Frau bedeute, denn das EZibyJ, woher es kömmt, ist das entgegengesetzte des Wortes in"*, dessen Bedeutung aus 1 B. Mos. 4, 1. klar ist. Noch mehr aus Jesaia: Ein Knabe ist uns gebühren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft wird auf seiner Schulter seyn, und man wird seinen Nahmen heissen: Wunderbar, Rahtgeber, gewaltiger Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens. Jef. 9, 5. 6. Zu diesem allen kommt nun, welches ich hier am Ende hersehen will, jenes allerherrlichste Acugniß des Jercmiä von der Gottheit des Meßias: Siche, die Tage kommen, es ist ein Ausspruch des ewigen Gottes, und ich will ausrichten dem David ein recht Gewächs, und er

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wird regieren als König, und er wird mit Weisheit handeln, und wird Gericht und Gerechtigkeit auf Erden schaffen; in seinen Tagen wird Jehuda errettet werden, und Israel wird in Sicherheit wohnen, und dieser (o man nehme es zu Herzen) dieser ist sein Nähme, mit dem man ihn nennen soll: Jehovah, unsre Gerechtigkeit. Jer. 33, 5. 6. Dieses nun ist von der Person des Meßias. So sehe denn nun wer sehen kann, ob der Meßias, als eine göttliche Person betrachtet, oder ein aus« fähiger, zerlumpter und unehrlicher Bettler an das Thor zu Rom, wie der Talmud den Meßias beschreibt, mit dem Meßias des alten Testaments übereinstimme. O! so müsse man doch den Vorurtheilen absagen, die talmudischen Hirngespinste fahren und nur bas Buch des Herrn den Ausspruch machen lassen; denn das Wort unsers Gottes bestehet in Ewigkeit. Zu diesem hat man sich zu halten, seiner allerheiligsten Stimme zu folgen. So folget denn alle, die ihr zuvor entwichen seyd, folget und lasset uns Gehör geben, o ihr Söhne Abrahams, der himmlischen Lehre, die aus Zion, und dem Worte des Herrn, das aus Jerusalem ausgegangen ist, Jes. 2, 3., wovon Jesaiaö schon so dringend geweissagec hat: aus einem hohen Berge steige auf (damit dir das Ausposaunen desto besser von statten gehe; die Sache ist wichtig) die du Zion froliche Botschaft bringest; init laurer Stimme, ohne Scheu sage her zu den Städten Juda: sehet euren Gott! Jes. 40, 8. 9. Ja, Gott bist du, allerheiligster Meßia! Dein Volk, deine Christen beten dich an. Nur den Söhnen delnes Abrahams, die dich feindselig verkennen

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27 und im Dunkeln tappen, nur auch ihnen schenke bald, o Gott, Meßia, daß sie dich kennen lernen, und errettet werden; daß sie dich küssen, Sohn Gottes! und durch den Glauben an dich selig werden. — Ich gehe weiter, und betrachte den biblischen Meßiaö in Ansehung seines Amtes.

So sehr die Juden in Ansehung der allerheiligsten Person des Meßias irreren, so sehr irren sie auch in Ansehung seines allerwichtigsten Amtes. In Absicht auf dieses ist es insonderheit, daß der Meßias die ofterwehnte herrliche Benennung des Gesandten des Herrn führet. sNemlich, diese Benennung druckt, Kraft der Verhalnuß des prophetischen Glaubens, kurz und bequemlich diesen Begrisk des Amtes des Meßias aus. Nemlich der Meßiaö ist derjenige, der sich in die Welt hat senden lassen, um die Wiederherstellung des menschlichen Geschlechts zuwege zu bringen, also, baß er nach vorläufigem Vortrag der Sache würklich dasjenige, was zu der Wiederherstellung der Menschen gehörte, geleistet hat, und zur Belohnung seines edelsten Gehorsams darnach über alle Kreaturen, insonderheit aber über ferne Erlösete herrschen. Dieser Hauprbegrisk des Amtes des Meßias, oder seiner Gesandschast in die Welt, welche ich als die Hauptsumme aller prophetischen Stellen setze, zergliedert sich selbst in drey absonderliche Stücke, deren ein jedes, um den gegebenen Hauptbegrisk zu bestättigen, in dem prophetischen Wort seinen höchsten Grund nothwendig haben muß und würklich har. Und diesen zu beleuchten, wird nun der Gegenstand meiner Bemühung seyn.

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Nemlich in Ansehung des vorläufigen Vortrages der Sache wegen des Bundes (dessen Inhalt ist, daß sich Gott durch ein dazu bequemes Mittel versöhnen läßt, und die Todeeschuldigen leben sollen) und zwar eines neuen Bundes, eine» jenem alten sinaitischen entgegengesetzten bessern Bundes zwischen Gott und seinem geheiligten Volke insonderheit, dessen aber auch die Nationen, als künftige Miterben Israels sollten theilhaftig werden, war es, daß Len Söhnen Israels einst bey dem Fluß Jordan der Meßias nunmehro erst als ein 3, dessen herrliches Vorbild Moses selbst bey der feyerüchen Aufrichtung des Bundes bey Sinai abgegeben hatte, verheissen, oder welches besser gesagt wäre, die Verheißung von ihm wiederhohlt war. 5 B. Mos. 18, 15 - 19. Einem dI (das griechische Prophet drückt nicht das ebräische Wort völlig aus; NZ bedeutet einen dritten, der das Wort von einem ersten zu dem zweyten bringt, einen Mittler, wie das griechische veritas Gal. 3, 19.) aus deinem Mittel, aus deis nen Brüdern, wie ich war, wird dir aufwecken der Hert dein Gott, ihn sollt ihr hören; allerdings so wie du batest von dem Herrn deinen Gott bey Horeb am Tage der (feycrlichen) Versammlung, und sprachest, ich will die Stimme des Herrn meines Gottes nicht mehr anhören, und das Feuer, das große Feuer nicht mehr anseheu, damit ich nicht sterbe; da dann der Hert zu mir sprach: Sie haben Recht an dem, was sie geredet haben, einen Mittler will ich ihnen erwecken witten aus ihren Brüdern, wie du bist, und ich

