Anmerkungen eines Officiers in R*ndsb*rg über die im Kopenhagener Magazin für patriotische Skribenten eingerückte Noten wieder den Kriegsstand in Dännemark.

Anmerkungen

eines

Officiers in R*ndsb*rg

über die im

Kopenhagener Magazin

für patriotische Skribenten eingerückte

Noten

wieder den

Kriegsstand

in Dännemark.

Kopenhagen, 1771.

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Diese Gedanken, welche hiemit dem Publico übergeben werden, sind eigentlich durch verschiedene, den Militair-Etat betreffende Schriften, veranlasset worden. Es ist durch dieselben, das mir seit 20 Jahren so empfindtlich gewesene Andenken eines gewissen fast nicht zu nennenden Wiederwillens, so der Civilstand gegen den Militair-Etat hier zu Lande heget, erneuert worden. Ich habe, meiner guten Absicht mich bewußt, es gewaget auch meine Gedanken frey und öffentlich an den Tag zu legen, um geschicktere zur Prüfung derselben aufzumuntern, und ich hoffe von allen Rechtschaffengesinnten um so mehr eine geneigte Aufnahme zu bekommen, da ich hiemit öffentlich gestehe, daß ich die zu einem Skribenten nöthige Requisita nicht besitze.

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Da ich Gelegenheit gehabt mich in andern Ländern aufzuhalten, und andern Potentaten zu dienen, wo ich gefunden, daß nicht allein die größte Einigkeit unter den Ständen geherrschet, sondern auch öfters erfahren, wie ein Stand dem andern hülfreiche Hand geleistet, und allen möglichen Vorschub gethan; so hat es mich desto mehr geschmerzet und befremdet, daß eben in meinem Vaterlande der Militairstand den andern ein Dorn im Auge ist. Daß dieses sich also verhält ist unläugbar, und kan nicht im Zweifel gezogen werden, der tägliche Umgang wird uns nicht allein hievon überzeugen können, sondern auch alle neulich herausgekommene Schriften und Blätter. Ja es dürfen nur einige zum Nutzen des Kriegwesens hinzielende Geschäfte jemand unter Händen kommen, so siehet er welche Hindernisse ihm in dem Wege geleget werden, und mit welchem Eifer man dagegen arbeitet.

Den wahren Grund hievon habe ich noch bis jetzt nicht einsehen können, denn einige geringe Muthmaffungen sind noch unzulänglich, daß sich zum Bew. ein junges Officierchen etwa gelegentlich Airs giebt, die eine Art von Ver-

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achtung gegen andern anzeigen können, oder dergleichen. Dieses sind Fehler, so der unerfahrnen Jugend in allen Ständen gleichsam angeboren sind, man trift sie auch bey dem größten Theil der hiesigen Jugend an, sie mag Civil oder Militair seyn. Das Glück, die bequeme und geruhige Lebensart, starke Besoldung, der grosse Aufwand der Militairpersonen ist gewiß nicht zu beneiden, so wenig als der ihnen beygelegte Rang; denn dieses ist nach Proportion derjenigen, über welche sie zu befehlen haben, eingerichtet; da wir hergegen bey den Civilstand Exempel genung aufzuweisen haben, wie an sich geringe Bedienungen mit grossen Rangspersonen besetzt sind. Ich glaube gerne es wissen auch die mehresten unserer Mitbürger nicht, warum sie solchen Widerwillen gegen uns gefaßt haben, denn es ist ihnen so angeerbt. Der

Haß solcher Personen, die dessen keinen andern Grund angeben können, als weil Vater und Mutter so gesinnet gewesen, wäre nun auch endlich wohl zu ertragen, und ihnen ihr Vorurtheil zu benehmen, eine eben so vergebliche Arbeit, als einen Kloß mit einen Scheermesser zerspalten zu wollen. Daß aber Leute, welche vernünftig denken wollen, und auch schriftlich

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zeigen, daß sie es können, dennoch diese angeerbte Antipathie (so muß ich es nennen) nicht verbergen können, und obgleich ihre eigene Vernunft dieses Vorurtheil bestreitet, es doch bey dem geringsten Affekt, worinn sie sich selbst vergessen, auf eine so bittere und merkliche Art hervor leuchten lassen, das muß ich gestehen, ist weit über meinen Begrif.

