Brorson, Hans Adolph Mindedigt om Johann Herrmann Schrader

Mindedigt om Johann Herrmann Schrader
1737

Beliebtes Tondern! hat des Höchsten Hand erlaubet,

Dasz dir der theure Mann so frühe wird beraubet?

Dein SCHRADER, deine Lust, das grosse Kirchen-Licht,

Ist Er so früh dahin? Ach! ich begreif es nicht.

Was mag der liebe GOtt mit dir im Sinne haben,

Du findest nicht so leicht, was du anjetzt begraben.

Dasz solche sterben, mag wohl ein Geheimnisz seyn,

Doch, wer es recht bedenckt, der siehets etwas ein.

Betrübtes Tondern! ist dein güldner Mund verschlossen?

Der dich so fleiszig hat mit Himmels-Thau begossen,

Der dich mit Manna hat im Ueberflusz vermehrt,

Und Seine Kräfte, dich zu stärcken, gantz verzehrt.

Sag an, geehrte Stadt, wie kanst du das verdauen,

Nicht deinen SCHRADER auf der Cantzel mehr zu schauen?

Ich dencke tausendmal an Tondern, wie dabey,

O allerliebste Stadt, dir doch zu muthe sey.

Ich sage nicht zu viel von deinen grossen Gaben,

Dadurch dich GOtt bis an den Himmel hat erhaben,

O! hat er dir nicht viel durch diesen Mann geschenckt?

O herbes Wort! nun wird Er in das Grab versenckt.

Sein Vortrag brach hervor wie ein Christall gantz helle,

Mit grossem Ueberflusz aus unerschöpfter Quelle,

So offt Herr SCHRADER auf der Cantzel trat herfür,

So flosz ein gantzer Strohm der Lehre aus zu dir.

Er theilte reichlich aus zu ungemeinem Seegen,

Was von Erfahrung Er gehabt in GOttes Wegen,

Worin dein SCHRADER es gewiszlich hoch gebracht,

Wie das bey denen, die Ihn kannten, ausgemacht,

Er grif die Hertzen an, und machte alles rege,

Er zeigte Sonnen-klar die finstre Höllen-Wege,

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Drang mit dem Worte in dein innerstes hinein,
Und deckte gründlich auf, was Kraft und was nur Schein.
Wahr ist es: Einer kann und musz nicht alles haben,
Nach dem es theilet aus die Quelle aller Gaben,
Doch hat Er gantz gewisz ein grosses Maasz gehabt,
Er war, und du an Ihm, mein Tondern, hochbegabt.
Er zeigte: Wie die Welt im Grunde sey verdorben,
Er zeigte, was uns ist durch CHristi Blut erworben,
Wie die Gerechtigkeit des Glaubens alles sey,
Doch, dasz sie nirgends, wo des Lebens nicht dabey.
Die grosse Seligkeit, mit GOtt vereinigt werden,
Der süsse Gnaden-Stand, das Himmelreich auf Erden,
Da drang Er immer auf, und zeigte, wie verflucht
Die arme Seele sey, die dieses nicht gesucht.
Er straffte ohne Scheu, was straffbar war verhanden,
Als wenn Er wäre in des Himmels-Thür gestanden,
Sein Hertz war ungescheut, doch das Gewissen zart,
Und das ist dir ein Bild von Seiner Lebens-Art.
Mein Kiel der nicht gewohnt auf solche Art zu dichten,
Es andern überläst, Sein Grabschrifft aufzurichten
So, wie Er recht vor GOtt und Menschen ausgesehn,
Denn wird die Redlichkeit uns recht vor Augen stehn.
Wenn wird es immerhin uns in Gedancken schweben,
Wie man doch kämpfen soli nach jenem Freuden Leben,
Im Glauben munter seyn, gewaffnet Tag und Nacht,
Bis dasz die kurtze Zeit gottselig zugebracht.
Das war es auch, warum Herr SCHRADER hier geschwitzet,
Und Sein entbrandter Geist gedonnert und geblitzet,
Ej suchet, suchet doch in dieser kurtzen Frist
Was oben ewig-süsz und unvergänglich ist.
Das nim bey seinem Grab mein Tondern mit zur Beute,
Wie oft Er in dich drang mit Seinem heute! heute!
Schaf eilig, was noch vor dem Tode musz geschehn,

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So wirst du wohl geschickt bey Seinem Grabe stehn.
Die Seele, die den Schmertz vor allen musz empfinden,
Das hochbetrübte Hertz wird JEsus selbst verbinden,
Dergleichen Prüfung giebt den seligsten Versuch,
Dasz, wer nur JEsum hat, der hat an Ihm genug.
Man wage es getrost auf Seine grosse Gnade,
Es kan nicht möglich seyn, und wäre immer Schade,
Wenn GOtt nicht könnte mehr erfreuen, als die Welt
Die Seele drücken kan, so wär es schlecht bestellt.
Ach nein! was JEsus ist, und was Er hat verheissen,
Das wird er auch an Ihr in grosser Kraft beweisen,
Denn, was Sie suchet, ist die süsse Seelen-Ruh,
Was GOtt an Ihr gethan, ist auch der Weg dazu.
Mein Tondern lebe wohl, und lasz dir dieses Scheiden
Der gantzen grossen Welt ihr Eitelkeit verleiden,
Der Heiland mache dich in seiner Gnade grosz,
Und sammle uns zuletzt in seinem Himmels-Schoosz.

Aus zurückgebliebener Begierde gegen

DEN WOHLSELIGEN

und zur Bezeugung brüderlicher Gemeinschaft

vorgestellet von

HANS ADOLPH BRORSON

Stifft-Probst zu Ripen.

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Allerunderdanigste Hiertens Lyk-Ønskning til Deres Kongelig Majestæter Majestæter, Den Stormægtigste MONARCH og Allernaadigste Arve-Konge og Herre