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29 werde meine Worte in seinen Mund geben, und er wird zu ihnen reden, was ich ihm gebieten werde; und es wird geschehen, daß der Mann, der meine Worte nicht hören wird, die er reden wird in meinem Nahmen, von dem will ichs fordern. Diese Stelle gehet, wie ihr die Juden Gewalt anthun, unmöglich auf Josua, wie aus dem Schluß des 5ten Buch Moses deutlich zu sehen ist. Josua war zwar erfüllet mit dem Geist der Weisheit, weil Mcßias seine Hande auf ihn gelegt hatte; allein es war noch kein *023 aufgestanden in Israel, wie Moses gewesen war. 5 B. Mos. 34, 9. 10., sie gehet aber auf den Meßias; nur die Sache muß recht verstanden werden. Moses, der hier sein Geschafft als gewesener Mittler vollendet hatte und nun bald sterben sollte, führt sein Volk zurück auf jene fürchterliche Feyerlichkeiten, mit denen sie durch das empfangene Gesetz Gottes zu seinen eigenthümlichen Volke von den Nationen ausgesonderk, und als ein Königreich von Priestern dem Herrn geheiliget worden waren 2 B. Mos. 19, 6.; und welchergestalt sie allda über der besondern Gegenwart der Gottheit, über der gewaltigen Stimme des Herrn aus dem Dunkeln, welche von seinen heiligen Myriaden, in denen Jehovah war als ein Heiligthum, durch fürchterliche brüllende Donner hervorgebracht ward, und über dem Feuer, das da brannte bis an das Herz derer Himmel, mit Flammen, die Wolken anzurühren schienen, von tödtlichen Aengsten und Zittern durchgedrungen, zurück wichen, und die fernere Anrede der Gottheit Lemüthigst verbaten, da ihnen der Hert auch

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wor diesesmahl ihre Bitte gewährte, allein mit der Bedräuung einer grausamen Strafe, wofern sie den künftigen Mittler, dessen Persohn Moses hier vorsteilen mußte, verachten würden, Nemlich, es fand sich hier bequeme Gelegenheit, die Söhne Abrahams auf den verheissenen Meßias hinzuweisen, auf welchen dieser ganze Handel galt, und ward ihnen zugleich zu verstehen gegeben, daß wenn er käme, er das Amt eines welches Moses hier im Vorbilde geführt hätte, selbst würklich und in der That, und zwar weil herrlicher und vortrefflicher tragen sollte; folglich wurden sie auch auf einen zweyten Bund hinge« wiesen, jedoch verblümter weise, als dessen Mittler der kommende Meßias seyn würde, so wie Moses des erster« gewesen war, welcher in der That nichts anders ist als ein feyerlicheS Vorspiel auf den geweihten herrlichen Bund, aus welchen hernach mit deutlichen Worten vertröstet worden. Irrem. 31, 31. Mit diesem Begrisk stimmt alles genau überein. Erst so versteht man, was man in den Psalmen von dem Zittern der Erde bey Stiftung des ersten Bundes gelesen hat: Gott, da du ausgiengst vor deinem Volk, da du herzogest in der Wüsteney, da zitterte die Erde, so gar die Himmel treuffelten vor unserm Gott (verstehe bey Sinai). Psalm 68, 8. 9. Was die nachmalige Erschütterung nicht nur des Berges und der Erde, wie bey Stiftung des ersten Bundes, sonder auch so gar der Himmel selbst bedeute, wie der Prophet Haggai vor der herrlichen Stiftung des zweyten Bundes, wenn das Verlangen aller Nationen kommen würde, geweissagt hat. Hagg. 2,

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6. 7. So gehet denn unsre Stekke würklich auf den Meßias, und beschreibt ihn insonderheit als den großen Mittler Gottes und der Menschen bey dem neuen Bund, und auch überhaupt als einen Lehrer Israels, mächtig in Worten und Werken, welches den eigentlich sogenannten Propheten gehörte. Aus dieser Ursache heißet er der Gesandte des Bundes, uemlich der Gesandte mir dem neuen Bunde. Malach. 3, 1. In Absicht hierauf saget David von ihm, er würde den Namen des Herrn verkündigen seinen Brüdern 22, 23 und anderswo auch in der Person des Meßias: Merke, mein Volk, auf meine Lehre; neiget eure Ohren zu den Worten meines Mundes: ich will meinen Mund mit bündigen Aussprüchen aufthun; ich will häufig hervorbringen räthselhafte Sachen von der Weltzeit her. Ps. 78, 1. 2. Dieses nun ist der wahre Sinn unsrer Stelle; dieses ist das prophetische Stück des Annes des Herrn Meßias. Wie irren sich nun unsere Widersacher doch gewaltig, indem sie dieses alles so schnöde vorübergehen! Einst wirds der Hert von ihnen fordern, daß sie den größten Propheten verachtet, der ihnen im Namen des Herrn, als Hert selbst, so heilsame Sachen gelehrt hat, nemlich Worte des Herrn, die er in den Mund seines Mittlers gegeben hatte, daß er sie in die Welt hinaussagen sollte. Sein Geist war es, der die Geister der übrigen Propheten belebte und der in ihnen redete, und folglich kommt unserm Meßias der Name eines Propheten, des größten Propheten, des vortressiichsten dD im allerherrlichsten Verstände zu.