Ja, wie ferne Unterthanen berechtiget sind, ihrem souverainen Monarchen ungefoderte, ja gar mit vielen Vorwürfen begleitete Vorschläge zu thun, wozu er seine Einkünfte anzuwenden habe, und wie groß oder klein die Armee, so er zu erhalten für gut befindet, seyn soll, will ich hier ununtersucht lassen. Göttliche und natürliche Gesetze lehren uns unterthan zu seyn der Obrigkeit, die Gewalt über uns hat. Ich überlasse diese deren Dreistigkeit in Frechheit ausartet, einer gesetzmäßigen Beurtheilung, und rede nur mit denjenigen, die theils aus Irrthum, theils weil sie (wie jener, der glaubte sein Fähndrich hätte mehr Pflichten und Beschwerlichkeiten, als der Obriste) nicht recht von der Sache unterrichtet sind, so oben hin Urtheilen, und überhaupt mit denen, welche

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gestehen, daß sie Menschen sind, und aus Mangel an Einsicht, und nicht aus Bosheit, irren, habe ich es zu thun. Es nennet zum Exempel ein gewisser Autor, für den ich sonst viele Achtung habe, den Militair-Etat den zehrenden Theil des Staats, den der Bürger ernähren muß, der sonst ein reicher Mann wäre, wenn er diese Aussauger nicht hätte. Ich finde diesen Gedanken, wenn ich ihm seinen bittern Witz benehme, sehr unbedeutend. Denn es werden dem Könige, unter allerhand Arten von Benennungen, Abgaben von den Unterthanen, oder besser gesagt, von den Bürgern (wodurch ich alle diejenigen verstehe, so keine Besoldung vom Könige bekommen) entrichtet. Diese Abgaben müssen nach dem Verhältniß des Vortheils, so selber von diesem oder jenen Gewerbe hat, eingerichtet seyn; der König wendet dieses nach seinem Gutbefinden, wie er es nöthig oder nützlich findet, an, er hält wenige oder viele Bedienten, grössere oder kleinere Armeen, die er besoldet. Wo lassen nun diese Besoldete das Geld? bekömt nicht der Kauf- und Handwerksmann, das ist, der Bürger alles wieder? und wer, darf ich wohl sagen, ist bey extraordinairen Schatzungen am übelsten daran? Ohne alle Wiederrede der,

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so eine stehende Besoldung hat; er muß seine Schatzungen und Abgaben entrichten, und kan sich nirgends wieder erholen, da hingegen der Kauf- und Handwerksmann es auf seine Waare schlägt, so daß dieser gegen jenen doppelt leidet, zu gefchweigen, daß ein grosser Theil derjenigen, welche man Bürger nennet, lediglich allein von diesen so genannten zehrenden Theil des Staats zehret, und ein gewaltiges Wehklagen anfänget, wenn es nur einen geringen Theil dieser zehrenden nicht aus der Stadt, sondern nur aus seinen Häusern verlieren soll. Ich kan meinen Satz mit dem Exempel einer ganzen Stadt beweisen. Da die in Rendsburg garnisonirenden Regimenter kampirten, was wurden nicht von der Bürgerschaft für Gesuche und Memoriale, die mit den bittersten Klagen, daß sie nicht zu leben hätten, angefüllt waren, eingesandt, mit Bitte, die Garnison so bald möglich einrücken zu lassen. Ich überlasse dem Leser hieraus die Folgen selbst zu ziehen.

Da ich, wie schon gesagt, nur mit denjenigen rede, so mit allem Rechte eine Ansprache auf ein vernünftiges Denken machen; so erwehne ich hier vor allen andern der Noten, so zu dem

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zweyten Stück des im Magazin No. 30. 31. eingerückten Textes gemacht worden. Wir haben von dem oder denjenigen, so die im Magazin eingerückte Abhandlungen mit Noten beehret, schon manchen richtigen Gedanken erhalten, ihre Kritiken sind bisher nicht unbescheiden gewesen, so daß ich hoffen darf, sie werden die meinige mit eben der Bescheidenheit annehmen, welche ich bey dem Durchgehen der ihrigen beobachten, als auch hierunten immer mit ihren eigenen Worten anführen werde. In dieser ersten Note (1) übergehe ich die erstern aus des Au-

(1) Af Forfatterens Ord bør dog ey udtrækkes den Slutning: At Regenten indtil den 12te Februarii havde regieret under Blindsomheds Skyer; thi saadan Sats var vist da blant de urigtige. Men har Regenten under bemeldte Dato afkastet et Aag ved sin Indsigt, saa ere vi og altid forvissende, at han ey af Underfundighed fra en anden Side lader sig besvære med en ny Kunde, og belægge med et nyt Aag, som vist ville blive vanskeligere for ham i Eftertiden igien at afkaste, naar Nøden fordrede det, som vist snart ville skee. Forfatteren seer let, at Ordren af 12 Februarii grundes blant andet allene paa denne forudsatte rigtige Tanke, at de Personer, som i Ungdommen har været hindret fra at erkyndige sig i civile og juridiske Kundskaber, og ved et løst Levnet blevet til Bytte

