Brorson, Hans Adolph Uddrag fra Mindedigt om Johann Herrmann Schrader

Drang mit dem Worte in dein innerstes hinein,
Und deckte gründlich auf, was Kraft und was nur Schein.
Wahr ist es: Einer kann und musz nicht alles haben,
Nach dem es theilet aus die Quelle aller Gaben,
Doch hat Er gantz gewisz ein grosses Maasz gehabt,
Er war, und du an Ihm, mein Tondern, hochbegabt.
Er zeigte: Wie die Welt im Grunde sey verdorben,
Er zeigte, was uns ist durch CHristi Blut erworben,
Wie die Gerechtigkeit des Glaubens alles sey,
Doch, dasz sie nirgends, wo des Lebens nicht dabey.
Die grosse Seligkeit, mit GOtt vereinigt werden,
Der süsse Gnaden-Stand, das Himmelreich auf Erden,
Da drang Er immer auf, und zeigte, wie verflucht
Die arme Seele sey, die dieses nicht gesucht.
Er straffte ohne Scheu, was straffbar war verhanden,
Als wenn Er wäre in des Himmels-Thür gestanden,
Sein Hertz war ungescheut, doch das Gewissen zart,
Und das ist dir ein Bild von Seiner Lebens-Art.
Mein Kiel der nicht gewohnt auf solche Art zu dichten,
Es andern überläst, Sein Grabschrifft aufzurichten
So, wie Er recht vor GOtt und Menschen ausgesehn,
Denn wird die Redlichkeit uns recht vor Augen stehn.
Wenn wird es immerhin uns in Gedancken schweben,
Wie man doch kämpfen soli nach jenem Freuden Leben,
Im Glauben munter seyn, gewaffnet Tag und Nacht,
Bis dasz die kurtze Zeit gottselig zugebracht.
Das war es auch, warum Herr SCHRADER hier geschwitzet,
Und Sein entbrandter Geist gedonnert und geblitzet,
Ej suchet, suchet doch in dieser kurtzen Frist
Was oben ewig-süsz und unvergänglich ist.
Das nim bey seinem Grab mein Tondern mit zur Beute,
Wie oft Er in dich drang mit Seinem heute! heute!
Schaf eilig, was noch vor dem Tode musz geschehn,