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32 Nachdem nun der Vortrag selbst wegen des Bundes durch Vermittelung des Meßias, als des verheißenen Mittlers bey dem neuen Bund, bewerkstelliget war, so gehörte nun ferner dazu, daß die Bedingungen, auf welchen der Bund sollte gestiftet werden, erfüllet würden, oder daß dasjenige, was zu der Wiederherstellung des menschlichen Geschlechts gehörte, auch wörtlich geleistet würde. Nemlich die Menschen hatten gesündiget; sie hatten die Ehre des Schöpfers beleidiget, ihre Glückseligkeit verscherzet, und konnten folglich zu ihrer edlen Bestimmung nicht mehr gelangen. Das menschliche Geschlecht war von seinem mächtigen Feinde aufs allerempsindlichste beschimpfet worden; der Mensch sollte nun aushören; der Tod, das höchste Elend, erndkete die Söhne Adams, und das Behältniß der Tobten war ihre ewige Wohnung. Dieses alles druckt das schreckliche NION mit großem Nachdruck aus: Du sollt sterben, ohne Gnade sterben, ohne Hoffnung wiederum aufzuleben, sterben, i B. Mos. 2, 17. Der »versprochene Wiederhersteller des menschlichen Geschlechts mußte also der beleidigten Gerechtigkeit Gottes genugthun, und solchergestalt erst das abgesprochene Leben der Menschen wieder auswirken. Weil aber doch das einmahl abgesprochene Unheil des Todes vollzogen werden mußte, so mußte auch der Erretter der Menschen, kurz gesagt, ein versöhnender seyn, und ein solcher ist der biblische, nicht aber der Juden ihr noch erwartender Meßias. Dieses allerwichtigste Stück des Amtes des Meßias haben die Priester des alten Testa-

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mentes, so gm es möglich wäre, im Vorbild aus: drücken müssen, bis sich der mit Eide geweihete Priester einfände, der es auf ewig und zwar nach der Ordnung des Meichiftdek ist, wie ausdrücklich Bon dem Meßias gesiegt wird; der Hert hat geschworen, und wird fiche nicht reuen lassen, du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks. Psalm no, 4. Was nun der große Priester» der das Amt auf ewig trägt, zu seiner Zeit würklich leisten würde, das haben die Priester in dem heiligen Volk vorher abbilden müssen, Loch so, daß das Vorbild zwischen dem Priester und dem sterbenden Opferthier getheilet war. Jener stellte den opfernden, und dieses den Tod des opfernden Priesters vor, und beyde druckten deuts lich ans, was der Meßias als der nz zur Wiederherstellung des menschlichen Geschlechts würklich ausführen würde. Eigentlich wäre es nicht von nörhen gewesen, daß die Art, auf die sich die Gottheit wollte versöhnen lassen, den Men-, scheu geoffenbarer würde; genug wäre es ihnen gewesen zu wissen, daß eine Wiederherstellung würklich geschehen würde; doch ward es beydes in Vorbildern und mit deutlichen Worten häufig zu verstehen gegeben, und zwar also: daß anstatt daß alle Menschen hakten sterben sollen, sollte ein Bruder der Menschen sterben (damit war der göttlichen Gerechtigkeit genug gethan) der zugleich mit göttlicher Kraft ausgerüstet wäre, den Tod zu überwinden, und denjenigen abzufthen, der die Kraft des Todes hatte, den Satan, dessen Sklaven die Söhne Adams in Furcht des Todes waren; und damit war die Wiederherstellung des

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menschlichen Geschlechts würklich zuwege gebracht. Ein solcher Erlöser heißt ebräisch welches nicht einen Erlöser schlechthin bedeutet, sondern den nächsten Blutsfreund des Erschlagenen, der den Tod seines nahen Anverwandten zu rächen hakte 4 B. Mos. 35, 12. verglichen 3 B. Mos. 25, 25. Für einen solchen haben die gläubigen Alten den Meßias gehalten. Der Erzvater Israel heißt ihn den Gesandten 1 B. Mos. 48, 16. Eines solchen Joels tröstet sich gleichfalls Job bey Annäherung seines vermeinten Todes. Seine Worte sind sehr dringend: o daß meine Reden seht geschrieben würden! daß sie in ein Buch eingedruckt würden! mit einem eisernen Griffel oder mit Bley auf ewig in einen Felsen eingegraben würden! Nemlich, ich weiß es, mein Erlöser lebet, und in der lehtern (Zeit) (*) wird er auf den Staub hinauftreten (das vorhergehende und entgegengesetzte ist: in den Staub des Todes hinge» legt zu werden, oder in den Staub herunterfahren, Psalm 22, 16. 30.) und wenn sie (die Wärme) nach meiner Haut auch dieses (er zeigt mit dem Finger auf fein Fleisch) abgerissen haben, dann werde ich aus meinem Fleisch Gott schauen, welches ich mir (zum Heil) schauen werde, und

(*) Die Juden nennen die Tage des.Meßias:

SVEN, und das recht. Die Weltzeiten werden in der Bibel in zwey Theile eingetheilet. Zn der Mitte kam der Meßias. Habak.

2. Die Rabbinen haben gesagt: pA pe

FTD MO in VD MANNS ONU,

ria, Ebr. 9, 26.

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meine Augen sehen werden und nicht eines fremden, es verlangt mich schon ans tiefster Seele so sehnlich darnach. Job 19, 23 -27. Schon von diesen grauen Älrcrchümern her hat man solche Aeugniße, so bestimmte Ausdrücke von einem lebenden Joel, der an feinet Brüder statt stiebet, und sich wiederum aus dem Staube des Todes mächtig hervorthut, zu dessen Ehre alle feine Brüder als seine auch auferstehen, oder

ihre eingeascherte Leiber wieder bekommen sollten. Von diesem Joel hat David, jener erhabene Sänger des Meßias, hernach gesagt: du wirst meine (des Meßias seine) Seele in das Behältniß der Todten nicht überlassen, und wirst deinen Heiligen nicht hingeben die Verwesung zu sehen; du entdeckest mir den Weg zum Leben, nemlich du zeigest mir an meiner Auferstehung, wie eine Zurückkunst aus dem Tod möglich und gewiß zu erwarten sey. Psalm 16, 10. 11. Die Juden ziehen zwar dieses auf David selbst, allein ohne Grund, 2 B. Königes 2, 2 - 10. wobey ich übergehe, was sie sonst unverschämtes von de«; Tod des heiligen Königs hervorbringen. Noch deutlicher wird der Meßias als der leidende und sterbende Erlöser der Menschen in dem ganzen 22 Psalm, und auch die herrlichen Früchte seines Todes beschrieben. Die Gegner sagen: der Psalm gehe nicht auf den Meßias, sondern auf den David selbst. Allein nimmer ist David in solchen Umständen gewesen, derer hier gedacht wird. Nimmer ist das Königreich David so sehr herrlich gewesen, als des Meßias seines hier geschildert wird. Erst dann schicken sich alle Umstände, wenn man sich einen