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tors Worten gezogene Schlüsse, als nicht zu meinen Zweck gehörend. Nur diese gehören hieher, in wieferne nun der Soldat, der seine Zeit auf die Waffen wenden muß, in Ansehung seiner gründlichen Einsicht von jenen (so laut der Ordre von 12ten Februarii von Bedienungen ausgeschlossen sind) unterschieden sey, wollen wir in der Eil nicht festsetzen. Warum in der Eil, ich sehe nicht, daß sie jemand übertreiben oder hiezu nöthigen kan, oder schreiben sie für Geld? Da es überdem gänzlich mit der Einrichtung des Magazins streitet, so sollte wenigstens alles von ihnen mit der größten Ueberlegung, und gewiß mit mehrerer, als mit der sie die Note hingeschrieben, geschehen seyn, und nicht so in der Eil. Wem verstehen sie nun eigentlich unter dem Worte Soldat? Vermuthlich alles was Soldat heißt, insbesondere aber doch wohl den Oberofficier, als von dem

for Taabelighed, og maaskee for skadelig Tænkeorden, bør ey stædes Adgang til de Betieninger, som ere dem for vægtige. Hvorvidt nu Soldaten, som bør anvende sin Tid paa Vaaben, er i Henseende til sin grundige Indsigt forskiellig fra hine, veed vi ey just i en Hast at fastsætte; men nogen liden Forskiel er der rigtig.

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doch nur zu supponiren, daß ihm ein Amt dürfte anvertrauet werden, wozu eine besonders gründliche Einsicht und Wissenschaft erforderlich wäre. Was nun dis anbelanget, so ist, wie in allen Ständen, insbesondere in diesen allemal der Geschickteste der beste, der Fleiß so auf die Erziehung der Kadetten, als eigentlich zu diesem Stande bestimmten jungen Leuten gewendet wird, zeiget deutlich, wie weit diese von jenen, so nichts gelernet, unterschieden sind, es ist auch überdem nicht leicht zu supponiren, daß ein Officier ganz ohne alle Wissenschaften sey, und gesetzt, daß ein oder der andere nichts, als eine gute Auferziehung gehabt hätte, so hat er doch Müsse genung (ohne daß er nöthig hat, wie sie davor halten, seine ganze Zeit auf die Waffen zu wenden) sich mit verschiedenen nützlichen Wissenschaften bekannt zu machen, als worauf auch sehr bey den Regimentern gesehen wird.

Es würde auch dieses mehr geschehen, wenn sie einige Hofnung hätten, statt einer geringen Pension, ein Amt, welches sie ihrer Geschicklichkeit nach verwalten könten, zu bekommen. Sie halten dieses zwar in der zweyten

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Note 2) für eine öfters ausgekochte, und eben so oft über den Hausen geworfene, oder sich selbst über den Haufen werfende Sache, ja sie sehen es gar für wiedersprechend an: Soldat zu seyn, und eine andere Bedienung dabey zu haben. Ob dieses nun gleichwohl seyn könte, nach Beschaffenheit derselben, so verdrehen sie doch hier den Sinn des Autors, denn seine Meynung ist gar nicht gewesen, eine Civil- und Militairbedienung mit einander zu verknüpfen, lesen sie nur die folgenden Zeilen, so werden sie finden, er wünschet, daß das Loß, Bedienungen zu erhalten, eher solche Leute treffen mögte, die einige Jahre treu, beschwerlich und mit weniger Besoldung gedienet hätten. Sie haben also hier

2) Denne hundrede gange opkogte, og lige tit udstødte Sætning, hvis væsentlige Anomalia hidtil har stedse dæmpet dens Iverksættelse seer vi dog endnu engang her. Men skal det borgerlige Liv og Handlinger opløses ligesom Gordies Knude med et Sverd? skal Loven sættes i Afmagt og Taushed under Vaaben? og skal Embederne, Domstolene og Ordenen i Staten overlades til den meest hovedkuls farlige Ledighed, naar Soldaten skal rykke i Felten, og forlade den Post, som han hidtil havde beklædt? Vi veed ey om enten Statsmand eller Patriot skulde falde paa denne Opkogning tiere.