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36 au einem Kreuze nackend Hangenden Leidenden vorstellet, dessen Hände und Füße durch Nägel uns Kreuz geheftet und also durchgeboret sind; besten Leib so ausgedehnet und ausgestreckt war, daß sich alle seine Gebeine deutlich theileken oder unterscheideten, und man also seine Rippen zählen konnte; der also gestorben ist, und seine Kleider nach seinem Tode sind getheilet worden; dessen Tod aber die herrlichsten Folgen nach sich ziehen würde, daß uemlich die entferntesten Völker und alle Geschlechter der Nationen sich darüber bekehren würden, und es erzählen würden zum Preiß der Gerechtigkeit des Herrn, daß er sein Werk vollführet hatte. Nun sehe man, ob dieses in der Geschichte Davids zu finden sey, oder ob es nicht vielmehr unwiderleglich aus den Sohn Davids gehe, von dem auch anderswo aufs genaueste, so wie hier (welches die Gegner selbst ohne Unterlaß im Munde führen) gesagt wird: Mache dich ftölich, o Tochter Zions! und laß ein Freudengefchrey erschallen, o Tochter Jerusalems' Siehe, dein König wird dir (zum Heil) kommen; ein Gerechter, und ein Erlöser ist er; arm (zugleich) und reitet auf einem Esel, und auf einen jungen Füllen der Eselinnen; er wird Friede reden zu den Nationen, und seine Herrschaft wird seyn von einem Meer bis zum andern, und von dem Fluß bis an die Enden der Welt. — Durch das Blut deines Bundes laste ich deine Gefangenen loß aus der Grube in der kein Wasser ist. Zach. 9, 9 - 11. Um nun aber alles kur; zusammen zu faßen, so betrachte man nur den kostbaren Text des heiligen Jefaia 52, 13. und 53, 12. Hier wissen sich die

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Gegner nicht mehr zu helfen; Hier hat sich der Rabbinen Witz ganz verlohren Ausflüchte zu sin« den, die nur einen geringen Schein hätten. Entweder muffen sie mit uns einen versöhnenden Meßias bekennen, oder sie müssen schweigen, und dieses thun sie, aus Erfahrung weiß man es. Jedoch um zur Sache zu kommen, so handelt dieser Text von dem Meßias, und beschreibt ihn mir den deutlichsten Ausdrücken: als einen leidenden Erlöser des menschlichen Geschlechts, dessen äußerliches Ansehen schlechter seyn würde, denn der übrigen Menschen ihres, über welchem doch Könige ihren Mund verschließen würden, v. 13. 14., der wenig Glauben finden würde, wegen seiner geringen Herkunft, und weil er nicht fd prächtig erscheint, als man sich von ihm versprochen hatte, da-er anstatt des Schimmernden so arm war, als einer, vor dem man sein Angesicht verbirgt, v. 1 - 3., von dem doch kräftig bezeuget wird, daß es unsere (des menschlichen Geschlechts) Krankheit ist, die er trüge, und unsere Schmerzen, die er auf sich geladen hätte; und ob man ihn zwar als einen um sein selbst willen geplagten und von Gott geschlagenen Mann ansähe, so wäre er doch, um unserer Uebertretung willen nur, durchgeboret, und um unsrer Sünde willen zerschlagen, also daß die Strafe, die unser Friede war, über ihn auögieng, und wir in seiner Wunde geheilet würden, 9, 4. 5. Nemlich wir hatten gesündigt, und ihm ließ der Hert unserer aller Uebertretung begegnen, für die er auch geduldig büßen würde, v. 6. 7. Ferner zeigt der Prophet an, wie er darnach von Angst und Unheil würde

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genommen werden, und zu einem Leben eingehen würde, dessen Länge niemand aussagen könnte, wann er erst würde weggerissen seyn von der Welt, in der er um unserer Uebertretung willen re. v. 8. Die Umstände bey seinem Begräbniße werden aufs allergenaueste beschrieben v. 9. Zuletzt werden die herrlichen Früchte seines geleisteten Opfers angezc-igt (da er als Priester ein Opfer, und zwar sich selbst der Gottheit zur Versöhnung dargebracht, oder wie der Text sagt: seine Seele wird sich zum Schuldopfer dargeben) wie nemlich viele durch die Erkenntniß dieses gerechten Knechten Gottes gerecht werden sollten, wie alles feiner Macht unterthänig werden, da er in seiner Erhöhung seinen Erlöseten zum besten, Kraft seines priesterlichen Amtes, für die Gottlosen als Fürsprecher einkommen würde, v. 10 - 12. Wenn mir noch jemand einwenden würde, der Text ziele nicht auf den Meßias, sondern vielmehr etwa auf den Iefaias selbst, so ists klar, daß sich der Innhalt ewig nicht auf den Jesaias schickt. Wenn und wo ist der Prophet z. B. mit einem Speer durchgeboret worden, dessen Meldung hier gethan wird? Dieses aber und die ganze Beschreibung des Leidenden, und durch seine Leiden vollendeten Versöhners ist nur unserm Meßias, als dem eigen: Von ihm saget die Schrift: ich will ausgießen aufs Haus Davids, und auf die Einwohner zu Jerusalem den Geist der Gnade und der Gebeter (dazu gehöret eine göttliche Macht, es ist Jehovah M-ßias, der da redet v. 8.) und sie werden sehen auf mich, welchen sie zerstochen haben. Zach. 12, 10. Es ist also Meßias, der Gomnensch,

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auf welchen die Weißagung gehet. Noch mehr, der Nähme: mein Knecht, womit die Weißagung sich anfängt, ist ein gewöhnlicher Nähme des Meßias, der insonderheit bey Jesaia häuffig vorkommt. B. Cap. 42, 1. 49, 6. Ueberdieß alles so wird der im ausnehmenden Verstände hier genannte Knecht des Herrn dem Jesaia deutlich entgegengesetzt: gleichwie sich viele über dir entsetzten, als wird auch sein Ansehen verdorben seyn, mehr als eines andern Mannes, und seine Gestalt mehr denn der übrigen Söhne Adams ihre. Cap. 52, 14. Unwiderleglich ists also, daß der Gegenstand dieser unvergleichlichen Weißagung allein der MeßiaS ist, und zwar, weils keinen andern giebt oder geben kann, dem die Beschreibung zukommen könne. Was nun mit deutlichen Worten und bestimmten Ausdrücken von der Versöhnung durch das Blut und den Tod des Meßias, als des verheißenen Wiederherstellers der Menschen, den gläubigen Alten zu allen Zeiten, jedoch in den spätern Zeiten immer mit einer größern Bestimmtheit geoffenbarer gewesen, das ist zugleich durch aller Menschen Alter von den ältesten Zeiten her, auf eine weniger deutliche, doch weil eine Offenbarung immer dazu kam, nicht allzu dunkele Art, nemlich in Vorbildern und Schattenrißen angedeutet worden. Schon die ersten Sünder sind durch das Winseln der sterbenden Opferthiere, die sie alsobald nach der Verheißung haben opfern müssen (aus deren Fellen der Schöpfer ihnen zum erstenmahl ihre Kleider zubereitet hat, maßen sie damals noch kein Fleisch affen) an die erste Sünde erinnert worden; zu-

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40 gleich aber auch auf den kommenden Erlöser, von welchem die Mutter einen so herrlichen Begrisk hatte, vertröstet worden. Ihren Fußstapfen folgte ihr frommer Sohn Hebel i B .Mos. 4, 4., der gerechte Noah 1 B. Mos. 8, 20., und insonderheit der Vater der Gläubigen, Abraham, auch Isaak und Israel. Wie allgemein und häufig, und wie ein wichtiges Stück der erzväterlichen Religion das Opfern ausmache, und was die uralten Väter für deutliche Begriske von dem Erlöser der Menschen gehabt haben, zeigt uns das Buch Job, der thcure Schatz, der uns vom grauen Alter her noch aufbehalten ist. Zu allen Zeiten hat man demnach häuffig geopfert; allein zur Zeit eines Moses, als die Verheißungen dem bestimmten Ziel ihrer Erfüllung näher gekommen, und Gott sich ein Volk aussonderre, aus welchem der Erlöser gebohren werden sollte, so kam es erst mit den Opfern zu dem höchsten Grad. Nemlich damit in dem heiligen Tolk eine beständige Erinnerung an den kommenden Joel wäre, so wurden ordentliche Opferpriester geweihet, die den nächsten Zutritt zu der Majestät des iu seinem göttlichen Pallast (in der Hütte der Versammlung) wohnenden Königs Israels hatten (denn dieses heißt bey den morgenländischen Völkern Priester) und ein großer Priester ward gesalbet, der den allernächsten Zutritt hatte zu den Gnadenthron, über welchem Jehovah ruhete. Diese mußten als geweihete Bedienten in dem Pallast der Gottheit täglich blutige Opfer darbringen, und der große Priester mußte jährlich am großen Verfohnungstage mit dem Blute eines geschlachteten Stieres

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und Bockes vor dem Angesicht des Herrn im Allerheiligsien unmittelbar erscheinen. Was war nun über dieses alles: jene heilige, fürchterliche Flammen, die auf den Altären des Heiligthums immer loderten, das häufige Blutvergießen, das Winseln der Opferthiere? War es wohl anders, als eine beständige Erinnerung an die Sünde, die den Tod in die Weit gebracht harre, und zugleich ein vertröstendes Pfand auf den vollendenden Tod des großen Priesters, der das Amt auf ewig hat, und dessen Person die Opferpriester vorstelleren? Niemand wird so unsinnig seyn, daß er sich einbilden sollte, als hätte die Gottheit an den Opfern, wenn sie nur bloße Opfer gewesen waren, ein Wohlgefallen haben können. Wenn ich hungrig wäre, spricht der Hert, würde ichs dir nicht sagen; denn mir gehöret der Erdkreik und seine Fülle. Esse ich wohl das Fleisch Ser sterbenden Opferthiere, oder trinke ich wohl das Blut der Böcke? Psalm 50, 13. Nur in so weit gefielen sie ihm, indem sie aus den kommenden Erlöser zielet en, auf welchen sie vertrösteten, von welchem ADO MIMD geschrieben war, und bey dessen Ankunft sie aufhören mußten, wie ausdrücklich gesagt wird: an Spersopfer und Echlachkopfer Haft du kein Wohlgefallen; die Ohren hast du mir (dem Meßias) durchgraben (auf daß ich dein Knecht sey, deinen Willen thue, und dein Werk vollführe). Brandopfer und Sündopfer verlangst du nicht; da sprach ich: siehe ich bin da, auf einen Brief (nach damaligen Gebrauch) steht meinet, wegen geschrieben. Psalm 40, 7. 8. So wird denn hiemit deutlich zu verstehen gegeben, beydes