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wieder in der Eile hingeschrieben, und warum? Ich wolle gerne sagen, so wie an andern Orten, eines witzigen Einfals halber, aber auch den kan ich nicht darin finden, denn es hat noch wohl niemand, als sie selbst den Einfall gehabt, daß einer zu gleicher Zeit, eine wichtige Civilbedienung haben, und mit der Armee in das Feld rücken sollte. Ob aber nicht unter dem Militairstand, solche Subjecta zu finden gewesen, mit welchen die Bedienungen besser besetzet wären, als mit solchen, die laut der Ordre vom 12ten Februarii davon ausgeschlossen, will ich dem Publico zu beurtheilen überlassen.

Bey ihrer dritten Note kan ich mich warlich des Lachens nicht enthalten (3), nehmen sie es mir nicht übel, denn würden sie ein jedes zum Einrücken eingesandtes Blatt so mishandeln, so müßten sie Morgen aufhören, und wie Rabner

(3) At Landet hidtil aldeles ingen Nytte har havt af dem, som ey ere under Geværet, var vist en heroisk komisk Sætning; men dette veed vi, at vi har havt den Lykke, at ikke nogen Soldat qva Krigsmand har i Bataille siden 1720 tient Landet det mindste, og i Belegringen forsvarede jo Borgeren sig selv og Staden.

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Noten ohne Text machen. Was können sie doch in der Eile für Schlüsse machen. Der Autor sagt: Die besten Bedienungen waren an Leute gegeben, von denen der König keinen Nutzen gehabt hätte. Das übersetzen sie nun: Das Land hat von keinem einigen Nutzen gehabt, als von denen nicht unter Gewehr-gestanden. Sie müssen entweder weniger, oder mehr Dänisch verstehen, als ich, denn von allen dem finde ich kein Wort. Sie wissen gewiß, welche Leute der Autor meynet, aber sie wollen es nicht wissen, wie es scheint, es wäre also überflüßig, wenn ich sie auf die neueren politischen Schriftsteller unserer Zeit, die sich mit der Schubörste so artig amusiren, verweisen wollte. Viel lieber wollte ich ihnen rathen, den ersten den besten, der hier oder anderswo eine gute Bedienung hat, zu fragen, wer er vorher gewesen? Wenn er ihnen aufrichtig antwortet, werden sie finden, daß statt einiger braver und verdienter Männer, sie auch gar balde einen solchen antreffen werden, als der Autor hierunter verstehet, und wenn er diese Leute meynet, hat er da nicht mehr Recht, als wenn sie in der Folge behaupten: Es hätte kein Soldat seit 1720, als Kriegsmann dem Lande den mindesten Dienst gethan,

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weil seit der Zeit keine Bataille geliefert worden? Das Schlachtfeld wäre also der rechte Platz, den sie dem Soldaten anweisen, hier mag er ihrenthalben gerne dienen, denn im Felde haben sie keine Lust zu stehen, hinter der Mauer, das wäre noch wohl so ihre Sache, wo sie sich getrauten ihre Sache vertheidigen zu können, nicht wahr? Ich bin weit entfernet, jenen braven Vertheidigern der Hauptstadt, bey der fürchterlichen Belagerung der Schweden, das geringste, ihres mit Recht verdienten Ruhmes zu nehmen, ich will auch nicht eben eine neue Belagernng wünschen, um die Tapferkeit der jetztlebenden auf die Probe zu stellen, so wenig wie sie eine Bataille wünschen werden, um zu sehen, wie der Soldat darin seine Schuldigkeit beobachtet.

Ich dächte aber der wesentliche Dienst eines Soldaten wäre am wenigsten hierin zu suchen, und ob ich gleich verschiedene der größten Schlachten selbst mit beygewohnet, habe ich doch es niemahls davor angesehen. Und gesetzt, wir wollen auch eine Bataille als ein Meisterstück annehmen, so wird doch hiezu Uebung und Geschicklichkeit erfordert, und eben so wie ein Handwerker mehrere und wahrere Dienste leistet,

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wenn er die im gemeinen Leben nothwendige Sachen verarbeitet, als wenn er ein Meisterstück verfertiget; so dienet auch der Soldat dem Staat, auf eine viel bessere und würklichere Art, wenn er, die Ordnung und den Frieden eines Landes, von aussen und innen durch sein Daseyn erhält, als wenn er, in der äußersten Noth, sein Blut in der Schlacht vergiesset. Um mich eines ganz simpeln Gleichnisses zu bedienen, womit ich aber vielleicht mehr sage, als wenn ich ihnen, die Nothwendigkeit des Soldatenstandes, weitläuftig demonstrirte? haben sie eher keinen Nutzen von der Einzäunung ihres Gartens, oder von ihrer Hausthüre, als in dem Augenblick, da der Dieb übersteigen will, oder mit Gewaltthätigkeiten einzudringen sucht. Ich denke vielmehr, wenn er voraus weiß, daß alles bey ihnen wohl verwahret und befestiget ist, wird ihm dieser Gedanke nicht einmal einfallen.