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42 Worauf die Opfer zieleten, nemlich auf den kommenden, und daß dieselbigen würklich abgeschafft werden würden, wenn der kommende, auf welchen in dem Psalm gezielt war, würklich da wäre, weil derselbige als der ewige Priester des Herrn mit seinem vollendeten Opfer einmahl ins Heiligthum eingehen und eine ewige Erlösung finden würde. Ist nun MeßiaS ein Priester, so mußte er auch als Priester opfern, und sich selbst hat er geopfert. Jes. 53, 10. Ist er ein Priester nach der Ordnung Melchisedeks und nicht AharonS, so wird hiemit das levitische Priesterthum abgeschafft, und das noch mehr, weil der MeßiaS nicht aus dem Stamm Levi, sondern aus dem Stamm Juda Herkommen sollte. Ist der MeßiaS endlich ein mit Eid geweiheter und ewiger Priester, dessen Amt daher auf keinen andern Nachfolger kommt, so ist und bleibt er auch ein in einem vorzüglichen Verstände sogenannter und der einzige Priester, der uns mit seinem eigenen kostbaren Opferblnt Gotte einmahl versöhnet hatte, auf ewig vor dem Angesichte Gottes im Heiligthum des Himmels erscheinet, und für seine Erlöseten als Fürsprecher bittet. Der Hert hat geschworen, und er wird sichs nicht reuen lassen: du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung des Malchifedeks. — Dieses nun ist das priesterliche Stück des Amts des Meßiaö. Jsts aber nicht höchst zu bewundern, daß die Kinder der Propheten dieses nicht sehen können oder nicht wollen? O Priester Gottes! O göttlicher Priester und Joel! mache deine Brüder nach dem Fleisch des theureu Blutkaufes durch dich zu deiner Ehre

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theilhaftig. Dein Blut, Meßias, Mittler Gottes, komme über sie um deiner Liebe willen.

Nachdem nun der Meßias solchergestalt durch feinen Tod denjenigen abgeseht haben würde, der die Kraft des Todes hat, und das vcrlobrne Leben wiederum für die Söhne Adams ans Licht gebracht haben würde, so würden zu einer anständigen Belohnung seines edelsten Gehorsams und seiner allergrößten Tugend alle Geschöpfe Gottes ihm unrerthänig gemacht werden. Wenn er durch Lebenswege, die allen Sterblichen noch unbekannt waren, als der Ueberwinder des Todes aus dem Behältniß der Todten zurückgekommen seyn würde, würde er vor dem Angesichte Gottes, Psalm 16. da sein Leben vor dieser Welt aufgehoben seyn würde, zur rechten Hand Gottes den göttlichen Thron besteigen, so daß ihm als Gorrmenschen das Königreich über alle Crearuren, insonderheit aber über seine Erlöseten, über die er im ewigen Leben herrschen sollte, aufs allerhcrrlichste zuerkannt würde. Dieser ist der Begrisk, den uns das Buch des Herrn von dem König Meßias giebt. Schon ehe die Welt erschaffen ward, ehe noch etwas entstand, war er da; ehe sich die Himmel durch den allmächtigen Wink des Schöpfers ansbreitelen, war er schon von Ewigkeit her gebohren. Er war der ewige Gegenstand, in welchem das Wohlgefallen Gottes ruheke; schon dazumal hatte er seine Lust an die künftigen Söhne Adame; um seinetwillen sind alle Geschöpfe erschaffen, insonderheit aber das menschliche Geschlecht, dessen Bruder er wurde. Er ist das

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44 Augenmerk aller Creaturen Gottes, und von Ewigkeir ist er als König über dieses Ganze gesalbet worden. Sprüchw. 8, 22 - 32. Insonderheit aber wird die Veranstaltung Gottes zur Wiederherstellung des todtschnldigen menschlichen Ger schlechts durch den A.cßiaS das Königreich Gottes genennet, in welchem MeßiaS, der außerordentlir che Gesalbte des Herrn, der König ist, aus welches Königreich der Nähme mp: sich beziehet. Nemlich in Absicht auf den Bund mit Abraham, gegen welchen sich Gott mit seinem Nahmen Jehovah, nach dessen ursprünglicher Bedeutung nur geoffenbarer hatte, war nunmehr zu Moses Zeit von dem Gesandten, dessen Nähme ist wie der Nähme seines Herrn, diesem herrlichen Nahmen eine neue Bedeutung beygelegt, die sich auf das Königreich Gottes bezog, zu dessen Ausrichtung die Zeit nunmehr herbey gekommen war. 2 B. Mos. 6, 2. 3. vergl. Cap. 3, 13. 14. Nemlich erst nennet sich der Gesandte mriM wN TiN ich werde seyn, der ich seyn werde, und so wie ich mich in Zukunft zu seyn gegen Abraham versprochen habe; nemlich, ich gehe ißt damit um, mein Werk anzufangen, und werde es aufs genaueste ausführen, und alsobald wird dieser Nähme mit dem großen Rahmen in derselbigey Bedeutung abgelöftk, so daß dieser sein Gedächtnißnahme aus ewig, bis das angenommene Werk zum Ende gebracht wäre, bleiben sollte. Dieses Königreich des Jehovah hat Moses alsobald hernach besungen: Jehovah wird König seyn. 2 B. Mos. 15, 18. Dieses ist hernach dem David als dem Barer des

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Meßias, feyeruch bestätiget worden, 2 Sam. 7. und dieses Königreich des Jehovah ist hernach in den Psalmen und in allen Propheten die beständig« Losung der Gläubigen, da dasselbige immer zugleich deutlicher beschrieben wird, und zwar also: daß Gott, ungeachtet die Nationen, die Könige Der Erden, und die Optimaten sich wider ihn und seinen MeßiaS, als dessen Königreich sie verhindern wollten , auflehueten, doch seinen König ge« salbet hatte über Zion, den Berg seiner Heiligkeit, Ps. 2, v. 6. welcher durch seinen Tod sich das Königreich erwerben sollte, Vf, 22. also daß er durch Leiden vollendet in die ihm Vorgesetzte Herrlichkeit gehen sollte, Jes. 53, 10 - 12. und nachdem er am Wege vom Bach getrunken, darnach und dafür pby sein Haupt erhöhen, und Den Thron der Herrlichkeit besteigen sollte, wie David sagt: Es ist ein Ausspruch Des Herrn zu meinen Herrn (des Meßias) sehe dich zu meiner Rechten, bis daß ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege; Das Zepter deiner Stärke wird aus Zion ausgeschickt werden, herrsche mitten unter deinen Feinden. Ps. 110, 1. 2. Welches Königreich nicht das heutige Volk allein, sondern auch die Nationen, als Unterthanen des Meßias annehmen würden, als in welchem sie alle Geschlechter der Erden segnen würden, 1 B. Mos. 22, 18. welchem die Völker gehorchen würden, 1 B. Mos. 49, 10. welcher zum Licht der Nationen gesetzt wäre, daß er das Heil Gottes 115 (Jesus) sey bis an die Ende der Welt, Jes. 49, 6. welches Königreich sich doch nur stufenweise aus-

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breiten würde, also daß der Anfang an dem hei« Ilgen Volke gemacht werden sollte, weil doch das Zepter des Königes aus Zion ausgeschickt werden, und eine im vorzüglichen Verstände so genannte Lehre (FA) aus Zion ausgehen würde, Jes. 2, 3. da immittelst der übrige größte Theil des heiligen Volkes sich verstorben würde, Jes. 65, 2. und hingegen die Nationen es willig annehmen würden, Jes. 52, 15. Cap. 65, 2. bis endlich das übrige von dem in allen Königreichen der Welt zerstreueten Israel unter den Nationen, die zuvor kein Volk gewesen waren, zur Nacheiferung gebracht würden, 5 B. Mos. 32, 21. und in der Letzte der Tage von ganzem Herzen wieder nach dem Herrn fragen würden, 5 B. Mos. 4, 31. da sie auch, nachdem sie (so wie heutiges Tages) eine lauge Zeit ohne König, ohne Fürst, ohne Opfer und ohne den priesterlichen Rock gewesen, sich würklich bekehren, und Jehovah, ihren Gott, und David, ihren König, (den Meßias als den Sohn Davids, Jerem. 30, 9.) suchen würden, uemlich in der letzte der Tage, Hos. 3, 5. und die übrigen aus den Nationen ihnen folgen würden, Zach. 8, 19 - 23. in welcher Zeit also die Nationen dem König Meßias zum Erbe, und die Enden der Welt zum Eigenthum geschenkt werden, Ps. 2, 8. da sich Nationen mit seinem heiligen Volk werden fröhlich machen, wenn er sich über seinen Knechten trösten wird, 5 B. Mos. 32, 66. 43. und das Königreich des Meßias also überall herrlich seyn wird, indem der Hert wird König werden über die ganze Erde, so daß an demselbigen Tage der Hert einer, und der Nähme des Herrn einer seyn

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wird. Zach. 14, 9. Dieses ist der Begrisk, den uns das prophetische Wort von dem Meßias als dem Gesalbten des Herrn giebt.

Demnach so habe ich nunmehr den Meßias, der seiner geheiligten Person nach Gottmensch ist, auch nach seinem Amte kürzlich beschrieben, und das als den Mittler Gottes und der Menschen, welcher nachdem er sich selbst, als den großen Priester, durch einen ewigen Geist für uns geopfert, nunmehr auch in seine Herrlichkeit eingegangen ist, und wartet also, bis daß ihm alles unterthänig worden. Was ich angeführer habe, das habe ich alles mit dem prophetischen Worte bekräftiget; ich habe nichts gesagt, was nicht mit dem Verhältniß des alttestamentischen Glaubens übereinstimme; man untersuche nur die angezoqeneu Beweise in ihrem Zusammenhang und ohne Vorurtheile, und man wird schon sehen, daß ein solcher Meßias eben derjenige ist, aus welchen die Vater gehoffet haben. Erhabener Menschensohn, göttlicher König ZionS, der du als Hoherpricster für deine Bluterkauften auf ewig bittest! Ach, die Söhne aus den Lenden deines theuren Abrahams müssen dich nicht länger verkennen! Dein Volk müsse sich dir zu freywilligen Opfern bald dargeben am Tage deiner Stärke! Im heiligen Schmuck mehr als die Morgenröthe Thau gebiert müssen deine Kinder da seyn! —

Was endlich die Zeit, in der die Ankunft des Meßias einfallen würde, anbetrist, so ist dieselbige, damit die Gegner gar nichts hätten womit

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48 sie sich entschuldigen könnten, in den Aussprüchen Gottes aufs allerdeutlichste bestimmt worden. Nemlich die Weißagung des sterbenden Erzvaters. Israels gehört vors erste hiehcr. Dieses Zeugniß behält zu allen Zeiten die allergrößte Kraft, indem es das klarste, das deutlichste und ein allgemeines Zeichen der Ankunft des FriedenstisterS ausweiset. O Juda! du bistö, dich werden deine Brüder loben; die Söhne deines Varers werden dir tiefe Ehrerbietung bezeugen - - - Es soll das Zepter (nicht Stamm, denn das würde so viel als nichts sagen; auch nicht Ruthe, mir welcher ihm seine Brüder unmöglich gramliren würden; der Ausfall zeigt auch das Gegentheil) von Juda nicht entwendet werden, noch der Richter (PP) von seinen Füßen (noch dem nachherigen Gebrauch in dem Synedrio, woraus der Erzvater zielet) bis daß der Schiloh (Meßias) komme, und ihm werden die Völker gehorchen, i B. Mos. 49, 8 - 10. Daß durch den sogenannten Schiloh der Meßias verstanden wird, und daß der Text auf ihn gehet, gestehen uns unsere Feinde; sonst würden sie auch nicht die Herkunft des Meßias von Juda so herzehlen, als sie ihn vielmehr nur den Sohn Davids heißen würden. Die Erfüllung aber der Weißagung ist so klar und dringend, daß sie alle sehen können, und nur Verstockte nicht sehen wollen. Jedoch wohlan, ihr Verkenner des biblischen Meßias, lasset uns einmahl nach Vernunft handlen. Zeiget uns nur das Zepter, welches dem Juda versprochen war; zeiget uns das Synedrium, den hohen Rath, der in Juda verbleiben sollte, bis sich der Meßias einfände, so wollen wir euch