Wo bleibt denn nun in der vierten Note (4) mit einmal die bisher zu weit getriebene Vergeltung der treuen Dienste ihrer Bediente?

(4) Men mon Armeen har tient dem, eller de har tient Armeen meest? Det første.

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Ist sie nun auf einmahl, da vom Kriegsstand die Rede war, verschwunden, oder haben sie diese Gedanken einem gewissen grossen Mann abgeborget? Pflichten erfordern Gegenpflichten, aber alles im gehörigen Verhältnisse und Maaß. Braucht der König meine Dienste nicht, so kan er mir freylich einen Abschied geben, und es ist billig und gerecht, daß ich eine Pension bekomme. So lange aber die Regel fest, ewig und unverändert stehet, daß treue Dienste eine Belohnung erfordern; so hat der Kriegsmann eben sowohl, ein gegründetes Recht auf die Gnade des Königes, als ein jeder anderer Unterthan. Daß er sie nicht mit zwanzig Bataillen verdient hat, ist nicht seine Schuld, wären diese zum Dienst des Vaterlandes nöthig gewesen, würde er auch das seinige dazu beygetragen haben. Genung, er ist es sich bewußt seine Pflichten erfüllt zu haben, so wie er auch, so bald ihm der König befehlen würde, aus dem Militair in Civilstand überzutreten, seiner Pflicht ein Genüge zu thun sich bestreben würde. Und was ist auch wohl dem Staat nützlicher, daß ein Mann, der Schwachheit oder Alters halben seine Dienste im Militairstand nicht gehörig mehr verrichten kan, statt dessen

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eine, seiner Fähigkeit gemäße Bedienung bekömmt, die er mit Bequemlichkeit abwarten kan, oder daß sie einem ungeschickten Müßiggänger, der sich dazu auf seine Untergebene verlassen muß, gegeben wird? Ich weiß nicht, ob ich ihnen etwas vom Diensteifer vorsagen darf, denn da sie glauben, daß Soldaten Verdienst bestehet nur darinn, Schlachten zu liefern, so werde ich ihnen wohl schwerlich hievon einen Begrif machen können, allein, gesetzt sie geben zu, daß er statt finden könne, so würde derselbe, eben durch die Hofnung einer solchen Belohnung, mehr angefeuert werden, als durch die Aussicht eines herannahenden Alters und Schwachheit, ohne Stütze und ohne Ruhe, die ihn nach seiner gegenwärtigen Bestimmung erwartet. Zu geschweigen, daß wenn ich es ihnen sagen darf, ein rechtschaffener Officier dienet nicht, um bloß gut leben zu können, sondern er wünschet nur so viel zu haben, als zu seinen Unterhalt unumgänglich erforderlich ist, um dienen zu können. Da wir nun hier von Diensten und Gegendiensten reden, giebt mir dieses Gelegenheit, eine Anmerkung zu machen, in wie ferne eine Militairperson, in allen Klassen, wenn sie mit einer Civilperson gleiche Geschicklichkeit hat, der letz-

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tern vorzuziehen seyn möchte. Wenn der Satz richtig ist: Wer gelernet har zu gehorchen, ist am geschicktesten zu befehlen, so bedarf es wohl keines weitern Beweises. So viel ist indessen gewiß, daß die, welche gewohnt sind, alle ihnen gegebene Befehle pünktlich zu erfüllen, auch weit genauer und accurater, in ihren Geschäften und Verrichtungen zu seyn pflegen, daß man sich weit mehr auf sie verlassen könne, daß sie das ihnen anvertraute Amt gehörig verwalten werden, als die, welche nichts gethan, als was sie zu thun vor gut befunden, stets ungebunden und frey nach ihrem eigenen Herzensdünken gelebet; wie angenehm und erfreulich auch immer dieser Zustand sonst seyn mag. So wenig man nun läugnen kan, daß Gehorsam, Accuratesse, eine pünktliche und schnelle Beobachtung der Sachen, vorzügliche Tugenden eines Mannes sind, der öffentliche Aemter verwaltet; so wenig, deucht mir, kan man auch in Abrede seyn, daß nicht, wenn der Fall von beyden Seiten gleich, der Vorzug auf der Seite der Militairperson ist. Mehr verlange ich nicht zu behaupten. Nichtswürdige und Unwissende giebt es in allen Ständen und Klassen, und die sind auch mit Recht von

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allen Vernünftigen und Rechtschaffenen verachtet, sie mögen nun vom Civil- oder Militairstande seyn.

Bevor ich mich mit ihnen wegen der fünften Note (5) einlasse, wünschete ich ihnen gewisse, edle Empfindungen einflössen zu können, die ihnen unbekannt zu seyn scheinen, und ohne welche wir uns, nicht so recht verstehen werden. Der Inhalt ihrer Anmerkung ist, wo ich nicht irre, folgende: Je grössere Grade der Grobheit, hartes Herzens und verhärteter Natur der Soldat hat, desto tapferer ist er, oder mit einem Worte, je gröber je besser. In welche Klasse von Geschöpfen sehen wir uns nun auf einmahl versetzt, und wie müßten wir uns nicht selbst Vorkommen, wenn man allgemein so von uns

(5) Men hvorvidt er Grovhed nødvendig for Soldaten i Bataillen? Den polerede polske Adelsmand veed vi næsten ey hvad Meriter han haver! - - og le petit Duc de Brandenbourg

(efter de Franskes Benævnelse) afviste temmelig kraftig og vist tappert de franske Soldater med alle deres polerede Complimenter i sidste Krig; til at dræbe, hvori Soldaten just skal have en Færdighed, behøves maaskee en heel Grad Grovhed og haart Hierte med en forhaardet Natur.

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dächte. Aber daß sie selbst nicht würklich so denken, schliesse ich daraus, weil ihre ganze Note zum Text nicht gehöret, sondern ich weiß nicht wie sie dazu gekommen ist. Allein es scheint, sie sind ein Liebhaber witziger Einfälle, und der Gedanke vom le petit Duc de Brandenbourg, und der polirten polnischen Edelleuten, war gar zu brillant, als daß sie ihn hätten vorbey lassen können. Nicht wahr? Ich, der ich aus Erfahrung weiß, wie schwer es hält solche Gedanken zu unterdrücken, wenn sie auch noch so ungelegen hervor brechen wollen, vergebe ihnen dis völlig, und hoffe eben dis von ihnen wiederum zu erhalten, wenn ich, um das Gegentheil zu beweisen, vielleicht nach ihren Urtheil zu weit gehen werde. Kein edleres, der Gottheit würdigers Schauspiel kan unter der Sonnen seyn, als wenn der Mensch sich über sich selbst erhebet, und doch Mensch bleibet, als wenn ein rechtschaffener und menschenfreundlicher Krieger mit männlichen und gesetzten Muth, und mit dem festen Vorsatz seine Pflichten, als Held und Christ, auf das genaueste zu erfüllen, seinen Feinden, oder vielmehr den Feinden des Vaterlandes entgegen tritt. Bey vielen andern Tugenden

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und Thaten kommen so viele Nebenumstände zusammen, daß sie den größten Theil des Werthes sich zueignen können, aber hier strahlt sie in ihrem hellesten Glanze, und erhebt sich gleichsam über sich selbst. Von der herzlichsten Menschenliebe befeuert, und von eben so heisser Begierde zu siegen, der Verachtung des Todes und der Gefahren entflammt, blutet sein Herze bey jedem Streiche den er führen muß, wehmüthig läßt er eine Thräne über den zu seinen Füssen liegenden Feind fallen, den er gerne als Freund umarmet hätte, und den er noch vom Tode zu retten eifrig bemühet ist, seine Leidenschaft verschliesset er im Busen, weil eine traurige Nothwendigkeit ihn dazu zwinget, und unwillig betritt er von neuen die Bahn der Ehre.

Verzeihen sie einer Hitze, die mich hinriß — — Glauben sie ja nicht, als

wenn ich nur von einigen wenigen Helden oder Officiers geredet, nein! ich habe manche unter den gemeinen Soldaten angetroffen, die eben so gedacht und gethan. Ich erinnere mich besonders mit inniger Freude, da mir einst das Commando aufgetragen war, die auf dem

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Schlachtfeld liegen geblieben Bleßirten unter das Dach zu bringen, wie eifrig der gemeine Mann, die ganze Nacht hindurch bemühet war, das Elend seiner Gefährten zu lindern, und aller ausgestandenen Beschwerlichkeiten und Strabatzen ohnerachtet, so erfindsam und geschäftig war, die Noth seiner Mitbrüder zu erleichtern, daß er oft seiner selbst dabey vergessen, aus Mattigkeit bey den andern hingefallen. Ich habe bey dieser sowohl, als bey vielen andern Gelegenheiten, niemahls gefunden, daß Grobheit, oder ein hartes Herze dem Soldaten nothwendig oder nützlich wäre, und diese bittern Vorwürfe treffen nur diejenigen mit Recht, die in Grausamkeiten und Un-Menschlichkeiten einen Ruhm suchen, und die Schande und Fluch ihres Standes sind. Ich wünsche, daß ihnen dieses einzige Exempel überzeugend genung seyn möge, sonst gestehe ich gerne, daß es Umstände geben könne, daß ein Soldat des Petit Duc de Brandenbourg sie hievon, ohne Feder und Dinte, besser überzeugen kan.