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Recht geben; wo nicht, so gebt einer Wahrheit Beyfali, deren dringenden Kraft ihr nicht a«Sweichen könnet, als nur mit den ängstlichen Ausflüchten, die euch nicht einmahl selbst befriedigen! Zwar betet ihr alle Tage: wir danken dir, Hert, unser Gott, daß du uns nicht zu Knechten gemacht hast, wie die 25 die Christen und anders sind; aber ihr seht das Gegentheil doch allzusehr ein, ihr sühletS, wo nicht, so leset eure eigne Sclaverey 5 B. Mos. 28, 16 - 63. Seit siebenzehn Jahrhunderten ist euer Staat verwüstet gewesen, hat euer hohen Rath ausgehört, und ihr suchet noch erst einen kommenden Meßias? Das heißet im Dunkeln tappen; das heißet von Vorurtheilen hingerissen, wider alle Vernunft handeln. Weiter, die Danielischen Wochen lassen sich nicht ins unendliche ausdehnen; sie machen eine Zeit von 555 5/9 Jahren aus. Dan. 9. Vergebens ist es zu denken, die Weißaqung könne nicht verstanden werden: warum ist sie gegeben worden? So viel werden die Gegner nie leugnen können, daß erst würde der Meßias erscheinen, und ausgerottet werden, welches eine gewaltsame Todesart, zum Beyspiel die Kreuzigung, anzeiget, und daß der Bund erst bekräftiget werden würde, ehe das Opfern aushören, ehe die Zerstörung des jüdischen Staats durch die Belagerung von den Römern vollzogen werden würde, v. 26. 27. Wenn nun aber beydes das Opfern schon aufgehöret, und Jerusalem schon längstens von dem römischen Kayser zerstöret ist, was folgt denn? Unwiderleglich folgt es, daß der Meßias schon gekommen

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50 ist, und alsti kein anderer zu erwarten ist. Noch mehr. Als der Prophet Haggai von Gott gesandt wurde, den Serubabcl und Josua zur Erbauung des zweyten Tempcks anzufrischen, ward ausdrücklich gesagt, die Ankunft des Meßias wäre so nahe, daß er mit seiner sehnlich erwartenden Gegenwart diesen zweyten Tempel verherrlichen würde; daß die Herrlichkeit des erstem Tempels gegen dieses zweyten seiner gar nicht würde zu vergleichen seyn; da inzwischen die Himmel und die Erde würden bewegt werden, und die Nationen zu diesen Tempel kommen würden, nachdem das Verlangen der Nationen gekommen wäre. Hagg. 2, 2 - 9. Weiter, ist durch den'lehten Propheten in Israel dieselbige Verheißung von der gewissen Ankunft des MeßiaS und penes Vorläufers, des Elias, weil noch der zweyte Tempel stand, nachdrücklich wiederhohlet worden: Siehe, ich sende meinen Engel (den Elias) vor dein (des Meßias) Angesicht her, und er wird mir den Weg beretten- und plötzlich wird kommen zu seinem Tempel der Hert, den ihr suchet, nemlich der Gesandte des Bundes, nach dem euch lüstet; Siehe, er kommt, spricht der Herr-Zebaoth; ich der Hert, ich verwandele mich nicht; es bleibt also dabcy, cs wird um der Sünde Israels willen nicht aufgehoben. Malach. 3, 2. 6. Bald, sagt der Prophet, und nun sind mehr als ein und zwanzig Jahrhunderte feit der Zeit verflossen. Zu feinem Tempel! spricht der Prophet, und dieser Tempel ist seit siebzehn Jahrhunderten so ganz verstört gewesen, daß nicht ein

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Stein auf dem andern gelassen worden. Sehet nun, ihr unglücklichen Verkennet des Meßias; sehet, ob ihr der Stärke dieser Beweise, dieser allerklärsten Beweise mit allen nur möglichen Ausflüchten auswei hen könnet? Oder glaubt ihr den Propheten nicht langer? Glaubet ihr ihnen, so werdet ihr nicht läugnen können, daß dieses die Zeit der Ankunft des Meßias, die ich hier ans dem Wort des Herrn, das da bleibet in Ewigkeit, hergeseht und dacgethan habe.

Nunmehro habe ich also den Begrisk des Meßias in Ansehung seiner Person, seines Amtes, und seiner Zeit gegeben, so wie ihn die göttliche Aussprüche gestellek haben. Unwiderleglich ists nun, daß der Juden ihr Meßias keineSwegeS der Meßias sey, auf welchen die Weißagungen vertrösteten; unwiderleglich isis, daß alles Warten auf einen noch künftigen vergebens; und es brauchts nur das neue Testament zu lesen, um zu sehen, wie an dem Jesu der Christen die Weißagungcn auf den Meßiaö aufs allergenaueste erfüllet worden. So fragt euch denn nicht länger, ihr Blinden: Kann aus Nazareth was gutes Herkommen? kommt und sehet. In den Tagen des Meßias war ein Mann in Israel, der von dem königlichen Hause Davids abstammete, aus Bethlehem gebürtig; er sagte, er sey der Meßias, und bewies es durch die kräftigste Wunder. Der Talmud selber bestätiget die Wahrheit, daß er Mirakel gethan. O wie werdet ihr entfliehen, die ihr den Propheten verschmähet, der in den

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Nahmen des Herrn gekommen, der in dem Nahmen des Herrn Wunder gethan, dessen Worte der Ausfall bestätiget hat! Bedenket nur: es wird geschehen, daß wer meine Worte, die er in meinem Nahmen reden wird, nicht hören will, von dem will ichs fordern.