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Bey der folgenden sechsten Note (6) habe ich wenig oder nichts zu erinnern. Warum aber fetzen sie bey dem Worte Kriegsstand das Prädicat nützlich, und nicht bey dem Civilstand? (daß soll wohl so viel heißen, wenn er nach ihrem Begrif eingerichtet ist). Ich glaube sie ließen sich dieses Adjectivum, welches sie hier auf eine so feine Art eingeschaltet, nicht

(6) Vi kan fremvise hundrede Civile, som i det nærværende Anlæg har Sødskende ved Patrontasken, og ligesaa talrig en Mængde ved Patrontasken, som har Nærforvandte i Civilstanden. Og her skrev Forfatteren en paatalelig Urigtighed; thi før Had kan forsvinde, maa jo nødvendig antages: At det er til. Men vi tør vist forsikre ham, at den civile Stand er og saa vel dannet, at den ingenlunde hader en nyttig Krigsstand; og hader han den civile Stand, da maa han rødmes, endog i den øvrige Krigsstands Øyne. Thi vi ere vis paa, at den veed det er sin Pligt, ey at hade? nogen uden allene Landets Fiende; og Patrioten har her Lov at skrive: At om Forfatteren, som Krigsmand, hader indvortes Borgerne i Staten, han da eo ipso har fortient, at Landet dimitterede ham, som sin hidtil lønnede uværdige Tiener og Hader i Unaade. Men vi vil troe, at hans Tanke er maaskee bedre, end hans Pen er agtsom. Og det Publiqve vil vel nærmere driste hans Begreber.

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um viel Geld abkaufen. Ueberhaubt siehet man sie hier nur en Masque, und in dieser Gestalt mögen sie auch einen Richter vorstellen, nehmen sie aber die ab, so gilt auch eo ipso ihr Urtheil nicht. Was sie übrigens von dem Autor glauben, und was das Publicum von ihm sagen wird, kan mir und ihnen gleichgültig seyn denn ärger kan er wohl nicht gemißhandelt werden, als schon geschehen ist. Da er aber auch nicht viel hiervon gesagt, hätte er dieses lieber weglassen mögen.

Bey ihrer siebenten Note aber (7) nehme ich gleich im Anfang meinen Hut ab, und bin

(7) Har da den hidtil antagne hele Antal af Krigsfolk ikke bemøyet sig for at være habile og brave? saa har jo vi, som Borgere, lønnet dem, som Ufortiente. Vi veed derimod, at der og findes brave iblant Militaire; saa Forfatteren heri har ikke Ret. Og at jo en ønskelig talrig Mængde i den civile Stand denne Dag endog bemøyer sig, ja har hidtil bemøyet sig, for at blive brave Mænd, derom tør Forfatteren vel dog ey engang tvivle, da alt for talrig en Mængde Exempler bevidne ham det (*).

(*) Nehmen sie mir das nicht übel, daß ich ihrer

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ihr ganz gehorsamer Diener. Nein, mein Herr! da protestire ich feyerlichst gegen. Ich Habe wohl gehört, daß die Herren Hamburger ihre Stadtsoldaten usse Lüde nennen, aber mich bezahlt mein König, dem ich diene, und von ihm habe ich meine Bestallung, ihn erkenne ich vor meinen Herrn, und es ist auch wohl das beste, daß sie es ihm überlassen, aus welcher Kasse er das Geld nimmt, seine Armee zu unterhalten. Sie geben mir nun auch in verschiedenen Sachen Licht, denn ich habe es sonst nicht begreifen können, warum ich stets den Bauren auf der Landstrasse, aus dem Wege fahren muß, wenn ich mich anders nicht, in Handgreifliche Discourse mit ihm einlassen will; allein, nun merke ich wohl die Ursache. Er denkt, wie sie: Diesen Rothrock muß ich auch ernähren, dafür soll er ausweichen. Ich weiche auch gleich, und verzeihe ihm gerne diesen

Note noch eine Note beyfüge. Ich rathe ihnen, als ein Freund, machen sie sich etwas besser mit den orthographischen Distinctionszeichen bekant, oder lassen sie sich dieselben von einem andern beysetzen, sie machen ihre Leser oft ganz verwirrt damit, und sie laufen Gefahr, nicht recht verstanden zu werden.

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bäurischstolzen Gedanken. Bey alle dem aber bleibe ich doch noch im Lande. Wie würde ich mich aber heraus wickeln, wenn jeder fremde Schiffer, der seinen Zoll im Sunde entrichtet, mich zu Rede stellete, warum er mich lohnen müsse, da er doch gar keinen Nutzen von mir hätte? Müßte ich nicht antworten: Herr! ich bin eben da, damit er und andere wunderliche Köpfe, sich nicht weigern dem König zu geben, was des Königs ist? Für das hiebey folgende uns beygelegte Lob, obschon sie nicht

en ønskelig talrig Mængde brave

Mænd unter den Militairstand finden wollen, so verdienet doch die geringe Anzahl allen Dank, und sind wir ihnen um so vielmehr dafür verbunden, da wir, wo nicht von dem guten Herzen, woraus es geflossen, doch von der Billigkeit überzeugt sind. Ich wünsche von Herzen, daß alle und jede, so gegen die Militairpersonen gesinnet wären, wie ich gegen jeden meiner Mitmenschen, er befinde sich in welchen Stande er wolle, ich wünsche jeden von ganzen Herzen alles Gute, und ich muß es ihnen gestehen, es ist für mich keine grössere und auserlesener Freude, als Menschen, ohne Unterscheid des Standes, Geschlechts,

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oder Ranges glücklich zu sehen, die einzige wahre und unvergällte Freude dieses Lebens! Nach dieser Erklärung werden sie es mir verzeihen, wenn ich mich sollte geirret haben, da ich glaube, Text und Noten haben einen Autor, und das erste ist geschrieben Um das letzte anzubringen. Ich sehe sonst gar nicht ein, was der Autor mit seinem angenommenen philosophischmoralischen Styl will. Bessere Besoldung, fängt er an, soll der Soldat nicht haben. Wer hat denn welche verlangt? Der Soldat ist hier so gut besoldet, wie in einem Lande, aber dadurch daß sie die Seele des gemeinen Mannes mit Ehre und Hofnung speisen, wird sein Leib wenig Stärke bekommen, und in seinem schlechten Quartier bey diesen theuren Zeiten gewaltig Noth leiden, wenn er allein hievon zehren sollte. Daß er nicht von seinen Traktementen verzürtelt und üppig wird, davor stehe ich ihnen, denn es ist wohl gewiß, daß der Soldat gut genung besoldet wird, daß aber die Theurung und nicht der wenige Sold ihn darben läßt. Ob und in wie ferne hierinn eine Aenderung getroffen werden kan, überlassen wir den vortreflichen Einsichten unsers Regenten, dessen scharfsichtiges Auge das Wohl

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und Glück der übrigen Stände, und also auch unsers nicht übersehen werden. Mit dem Gehalt der Officiers hat es eben die Bewandniß. Könnte ein Mittel ausfündig gemacht werden, den Officier mitlerer Klasse, das ist den Kapitain, auf bessern Fnß zu setzen, wäre es sehr zu wünschen. Es ist diese Charge als der Ruhepunkt der militairischen oekonomischen Wirthschaft anzusehen. Der Subaltern-Officier hat entweder von seinen Eltern oder Angehörigen etwas zuzusetzen, und so wird er deren Beyhülfe anwenden; denn er denkt, wenn er eine Compagnie erhält, kan er ohnehin leben; oder er hat es nicht, und es nöthigen ihn auch bey der genauesten Wirthschaft, theure Zeiten, Ünglücksfalle, oder Familienumstände Schulden zu machen, so host er dieselben bey Empfang einer Compagnie wieder bezahlen zu können; bekömmt er dieselbe, deren Unternehmung ohnehin mehrentheils Geld erfordert, was wird er nun, besonders wenn er Familie hat, mit ohngefehr 400 Reichsthaler ausrichten können? Von der Compagnie, das ist des Kapitainsgage, soll dasjenige ersparet werden, was den etwanigen ferneren Avancement zu Bestreitung der Unkosten und Equipirung muß angewandt wer-

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den. Wollte ich allein für Militairpersonen schreiben, würde ich mich weitläuftiger darüber heraus lassen, und erklären können. Zu meinem Zwecke habe ich unterdessen dieses wenige genung zu seyn erachtet, um zu beweisen, daß nemlich eine Militairperson nicht ein so beneidenswürdiger Gegenstand sey, als man sich es oft vorzustellen pflegt, noch das jemand ihm mit Recht seine oekonomische Glücksumstände mißgönnen könne.